Kommentar
Das WallStreetJournal veröffentlich am zweiten Weihnachtstag einen Exklusivbericht darüber, wie die Biden-Administration möglicherweise die Geheimdienste ausbremste, als es um die Frage ging, wie wahrscheinlich das Virus SARS-Cov-2 aus einem chinesischen Labor entkommen war.
Bislang wurde in den Medien und der Politik oft der Eindruck erweckt, die Democrats hätten die Pandemie sehr ernst genommen, während Republicans als Ablenkungsmanöver über einen Labor-Ursprung faselten. Präsident Trump hoffte offensichtlich auf eine schnelle Verfügbarkeit des Impfstoffs und darauf, mit möglichst wenig Restriktionen seine Beliebtheit zu steigern; ein Pokerspiel das nicht wirklich aufging. Die Democrats ab 2020 konnten sich auf die Impfungen verlassen, schützten aber anscheinend China, das Land das mit der geringst-möglichen Transparenz arbeitete.
Das WSJ erzählt unter Berufung auf hochrangige Quellen, wie der Experte Jason Bannan im August 2021 vom FBI-Hauptquartier zum Weißen Haus kommen sollte. Er sollte für das FBI auf Abruf erscheinen, um an einem Briefing des Präsidenten mit hochrangigen Geheimdiensten teilzunehmen. Aber man entschied sich dafür, ihn nicht abzurufen.
Präsident Biden hatte eine dringende Bewertung durch die US-Geheimdienste und nationalen Labors angeordnet, um festzustellen, ob das Virus auf natürlichem Wege entstanden war oder nicht.
Avril Haines, die Direktorin der nationalen Geheimdienste, und einige ihrer leitenden Analysten unterrichteten Biden am 24. August. Der National Intelligence Council war nur mit „geringer Sicherheit“ zu dem Schluss gekommen, dass Covid-19 natürlich entstanden sei. Vier Geheimdienste waren ebenfalls dieser Meinung. Das FBI war zu der Zeit die einzige Behörde, die zu dem Schluss kam, dass ein Laborleck wahrscheinlicher sei, eine Einschätzung mit „mäßiger Sicherheit“. Aber weder Bannan noch andere FBI-Beamte durften bei der Besprechung anwesend sein.
Eine Untersuchung des Wall Street Journal zeigt jedoch, dass die Meinungsverschiedenheiten unter den Geheimdienstexperten darüber, was in den Bericht aufgenommen werden sollte, tiefer gingen, als öffentlich bekannt ist.
Drei Wissenschaftler des National Center for Medical Intelligence, das zur Defense Intelligence Agency des Pentagon gehört, führten eine wissenschaftliche Studie durch, die zu dem Schluss kam, dass Covid-19 in einem riskanten Forschungsprojekt in einem Labor manipuliert wurde. Diese Analyse stand jedoch im Widerspruch zur Einschätzung ihrer Mutterbehörde, der Defense Intelligence Agency, und wurde nicht in den Biden vorgelegten Bericht aufgenommen.
Das Büro des Generalinspektors der DIA leitete eine Untersuchung ein, um herauszufinden, ob die Einschätzung der Wissenschaftler falsch gehandhabt oder unterdrückt wurde, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Im Februar 2020 setzten zwei Dutzend Wissenschaftler ihren Namen unter eine groteske Erklärung in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet, in der sie die Hypothese des Laborlecks als Verschwörungstheorie bezeichneten. Einer der Autoren war bekanntermaßen Peter Daszak von der EcoHealth Alliance, die intensiv mit dem Wuhan-Institut bei der Coronavirus-Forschung zusammengearbeitet hat.
Ralph Baric, Professor an der University of North Carolina, der zusammen mit Shi Zhengli, der führenden Expertin des Wuhan-Instituts Pionierarbeit zu Coronaviren geleistet hatte, erklärte dem Kongress Anfang des Jahres, dass in Wuhan die Sicherheitsvorkehrungen nicht ausreichend und die Transparenz nicht gewährleistet waren.
Auch Experten des National Bioforensic Analysis Center in Fort Detrick, Maryland, waren skeptisch. Einer davon war Bannan, der einen Doktortitel von der University of Arizona hatte. Das FBI verfolgte die Labortheorie bereits, aber Adrienne Keen, eine Staatsanwältin und Beamtin des Außenministeriums, die als Beraterin für die WHO tätig war, plädierte dafür, von einem natürlichen Ursprung der Pandemie auszugehen.
FBI-Experten argumentierten, dass eine Dissertation von Yu Ping, einem jungen Wissenschaftler am Wuhan Institute of Virology, darauf hindeute, dass der für die Pandemie verantwortliche Coronavirus-Typ in der bergigen Provinz Yunnan im Westen Chinas heimisch sei und nicht in der Provinz Hubei, wo die Stadt Wuhan liegt, gefunden wurde. Wenn Covid-19 auf natürliche Weise übertragen worden wäre, hätten frühe Fälle auch in dem riesigen Gebiet zwischen Yunnan und Wuhan entdeckt werden müssen. In dieser Region mit Hunderten Millionen Einwohnern gibt es Tausende von Märkten für lebende Tiere.
Doch Keen blockte ab und verwies darauf, die Chinesen hätten kein wirksames Überwachungsnetzwerk, um solche Ausbrüche in ländlichen Gebieten aufzudecken.
Gleichzeitig gab es Debatten bei der Defense Intelligence Agency. Drei Wissenschaftler des Zentrums – John Hardham, Robert Cutlip und Jean-Paul Chretien – führten eine Genomanalyse durch, die zu dem Schluss kam, dass das Virus in einem Labor manipuliert worden war.
Sie informierten ihre Kollegen über ihre ersten Erkenntnisse. Doch im Juli 2021 wurden sie von einem Vorgesetzten im medizinischen Geheimdienstzentrum angewiesen, ihre Arbeit nicht weiter an das FBI weiterzugeben, da sie „nicht relevant“ sei. Auch wurden nicht alle ihre vorgeschlagenen Änderungen am Bericht des National Intelligence Council angenommen.