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Wikileaks und der lange Arm der US-Administration

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Das Establishment hat Julian Assange mit ausschweifender Berichterstattung aufgebaut und das Establishment kann ihn jetzt – falls dies denn der Plan sein sollte – genausogut vernichten. US-Behörden, die in den letzten Monaten mit Attributen wie „hilflos“ und „zahnlos“ beschrieben wurden, scheinen weitaus mehr Asse im Ärmel zu haben als die meisten geahnt haben. Assange bleibt vorerst in Haft unter sehr erschwerten Bedingungen bis zu der Anhörung über eine mögliche Auslieferung. Sein Anwalt Mark Stephens, der den Informationen von globalresearch.ca zufolge auch Rechtsberater des Rothschild Waddesdon Trusts ist, erklärte dass der Wikileaks-Chef 23-einhalb Stunden pro Tag in Isolationshaft verbringt:

„Er hat keinen Zugang zu Zeitungen oder Fernsehen oder anderen Formen von Nachrichten. Er bekommt keine Post.“

Es gelangten auch weitere Informationen über mögliche rechtliche Schritte des US-Justizministeriums an die Öffentlichkeit; die Hintergründe sind eigentlich seit einiger Zeit bekannt, bekamen aber vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit in der internationalen  Berichterstattung. Julian Assange soll direkt sowie über Mittelsmänner aus der Hackerszene in Boston den Army-Analysten Bradley Manning angestiftet und angeleitet haben, geheimes Material zu beschaffen und zu übermitteln. Adrian Lamo, der Hacker und Informant der Manning nach ausführlichen Chat-Gesprächen schließlich an die Behörden verriet, hatte den Ermittlungsbeamten zusätzlich noch seine weitergehenden Einschätzungen geliefert: Der junge Soldat wäre von Bekannten im Wikileaks-Umfeld gezielt kontaktiert und instruiert worden. Falls dies zutrifft oder das US-Justizministerium genügend „Beweise“ herbeizaubern kann, wäre Assange nicht nur ein passiver Empfänger und Übermittler von Informationen  gewesen. Die Anklage könnte demzufolge auf Conspiracy, also Verschwörung lauten. Der erfahrene Investigativreporter Wayne Madsen berichtete auf Grundlage seiner Geheimdienstquellen im asiatischen Raum, dass Wikileaks in der Vergangenheit regelmäßig auf Online-Raubzüge gegangen war und die Beute sogar gegen Geld mit der CIA teilte. Man kann also noch zum gewünschten Zeitpunkt einige Asse aus dem Ärmel ziehen gegen Assange und in einem Aufwasch die verbleibende Internetfreiheit dämonisieren.

Recht entspannt würde sich die Situation für die Massenmedien darstellen; sie könnten betonen dass sie nicht an der Beschaffung beteiligt waren und „Schaden abgewendet“ hätten durch eine Zensur der Dokumente und eine „verantwortungsvolle“ Berichterstattung im „richtigen Kontext“. David Sanger, der bei der New York Times für die Bearbeitung von den Cablegate-Dokumenten zuständig war und als Mitglied des elitären Council on Foreign Relations vehementer Befürworter einer Ausweitung des Krieges gegen den Terror ist, drehte in einem Interview mit NPR munter an einem Strick für Assange:

“Ich denke nicht [dass er ein Journalist ist], und der Grund dafür ist dass ich glaube, Journalisten graben nicht nur Informationen aus sondern filtern sie auch, erklären sie, bringen sie in den Kontext.“

“Er [Assange] geht mit einer politischen Motivation an die Sache heran. Wir Journalisten bei der Times und anderswo tun dies nicht. Wir gehen an die Sache heran um die Welt zu erklären. Er hat versucht – um seine eigenen Worte zu benutzen – die Vereinigten Staaten zu blamieren und klarszustellen dass Amerikas Handlungen sich von der Rhetorik unterscheiden würden. Wobei man jedoch sehen kann, wenn man diese Dokuente durchliest, dass Amerikas Handlungen gut übereinstimmen mit der Rhetorik.”

Es könnte noch viel verheerender kommen: John Young von Cryptome berichtete gestern, dass seinen Quellen zufolge Wikileaks u.a. die Cablegate-Dokumente an die einschlägigen Publikationen gegen Geld verschachert hätte. Dass Geld geflossen ist wurde bislang öffentlich abgestritten, laut John Young gab es jedoch „non-disclosure agreements“, also Schweigeklauseln. Auch anderes Material, so heißt es, wurde und werde gegenwärtig gegen Bezahlung feilgeboten. Statt Transparanz also Hinterzimmer-Abkommen? Statt Open Source wird geschachert wie auf einem Basar? Selbst bei gewöhnlichen Zeitungen und regulär angestellten Journalisten gibt es bereits mögliche Interessenskonflikte wenn es um sensationelle Enthüllungen geht wie z.B. steigende Verkaufszahlen, Berühmtheit und lukrative Buchangebote.

Wikileaks sammelte erhebliche Summen an Spenden unter der Vorgabe, nicht selbst Material zu stehlen, Exklusivrechte an Material nicht gegen Geld an andere zu verkaufen, selbst das Material zu sichten und es der ganzen Welt zur Verfügung zu stellen. Laut eigenen Angaben nahm Wikileaks rund eine Million Dollar alleine in der ersten Hälfte 2010 ein, trotzdem blieb ihr umfangreiches Archiv offline. Birgitta Jonsdottir, die isländische Parlamentsabgeordnete die eine Weile lang mit Assange und anderen aus dem Wikileaks-Umfeld an dem Collateral Murder-Video gearbeitet hatte, erklärte dass es während Stoßzeiten nur kümmerliche zwei bis drei Vollzeit-Mitarbeiter gegeben hätte und die Pressearbeit auf sie abgewälzt wurde. Es gab laut Medienberichten keine oder nur eine ungenügende Zensur der Afghanistan-Protokolle, was tatsächlich Menschenleben riskiert haben und juristisch bereits das Aus für Assange sein könnte. Er übergab das Afghanistan-, Irak, und schließlich Cablegate-Material an ausgewählte Publikationen aus den Massenmedien zur Bearbeitung, obwohl Wikileaks bereits auf mindestens einer Million Dollar saß. Die New York Times, der SPIEGEL und der Guardian bekamen Monate Vorsprung vor dem Rest der Medienwelt und machten Assange mit ihrer Berichterstattung zum internationalen Megastar. Es ist unbekannt wie viele weitere Dollar an Spendengeldern dies generierte und wo exakt sich dieses Geld befindet. Es wird nun, wie bereits erwähnt, vorgeworfen dass für die exklusiven Vorab-Rechte zusätzliches Geld an Assange geflossen wäre. Transparenz gilt nur für die anderen; Assange scheint der einzige zu sein der weiß wieviel Geld wo gebunkert ist. Zwei Millionen? Drei? Auf den Cayman Islands vielleicht? Er verweigerte sogar seinen engsten Mitarbeiten Einsicht, lehnte Gespräche über mehr Offenheit ab und reagierte mit Paranoia, Aggression und Rauswürfen. Schließlich disztanzierte sich auch Birgitta Jonsdottir. Nach der Verhaftung von Bradley Manning, laut verfügbaren Informationen der eigentliche Whistleblower, bat Wikileaks öffentlich um extra Spenden für dessen juristische Verteidigung. Schließlich versprach man nur 50.000$ zu zahlen, rund die Hälfte der zu erwartenden Kosten. Dann tat sich lange Zeit nichts und den letzten Bekundungen zufolge will man nur noch lausige 20.000$ leisten. Manning befindet sich ohne Verurteilung seit Monaten in Isolationshaft, was laut internationalen Standards Folter gleichkommt und müsse inzwischen Psychopharmaka einnehmen. Laut seinen Anwälten und Unterstützern hätte er bislang die Kooperation mit den Anklägern verweigert.

AlexBenesch
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