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Hat der Ex-Wirecard-Manager in Russland belastendes Material über Olaf Scholz?

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Kommentar

Olaf Scholz sah immer schlecht aus in der Cum-Ex-Affäre. Ganz bestimmte Mängel bei der Überwachung von Bankgeschäften machte es möglich, dass Personen Steuern erstattet bekamen, die sie nie gezahlt hatten.

So besteht der Verdacht, dass die Privatbank M.M. Warburg & Co. ihre Steuerschulden in Höhe von 170 Millionen Euro zunächst nicht zurückzahlen musste wegen Scholz. Er traf sich mehrfach mit dem Chef der Warburg-Bank, Christian Olearius, aber beteuert dass es dabei nicht um dieses Thema ging. Er verhedderte sich in Widersprüche. Was wäre, wenn Russland an heikle Informationen dazu gelangt ist? Das gilt auch für den Wirecard-Skandal, bei dem der Hauptverantwortliche Marsalek ausgerechnet nach Russland geflüchtet war.

Wirecard

Scholz gilt bei der CDU als der politisch Verantwortliche für die 30 Milliarden € Schaden. Jahrelang hatte sich Scholz‘ Finanzministerium für den Konzern Wirecard eingesetzt obwohl jener die tollen Umsätze und Assets nur vortäuschte. Das Bundesfinanzministerium verweigerte die Auflistung von Kontakten des Ex-Finanzministers mit Lobbyisten der Finanzwirtschaft.

Der Wirecard-Skandal war eine der größeren Blamagen für Deutschland in den vergangenen Jahren: Anstatt weltweit mithalten zu können als ernsthafter Player in der neuen digitalen Dienstleister-Wirtschaft, stellte sich der Laden als Bude von Blendern heraus, die sich von Steve Jobs abguckten, wie man einen Turtleneck-Pullover trägt und auf der Bühne vor Investoren hochtrabende Pläne darlegt. Facebook winkte ab, als Kooperationsangebote kamen. Die Russen winkten ab, als die Revolution des russischen öffentlichen Nahverkehrs versprochen wurde. Im mittleren Osten winkte man ebenfalls ab. Selbst vor besser informierten Funktionären von Wirecard wurde verborgen, mit was man eigentlich das angebliche Geld verdiente, das die Bilanzen und den Aktienkurs aufhübschte zu einer anhaltenden Sensations-Story. Irgendwas in Asien, hieß es nur. Immer wieder drohte der Schwindel zu platzen, aber man konnte die Kritik abschmettern als die Versuche einzelner Investoren, des Kurs künstlich nach unten zu treiben. Dann war klar, dass 2 Milliarden an Assets gar nicht existierten. Jede individuelle Blenderei diente dazu, andere potenzielle Kunden und Investoren zu blenden.

Jan Marsalek war jedoch rechtzeitig verschwunden. Die BILD behauptet, er sei in Moskau geparkt vom russischen Geheimdienst, und irgendwie scheinen die Russen ihn der deutschen Justiz anzubieten wie eine Sammelkarte im Tausch für….eine andere Sammelkarte?

Die deutsche Justiz habe laut „Bild“ ein Rechtshilfeersuchen an die russische Regierung gestellt. Der FSB möge ihn doch bitte verhaften und ihn an Deutschland ausliefern. Der Bundesnachrichtendienst (BND) und das Bundeskanzleramt sollen bereits letztes Jahr von seinem Aufenthaltsort gewusst haben. Wieso macht die BILD nun dieses Fass gerade jetzt auf? Um der SPD-Regierung zu schaden? Wo doch unter Merkel das Wirecard-Fiasko geschah? Was für Peinlichkeiten kennen Marsalek und der russische Geheimdienst? Soll es etwa ein Tauschgeschäft geben? Warum sollten die Russen ihn verschenken, sofern sie ihn tatsächlich haben?

Laut „Bild“ sollen die Münchner Ermittler nicht eingeweiht worden sein. Erst am vergangenen Dienstag seien zwei Münchner Staatsanwälte nach Berlin gereist, um in der BND-Zentrale die geheimen Marsalek-Akten einzusehen. Die Russen hätten angeboten, dass die deutschen Ermittler Marsalek verhören. Hätte er die Aussage verweigert, oder einfach nur seine ehemaligen Wirecard-Mitstreiter belastet, wäre der Nutzen gering ausgefallen.

2021 hatte die deutsche Botschaft in Moskau laut „Bild“ Gerüchte gehört, laut denen Marsalek mutmaßlich mit dem Impfstoff Sputnik handelte und sich mit einer Söldnertruppe abgab. Wer will denn ernsthaft mit Marsalek normale Geschäfte betreiben? Will ihn jemand im Turtleneck-Pullover sehen bei einer Business-Präsentation?

Jörn Leogrande war der PR-Blender bei dem Laden Wirecard und schrieb das Buch „Bad Company“ (Penguin Verlag) über die Geschichte, wie eine belanglose „Bumsbude“ aus München, die mit Fake-Online-Blumenshops Zahlungen versteckte für Pornos und Online-Glücksspiel, zum DAX-Konzern aufstieg, ohne auch nur irgendein nennenswertes Produkt zu haben oder irgendein Alleinstellungsmerkmal. Man hatte nichts außer Powerpoint-Folien, PR-Satzbausteine und Presseerklärungen, laut denen man ein Transaktionsvolumen von 800 Milliarden Euro erreichen und klassische Banken aussterben lassen wird wie die Dinosaurier.

Das große Märchen, das an Aktionäre vermarktet wurde, besagte dass Jan Marsalek der nächste Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg sei und dass endlich einmal ein deutscher Konzern im Tech-Bereich auf globaler Ebene im Club der Großen (Google, Facebook usw.) mitspielen kann. Es ist ja längst ein Meme geworden, dass jede narzisstische Nulpe mit CEO-Titel und Turtleneck-Pulli meint, der nächste Jeff Bezos zu sein. Um ein Visionär zu sein, ein corporate god, müsse man sich nur aufführen wie ein Guru, große Fantasien schwingen und dann seine Belegschaft antreiben, um diese Träume wahr werden zu lassen. Nun ist es aber so, dass gigantische US-Konzerne sich häufig aus einer engen familiär vernetzten Oberschicht heraus entwickeln, und sogar einen heimlichen militärischen oder geheimdienstlichen Hintergrund aufweisen. Deshalb sind solche US-Konzerne trotz mancher Verrücktheiten einfach gut organisiert, liefern Produkte die sie versprechen und haben einen konkreten Nutzen für das angloamerikanische Empire.

Wirecard hingegen war auch dann noch eine Bumsbude, als die Firma schon am DAX gelistet war und den Aktionären suggerierte, sie sollen schon mal einen Lamborghini ordern und sich nach einem Ferienwohnsitz auf den Kanaren umsehen.

Richtige Tech-Konzerne hatten Führungsfiguren mit Top-Abschlüsse von Harvard oder dem MIT. Die konnten überblicken, was ihre Belegschaft denn eigentlich entwickeln sollte. Marsalek von Wirecard hatte nicht mal Abitur, keine relevante Bildung im Programmieren und bekam seine Anstellung in der Frühzeit der Firma nur, weil er vorgab, sich mit dem Wireless Application Protocol (WAP) auszukennen und verbrannte dann schlappe 2 Millionen Euro, was Wirecard fast gekillt hätte.

Das einzige, was bei Wirecard über längere Zeit reibungslos lief, waren Zahlunsgabwicklungen für Pornoseiten, Online-Glücksspiel das in den USA weitgehend verboten war, und der „Subprime“-Markt, also Zahlungsdienstleistungen im Internet für zahlungsschwache Kunden, die unbedingt 29,95$ zahlen wollten für eine Pornoseite, aber von keiner Bank eine VISA oder Mastercard bekommen hätten. Das waren noch die Zeiten, als Leute für Pornos bezahlten. Dieser ganze Geschäftsbereich wäre also für Wirecard ohnehin kollabiert. Und dann kamen noch die amerikanischen Staatsanwaltschaften und das FBI, um Online-Casinos dicht zu machen.

2008 postete ein Blogger, der so ziemlich die einzige Person war, der die öffentlichen Bilanzberichte von Wirecard wirklich mal komplett durchgelesen hatte, unter Pseudonym eine Reihe an Vorwürfen, über eine mutmaßlich grotesk frisierte Buchhaltung. Schlimmer noch: Auf der Hauptversammlung der Wirecard AG im selben Jahr spricht jemand von dem Verein „Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger“ (SDK) am Podium und spricht dabei Punkte an, die schon der anonyme Blogger zuvor ins Netz gestellt hatte. Die SDK-Manager Markus Straub und Tobias Bosler brachten diese Kritik auch in ihren Börsen-Infobriefen. Die Wirecard-Aktie bricht um über 20% ein, etwas später nochmal um 40%. Wirecard verklagte die SDK und die Finanzaufsicht Bafin sollte prüfen, ob es sich bei den Vorwürfen um eine orchestrierte Kampagne handelte, bei der jemand sich bereichern wollte, indem derjenige auf den Fall der Aktie gewettet hatte (sogenanntes Shortselling). Jan Marsalek himself will in Erfahrung gebracht haben, dass Bosler und Straub von der SDK in London mit einem risikoreichen Hebel von 20 auf den Fall der Wirecard-Aktie gesetzt hätten. Angeblich sollen die SDK-Vorstände einen Millionengewinn eingestrichen haben. Die negative Presse über das Shortselling bot dann für Wirecard die perfekte Gelegenheit, um von der eigenen funky Buchhaltung abzulenken.

Bosler und Straub hätten sich angeblich bereichert und auch noch ihren Ruf als Beschützer von Aktionären gefestigt. Einige Anleger, deren Wirecard-Aktien im Kurs gefallen sind, hassen die SDK. Straub tritt 2008 noch von seinem Posten bei der SDK zurück. Eigentlich wollte der das „Schwarzbuch Börse“ schreiben. 2012 landen Straub und sein Kollege Bosler dann in Haft. Nicht einfach nur wegen der Wirecard-Sache, sondern weil diese beiden „Beschützer von Kapitalanlegern“ eine ganze Reihe an Kapitalanlegern betrogen hatten. Bosler gönnte sich eine 20-Meter-Yacht, hieß es bei der Süddeutschen Zeitung. Der Trick funktionierte so: Man deckte sich mit billigen Aktien von jungen Schrott-Unternehmen ein, und dann jubelte man diese Firmen in der Presse hoch, damit möglichst viele Anleger die Aktie kaufen und damit den Kurs hochtreiben. Die Schlaumeier verkauften dann ihre Aktien mit Gewinn und dann krachte der Kurs in sich zusammen, weil die Firmen hinter den Aktien nicht viel taugten. Dieser Scam lief in Dauerschleife und irgendwann begannen die Behörden zu ermitteln, denn die Sache hatte sich hochgeschaukelt zu dem größten mutmaßlichen organisierten Aktienbetrug in Deutschland. Diese Schrott-Aktien wurden u.a. beworben in einem der größten deutschen Finanz-Magazine von einem freien Mitarbeiter, der nach dem Skandal umsattelte auf das Geschäft eines Online-Verschwörungs-Influencers. Er lebt nun im Ausland und zwar in einem Land, das kein Auslieferungsabkommen mit Deutschland hat. Er kannte Bosler und Straub seit geraumer Weile.

Wirecard erholt sich dank Bosler und Straub von den eigenen Skandalen. Die bösen Shortseller hätten Wirecard einfach unfair attackiert. Wirecard floppt bei großen neuen Projekt-Ideen in Russland mit dem anvisierten Partner Megafon. Vier Jahre lang ackerte man an einer geplanten Tech-Demonstration im irischen Dublin nahe der Facebook-Zentrale, weil man unbedingt Mark Zuckerberg beeindrucken und von einer Kooperation überzeugen wollte. Im letzten Moment fragte die Wirecard-Führung, ob man das, was für Android programmiert wurde, nicht einfach auch auf Apples iPhones laufen lassen könnte, weil das cooler ist. Sicher. Man müsste dazu einfach noch mal alles von vorne anfangen. Zu der Demonstration in Dublin kam es dann nie.

Und so ging das in Serie. Entweder es hagelte Absagen, oder man stümperte herum, ohne nennenswert Geld zu verdienen, aber die verkündeten Bilanzwunder erweckten den Eindruck, man sei das neue Microsoft. Womit verdienen wir eigentlich unser Geld? Naja, mit irgendwas in Asien.

Dummerweise kommen immer mehr Enthüllungs-Storys in der Presse, die sich nicht dauerhaft mehr wegdrücken lassen mit Presseerklärungen über fiese Shortseller. Inzwischen gibt es Whistleblower und Dokumente, die bei großen Zeitungen landen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG legt einen Bericht vor, in dem es heißt, dass die wichtigsten Treiber für Umsatz bei Wirecard nicht nachweisbar vorhanden seien. Auch EY meint, man könne Konten mit angeblich 1,9 Milliarden Euro drauf in den Philippinen nicht verifizieren. Marsalek flüchtet, die Wirecard-Titanic sinkt endgültig.

Das Buch „Bad Company“ von Jörn Leogrande ist feinste corporate comedy und sehr lehrreich obendrauf. In jeder Branche gibt es solche Scam Artists und es ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, so etwas möglichst schnell zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Ich selbst habe aus nächster Nähe schon vor über 10 Jahren gesehen, dass der Bereich „alternative Medien“ dominiert wird von Verrückten und Kriminellen, die dem Publikum (i.e. den Investoren) vorgaukeln, dass die ganz großen Dinger gedreht werden und dass sie die Erfüllung der größten Träume möglich machen können.

Und genauso wie bei alternativen Medien immer wieder Geheimdienste im Hintergrund mitmischen, finden sich auch bei Marsalek und Wirecard ein Haufen Verdachtsmomente, auf die in dem Buch „Bad Company“ nicht eingegangen wird. Marsalek sei zu blöd gewesen für Verschwörungen abseits seiner Bilanzbuchhaltung und ihm fehle einfach die Konzentration, um sich länger als zwei Minuten auf eine Sache zu fokussieren.

Der deutsche Generalbundesanwalt (GBA) untersucht nach Angaben des deutschen Bundesjustizministeriums Anhaltspunkte dafür, „dass der österreichische Staatsangehörige Jan Marsalek von einem Mitarbeiter des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) als Vertrauensperson geführt wurde.“ Im Januar 2021 wurden in diesem Zusammenhang zwei BVT-Mitarbeiter und der ehemalige FPÖ-Nationalratsabgeordnete Thomas Schellenbacher verhaftet. Im 3. Untersuchungsausschuss der 19. Wahlperiode des Deutschen Bundestages soll es auch um die Frage gehen, ob Marsalek Kontakte zum früheren Geheimdienstkoordinator Klaus-Dieter Fritsche hatte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Marsalek

Zuletzt gesehen wurde er in Wien, wo er sich kurz vor dem Abflug von einem Privatflugplatz in einem italienischen Speiselokal mit einem früheren Mitarbeiter des österreichischen Verfassungsschutzes traf. Das Handelsblatt berichtete unter Berufung auf Unternehmer-, Justiz- und Diplomatenkreise, dass Marsalek auf einem Anwesen westlich von Moskau unter Aufsicht des russischen Militärgeheimdienstes untergebracht sei.

AlexBenesch
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