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Lehrer sind Opfer eines unfreien, ineffizienten Schulsystems

Datum:

Schulen_Wegweiser-400

von vollbremsung

Ein vielschichtiges und akzeptiertes Autoritätssystem bringt eine Gesellschaft enorme Vorteile. Es „ist die Voraussetzung für die Entwicklung differenzierter Strukturen für die Produktion von Gütern, für Handel, Verteidigung, Expansion und soziale Kontrolle.“ (Cialdini 2010, S. 270). So kommt es, dass uns von Geburt an Gehorsam gegenüber Autoritäten eingetrichtert und gleich drauf verwiesen wird, wie schlecht Ungehorsam ist. Ob Eltern, Schule, das rechtliche, militärische oder politische System, stets wird verlangt sich unter der legitimen Herrschaft unterzuordnen und ihr Loyalität gegenüber zu zeigen. Hier lohnt mal ein Blick auf die Autorität Lehrer.

Haben Lehrer zu unrecht Autorität?

Schüler und Eltern glauben aufgrund der Autorität des Lehrers, dass dieser wohl mehr Wissen und Erfahrung habe und dass es sich lohne auf ihren Rat zu hören.

„Da ihre Position auf einen besseren Zugang zu Wissen und Macht schließen lässt, ergibt es Sinn, sich den Forderungen von Menschen mit wohlbegründeter Autorität zu fügen.“ (Cialdini, S. 271)

Schauen wir uns mal die staatliche Lehrerausbildung genauer an. Man stellt schnell einen Mischmasch aus drei Schwerpunkten im Studium fest: zwei vertiefte Fachstudien (den zu unterrichtenden Fächern) sowie eine Vertiefung in Pädagogik. Die Studieninhalte der beiden Fächer sind spezifisch an die Lehrerausbildung ausgerichtet und vermitteln ein vertieftes Wissen in dem jeweiligen Fach — eine wissenschaftliche Forschungstätigkeit wird nicht vermittelt. Die Pädagogikinhalte sind diffus und ein meist zusammenhangsloses Wirrwarr aus (Lern)Psychologie, Soziologie und Geschwobel. Keiner weiß letztlich was Pädagogik eigentlich ist. Angehende Lehrer beginnen ihr Studium meist, nachdem sie die Schule mit dem Abitur abgeschlossen haben. Das Studium schließt mit dem ersten Staatsexamen ab, woran man erkennt wer diese Studieninhalte und die Prüfungsleistung bestimmt: der Staat. Nachdem der Student nun sein erstes Staatsexamen in der Tasche hat und somit quasi den Indoktrinierungsgrad II (nach I, dem Abitur) erreicht hat, wird er in den Vorbereitungsdienst aufgenommen: das so genannte Referendariat beginnt.

Der angehende Lehrer (Referendar)  steht hier unter extremer Kontrolle. In dieser Zeit ist er dem Seminarleiter verpflichtet und zum anderen dem Schulleiter. Der Schulleiter beobachtet den angehenden Lehrer im Arbeitsalltag Schule. Dieser muss sich den Arbeitsgepflogenheiten, den Ritualen und ungeschriebenen Gesetze unterwerfen und darüber hinaus ein überangepasstes Verhalten zeigen. Der Schulleiter benotet am Ende der zwei Jahre den Referendar nach bestimmten Kriterien wie Anpassungsleistung, Mitarbeit im Schulleben usw.

Der Seminarleiter sind eigentlich drei. Da wären jeweils ein Seminarleiter pro Unterrichtsfach (also zwei) sowie einer für Allgemeine Schulpädagogik. Der angehende Lehrer lernt in dieser Phase die Unterrichtsmethodik des Schulfaches und zwar so, wie der Staat das aufgesetzt hat. Der angehende Lehrer lernt also in dieser Phase einfach die typischen Unterrichtsmethoden, die der Staat für die Fächer irgendwann mal erstellt hat und die dann in die Schulkultur übergegangen sind. Die Seminarleiter besuchen den angehenden Lehrer mehrmals im Unterricht und geben jeweils Benotungen ab. In diesen Unterrichtsstunden muss der angehende Lehrer zeigen, dass er den Unterricht so gestalten kann wie das die Seminarleiter ihm gezeigt haben. Gegen Ende dieser Ausbildungsphase verfasst der Referendar noch eine Hausarbeit mit einigen Seiten über ein schulrelevantes Thema. Die letzte Prüfung besteht dann im finalen Unterrichtsbesuch bei dem alles gezeigt werden muss, was der Staat dem angehenden Lehrer beigebracht hat. Zur Ermittlung der Endnote werden die Noten von den Seminarleitern, dem Schulleiter und der Hausarbeit zusammengezogen. Daraus ergibt sich sein zweites Staatsexamen.

Damit hat der neue Lehrer quasi die Indoktrinierungsstufe III erreicht. Er ist vollkommen staatlich ausgebildet – in einem Bereich, indem nicht ersichtlich ist warum hier überhaupt der Staat seine Finger im Spiel haben sollte. Natürlich kann man nachvollziehen, wenn der Staat die Ausbildung der Kernaktivitäten eines Staates bestimmt, wie Rechtsprechung oder Sicherheit. Aber warum Bildung?

Der Neu-Lehrer hat nun folgendes Wissen:

  • er hat in beiden seiner Fächer ein vertieftes Fachwissen, dessen Inhalte allerdings an die Inhalte des späteren Lehrerlebens und die vom Staat festgelegten Lehrpläne orientiert sind. Er konnte diese innerhalb des Faches nicht nach eigenem Interessen und Schwerpunkten entwickeln oder mit Bereichen anderer Disziplinen kombinieren – höchstens mit extremen Mehraufwand, der aber für Prüfungen unberücksichtigt bleibt.
  • er hat ein diffuses und zusammenhangsloses Teilwissen unterschiedlicher kleiner Aspekte der Psychologie, Soziologie und etwas, was man Pädagogik nennt
  • er hat ein starkes und vertieftes Wissen in der Gestaltung eines staatlich vorgegebenen Unterrichts.
  • er musste lernen sich überanzupassen und ein Comitment für die staatlichen Schulstrukturen abgeben, indem er die Autoritäten Schulleiter und Seminarleiter anerkennt (Anmerkung: wer hier abweicht wird schneller aus dem Vorbereitungsdienst entlassen wie man „doch, doch“ sagen kann)

Lehrer sind Opfer eines unfreien Schulsystems, welches ineffizient ist und mehr erzieht als bildet

Der Lehrer hat kaum das Wissen, dass der Schüler benötig und wovon er profitieren könnte. Dennoch folgen wir als Schüler und Eltern der Autorität des Lehrers. Wir gehorchen und akzeptieren. Wir sind als Schüler fest der Meinung, dass wir vielleicht versagt hätten oder umgekehrt mit einem Abitur besonders schlau und gebildet wären. Der Lehrer kann dabei aber den Schüler in seiner Entwicklung selbst wenn er es nach bestem Willen und Wissen möchte, nicht wirklich weiterhelfen. Er ist selber ein Produkt eine unfreien System, welches ihn indoktriniert hat. Der Schüler bekommt eine zweifelhafte Kollektiverziehung und keine Bildung.

  • Der Lehrer kennt die Idee der Freiheit nicht und weiß nicht, wie Individualität funktioniert
  • Der Lehrer weiß nicht, wie er sich selber hätte in einem freien Bildungssystem entwickeln können, welche Informationen er dann aufgenommen und verarbeitet hätte, welche Schlüsse er daraus gezogen hätte und wie er folglich in einem Freien System unterrichten würde
  • Der Lehrer kennt die Freie Wirtschaft nicht und weiß nicht, wie diese funktioniert. Diese stellt aber genau jener Bereich dar, indem viele Schüler sich später beweisen müssen
  • selbst wenn der Lehrer sich in seiner Freizeit nachbildet, lernt wie Wirtschaft funktioniert und seine eigenen Indoktrinierung erkennt und abschütteln könnte, so könnte er diese Erkenntnisse im staatlichen Schulsystem niemals unterrichten – es ist kein freies System.

Fazit:

Der Lehrer hat in bestehendem Schulsystem meist zu unrecht eine Autorität. Er kann den jungen Menschen häufig nicht entscheidend helfen. Der Grund ist ein unfreies System, dass den Schüler und Lehrer bestimmt und sich wie ein Perpetuum Mobile von Generation zu Generation repetiert. Der Lehrer nutz die staatlich Macht bedruckte Zettel zu verleihen die man als Abschlüsse bezeichnet. Diese sind aber keine Auszeichnung darüber wie der Einzelne sich entfalten und entwickeln konnte und womöglich noch kann. Die schulischen Abschlüsse zeigen lediglich den Grad an, inwieweit sich ein Schüler dem staatlich aufgesetzten System erfolgreich unterworfen hat. Dennoch können wir dem unfreie Schulsystem auch nicht komplett Bildung aberkennen und unsere eigenes Versagen nur auf das „Schulsystem“ schieben. Was wir aber ganz klar festhalten können ist, dass die Schule in ihrem jetzigen Zustand ein ziemlich unfreies System ist mit einem geringen Bildungs-Output. Es erzieht mehr als es bildet. Dem gegenüber könnte ein freies und unter wettbewerbsbedingungen agierende Bildungswesen für junge Menschen mit der Zeit wirkliche Lehrer-Autoritäten hervorbringen und würde die Wahrscheinlichkeit stark erhöhen, junge Menschen zu ihrem vollen Potential zu verhelfen und in diesem Sinne wirklich zu helfen – und nicht staatlich zu erziehen. 

AlexBenesch
AlexBenesch
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