Terrorismus

Das sagt die Forschung zu Attentätern wie Thomas Crooks

Keiner, der jemals Thomas Crooks über den Weg gelaufen war, konnte es fassen, dass der unscheinbare 20-jährige beinahe Donald Trump erschossen hatte. Das FBI untersucht jeden Fitzel seiner elektronischen Kommunikationen und befragte bereits 100 Personen aus seinem Umfeld. Ohne Ergebnis. Keine Mitgliedschaften in Organisationen, keine kranken Postings in einschlägigen Internetforen, keine entlarvenden Äußerungen gegenüber anderen.

Vielleicht genoss er die Vorstellung im Vorfeld, dass die Welt über ihn rätseln wird. Dass er für immer ein Mysterium bleiben wird. Ein Manifest hätte die Aura des Mysteriösen zerstört und hätte entweder direkt oder indirekt schäbige, primitive und irrationale Motivationen enthalten. Da er in seinem Leben als verschlossen galt und Kommunikationen vermied, war er sowieso nie geübt darin, zu sagen, was in ihm vorging.

Je schweigsamer er war, umso mehr bliebe später nach seiner Tat Raum für wilde Verschwörungstheorien und mehr Chaos in den USA.

Ein Studie untersuchte 74 Vorfälle von solchem Terrorismus: Der US-Präsident war zu 34% das Hauptziel. Oftmals wollen die Täter bei der Aktion selbst sterben und damit auf irgendeine Angelegenheit hinweisen, ein politisches Ziel verfolgen oder gar „die Welt retten“.

60% der Angreifer hatten keine feststellbaren Verbindungen zu irgendeiner Organisation. Zwei Drittel waren noch nie in ihrem Leben im Gefängnis gewesen.

https://www.secretservice.gov/sites/default/files/2020-04/ecsp1.pdf

Insbesondere, wenn die Zielperson vom Secret Service geschützt werden, haben die Angreifer selbstmörderische Tendenzen. Dies scheint auf Crooks zuzutreffen. Er galt als relativ intelligent und rechnete wohl damit, dass er von Scharfschützen der Polizei und des Secret Service ausgeschaltet wird.

Viele solche Terroristen haben höhere Bildung, heißt es, und die meisten sozial isoliert. Auch das trifft bei Crooks zu. Typisch ist ein diffuser Hass auf erfolgreiche politische Figuren, die sich nehmen, was sie wollen. Trump war in seinem Leben mit allerhand krummen Dingen durchgekommen, während für jemanden wie Crooks völlig andere Regeln galten. Geld ist schwer zu verdienen und irgendwelche Überschreitungen der zahllosen Gesetze werden strikt geahndet.

Es gibt auch die typischen Schizophrenen und Psychotiker: Eine der untersuchten Personen hörte Stimmen und war fest davon überzeugt, jene stammen von einem geheimen Satellitenprogramm der Bundesregierung. Der Mord an einem Bundesbeamten würde dazu führen, dass dieses Programm enthüllt wird.

Crooks befand sich in genau dem Alter, in dem Schizophrenie meist auftritt.

Lynette Fromme hatte 1975 versucht, Präsident Ford zu töten, weil die Regierung den Sektenführer Charles Manson inhaftierte und die Umwelt zerstörte. Fromme litt an Depressionen und war pleite, als sie auf Manson traf. Die Sekte tötete die Prominente Sharon Tate und hinterließ falsche Spuren am Tatort, um den Eindruck zu erwecken, Afroamerikaner stecken dahinter. Man hatte einen vagen und wirren Plan, einen Rassenkrieg auszulösen. Als Fromme die Waffe auf Ford richtete, wurde sie sofort von Secret Service-Agent Larry Buendorf festgehalten.

Attentäter verfolgen oft mMehrere Ziele auf einmal: Man beendet sein unerträgliches Leben, man ändert den Kurs des Landes und wird posthum berühmt. Crooks wählte das formell höchste Ziel, einen ehemaligen Präsidenten, und war offenbar bereit, auf einer großen Bühne vor den Augen der ganzen Welt zu sterben.

Lee Harvey Oswald hatte eine zynische, marxistisch-leninistische Strategie. Ihm war es egal, wer das Präsidentenamt ausführte und ging davon aus, dass der darauffolgende Präsident sich nicht wirklich von Kennedy unterscheidet. Es ging darum, den Ball ins Rollen zu bringen und das Land zu destabilisieren. Er hatte einen konkreten Fluchtplan und wollte per Bus nach Mexiko reisen, um dort dann eine kommunistische Botschaft auszusuchen und ein Visum zu bekommen für Kuba.

Die Vorstellung, dass das Töten eines US-Präsidenten einen erhebliche Einfluss haben wird, ist irrational. Das System bringt stets genügend neues Personal hervor und hat immer Redundanz. Die Republican Party hätte Trump schnell ersetzen können durch Nikki Haley und dann wahrscheinlich die Wahlen mit großem Abstand gewonnen.

Ermittler suchen selbstverständlich nach einem speziellen Trigger bei Crooks, irgendeine diagnostizierte Krankheit oder ein anderes negatives Ereignis. Er passt zu dem Profil eines radikalen Incels, der keine lebenswerte Perspektive für sich sah.

Crooks war relativ intelligent und könnte mit Hilfe von Verschleierungstaktiken online recherchiert haben im Netz, was die Behörden über Attentäter wissen. Als Hobby-Programmierer wusste er vielleicht, wie man Zugang bekommt zu ungesicherten oder schlecht gesicherten WLAN-Netzwerken in der Nähe. Mit einem Wegwerk-Betriebssystem und dem TOR-Netzwerk hätte er sich die Wesentlichen Kenntnisse aneignen können. Er machte anscheinend keine verbalen Drohungen im Vorfeld und blieb völlig unter dem Radar der Behörden. Vielleicht kannte er grob die Fähigkeiten der NSA, so wie sie beschrieben wurden von Edward Snowden.

Crooks musste wissen, dass das Töten von Trump massives Chaos im Land auslösen würde. Gekoppelt mit seiner Schweigsamkeit im Vorfeld und dem Fehlen eines Manifests, hätten sich alle möglichen Verschwörungshypothesen verbreitet. Man sollte davon ausgehen, dass ihm die wilden Medien-Narrative um Trump und den Kapitolssturm bekannt waren.

Crooks wurde in der Highschool „der School Shooter“ genannt und wegen seiner schlechten Hygiene gehänselt, sagte ein Klassenkamerad. Während seines ersten Jahres an der Bethel Park Highschool wurde Crooks „ein leichtes Ziel“ für Tyrannen, die sich den oft einsamen Teenager vornahmen, sagte die 19-jährige Julianna Grooms der New York Times.„Die anderen Kinder sagten immer: ‚Hey, seht euch den Schulschützen da drüben an!‘“, erinnerte sich Grooms.

„Sie hänselten ihn wegen seiner schlechten Hygiene, seines Körpergeruchs. Er war ein leichtes Ziel“, fügte sie hinzu. Grooms sagte, Crooks sei als Neuling definitiv aufgefallen, da er weite Jeans und SpongeBob Schwammkopf-T-Shirts trug. Grooms‘ Beschreibung ähnelt der seines Klassenkameraden Jason Kohler, der KDKA erzählte, dass Crooks in der Highschool „unerbittlich“ gemobbt wurde.

Crooks war eigentlich ein Republikaner, aber Trump konnte für ihn wie der ultimative Tyrann oder „Chad“ gewirkt haben.

Auch nachdem sie erfolgreich in sein Telefon eingedrungen waren, seinen Computer durchsucht, seinen Suchverlauf und sein Schlafzimmer durchforstet und seine Familie und Freunde befragt hatten, haben die Agenten noch immer keine Beweise gefunden, die auf einen politischen oder ideologischen Hintergrund für die Schießerei hindeuten würden, teilten Quellen aus der Strafverfolgungsbehörde CNN mit.

Am Freitag ging er zu einem Schießstand, bei dem er Mitglied war, und übte das Schießen, sagte ein Polizeibeamter CNN. Am nächsten Morgen ging Crooks zu einem Home Depot, wo er eine 1,50 Meter lange Leiter kaufte, und zu einem Waffenladen, wo er 50 Schuss Munition kaufte, sagte der Beamte. Die Ermittler glauben, dass er seine neu gekaufte Leiter benutzte, um ein nahe gelegenes Gebäude zu erklimmen, und das Feuer auf den ehemaligen Präsidenten eröffnete.

https://openresearch.surrey.ac.uk/esploro/outputs/doctoral/Understanding-political-assassinations–A-behavioural/99513092102346

https://ctc.westpoint.edu/wp-content/uploads/2015/02/CTC_The-Rationale-Of-Political-Assassinations-February20151.pdf

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