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Der Kampf ums Fracking – Umweltschutz oder nur politische Maneuver?

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Von Alexander Benesch

Der Widerstand gegen Testbohrungen nach tief liegendem Öl oder Schiefergas in Europa und die Technik namens „Hydraulic Fracturing“, auch abgekürzt als Fracking, erinnert an die alte Anti-Atomkraft-Bewegung oder die Klimakämpfer“: Hippies die sich mit Superkleber aneinanderpappen um Bohrstellen zu besetzen, Demonstrationen mit einfachen Slogans und natürlich die weniger romantischen Methoden: Francis Egan von der Firma Cuadrilla erklärte, dass er anonyme Drohungen erhalten hätte, laut denen er besser seine -Fracking-Aktivitäten in Großbritannien beende, ansonsten kämen Rohrbomben mit der Post: „Fracking tötet – und wir tun das auch.“

Ist Fracking die neue Atomkraft?

Fracking ist eine Methode vor allem der Erdöl- und Erdgasförderung, bei der in technische Tiefbohrungen eine Flüssigkeit („Fracfluid“) eingepresst wird, um im Reservoirgestein Risse zu erzeugen, aufzuweiten und zu stabilisieren. Dadurch wird die Gas- und Flüssigkeitsdurchlässigkeit der Gesteinsschicht erhöht, damit Fluide wie Erdgas, Erdöl oder Wasser leichter zur Bohrung hin fließen können. Dies erhöht die Wirtschaftlichkeit der Erdöl- und Erdgasförderung. Die übliche Stimulation von Geothermie- und Grundwasser-Bohrungen ähnelt dem Fracking, kommt aber zum Teil ohne den Einsatz von chemischen Zusätzen und Stützmitteln aus.

Die Internationale Energieagentur rechnet mit globalen Vorräten in der Höhe des 250-fachen Jahresverbrauchs der Welt. Amerika hat durch Fracking inzwischen Russland als weltgrößten Gasproduzenten abgelöst. Es gibt in den USA ca. 3000 Bohrungen für Erdgas, monatlich kommen ca. 135 hinzu. Die Förderung von Shale-Gas stieg von 11 Mrd. Kubikmeter im Jahr 2000 auf 136 Mrd. Kubikmeter in 2010. Der Preis für Erdgas ist dadurch zugunsten der Kunden dramatisch gefallen.

Die Deutsche Rohstoffagentur schätzt das deutsche Erdgaspotenzial auf 827 Mrd. Kubikmeter, davon seien 80% Schiefergas und Kohleflözgas. In NRW werden die zweitgrößten Vorkommen Europas vermutet, die rot-grüne Landesregierung in NRW erteilt aber für das Fracking-Verfahren derzeit keine Genehmigungen mehr. Nicht verwunderlich, dass eine seltsame Allianz von Grünen, Kohlewirtschaft, Kernkraftindustrie und konventionellen Gaserzeugern mit fragwürdigen Umweltargumenten gegen Fracking arbeitet. Weil bei der Verbrennung von Gas nur halb so viel CO2 entsteht, wie bei Kohle, wird der mögliche Shale-Boom Folgen für den Emissionshandel haben: Je stärker die Preise von CO2-Rechten sinken, desto schwerer kann Wind- und Solarstrom im Wettbewerb bestehen. Viele würden sich fragen, wofür man die vielen teuren Windräder und Voltaikanlagen gebaut hat.

Es gibt aber noch einen größeren Player, der durch die Shale-Gas-Revolution bedroht ist: Russland mit seinem Platzhirsch Gazprom. Dieser Konzern beschäftigt über 400.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2010 einen Gewinn von 23.8 Milliarden Euro. Der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist Vorsitzender des Aktionärsausschusses der Gazprom- Tochter NordStream AG. Hinter Gazprom steckt das System Putin und die Politik hüben wie drüben will eine Freihandelszone und anschließend eine politische Union aus Russland und Europa. Fracking und die Shale-Gas-Vorkommen könnten all die Pläne zubnichte machen.

Niemand bei Trost vertraut blind Energiekonzernen, besonders nicht der Atomindustrie. Aber warum sollten wir blind den organisierten Fracking-Gegnern trauen? Wie oft haben sich in den vergangenen Jahrzehnten russische Geheimdienste in westliche Angelegenheiten eingemischt und alle möglichen Anti-Bewegungen mitfinanziert und gesteuert? Wie oft marschieren Leute gegen etwas das sie nicht wirklich verstehen?

Die Aufregerei über das Fracking ist längst nicht mehr nur ein offensichtlich linkes Phänomen. Gut getarnt stoßen verschiedene Gruppen aus politischen und ideologischen Motiven ins bürgerliche Lager vor und wollen den Wutbürger mobilisieren. Jeder establishment-kritische Mensch wird sich vorstellen können, gegen Fracking ins Feld zu ziehen ohne zu merken, wem er in die Hände spielt. Russlands Wirtschaft ist nach wie vor und auf absehbare Zeit abhängig von Energieexporten. Teil der Welthandelsorganisation zu sein bedeutet, dass man nicht wie bisher ohne Weiteres Know How aus dem Westen stehlen und nachbauen kann. Der gesamte russische Staat steht und fällt mit dem Preis, den man für Russengas und Öl im Ausland bekommt.

Die LINKE und Bündnis 90 die Grünen sind wenig überraschend gegen Fracking. Unzählige weitere linke Gruppen auch. Dann gibt es noch die berühmte Dokumentarfilmreihe „Gasland“.

Gasland – der neue Enviro-Hype

Es ist zum Sinnbild, zum Symbol schlechthin der Fracking-Gegner geworden: Vereinzelte amerikanische Haushalte können das Wasser aus ihrem Wasserhahn mit dem Feuerzeug anzünden. Dies ist auch einer der großen Aufhänger in „Gasland“. Der Absolvent der teuren Elite-Uni Columbia Josh Fox schrieb das Drehbuch und führte Regie bei dem Dokufilm Gasland; dieser bekam beim Sundance Film Festival 2010 gleich den Special Jury Prize for Documentary, wurde für vier Emmys nominiert, bekam einen Emmy für beste Regie und viele weitere Preise. Das ganze erinnert an den Propagandafilm „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore, der viele substanzielle Fehler und Manipulationen enthält oder die Machwerke des Salonbolschewisten Michael Moore.

Die Öl- und Gasindustrie konterte mit dem Film „Truthland“, andere fanden heraus, dass Josh Fox so manches in seinem Film einfach unterschlagen hat, beispielsweise die Ursache des berüchtigten brennenden Wassers aus dem Wasserhahn: Bereits in den 70er Jahren, also lange vor irgendwelchen Fracking-Aktivitäten, gab es Verunreinigungen von Trinkwasser durch Methangas. In dem folgenden Video räumt der Regisseur ein, dass das Sinnbild der Fracking-Kritik nicht wiklich überzeugend ist:

Fox schickte sofort seine Anwälte los und versuchte, dieses Video zu unterbinden. Das Colorado Department of Natural Resources sah sich gezwungen, wegen all der Falschdarstellungen in der Doku ein ein Dokument mit Richtigstellungen zu veröffentlichen. Auch Fox‘ Behauptung, dass laut Ingenieuren der “Society of Petroleum Engineers“ 35% aller Quellen weltweit lecken, ist praktisch frei erfunden. Ein weiterer Kernpunkt ist die falsche Behauptung, dass das Energie-Gesetz von 2005 die Öl- und Erdgasindustrie vom Gesetz für sicheres Trinkwasser und ähnliche Regeln ausnehmen würde. Was will Fox statt Fracking? Den Plan von Mark Jacobson für erneuerbare Energien: Weltweit 3.8 Millionen große Windräder, 90.000 Solaranlagen und unzählige weitere Anlagen.

AlexBenesch
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