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Realitätsverlust

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In ruhigeren Zeiten sind klassische Verschwörungsmedien ein unbedeutendes Randphänomen. Aber sobald Regierungen oder gar die modernen Supermächte die Spannungen erhöhen und die entscheidenden Verschwörungsnarrative beeinflussen und popularisieren, kann daraus eine eine erhebliche Destabilisierungskampagne werden und ein gefährliches ideologisches Fundament, welches eine akute Krise überdauern und bei einer späteren Krise wider aufgewärmt werden kann. Über 100 Jahre nachdem die NSDAP gegründet wurde mit einer Verschwörungsideologie, die noch weitere 75 Jahre in die Vergangenheit zurückreicht, verbreiten einflussreiche Kreise in den USA und Russland immer noch die Vorstellung, die „internationalen Banker“ alias die „Weisen von Zion“ stecken hinter einer linken Weltverschwörung. Für die Linken und zunehmend auch für die politische Mitte in der Tradition der historischen Aufklärungsbewegung führt dies zu einer ausufernden Paranoia, es gäbe vielmehr eine rechte Weltverschwörung, die man an jeder nur denkbaren Stelle der Zivilisation bekämpfen müsse. Für ideologisch verhärtete politische Aktivisten scheint die Bedrohung absolut offensichtlich und einleuchtend zu sein und jedes Mittel scheint rechtens, um die Gefahr möglichst frühzeitig zu ersticken. Allerdings driftet man so immer mehr in den Realitätsverlust ab.

Agenten eines Geheimdienstes, die entweder irgendwo auf der Welt verdeckt operieren, um Informanten anzuwerben, oder die in der Zentrale sitzen um als Auswerter ein Lagebild zu erstellen, sind ausgebildet für ein klar definiertes Ziel: Sich der Realität so gut anzunähern, wie nur irgendwie möglich. Ohne politisch-ideologische Filterbrille, ohne irrationale Überzeugungen, ohne Wunschdenken, ohne das Ausblenden von Informationen und Schlussfolgerungen, die einem nicht gefallen. Abseits der professionellen Geheimdienst-Sphäre sehen wir hingegen eine Realitätsverdrängung bis hin zum fast vollständigen Realitätsverlust. Es gilt als moralisch und erstrebenswert, im Dienste einer Ideologie so ziemlich jeden denkbaren Unfug zu behaupten und jeden klassischen Denkfehler in Serie zu begehen, den es gibt. Man wird für das Ziel ausgebildet, die Welt so zu sehen, wie sie nicht ist. Man wird für das Versagen bei der Realitätswahrnehmung belohnt und gefeiert aus den eigenen Reihen.

An einem bayerischen Gymnasium wurde mir mit flammender Überzeugung verkündet, die Lehrer, das Schulsystem und die Politik repräsentieren die Tradition der historischen Aufklärunsgbewegung und wir Schüler sollten dies ebenfalls in unsere eigene Identität als junge Erwachsene einbauen. Ich stamme aus einem unpolitischen Haushalt und war nie Mitglied irgendeiner Partei oder anderweitigen Organisation. Nach den Anschlägen des elften Septembers 2001 wurde schnell klar, was von dem schönen Gerede zu halten war: Nichts. Die einen Lehrer und Politiker unterstützten die George W. Bush-Administration fast vorbehaltlos bei zwei Angriffskriegen, die mit durchschaubaren juristischen Manövern als legal getarnt wurden, bei dem verfassungswidrigen Patriot Act und bei der Aussicht, dass im Falle eines weiteren Anschlags in den USA das Kriegsrecht gelten wird. Wie viele ziviel Opfer die Kriege hatten, insbesondere auch durch Folgeschäden, ist schwer zu schätzen. Zudem hatten die Republicans vor den Präsidentschaftswahlen 2000 und 2004 massiv Minderheiten von den Wählerlisten gestrichen.

Selbst mein amerikanischer Cousin John Iammatteo hielt eisern an den Republicans fest, obwohl er als Feuerwehrmann in NY bei den Rettungsarbeiten an Ground Zero half und er mitsamt einigen Kollegen krank wurde mangels angemessener Atemschutz-Ausrüstung. Auf dem folgenden Foto ist er zu sehen mit einer Maske, die nicht einmal unbedingt vergleichbar ist mit einer FFP-2-Corona-Maske.

Jahre nach 9/11 wurde in der Presse berichtet, wie er seinen verlorenen Helm zurückbekam. Der Finder war irrtümlicherweise zunächst davon ausgegangen, dass der ursprüngliche Besitzer wohl verstorben war.

https://www.al.com/news/2016/08/helmet_lost_by_fdny_firefighte.html

Andere Lehrer und Politiker hielten sich aus dem Thema weitgehend heraus. Und dann gab es noch den Typus des Sozialdemokraten, der zwar die Bush-Administration ablehnte, aber ähnlich wie Gerhard Schröder viel lieber mit dem russischen Regime kooperieren wollte, das einen brutalen Krieg in Tschetschenien führte gegen eine Art Bin-Laden-Abklatsch namens Schamil Bassayev, immer weiter in Richtung Faschismus abdriftete und obendrein der US-Regierung im „Krieg gegen den islamischen Terror“ half. Hauptsache, den Beamten-Sold kassieren und sich eine der vorgestanzten Ausreden aussuchen. Das war die Tradition der demokratischen Aufklärung in der Praxis. Ich erwartete keineswegs, dass meine verbeamteten Lehrer einen Aufstand veranstalteten und ihre berufliche Karriere riskieren. Aber zumindest verlangte ich eine ehrliche Sicht auf die „aufgeklärte Demokratie“ anstatt dass Lehrer ihre Lebenslügen weiter erzählen, mit denen sie sich besser fühlen wollen.

Viele Spezialisten im Bereich Terrorismusbekämpfung und auch klassische Spione hatten vor 9/11 ihren Auftrag, Recht und Ordnung zu schützen, ernst genommen, wurden jedoch von der hohen US-Politik ausgebremst. Nach den Anschlägen hatte sich die Politik für einen Krieg entschieden und verlangte von den Geheimdiensten, dafür das passende Lagebild zu liefern, das vor allem auch von den Juristen dringend gebraucht wurde, um zumindest auf dem Papier nicht das internationale Verbot von Angriffskriegen zu verletzen.

Für die unterschiedlichen Segmente des Zielpublikums standen die maßgeschneiderten Narrative parat: Der nationalpatriotische Fetisch für die Konservativen, das schwächliche Gejammer für die Linken und das irrationale Geraune für die klassischen Verschwörungsideologen. Was von all dem Aktivismus verdrängt wurde, waren echte Ermittlungen und wissenschaftlich-kritische Forschungen auf dem Niveau von professionellen Geheimdiensten darüber, warum die Anschläge nicht verhindert werden konnten und wer ggf. das Motiv hatte, die Anschläge nicht zu verhindern. Die Bücher „The War on Freedom“ und „The War on Truth“ von dem britischen Akademiker Nafeez Mosaddeq Ahmed (Doktorgrad von der Sussex University) sind sehr empfehlenswerte Studien über das ominöse „Versagen“ der Geheimdienste im Vorfeld der Anschläge. „War on Freedom“  wurde sogar in der staatlichen Untersuchungskommission verwendet. Für die akademische Welt galt er als zu kontrovers und die gewöhnlichen Verschwörungsideologen konnten ihn nicht ausstehen, weil er zu sachlich-akademisch war.

Je mehr Sach-Literatur man liest über die Imperien und Geheimdienste, umso mehr versteht man, wo die Trennlinie verläuft zwischen einer soliden Forschung und amateurhaften, irrationalen oder einfach unzureichenden ideologisch gefärbten Einschätzungen. Das meiste an kritischer Forschung über die Republican Party und den militärisch-industriellen Komplex stammte aus linken Kreisen und war dementsprechend beschränkt. Die Lösung auf alle Probleme, so wurde gepriesen, sei einfach Marxismus, und solange man die Democrats wählt, würde alles gut werden.

Das Internet hatte sich in den ersten Jahren der Bush-Administration so weit entwickelt, dass auch Audio- und Videodateien problemlos verbreitet werden konnten, und während der zweiten Amtszeit von George W. Bush von 2004 bis 2008 deutschte ich nebenbei nach meinem Abitur und während der Universität eine Reihe an Beiträgen ein von der amerikanischen Plattform INFOWARS, die auf der Tradition der konservativen „John Birch Society“ basierte, die bis in den Kalten Krieg zurückreichte und einst Millionen Exemplare von Büchern verkauft hatte. Während linke Medienmacher mit Unterstützung großer Konzerne Filme wie „Fahrenheit 9/11“ veröffentlichten und die Democrats als Lösung auf alle Probleme anpriesen, wurden weitaus erfolgreichere und interessantere Beiträge veröffentlicht von unabhängigen, kleinen und verhältnismäßig jungen Teams wie INFOWARS aus Texas oder die Crew von „LOOSE CHANGE“. Die Qualität war nicht akademisch, aber wenigstens spielte politische Ideologie keine Rolle, man hielt sich fern von absurdem Geschwurbel und die Präsentation war für ein Massenpublikum zugänglich.

Im deutschen Raum gab es keine nennenswerten neuen Internetmedien, bis sich herumgesprochen hatte, das in Amerika eine neue Trendwelle existiert. Daraufhin betätigten sich immer mehr Personen in Deutschland als Blogger Podcaster und Videostreamer in der Hoffnung auf schnelles Geld und Erfolg über Nacht. Meistens wurde nur vorgetäuscht, man sei konform mit der trendigen amerikanischen Linie, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen und es dann denjenigen Inhalten zuzuführen, die den Influencern wirklich am Herzen lagen: Esoterik, Rechtsextremismus, Linksextremismus, UFO-Kulte usw. Im Prinzip gab es bei deutschen Influencern keinen inhaltlichen Fortschritt im Vergleich zu den Verschwörungsmedien der Prä-Internet-Ära der 1990er und 1980er Jahre. Es gibt auch bis heute keine Fortschritte in der Szene. Mir war nach einer ausführlichen Stichprobe der vielfältigen internationalen Verschwörungsmedien bereits 2004 klar, dass man fast 100% der Informationen darin von vorneherein verwerfen kann als amteurhaft, paranoid-schizophren oder einfach nur Unterhaltung, die vorgibt, die Weltformel gefunden zu haben. Ein ehemaliger britischer TV-Moderator namens David Icke hatte sich inmitten einer Lebenskrise zugedröhnt mit Ayahuasca, altbackenen Verschwörungsbüchern und Esoterik, woraufhin er seinem Publikum verkündete, zu wissen, wie man die Welt rettet vor interdimensionalen Reptiloiden. Ein bärtiger Kauz namens Bill Schnoebelen erzählte einem naiven christlichen Publikum, ein Aussteiger aus den höchsten Satanistenkreisen zu sein. Der Hochstapler Fritz Springmeier verkaufte sich als Experte für satanische Programme für Bewusstseinskontrolle und mächtige Informanten hätten ihm verraten, welche 13 Familien die Illuminati heute anführen. Cathy O’Brien meinte, als Kind von so ziemlich jedem prominenten Politiker missbraucht worden zu sein.

Richtige Recherchen, wie über das Pädo-Netzwerk in Omaha, Nebraska oder die massiven Technologieverkäufe an die Sowjetunion oder über die Machenschaften von Jeffrey Epstein, stammten von professionellen Investigativreportern, Akademikern und Leuten wie dem ehemaligen Nebraska State Senator John DeCamp. Oftmals wurden solche wertvollen Berichte von den Massenmedien ignoriert oder heruntergespielt, während typische Verschwörungsmedien versuchten, davon zu profitieren.

Ab der Obama-Administration 2008 änderte INFOWARS stark seinen Kurs und schwenkte ein auf Werbung für die Republicans und positive Berichte über das Putin-Regime. Statt sich um Qualität zu bemühen, ging es zunehmend um Aufmerksamkeit durch schlecht recherchierte Beiträge oder sogar komplette Fakes. Ich erklärte diese Umstände meinem Publikum im Detail. Ab 2009 machte ich mich selbstständig und fuhr meinen ganz eigenen Kurs. Ab 2012 war die Situation bei INFOWARS dermaßen eskaliert, dass ich explizit mein Publikum warnte vor den vielen problematischen Entwicklungen, die reihenweise von Nachahmern kopiert wurden. Die einzige populäre amerikanische Plattform, die früher einmal nicht kompletter Stuss war, war somit dahin. Der Betreiber rutschte ab in Alkoholismus, psychische Instabilität und ruinöse Verleumdungsklagen von Personen, über die er falsch berichtete.

Es gibt in dem riesigen Internet heute keine einzige Webseite, keinen einzigen Podcast und keine einzige Videosendung, bei der man sich gut aufgehoben fühlen kann. Egal ob Mainstream oder im „alternativen“ Sektor. Die einzigen einigermaßen verlässlichen Quellen für tiefergehende Einsichten sind qualitative Sachbücher, oder aber eigene Forschungen. Ich veröffentliche aus Transparenzgründen auf Recentr.com eine Liste, der von mir ausgewerteten Literatur.  

Ich wollte nie in einer „Szene“ enden, und schon gar nicht in einer, die nie klar definiert wurde. Es gibt zwar Begriffe wie „Wahrheitsbewegung“ die herumgereicht werden, aber es existieren keine eindeutigen Grundlagen-Texte wie etwa im Sozialismus oder irgendwelche Standards. Man kommt sich vor wie in Kreisen von „Medizinern“ im 15. Jahrhundert. In der Szene ist es üblich, dass Influencer und Follower sich aus geringfügigen Anlässen gegenseitig beschuldigen, für die große Weltverschwörung zu arbeiten. Dazu reicht schon, jemandes Sichtweise zu irgendeinem Fall abzulehnen. Manchmal sind dargebotene Analysen so schlecht, dass der Verdacht geäußert wird, der Influencer versuche gezielt, die Szene zu diskreditieren. Man konnte aus dem Fiasko um den Verfassungsschutz und den Nationalsozialistischen Untergrund deutlich sehen, wie V-Personen angeworben wurden, die dann weiter hetzen sollten über die (non-existente) jüdische Weltverschwörung und solche Dinge, die sich mit den klassischen Verschwörungsmedien überschneiden. Die rechtsextreme Szene ist weitgehend ein impotentes Sammelbecken, ähnlich wie die Szene der Verschwörungsideologen. Alle paar Jahre, wenn eine größere Krise geschieht, erleben die Verschwörungsideologen eine Hochphase, um dann wieder abzustürzen. Dieses Auf und Ab hinterlässt einen massiven Schaden und teilweise wird irrationaler Unfug auch Mainstream, wie etwa der Aktivismus gegen Corona-Maßnahmen bei Republicans in den USA, oder die wilden Behauptungen über Wahlbetrg 2020. Auch die Russen mischten sich massiv im Westen ein bei allen möglichen Aufreger-Themen.

Selbstverständlich gibt es bei Behörden und auch anderswo ausgebildete Profis, die entsprechende manipulative Narrative zusammenbasteln, um den Blick des Zielpublikums auf die Realität zu vernebeln. In den rund 200 Jahren der modernen Verschwörungsmedien drängt sich der Verdacht auf, dass die Rolle von Geheimdiensten viel größer war, als bislang bekannt. Kein Akademiker hat diese Frage systematisch untersucht, sondern man gibt sich zufrieden damit, den offensichtlichsten Blödsinn zu widerlegen.

Unter einem älteren Beitrag von mir, der ankündigte, dass die Partei „Alternative für Deutschland“ sich die massiven Probleme der klassischen Verschwörungsmedien aufgehalst hat, wurde in den Kommentaren der Vorwurf gepostet, ich müsse doch wegen meinem Namen tschechisch sein, irgendwie verwandt mit dem deutschfeindlichen Eduard Benes und vor allem jüdisch, weil ich die Existenz der jüdischen  Weltverschwörung abstreite. Die Mittelfranken-Beneschs waren überzeugte Nationalsozialisten, allesamt durchgeprüft auf ihre Vorfahren. Der Onkel meines Vaters, Theo Benesch, war zeitweise verantwortlich für den Gesamtinhalt der Publikation „Der Stürmer“ und saß für die NSDAP im Reichstag. Man erkennt wieder einmal den gnadenlosen Realitätsverlust der Leute.

Theo Benesch

Irgendwann um das Jahr 2008 herum wurde von anonymen Aktivisten ein Eintrag über mich veröffentlicht in der Datenbank Psiram, die gedacht ist als Online-Pranger für abgedrehte Esoteriker, betrügerische Wunderheiler und klassische Verschwörungsideologen. Da zu der damaligen Zeit sehr viele Leute anfingen zu bloggen über kontroverse Themen, wurde anscheinend sehr hastig der Eintrag über mich zusammengeschustert und in den Folgejahren hie und da etwas erweitert. Es kommt immer noch vor, dass jemand irrigerweise meint, er könne dort einfach schnell nachlesen, wer ich bin und was für eine Art Arbeit ich betreibe. Es steht fast gar nichts drin, was auch nur irgendwie korrekt oder aussagekräftig wäre. Jemand, von dem ich das letzte Mal um 2010 herum etwas hörte, und der zuvor als Student ein paar Beiträge gemacht hatte, wird heute immer noch (Stand Mai 2022) als leitender Mitarbeiter genannt. Ein anderer, der bis 2010 etwas Merchandise von mir verkauft hatte, sei heute noch der „Verantwortliche“ unseres Online-Shops. Es heißt:

„Die bis dato beibehaltene Standard-Vorgehensweise sind die Übersetzung und Vertonung von Artikeln und Dokumenten aus dem Umfeld des Verschwörungstheoretikers Alex Jones sowie deren Vermarktung.“

Wie bereits erwähnt war George W. Bush noch in seiner ersten Amtszeit, als ich während meines Studiums nebenher ein paar Beiträge von Alex Jones (INFOWARS) eindeutschte. Eigentlich müsste bei Psiram stehen, dass ich seit mindestens einem Jahrzehnt einer der ausführlichsten Kritiker von Jones bin, der sogar mit dessen leitenden Mitarbeitern Paul Joseph Watson und Aaaron Dykes direkt in der Schweiz zusammengearbeitet hat. Die beiden arbeiten übrigens nicht mehr für Jones. Ich kenne mich weitaus besser aus mit Jones als die Betreiber von Psiram.

Während der Bush-Ära versuchte ich, den ein oder anderen deutschsprachigen Influencer kennenzulernen, aber in allen Fällen entpuppten sich jene als Amateure, Verrücke und Betrüger. In jedem einzelnen Fall erfolgte eine ausführliche Distanzierung und eine detaillierte Erklärung meinerseits. Ich nutzte jede dieser Gelegenheiten, um die Szene immer besser zu verstehen. Natürlich erfährt man auf Psiram davon nichts.

Will man sich auf Psiram informieren über beispielsweise die John Birch Society, die dank Finanzierung von Koch Industries einer der größten Einflüsse war auf Verschwörungsmedien, findet man dazu leider nichts. Über den Einfluss russischer Desinformations-Kampagnen erfährt man nur etwas am Rande. Dem geneigten Psiram-Leser entgeht auch die Tatsache, dass ausgerechnet Frühsozialisten den modernen Antisemitismus und den modernen Mythos einer jüdischen Banker-Weltverschwöung begründet hatten. Erst recht fehlt bei Psiram alles über adelige britische Netzwerke, die in den 1800er Jahren die völkische Szene Deutschlands und Österreichs unterwandert hatten und vollpumpten mit falschen Verschwörungs-Narrativen, die Jahrzehnte später von den Nationalsozialisten kopiert wurden.

In der Trump-Ära und vor allem während der Corona-Pandemie wurden dermaßen viel schlechtes Material über vermeintliche Verschwörungen veröffentlicht, dass immer mehr Akademiker, vor allem aus Bereichen wie der Sozialforschung, sich spezialisierten auf dieses Phänomen, ohne dabei qualifiziert zu sein, um Imperien und Geheimdienste einzuschätzen. Dementsprechend leisteten sie auch keinen nennenswerten Beitrag zur Forschung über die Frage, wie stark der Einfluss von Geheimdiensten bislang auf klassische Verschwörungsmedien tatsächlich war.    

AlexBenesch
AlexBenesch
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