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Gängige Definitionen von Patriotismus sind oberflächliche Slogans und nichts wert

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Patriotismus ist ein sehr schwammiger Begriff den man immer wieder konkretisieren muss. Zunächst muss man Meinungen und Taten trennen; weil Meinungen völlig überbewertet werden. Sich eine Meinung anzueignen bzw. diese Meinung irgendwoher unkritisch zu übernehmen, kostet keine Anstrengung und ist keine Leistung, wird aber immer wieder als Gradmesser für Patriotismus verwendet. Dieses Phänomen hängt meistens mit Gruppennarzissmus zusammen und findet sich auch in anti-nationalen Ideologien wie den verschiedenen Spielarten des Sozialismus.

Stabile Mitglieder der Gesellschaft, die jeden Tag nützliche Dinge tun für die Zivilisation, sind patriotischer als Chaoten, die zuviel vorm Bildschirm herumlungern, und sich für die Patrioten-Elite halten, weil sie rechter Propaganda blind vertrauen. Patriotismus berührt mehrere hochkomplexe Themengebiete und lässt sich nicht auf ein paar simple Slogans reduzieren.

Ein typischer Anhänger der (neu-)rechten Szene bot mir simple Slogans als Definition für Patriotismus:

„für mich ist der begriff patriot relativ einfach definiert. da gibt es auch keine 2 meinungen. ein patriot ist einer der sein land ohne umschweife liebt und zu ihm steht, sich gleichzeitig aber nicht über andere nationen erheben will, sondern diese ebenfalls als eigenständige souveräne staaten anerkennt! einer der sicht für die geschichte seines landes interessiert und sich für das fortbestehen dieses landes einsetzt, seiner sprache & kultur. einer der seine eigenen landsleute respektiert und anerkennt. einer der die werte & traditionen seiner vorfahren schätzt und lebt. einer der für die freiheit und die pflichten seiner verfassung kämpft (ja ich weiß hat deutschland nicht wirklich) ! einer der wohlstand, einen höheren lebensstandart und fortschritt unterstützt und entsprechend mitwirkt, diesen zu verwirklichen.“

Es hört sich simpel und offensichtlich an, ist aber total oberflächlich. Es ist im Prinzip eine Ansammlung von Slogans, die von der IB oder anderen Medien wie der COMPACT geschwungen werden.

„Sein Land lieben und zu ihm stehen“. Was meint er damit? Die Strukturen oder die Menschen des Landes? Welche Strukturen und welche Menschen? Die BRD meint er wohl nicht. Allzu tief in die Vergangenheit zurückblicken und seine Liebe bekunden zu dem komplizierten Flickenteppich des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, nützt uns als Definition für Patriotismus im Hier und Jetzt auch nicht sonderlich viel, denn der herrschende Adel hatte damals die Bevölkerung versklavt und kooperierte im Falle der Welfen auch noch erheblich mit den Verwandten auf dem britischen Thron gegen das deutsche Volk. Das Deutsche Reich war ein kurzlebiges Bündnis aus deutschen Teilstaaten und erheblich infiltriert durch ausländische Geheidmdienste und vor allem Geheimdienste des Welfen-Adels. Man mag Liebe spüren zu diesem untergegangenen Staat, aber die damaligen Strukturen und Methoden nützen uns heute wenig, weil sie hoffnungslos veraltet sind. Wie er zum NS-Regime steht, weiß ich nicht, aber falls er sich hier weigern würde, sich klar zu äußern und murmelnd etwas über Meinungsverbote mault, müsste man annehmen, dass er auf die gewöhnliche Rechtsrevisionisten- und Verschwörungs-Propaganda hereingefallen ist. Britannien und die USA hatten den entscheidenden personellen und inhaltlichen Einfluss auf Verschwörungsmedien und später die Neonazi-Szene. Außerdem war auch das Nazi-Regime erheblich unterwandert durch ausländische Dienste. Ein unterwandertes psychopathisches Regime zu lieben setzt eine völlige Realitätsverzerrung voraus bzw. einen Gruppennarzissmus. Meinungen zu kopieren, die einem gefallen, ist erstens keine Leistung und kann sich u.U. desaströs auswirken.

Bleibt noch die Liebe für Zukunftsmusik und Luftschlösser, also deutsche Staatengebilde die man anvisiert und erst noch schaffen will. Wenn man dabei den falschen Vorstellungen und Methoden anhängt, kann der Versuch, einen neuen deutschen Staat zu schaffen, böse nach hinten losgehen. Hochtrabende Fantasien kann jeder haben. Das ist aber kein Gradmesser für Patriotismus.

Die deutschen Menschen allgemein kann er mit seiner Liebe auch nicht wirklich meinen, weil rund 80% der Bevölkerung der politischen Mitte oder den Linken angehören und dabei mithelfen, das Land weiter aufzulösen. Er meint wohl einfach seine rechts-ideologischen Gesinnungsgenossen, die er zu lieben glaubt. Die sind aber auch untereinander heftig zerstritten und hassen sich derweil wegen persönlichen und ideologischen Animositäten.

Dann:

„Andere Nationen als eigenständig und souverän anerkennen, ohne sich über diese zu erheben“

sei patriotisch. Das ist ganz einfach identitäre Sprechweise. Und viel zu schwammig, denn andere Nationen haben ebenfalls gravierende Abhängigkeiten von den Supermächten.

„Sich für die geschichte des landes interessieren“.

Gerade rechte „Patrioten“ scheinen sich meist nicht für die Realität, also für die reale Geschichte zu interssieren, sondern für Fantasien, die ihnen gefallen und auf sie zugeschnitten wurden. Was ist wichtiger? Jeden Tag Leistung zu bringen, oder das Interesse an der Geschichte des Landes? Leistung ist wichtiger.

Wie bereits erwähnt, ist Geschichte immer ein hochkomplexes Gebiet mit vielfältigen dunklen Aspekten. Was die Person hier wohl wirklich meint, ist das starre Festhalten an Mythen, nicht das Interesse an Geschichte.

Bei manchen gilt der blinde Glaube an Hitler und die Nazi-Ideologie als entscheidender Gradmesser für Patriotismus. Abermals handelt es sich dabei um eine Meinung, die blind und unkritisch von anderswo her übernommen wurde, nicht um eine Leistung. Es wäre hingegen tatsächlich eine Leistung, wirklich selbst zu forschen und überraschende, neue Ergebnisse zu liefern.

„sich für das fortbestehen des landes einsetzen.“

Ja, aber wie? Mit oberflächlichen Slogans? Dem Wählen von Politikern die man nicht wirklich einschätzen kann? Mit einem Abnutzungskampf gegen 80% der Gesellschaft und gegen das Ausland? Mit Verschwörungen mit den Russen? Mit einfachen Slogans auf Social Media?

„sprache und kultur“.

Vielleicht sollte die Person sich erst einmal die Mühe machen, die Groß- und Kleinschreibung zu beachten. Wie kulturell bewandert er in seiner Freizeit ist, weiß ich nicht. Vielleicht klappert er einfach nur Youtube ab in seiner Freizeit und hat weder Zeit noch Energie, ein Museum zu besuchen oder Fachliteratur zu lesen oder gar selbst etwas Kulturelles zu schaffen. Ein Lied, eine Statue, ein Bild usw.

„landsleute respektieren und anerkennen“.

Er meint damit wohl nur Gesinnungsgenossen. Die Linke und Mitte und Mihigrus respektiert er wohl kaum.

„werte und traditionen seiner vorfahren schätzen und leben“.

Es gibt wohl kaum schwammigere Begriffe als Werte und Traditionen. Ist er für altmodische Zwangsheiraten? Kein Sex vor der Ehe? Kammer-Musik? Altgermanische Rituale mit Steinen? Lederhosen und Martin Sellner-Haarschnitte?

Unsere Vorfahren waren oft Bauernsklaven und Handwerker, ohne moderne Bildung. Da herrschte Pragmatik,  Unterwerfung unter den Adel und religiöse Manipulation. Was soll jetzt gemeint sein? Lederhosen und frisuren? Afrikanische Stämme versuchten auch vergeblich, mit traditionellen Speeren und altmodischer Zauberei die britischen und französischen Kolonialisten zurückzuschlagen.

„Für die verfassung kämpfen.“

Liebe für das Grundgesetz wird er wohl kaum spüren. Aber wie soll denn eine bessere Verfassung aussehen? Individualismus und Freiheit ist in der (neu-)rechten Szene ziemlich verpönt. Die Putin-Diktatur finden die Szenegänger hingegen super. Ist also Diktatur jetzt patriotisch? Klassische Diktaturen sind ineffizient, was auch die Bürokratie und die Schwäche der NS-Rüstung gezeigt hat. Gruppennarzissmus führt in den Untergang. Wobei die meisten (Neu-)rechten noch nicht mal wirklich gelernt haben, was Gruppennarzissmus eigentlich ist und wie man ihn zuverlässig erkennt und zurückdrängt.

Für „Fortschritt und lebensstandard“ arbeiten.

Ja wie denn? Mit Nationalbolschewismus? Planwirtschaft? Viele glauben das Märchen, dass die Wirtschaft der Nazis total gut funktioniert hätte. Wieso soll es patriotisch sein, Märchen zu glauben und Fehler zu wiederholen?

Moderne, konkretere Definitionen

Mit Lederhosen, Märchen, Gruppennarzissmus oder Rauschebärten wird man seine Ziele nicht erreichen, eine freiheitliche, wehrhafte und souveräne Republik zu bekommen, die nicht von irgendwelchen ausländischen Diensten unterwandert ist. Stattdessen müssen komplexe Aufgaben gemeistert werden:

  • Kinder großziehen, und zwar richtig. Zu viele selbsternannte Patrioten leisten hier nichts oder zuwenig.
  • Über Geheimdienste und Supermächte lernen, statt einfach nur Meinungen zu übernehmen und Propaganda blind zu vertrauen
  • Geschichte wissenschaftlich neu aufarbeiten statt abschreiben und Gruppennarzissmus verbreiten
  • Ein wissenschaftliches Verständnis über das Böse entwickeln und anwenden. Auch ein rassereines rechtes Regime kann mit Psychopathie und Narzissmus den Menschen schaden
  • Bösartige Strukturen identifizieren und zurückdrängen. Auch wenn diese sich mit dir ideologisch überschneiden oder dir Versprechungen machen
  • Gesunde Hierarchien formen
  • Leute eher vereinen statt spalten
  • Leistung, Zuverlässigkeit an den Tag legen. Nicht nur Worte
AlexBenesch
AlexBenesch
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