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DAS sind die wahren Interessen Russlands und der NATO im Hinblick auf die Ukraine

Datum:

Yalta-640

Ein Kommentar von Alexander Benesch

Gerade die kleinen unabhängigen Medien, die nicht den üblichen internen Redaktionskontrollen unterliegen, könnten eigentlich bei dem aktuellen Konflikt um die Ukraine punkten, aber stattdessen sehen wir das übliche Versagen, bzw. den Unwillen, objektiv zu sein. Die Ukraine wird, wie jedes aktuelle Ereignis, in das jeweilige Ideologie-Schema gezwängt, man pflegt simple und falsche Vorstellungen über Freund und Feind. Der populäre Blog PI-News schreibt beispielsweise:

Wenn es in der Ukraine zum Krieg kommt, sind nur die EU und die gleichfalls ignoranten USA daran schuld! Man erinnert sich in der Tat schon an den Beginn des Ersten Weltkriegs! Die EU ist alles andere als eine Friedensmacht, sie ist ein Kriegstreiber. Unsere ganze Sympathie gehört jedenfalls Putin! (Siehe dazu auch den Artikel von Paul Craig Roberts!)

PI hofft auf den Putin-Jesus-Ritter aus dem Osten, der Europa von den Moslems befreien soll. Der genannte Paul Craig Roberts, ehemals eine wichtige Figur im Wirtschaftsministerium unter US-Präsident Reagan, ist inzwischen bei marxistisch-leninistischem Wirtschaftsdenken angekommen, befürwortet eine globale Öko-Planwirtschaft und schreibt völlig einseitige Pro-Russland-Propaganda.

Gas-Panik

Russlands Interessen sind nicht Weltfrieden, das Wohl der Ukrainer, Gerechtigkeit oder sonstige Nettigkeiten. Es geht um Blut und Boden: Strategisches Territorium das sich zur Machtexpansion auch über die Grenzen der Ukraine hinaus nutzen ließe, Millionen Arbeiter die Russlands geringe und kränkliche Population auffrischen sollen, Pipelines die überteuertes unnützes Erdgas von Russland nach Westeuropa transportieren sollen sowie die Verhinderung der Förderung von Schiefergas in der Ukraine.

Die ukrainische Bevölkerung ist heute tatsächlich gespalten im Hinblick auf ihre außenpolitische Orientierung. Russlands Führung hatte immerhin Millionen Ukrainer in den 1930er Jahren verhungern und 1944 die einheimischen Muslime auf der Krim einfangen und deportieren lassen wie Viecher, die Hälfte verstarb bei den Unterfangen. Der sowjetische Moloch hielt bis 1989, war aber selbst dann nicht wirklich vorbei.

Inzwischen ist es im Ausland der Öffentlichkeit bekannt, dass die Ukraine viel Geld bezahlen muss, um von russischen Konzernen wie Gazprom zu kaufen. Gasexporte sind neben Öl nicht nur das Rückgrat der rückständigen, primitiven russischen Wirtschaft, sondern auch politisch-wirtschaftliches Druckmittel. Mit Preisrabatten manipulierten die Russen in der Ukraine immer wieder die Politik. Das Frappierende: Die Ukraine hat es schlicht nicht nötig, Russengas zu importieren und könnte auch die Armut im Land sehr schnell wirksam bekämpfen. In der Ukraine wurden in den letzten Monaten Verträge in der Größenordnung von mehreren zehn Milliarden Dollar mit westlichen Energiekonzernen abgeschlossen um Schiefergas mittels Fracking zu fördern.

Ausgerechnet der geflüchtete Janukowitsch selbst war es gewesen, der solche Deals mit den westlichen Konzernen Chevron und Royal Dutch Shell förderte und befürwortete! Bis 2020 erhoffte er sich, das eigene Land im Bezug auf Gas autark zu machen (eine Vorstellung die Albträume bei der Gazprom-Mafia auslöst) und sogar zu exportieren. Russland erreichte neue Höhen der Verlogenheit und erklärte über die Moscow Times, dass man Fracking in der Ukraine wegen „Umweltbedenken“ gerne verhindern wolle. Dabei ist die russische Energieproduktion verantwortlich für eine gigantische Umweltverschmutzung und niemanden von den Russenoligarchen interessiert das. Weltweit gibt es eine hysterische und zweifelhafte Kampagne gegen Fracking; Behauptungen wie im Propagandafilm „Gasland“ wurden inzwischen gründlich widerlegt.

War es vielleicht eher Janukowitschs Absicht, Chevron und Shell zu betrügen, wie es die Russen in den letzten Jahren getan hatten? Internationale Konzerne waren in den 1990ern angelockt, zu Milliardeninvestitionen in die russische Infrastruktur verleitet und dann einfach betrügerisch unter Vorwänden hinausgeworfen worden. Im Sommer 2007 musste BP beispielsweise seine Mehrheitsbeteiligung an einem ostsibirischen Gasfeld weit unter Wert an Gazprom abgeben, genauer gesagt, für ein Drittel des Wertes.

2006 wurde Shell die Umweltlizenz für das Sachalin-2-Gasfeld entzogen und eine Strafe von 30 Milliarden $ angedroht, wenn nicht die Mehrheitsanteile unter Wert an Gazprom abgegeben werden. Nur Minuten nach dem neuen Vertrag erklärte der Mafia-Pate Putin, dass es jetzt keine Umweltprobleme mehr gäbe, und die Regierung nun im vollen Umfang das Projekt unterstütze. Das gleiche Spiel wurde mit Exxon und Chevron getrieben. Die Russen brachen eine Vereinbarung von 1993 und zwangen die West-Partner mehr als zehn Jahre später, Anteile zu Schleuderpreisen an Rosneft und Gazprom abzugeben. Die Russen kauften die wertvolle westliche Ausrüstung gleich mit, waren aber unfähig und nicht solvent genug, sie angemessen zu benutzen.

Die Putin-Propagandisten heulen heute, dass der Westen nach 1989 das arme Russland „ausbeuten“ wollte. In Wirklichkeit knallten die Chapagner-Korken in West UND Ost, da endlich die Handelsbegrenzungen aus dem kalten Krieg wegfielen. Gerade Putin und seine KGB-Freunde wurde so zu Milliardären auf Kosten des betrogenen russischen Volkes. Die Brigade der Pro-Rusland-Medien erzählt natürlich heute, Putin sei ein Ritter des Rechts der die „Ausbeutung“ durch den Westen und durch die russischen Oligarchen beendet hätte. Dabei wurden nur ein paar Oligarchen zwangsenteignet oder zum Verkaufen gezwungen, damit Platz wurde für die nachrückende Welle an neuen Oligarchen, die früher noch beim KGB und der KPdSU arbeiteten.

Ob nun Janukowitsch durch die Deals mit Chevron und Shell die Russen loswerden oder die Amerikaner hereinlegen wollte, letztendlich stellte er sich doch auf die Seite der Russkis. Die Russen haben ihn und seinen Sohn fürstlich, nein königlich bezahlt.

Bigger game

Eigentlich hatten viele wichtige Player in Ost und West beabsichtigt, gemeinsam die Konsumenten auszunehmen und sich nicht zu bekriegen. Die Gruppe „European Business Congress e.V“ mit Sitz in Berlin trifft sich regelmäßig und bietet ein Forum für Gazprom, Exxon Mobil, Daimler, Siemens, Shell, die Deutsche Bank, die JP Morgan Bank, Alcatell, Wintershall, E.ON Ruhrgas, GDF Suez, ENI, die Bank BNP-Paribas und Gazprom-nahe Unternehmen wie Renaissance Capital mit Sitz in Moskau.

Neue Mitglieder sind die Royal Bank of Scotland und die „Internationale Wirtschaftsberatungsgesellschaft“ (IWB), gegründet vom ehemaligen Vorstand der Daimler Chrysler AG, Honorarkonsul für die russische Föderation in Stuttgart und und Co-Chairman der deutschen Dependance der Investmentbank Rothschild in Frankfurt, Herr Klaus Mangold im Jahr 2003. Veratwortlich im britischen Finanzministerium für die Investments der Royal Bank of Scotland war lange Jahre ein Rotschild-Executive. Nach einigen Pleiten soll ausgerechnet die Rothschild-Bank prüfen, wie man die RBS splitten und 130 Milliarden Pfund an faulen Assets in eine Bad Bank-Hälfte abladen kann.

Auch immer dabei im Ost-West-Klüngel: Die South Stream-Gruppe. South Stream ist eine von Gazprom geplante russisch-italienische Erdgaspipeline, die unter anderem auf dem Grund des Schwarzen Meeres verlaufen und in Italien enden soll, um die Abhängigkeit der russischen Gaslieferungen nach Westeuropa von den Transitstaaten Ukraine und Weißrussland zu beenden.

Die Russen wollten sich nicht auf die Ukraine verlassen. 2004 versuchte Janukowitsch die Wahlen in der Ukraine zu stehlen und wurde mit Hilfe der US-geförderten Orangenrevolution wieder weggeputscht. In den nächsten Jahren half ihm ausgerechnet eine amerikanische Top-Firma dabei, sein Image wieder aufzupolieren, dieselbe Firma die schon die die US-Präsidentschaftskandidaten Bushs, Bob Dole und Ronald Reagan beriet. Offenbar beruhten die Hoffnungen der Amerikaner tatsächlich darauf, dass Janukowitsch sich zu einem späteren Zeitpunkt eher dem Westen zuneigen würde.

Während die US-Firma Janukowitsch half, wieder wählbar zu erscheinen, drohten die Russen der Regierung von Julia Timoschenko. 2009 schrieb SPIEGEL Online:

Der russische Staatskonzern Gazprom hat die Gasversorgung Europas von dem Ausgang der Präsidentenwahl in der Ukraine abhängig gemacht.

Julia Timoschenko, die mit korrupten ukrainischen Wirtschaftsmagnaten enge Verbindungen hatte, traf sich am 4. Februar 2008 mit dem russischen Botschafter. Dieser kündigte an, falls die Ukraine der NATO beitritt, gäbe es einen offenen Handelskrieg, einen Rausschmiss der Ukraine aus der „Gemeinschaft unabhängiger Staaten“ (GUS), einen Stopp der russischen Gaslieferungen, die Forderung an die Ukraine alle austehenden Schlden zu bezahlen sowie weitere Sabktionen durch Russland und andere GUS-Staaten.

Janukowitsch mit seinen amerikanischen Wahlhelfern gewann und Russland war zufrieden. Russland durfte seine Schwwarzmeerflotte weitere 25 bis 30 Jahre auf der Krim stationieren und die Ukraine bekam 30% Rabatt auf Gas, das das Land eigentlich selber fördern wollte. Janukowitsch besuchte zunächst die EU, nicht Russland und kündigte an, die EU-Integration vorantreiben zu wollen.

CIA putscht, Russland putscht

Das Wegfallen der Ukraine als NATO-Mitglied, die Stationierung der russischen Schwarzmeerflotte auf der Krim und die fortschreitende Bildung einer neuen Sowjetunion waren der CIA Grund genug, Janukowitsch aus dem Amt zu drängen. Die CIA hat mehr Geld als die Russen für solche Operationen, ihr fehlt aber das dichte Agentennetz wie es die Russen auch nach 1989 dort pflegen. Die Amerikaner taten das, was sie immer taten, nämlich mit Geld um sich werfen und jeden noch so abstoßenden Partner finden, der zur Zusammenarbeit bereit ist. Zu diesen Partnern zählt auch die extreme Rechte in der Ukraine. Die Putin-Propaganadisten der fünften Kolonne im Westen machen verständlicherweise viel Aufhebens um diese Tatsache, sprechen von einem neofaschistischen Putsch, verschweigen aber in typisch verlogener Art und Weise, dass die Hälfte der Neonazis der Welt in Russland lebt und das sogar recht unbehelligt. Insgesamt 50.000 bis 70.000 verrückte russische Neonazis terrorisieren Homosexuelle und Einwanderer, filmen gerne die Taten und machen sich nicht einmal die Mühe, ihr Gesicht zu verbergen. Die üblichen Verbindungen existieren zu den Behörden und zur organisierten Kriminalität wie etwa der Motorrad-Mafia „Nachtwölfe“.

Deutschland hat maximal 26.000 Rechtsextreme, davon nur 6000 richtig gewaltbereite Neonazis. Wenn die Putin-Fanboys und die KGB-Lügner also herumheulen, dass die NATO mit Rechtsextremen paktiert, sollte man nicht vergessen, dass die russische Oligarchie dies auch in sehr hohem Maße tut. Russland knüpft seit geraumer Zeit an Nazis in Europa an, will sich als christlich-erzkonservativer Retter des Kontinents präsentieren. Der Norweger Terrorist Breivik erhielt Berichten Zufolge Training in Weißrussland und betrachtete Russland in seinem Manifest als wichtigsten Partner der europäischen gewaltbereiten Rechten.

Die nächsten Schritte

Die Reaktion der Russen mit der Besetzung der Krim und der möglichen Besetzung des überwiegend russisch bevölkerten Ostens der Ukraine war vorhersehbar. Putin durfte unter keinen Umständen als schwach erscheinen. Möglicherweise gab es zuvor bereits auf hoher Ebene eine diesbezügliche Absprachen zwischen Ost und West: Russland verliert Einfluss in der westlichen Ukraine, erhält im Gegenzug stärkere Kontrolle über die östliche Ukraine und die wertvolle Krim. Beie Seiten hätten klare Verhältnisse. In diesem Szenario würde nun mächtig mit den Säbeln gerasselt werden um die gesamte Welt in Angst uind Schrecken zu versetzen, gefolgt von einer diplomatischen Lösung „in letzter Minute“.

Will man die Sache tatsächlich auskämpfen, hätten wir unseren ersten heißen Konflikt im neuen kalten Krieg. Die Russen haben schlicht nicht das Geld, um ein Vermögen in diese Kämpfe zu versenken und sich zu blamieren wie in Afghanistan und als rücksichtslose Henker dazustehen wie im Tschetschenienkrieg.

Die Amerikaner haben nun freigewordene Kapazitäten durch die Beendingung der Besatzung im Irak und Afghanistan. Außerdem wäre es wohl im Interesse der NATO, Russland in Konflikte zu verwickeln um zu verhindern, dass im Bündnis mit China bis 2020 eine allzu gewaltige Militärmacht im Osten entsteht.

Wir erkennen auf jeden Fall, wie fragil der Frieden und unsere Zivilisation ist. Und wie wenig wir „alternativen“ Medien trauen können. Was tun die Propagandisten, wenn sich die Ost/West-Konflikte verschärfen? In den Osten flüchten und von dort die Exilregierung Deutsches Reich ausrufen?

AlexBenesch
AlexBenesch
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