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RussiaToday rät in Russland dringend zur Impfung, macht bei uns Stimmung dagegen

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Kommentar

Die russische Medienplattform RT Deutsch war das Medium schlechthin für Corona-Aktivisten, Impfkritiker und das AfD-Klientel geworden: Finanzstark und plump; also ein wenig wie FOX News in den USA, wo hinter den Kulissen praktisch jeder geimpft ist, aber dem älteren übergewichtigen Publikum vom Impfen abgeraten wird. Die ganzen „alternativen“ Medien schreiben sowieso seit Jahren von den Russenmedien ab und verfügen über keine richtigen Redaktionen und keine ernstzunehmenden Budgets.

Ende September 2021 wurde schließlich der YouTube-Kanal von RT DE aufgrund der Verbreitung von Falschinformationen über das Coronavirus gesperrt, nachdem das Thema so krass gemolken wurde wie es nur irgendwie ging. Man erfährt natürlich sehr wenig auf RT Deutsch über die desaströse Lage in Russland. Gleichzeitig ist die redaktionelle Linie von RT für das russischsprachige Publikum eine völlig andere: Hier werden die Impfung, die Maßnahmen und die Regierung gepriesen.

So bezeichnet man die niedrige Impfquote von 35 Prozent als einen der wichtigsten Gründe für die katastrophale Pandemiesituation im Land.

https://russian.rt.com/russia/article/927927-koronavirus-rossiya-vakcinaciya

Die Chefin des Auslandsenders RT Margarita Simonjan meinte gar, man müsse langsam „an den kognitiven Fähigkeiten der Impfgegner zweifeln“. Diejenigen, die gefälschte Bescheinigungen gekauft haben und von der Impfung abraten, wurden als „mörderische Schwachköpfe“ bezeichnet, die „Pfuscherei und Sabotage“ betreiben. Bisher scheute der russische Staat eine universelle Zwangsimpfung, weil der Rückhalt generell in der Bevölkerung fehlt.

Was bezwecken die Russen damit? Einerseits bewirbt man das Regime als Alternative zur Supermacht USA, obwohl es sich um einen totalen Moloch handelt und sich die beiden Supermächte gegenseitig brauchen. Zweitens sorgt man für eine Verlängerung der Misere bei uns, sodass die Unzufriedenheit wächst, die wiederum aufgefangen werden soll von den Russen. Wirklich funktionieren wird diese Strategie nicht, es sei denn, die Ostdeutschen lassen sich in eine neue Art DDR einsperren und können dann nicht mehr raus, wenn sie ihre Entscheidung bereuen. „Alternative“ Medien, die im Prinzip nur von den Russen abschreiben, liefern den westlichen Behörden jeden gewünschten Vorwand für mehr Regulierung von Medien im Netz. Und dort, wo die Gesetze nicht direkt irgendwelche Propagandisten erfassen können, die mit schmutzigen Tricks arbeiten, da werden eben selbst schmutzige Tricks angewandt. Zum Beispiel das Bezahlen oder Tolerieren von Hack-Aktionen, ausgelagerte Überwachung durch NGOs, haufenweise Anzeigen wegen möglichen Gesetzesverletzungen und weitere zersetzende Maßnahmen.

Die fanatischen Corona-Aktivisten tun also genau das, was das „System“ braucht.

Was völlig unterging: So meldete Russia Today Deutsch 2020, dass sich möglicherweise bis zu 550 Mal mehr Russen mit dem Schweinegrippe-Virus 2009 infiziert hatten, als bisher offiziell angegeben.

Damals gab es in Russland eine „Explosion“ von Patienten mit Lungenentzündung, ähnlich wie heute bei COVID. Es entstand Panik. Und in der Bevölkerung Ratlosigkeit:

„Die Eltern mussten ihre Kinder von ihrem eigenen Geld impfen“, sagten sie. „Viele Menschen waren wütend, sie dachten, die Epidemie sei ein künstlich aufgebauschtes Problem, und sie waren sicher, dass jemand damit einfach Geld verdienen wollte.“ Deshalb lehnten viele Menschen Impfungen ab, kauften dafür aber in großem Umfang antivirale Medikamente auf, was zu einer Verknappung dieser Arzneien führte.

Schulen und Unis wurden geschlossen. Russische Forscher errechneten im Nachhinein, dass wohl etwa 5% aller Russen zwischen 2009 und 2013 an der Schweinegrippe erkrankten. Das wären bereits 100 Mal mehr Erkrankte als offiziell getestet und gezählt wurden.

Russia Today zitiert Ärzte, die nicht namentlich genannt werden wollen:

Einer der Moskauer Ärzte, der an vorderster Front gegen die Schweinegrippe kämpfte, erklärte RT anonym: Im Jahr 2009 wurde H1N1 oft als ambulante Lungenentzündung registriert. Dies sei jedoch nicht auf böse Absicht oder gar etwa einen Erlass „von oben“ zurückzuführen, sondern auf Besonderheiten der Patientenregistrierung und das Fehlen sachgemäßer Testbedingungen damals, erklärte er.

Hätte dieser Arzt unterstellt, dass „von oben“ Befehle kamen zur Vertuschung, dann geriete er wohl in große Schwierigkeiten. Tests waren damals zu teuer. Man rechnet damit, „dass sich in der Situation mit der COVID-19-Pandemie ein ähnliches Durcheinander mit den Statistiken einstellen wird.“

Eine weitere russische Studien namens „Analyse der Epidemie der A(H1N1)-Grippe in Russland in der Saison 2009/2010“ schätzt gar, dass die Zahl der Erkrankten bis zu 480mal größer gewesen sein könnte.

Wie viele Russen sind tatsächlich gestorben an der Schweinegrippe? Wei viele Schweinegrippe-Tote wurden als Todesfälle aufgrund von Lungenentzündungen usw. gelistet? Wollte die Regierung die genauen Todeszahlen überhaupt wissen? Oder wäre dies zu peinlich gewesen, wenn die Weltöffentlichkeit davon erfahren hätte und wie marode das russische Gesundheitssystem war? Russland hat ohnehin ein großes Problem mit seiner Demografie. Die Lebenserwartung ist nicht sonderlich hoch und es kommen zuwenig neue Kinder auf die Welt.

Russlands Gesundheitssystem auch heute zu schwach für COVID

Ein Jammer-Text auf Russia Today Deutsch über die westliche Berichterstattung über russische Dissidenten während der COVID-Krise gibt zu: Russlands medizinisches System ist “oft kritisch unterbesetzt” und droht “vom Corona-Virus völlig überwältigt zu werden”. Der größte Brüller im Text ist folgender Satz:

“Tatsache ist, dass nach fast drei Jahrzehnten ultraneoliberaler Ökonomie, zu der Russland vom Westen angestachelt wurde, die Arbeitsbedingungen für Ärzte in russischen staatlichen Krankenhäusern im Allgemeinen schlecht sind. Darüber hinaus kann niemand bestreiten, dass viele Krankenhäuser des Landes eine Menge Hilfe benötigen, um einen vernünftigen, akzeptablen Standard zu erreichen.”

Nicht etwa Putin und die korrupten Oligarchen seien schuld an dem maroden Gesundheitsystem. Sondern der Westen und der Kapitalismus. Diesen Stuss kann man an sich schon nicht gelten lassen, weil es westliche Märkte und Banken waren, die nach 1991 Russland vor dem totalen Kollaps bewahrt hatten.

Außerdem war zuvor auch schon das sowjetkommunistische Gesundheitssystem eine Katastrophe: Zu Beginn der 1980er Jahre waren die Kassen leer und das Niveau ging steil nach unten. Und das, obwohl westliche Großkonzerne seit 1918 den Sowjets alle mögliche Technologie verkauft hatten. Das große Putin-Wunder blieb bislang aus:

Seit 2008 sind viele Milliarden Rubel in das russische Gesundheitswesen geflossen, im Rahmen der neusten Gesundheitsreform. Unter dem Schlagwort „Optimierung“ werden Kliniken modernisiert und zusammengelegt. Doch die Reform ist bei Fachleuten und in der Bevölkerung äußerst umstritten. In Umfragen äußern sich weiterhin rund zwei Drittel der Befragten unzufrieden vor allem mit der kostenlosen medizinischen Versorgung in ihrem Land.

Es wird auf Russia Today Deutsch gemault, dass russische Dissidenten es doch tatsächlich wagen, mit westlichen Massenmedien zu sprechen über COVID 19. Die Russenmedien rollen natürlich westlichen Dissidenten ständig den roten Teppich aus.

Zudem versuchen die einschlägigen Beeinflussungsagenten Russlands bei uns in Deutschland immer noch, die Gefährlichkeit des Virus so gering wie möglich einzuschätzen. Über Russlands Lockdown sprechen sie bisher nicht, aber sie könnten die Wende in der Berichterstattung von RT als Signal auffassen, die Propaganda anzupassen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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