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AfD stimmt im EU-Parlament für Russland-Sanktionen, Moskau-Freunde heulen

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Ein Kommentar von Alexander Benesch

Der rote Pfeil im AfD-Logo geht nach Osten. Nun gab es aber einen Ruck nach Westen: Bernd Lucke stimmte mit drei weiteren AfD-Abgeordneten im EU-Parlament für Russland-Sanktionen und nun heulen Leute vor Wut in der Parteibasis, so manch hohe Funktionäre wie der Moskau-Freund Alexander Gauland und auch Außenstehende wie Kreml-Fürsprecher Jürgen Elsässer vom COMPACT-Magazin.

Die Partei steht am Scheideweg: Wird sie eine typische neurechte Partei von Eurasien-Fanatikern wie die Front National, die den Diktator Putin anhimmelt und sich großen Beistand wünscht von dem faschistoid gewordenen Russland, oder doch etwas Eigenständiges? Nochmal zum Mitschreiben, für die ganz Langsamen die zuviel Russenmedien konsumieren: Russland ist faschistisch geworden, nicht die Ukraine. Das Geschwätz von der „Einkreisung Russlands“ ist uralte Propaganda die seit rund 100 Jahren serviert wird.

Russland hatte kein Recht, die Krim zu besetzen und in den Osten der Ukraine einzufallen. Punkt, Ende, aus.

Elsässer ruft zum Shitstorm gegen den „Verräter“ Lucke auf, was wenig überrascht. Denn mit Luckes Kurs wäre die AfD für Moskau völlig unbrauchbar. Elsässer ist derjenige, der früher noch als moskautreuer Linker die Zersetzung Deutschlands forderte und heute als „Konservativer“ den Deutschen Moskau schmackhaft machen will. Als in den 1990er Jahren Russlands Panzer in Tschetschenien einfielen, kommentierte Elsässer: „Keine Tränen für Tschetschenien. Das gehört zu Russland.“

Nun muss er zusehen, wie ihm die Felle davonschwimmen:

Wenn Lucke mit der oben zitierten Stellungnahme durchkommt, ist die AfD verloren. Eine Partei, die in einer Schicksalsfrage von Krieg und Frieden mit den Kriegstreibern geht, ist überflüssig wie ein Kropf.

Überflüssig für Moskau vielleicht.

Andere fürchten eine Spaltung der Partei, die sie in die Bedeutungslosigkeit stürzen würde. Das Kernproblem ist: Ein Großteil von Europas Rechten möchte heutzutage mit Russland ins Bett, und für Moskau die Bundesrepublik aus möglichst allen Westbündnissen herausbrechen. Anschließend erhoffen sich die Rechten Glanz und Gloria, wissen aber gleichzeitig, dass sie dann ohne NATO im Rücken militärisch total schwach wären und sich wirtschaftlich an den Osten ketten müssten.

Mit Russland ins Bett zu gehen ist eine hirnrissige Idee und die ganz Hinterfotzigen wissen auch, dass es gar nicht um Deutschlands „Souveränität“ geht, sondern um Deutschlands endgültige Zerstörung und die Schaffung eines faschistischen eurasischen Großreichs von Lissabon bis Wladiwostok.

Alexander Gauland, Spitzenkandidat der AfD bei der Landtagswahl in Brandenburg, schien einen halben Herzinfarkt bekommen zu haben nach den Stimmen im EU-Parlament für Russland-Sanktionen. Er soll sogar einen Rücktritt erwogen haben. Er war auch derjenige der das ominöse Russland-Papier der Partei verfasste. Er kam ursprünglich aus dem Osten.

Frank Schäffler von der FDP durchschaute Gauland schnell:

Der AfD-Außenpolitiker Alexander Gauland hat kürzlich in einem Thesenpapier „Elemente der Bismarckschen Rückversicherungspolitik gegenüber Russland“ eingefordert. Er will also in der Außenpolitik links blinken und heimlich rechts fahren. Bismarcks Politik war es nämlich, eine neutrale Rolle im Falle eines Krieges zwischen Russland und Österreich-Ungarn einzunehmen. Dies wurde in einem Geheimvertrag 1887 vereinbart. Wenn man die AfD ernst nimmt, dann meint dies in bismarckscher Manier nichts anderes als an unseren Bündnispartner vorbei geheime verteidigungspolitische Vereinbarungen mit Russland zu treffen.

Das ist Sprengstoff, werte Leser. Vor allem wenn man den ganzen eurasischen Rattenschwanz betrachtet, der an Europas neuer Rechten hängt.

Unter strenger Bewachung trafen sich vor wenigen Monaten im Stadtpalais des Fürsten Liechtenstein in Wien Putin-Agenten, Ost-Oligarchen, Eurasien-Fanatiker und Abgesandte konservativer Parteien aus Europa. Gastgeber war der Russenoligarch Konstantin Malofeew, geladen waren u.a. der Nationalbolschewist und Eurasien-Vordenker Alexander Dugin, Marion Maréchal-Le Pen von der Front National, Prinz Sixtus Henri von Bourbon-Parma, der Ehemann der Fiat-Erbin Margherita Agnelli de Pahlen, der Vorsitzende der rechtspopulistischen FPÖ Heinz-Christian Strache, sein Stellvertreter und der Wiener FPÖ-Politiker Johann Herzog.

Die Zeitung Tagesanzeiger berichtete über den in Wien geladenen Chefdenker der hirnrissigen Eurasien-Idee Alexander Dugin:

„In einer TV-Ansprache im April schlug Dugin vor, Europa auf friedlichem Weg zu einem russischen Protektorat zu machen und es damit vor Homoehen, Pussy Riot und vor sich selbst zu schützen: «Wir müssen Europa erobern und anschliessen.» Fest stehe, so Dugin weiter, «dass uns eine prorussische fünfte Kolonne in Europa unterstützt. Das sind europäische Intellektuelle, die ihre Identität stärken wollen.»

Wer sich wissentlich oder unwissentlich einem Unterfangen anschließt, bei dem ein europäisches Land von Russland „erobert“ und als ein von Moskau kontrolliertes „Protektorat“ geführt werden soll, der verrät sein Land und gehört ins Gefängnis. Als Fünfte Kolonne werden heimliche, subversiv tätige oder der Subversion verdächtige Gruppierungen bezeichnet, deren Ziel der Umsturz einer bestehenden Ordnung im Interesse einer fremden aggressiven Macht ist. Der Tagesanzeiger weiter:

„In einem Porträt der «Financial Times» wird [der Oligarch Malofeew] als «moderner Rasputin» bezeichnet, der über einen befreundeten Mönch direkten Zugang zu Präsident Putin habe. Russische Medien verdächtigen Malofeew, dass er die prorussischen Separatisten in der Ostukraine finanziere. Die Anfrage des TA wurde von seinem Büro nicht beantwortet.“

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