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Die Geldströme des Empires und die Legenden zur Ablenkung

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Das britische Empire schuf gezielt eine Legende, die alle Konkurrenten täuschte und auch zum Evangelium der Verschwörungsliteratur wurde: Die Legende von den kleinen Ghetto-Krämern aus Frankfurt, die sich ungestört unerhörte Vermögen aufbauen konnten und zwei Generationen später teurere Paläste bauten als der Hochadel. Es ist höchst auffällig, dass Figuren aus dem Empire wie Winston Churchill, Nesta Webster, William Guy Carr, Henry Ford oder die weiteren Publizisten der gefälschten „Protokolle von Zion“ im englischsprachigen Raum die Märchen an ein Millionenpublikum verbreiteten. In Deutschland sollten die Märchen über die jüdische Weltverschwörung nach dem Ersten Weltkrieg die deutschen Nationalkonservativen ablenken von den Handlungen der angloamerikanischen Siegermacht.

Der Buchhalter 

Mayer Amschel Rothschild, ein kleiner Händler aus der Frankfurter Judengasse, musste jedes Mal beim Verlassen seines Hauses die gelbe Markierung tragen, bei Einbruch der Dunkelheit zurück sein, beim Überqueren der Brücke über den Main Judensteuer zahlen und bei Aufforderung jedes Mal seinen Hut ziehen und sich verbeugen. Das Einsperren der Juden hatte im Prinzip keinen anderen Grund, als mehr Steuereinnahmen zu generieren. Man zahlte wie an die Mafia ein Schutzgeld.

Das Leben im dicht gepressten Ghetto war latent bedroht durch Großbrände, Seuchen und Pogrome (Massaker), was unweigerlich in einzelnen die nackte, psychopathsiche Ambition hervorbringen musste, dem Ghetto zu entkommen und in der kalten und grausamen Welt dort draußen zu Macht zu gelangen.

Je mehr Macht Mayer und seinen Söhnen später zugestanden wurde vom Adel, umso mehr war ihnen bewusst, wie tief sie jederzeit wieder abstürzen konnten, falls sie in Ungnade fallen. Die Bevölkerungen von Deutschland, Frankreich oder Großbritannien hätten hämische Schadenfreude verspürt, wenn sie eines Tages in der Zeitung gelesen hätten, dass eine reiche jüdische Familie namens Rothschild enteignet und ins Ghetto zurückgeworfen wurde.

Es gab kein eigenes Land der Juden, in das die Rothschilds notfalls hätten flüchten können, es gab keine einflussreiche jüdische Lobby in Europa, es gab keinen sicheren rechtlichen Bürgerstatus und man war der Willkür des herrschenden Adels komplett ausgeliefert. Mayer hatte im Alter von elf Jahren seine beiden Eltern bei einem Ausbruch der Pocken verloren, wobei die Überlebenschance außerhalb des Ghettos deutlich größer gewesen wäre. Nach dem Besuch einer Glaubensschule, der Mayers Begeisterung nicht so wecken konnte wie die Geschäftswelt, ging er mit 13 Jahren nach Hannover, Heimatort des britischen Königshauses, zu der Bank Oppenheim, um die fortgeschrittenen Formen des Handels zu lernen und er erfuhr von den Vorteilen, die der Job eines Hoffaktors mit sich bringt. Einer der Oppenheims diente in dieser Funktion dem Kurfürsten Clemens August I. von Bayern und belieferte den Hof mit Luxusgütern wie etwa seltenen Goldmünzen.

Mayer Amschel kehrte ungefähr im Jahr 1764 im Alter von zwanzig Jahren wieder nach Frankfurt zurück, wo zwar die Gesetze für Juden strikter, dafür aber die geschäftlichen Möglichkeiten größer waren.

Sein Kontaktmann, den er bei Oppenheim kennengelernt hatte, war General von Estorff, und über diesen Kanal konnte er (zum extrem vergünstigten Kurs) ein paar Münzen an den Erbprinzen Wilhelm von Hessen-Kassel in Hanau verkaufen. Wilhelms Mutter war Prinzessin Maria, eine Tochter König Georgs II. von Großbritannien.

Bild: Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel

Wilhelm und sein Vater hatten bereits ein extrem großes Vermögen angehäuft mit dem Verkauf hessischer Soldaten für den Unabhängigkeitskrieg in Amerika und galten als einige der reichsten Fürsten ihrer Zeit. Die engen Verwandten von der britischen Krone zahlten Millionen, irrsinnige Summen in der damaligen Zeit, was nicht nur simple Vetternwirtschaft darstellte, sondern Wilhelm als Außenposten des britischen Empires auf deutschem Boden etablierte.

Seine Leidenschaft galt dem Geld und dem Zeugen unehelicher Kinder (schätzungsweise 40 davon), während seine Frau Wilhelmine Karoline von Dänemark dem Sex völlig abgeneigt war.

Nach einigen Münzverkäufen, bei denen Rothschild Verluste machen musste, bekam er endlich den Titel eines Hoffaktors, bzw. „Hoflieferant Seiner Erlauchten Hoheit“, mit dem er für sein Geschäft werben konnte und durch den sein Ansehen in der Judengasse exponentiell anstieg. 1770 durfte er mit seinem neuen gesellschaftlichen Status die junge Gutle Schnapper heiraten, Tochter eines Hoffaktors des Fürstentums Sachsen-Meiningen, das durch Teilung des Herzogtums Sachsen-Gotha entstand. Dennoch beherrschte er die deutsche Sprache nicht richtig und konnte sie auch nicht schreiben.

Erbprinz Wilhelm hatte bereits ein halbes Dutzend jüdischer Mittelsmänner an der Hand und nutzte für seine Finanzen auch etablierte Firmen wie die Bethmann-Brüder, sodass Rothschild jahrelang keinen Zutritt fand zu dieser geschlossenen Gesellschaft. In der Judengasse bezog Mayer ein neues Haus, das zur Hälfte von der Familie Schiff bewohnt war, die später zu einflussreichen Bankiers in Amerika wurden.

Die Idee war, möglichst viele Kinder zu zeugen, die das Vermögen der Familie weiter aufbauen würden, allerdings überlebten von den 20 Kindern unter den harschen Bedingungen der Judengasse nur knapp die Hälfte, denn dort war die Kindersterblichkeit im Vergleich zum restlichen Frankfurt deutlich höher.

20 Jahre lang war Rothschild damit gescheitert, Aufträge vom Landgrafen Wilhelm an Land zu ziehen, aber dann freundete er sich am Hof an mit dessen cleveren Finanzbeamten Carl Friedrich Buderus von Carlshausen und hatte somit endlich den Fuß in der Tür.

Der Ansturm der französischen Truppen nötigte Wilhelm dazu, Geld auszugeben für ein paar Bataillone, um sich und seinen Wohlstand zu schützen, und schnell wurden ihm die Verluste ersetzt durch ein weiteres Geschäft mit seinen Verwandten auf dem britischen Thron: Die Vermietung von weiteren 8000 hessischen Soldaten für das britische Empire.

Rothschild importierte Kleidung und weitere Güter aus England für den Verkauf in Deutschland, wobei besonders in den Kriegszeiten auf Grund des Mangels Wucherpreise verlangt werden konnten. Endlich waren auch einige Beschränkungen für Juden aufgehoben worden und er durfte deshalb Warenhäuser anmieten in Frankfurt für seine britischen Waren.

Der Vorstoß von Napoleon und die Bitten um Kredit von Wilhelms dänischen Verwandten machten es zunehmend notwendig, Geld zu verstecken und auf heimlichen Wegen Zahlungen zu tätigen. Die perfekten Strohmänner für den Kredit an die Dänen waren Rothschild und ein Jude namens Lawaertz. Buderus wäre viel zu offensichtlich gewesen als Mittelsmann und hielt sich im Hintergrund.

Auch wenn Wilhelm sich nicht gerade großzügig beteiligte an dem Krieg gegen Frankreich, so schlug er doch die lukrativen französischen Angebote aus, überzulaufen. Die Hälfte der europäischen Monarchen und eine Reihe von Fürsten und anderen Herrschern standen bei Wilhelm in der Kreide, da er wie eine Großbank tätig war. Im Falle eines Sieges von Napoleon würden die Kredite nicht zurückgezahlt werden und er müsste flüchten. Der schlimmste anzunehmende Fall trat ein, Napoleon marschierte durch Deutschland hindurch und die Reichtümer und Schätze von Wilhelm mussten schnellstmöglich in alle möglichen Richtungen abtransportiert werden, um sie vor dem Zugriff der Franzosen zu retten. Rund 50 Kisten mussten zurückgelassen werden und Wilhelm flüchtete zu seinen Verwandten nach Dänemark.

Carl Buderus gelang es, den neuen französischen Gouverneur zu bestechen, um einen Teil von den beschlagnahmten 50 Kisten zurückzuholen. Vier davon, teilweise befüllt mit wichtigen Verträgen und Unterlagen, wurden zu Rothschilds Haus in der Judengasse Frankfurts in ein Spezialversteck gebracht. Mayers fähigster Sohn Nathan, der mit roten Haaren und blauen Augen aussah wie ein Brite, aber nur schlecht englisch sprach, arbeitete von Manchester und dann von London aus, wo er auf den reichsten Juden in ganz England traf, Levi Cohen, dessen Kinder später in fast alle führenden jüdischen Familien in England einheirateten, natürlich auch in die Rothschilds.

Buderus bekam einen Adelstitel von Wilhelm für die geglückte Rettung der meisten Reichtümer und erhielt eine Sondervollmacht für die Geschäfte des Landgrafen im dänischen Exil. Mayer Rothschild sollte die Aufgabe übernehmen, die Rückzahlungen ausstehender Kredite einzutreiben, was nur mit Hilfe seiner Söhne, ausgefeilter Schmuggeltechniken und Schutzgeldzahlungen gelang, ohne von den Franzosen erwischt zu werden.

Die Rothschilds hatten mit ihrer Arroganz zeitweise die Missgunst von Wilhelm zugezogen und riskierten ihre einträglichen Geschäfte, allerdings pflegte man anderswo auch Beziehungen zu Adeligen wie der Familie Thurn und Taxis, Karl Theodor von Dalberg und den Brentanos.

Buderus musste Wilhelm lang und breit erklären, warum es Sinn machte, die Rothschilds als Strohmänner und Mittelsmänner zu verwenden: Sie waren gründlicher, verschwiegener, pünktlicher, ambitionierter. Nichtsdestotrotz war es nur möglich, Nathan Rothschild hinter dem Rücken des Landgrafen in die wichtigen Geschäfte zu involvieren wie etwa den Handel mit mündelsicheren britischen Staatspapieren (Konsols). Der Handel hatte Mayer zu einem der reichsten Männer Frankfurts gemacht und die Ansprüche und Wünsche, eine Dynastie wie die Adeligen zu formen, wurden dementsprechend größer und demzufolge durften seine Nachkommen nur innerhalb der eigenen Familie heiraten, falls sie sich am Familiengeschäft beteiligen wollten.

Nathan war instrumentell dabei, Gold von der East India Company (britisches Empire) aufzukaufen und gleich wieder an die britische Regierung zu verkaufen und dem Duke of Wellington zu ermöglichen, seine Truppen zu bezahlen, die Napoleon bekämpften. Nathan übernahm gleich noch die riskante Aufgabe, das Gold zu schmuggeln und kaufte sich zu diesem Zweck den Schutz des Grand Duke von Dalberg, auf dessen Hilfe die Rothschilds sich schon mehrfach verlassen konnten. Weitere Unterstützung kam von der mächtigen Familie von Thurn und Taxis, die das Geschäft mit Brief- und Paketpost dominierten.

Amschel starb, Napoleon wurde zurückgedrängt und Nathan spielte erneut eine zuverlässige Rolle bei der Versorgung des Duke of Wellington. Die britische Treasury betraute Nathan sogar mit der Bearbeitung riesiger Zahlungen an die kontinentalen Verbündeten von Britannien. Es wäre zwecklos gewesen, von den summen zu stehlen und sich aus dem Staub zu machen, denn die Briten waren alles andere als Anfänger und die Rothschilds wollten sich auf jeden Fall dem Empire andienen und nicht den kleinsten Zweifel an ihrer Loyalität aufkommen lassen. Angeleitet wurde diese große Finanzoperation von dem einflussreichen Politiker und Zahlmeister John Charles Herries, aber die Rothschilds wurden für ihren Erfindergeist und ihre Effizienz belohnt mit einer Million britischer Pfund.

Auch das Kuriersystem der Rothschilds, über das allerhand Informationen blitzschnell transportiert wurden, konnte nicht mithalten mit dem Geheimdienst-Netz des britischen Empires und wurde mit Sicherheit vom Adel streng überwacht.

Bild: Nathan Rothschild

Die berühmte Schlacht von Waterloo, die Napoleons Untergang besiegelte, führte zu falschen Legenden um Nathan, die sich hartnäckig bis heute in der Verschwörungsliteratur halten und als Erklärung dienen, wie der Rothschild-Clan, der nur eine Generation zuvor noch bescheiden im Judenghetto angefangen hatte, die Geldmacht an sich gerissen und die Adeligen abgehängt haben soll. Verschiedene Versionen darüber, wie, wann und wo Nathan erfahren haben soll, wer als Gewinner aus der Waterloo-Schlacht hervorgehen wird, zirkulierten im Laufe der Zeit, wobei ein Pamphlet das kinoreife Märchen erzählte, dass Nathan am schnellsten die Information erhalten hätte und der Börse vortäuschte, Napoleon sei der Sieger. Nachdem die Kurse im Zuge von Panikverkäufen nach unten purzelten, hätte er plötzlich massiv Käufe getätigt und durch diesen Insiderhandel rund 20 Millionen Pfund verdient. Diese Darstellung ist fast komplett ein Märchen.

Mehrere Zeitungen hatten sofort in Sonderausgaben berichtet über die Entscheidung in der Schlacht. Nathan erhielt durch sein Kuriersystem sehr bald ein Exemplar, er informierte den britischen Adeligen Lord Castlereagh und kaufte dann einfach einen Haufen britischer Bonds, die relativ schnell um zwei Prozent im Wert stiegen. Das war alles. Er war vorher schon reich gewesen durch seine Tätigkeiten für das britische Empire. Die gängige Verschwörungsliteratur behauptet aber bis heute, dass Nathan, der Sohn eines jüdischen Ghetto-Krämers, mal eben in einer Blitzaktion ein unglaubliches Vermögen zu Lasten aller anderen großen Geschäftsmänner machte, die Adeligen dumm mit offenen Mündern dabei zuschauen mussten und der Grundstein dafür gelegt wurde, dass die Rothschilds die Macht über das britische Empire übernehmen.

Das Märchen von Nathans Waterloo-Reibach war eine Erfindung von dem französischen Journallisten Georges Mathieu-Dairnvaell.

Nachdem der Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassell wieder in sein luxuriöses Schloss Wilhelmshöhe ziehen konnte, zahlte Rothschild brav das ihm anvertraute Geld komplett mit Zinsen zurück. Die Rothschilds waren nach den napoleonischen Kriegen die reichsten Privatbankiers Europas, aber ihr Reichtum war komplett abhängig von ihrer Stellung als gehorsame Vertraute des britischen Imperiums. Die Performance der Rothschilds bei dem Edelmetall-Schmuggel, der Geldwäsche und dem Betrieb eines Clearinghauses für Geldströme war beeindruckend aus Sicht der britischen Krone. Dennoch war es selbstverständlich, diese neureichen Juden an der kurzen Leine zu halten und sicherzustellen, dass jene nicht irgendwann mit ihrem Geld und ihren Fähigkeiten zu eigenmächtig werden.

Die Adeligen hätten jederzeit Nathan nach erledigter Arbeit unter einem beliebigen Vorwand verhaften und enteignen können. Umgekehrt verfügten die Rothschilds über kein echtes Druckmittel gegen die Phalanx aus dem Adel, den Geheimgesellschaften, den Parlamenten, den Gerichten und der Polizei.

Was ist mit den jüdischen Netzwerken, die zu der Zeit bestanden? Zwar konferierte auch der alte Mayer Rothschild noch in der Frankfurter Judengasse mit Vertretern aus anderen jüdischen Gemeinden, aber die Polizei hatte immer die Augen und Ohren offengehalten. Es gibt nur unbewiesene Legenden über mächtige jüdische Verschwörer-Gruppen zu jener Zeit; die paar wenigen Rothschild-Männer hatten ihre Hände voll zu tun mit ihren Geschäften und ihnen war definitiv nicht erlaubt, nach eigenem Gutdünken mit ihrem Geld Europas Machtpolitik zu verändern. Nur unter Anleitung der britischen Krone unternahmen die Brüder Schritte in Frankreich und Österreich. Sie sandten für ihre neuen Adelstitel ihren extrem arroganten Entwurf eines Familien-Wappens nach Österreich, der neben dem kaiserlichen Adler auch den britischen Leoparden, den hessischen Löwen und fünf Pfeile (für die fünf Brüder) enthielt. Selbstverständlich wurde diese Dreistigkeit abgelehnt. Die Rothschilds suchten den Draht zu Friedrich von Gentz, der einflussreichen jüdischen Berater des Prinzen Metternich. Inzwischen waren die Dienste der Rothschilds nicht mehr so gefragt wie noch zu Kriegszeiten und ältere, etablierte Bankhäuser bekamen oftmals bei großen Geschäften den Vorzug. Mit einem überraschenden Schachzug beteiligten sich die Rothschilds selbst an einem gigantischen Kreditgeschäft Frankreichs. Nathans Familien- und Privatleben beschränkte sich auf einflussreiche jüdische Familien und erstreckte sich in bedeutendem Umfang auf den höheren britischen Adel. Ab und an ließ sich ein Diplomat blicken oder der Duke of Wellington.

Auch Nathans enges, bescheidenes Haus in der St. Swithin’s Lane von London (check) passte nicht zu seinem Status als einer der reichsten Bankiers von Europa. Besaß gar nicht er die großen Reichtümer? War er nie mehr als ein Strohmann? Es ist auch auffällig, dass er praktisch nie Geld an wohltätige Zwecke gab, nicht einmal zugunsten der jüdischen Synagogen, obwohl er doch formell im Geld schwamm. Es ist überliefert, dass er sich gegenüber ausländischen Prinzen in seinem Büro arrogant verhielt.

Er vergab in der Folgezeit Kredite im Wert von Millionen britischer Pfund an verschiedene Monarchen Europas. Wenn Nathan und seine Brüder tatsächlich zum Großteil Strohmänner der britischen Krone waren, welchen Vorteil hätte dann dieses Arrangement gehabt? Es hätte den britischen Einfluss hinter der Vergabe von Krediten verschleiert und weniger Misstrauen erregt, denn die jüdischen Banker galten in der Öffentlichkeit einfach als reiche Schnösel, die sich für nichts anderes als Zinsen und Dividenden interessierten. Hätte stattdessen eine Bank im (mehrheitlichen) Besitz der britischen Krone diese Kredite angeboten, wären sofort machtpolitische Hintergedanken vermutet worden, insbesondere dann, wenn diese Kredite an verschiedene Adelshäuser vergeben werden, die Konkurrenten der Briten sind, aber auch untereinander konkurrieren und gegeneinander Krieg führen. Man würde es sich zweimal überlegen, einen Krieg zu starten, wenn man wüsste, dass die weit entfernten Bankiers beide Seiten des Konflikts finanzieren.

Vor dem Hintergrund dieser These, dass die Rothschild-Bank ein Tarnunternehmen der britischen Krone war, macht es noch viel mehr Sinn, dass Nathan die längste Zeit nur in einem eher bescheidenen Haus in England wohnte statt in einem Palast, es macht mehr Sinn dass er hauptsächlich jüdische Freunde hatte und es macht auch mehr Sinn, dass er sich gegenüber europäischen Adelshäusern demonstrativ arrogant verhielt. Hätte er in einem Palast gelebt in der Nachbarschaft des britischen Adels und hätte er sich gegenüber anderen Adelshäusern schmeichlerisch verhalten, wäre sofort Misstrauen entstanden.

Carl Rothschild, der als etwas langsam im Kopf und schüchtern galt (aber das genaue Gegenteil war), verschaffte sich das Vertrauen der Österreicher und Italiener mit wichtigen Krediten und ließ sich mit seiner Frau in einem Palast in Neapel nieder, wo er Gäste empfang wie Leopold von Sachsen-Coburg, Lieblingsonkel der britischen Königin Victoria und späterer König von Belgien. Leopold war maßgeblich an der Schaffung der Freimaurer-Großloge „Grand Orient de Belgique“ (1833) beteiligt und legte die Basis für das spätere Logenwesen. Sein Sohn Leopold II. herrschte absolutistisch über den afrikanischen Staat Kongo und verantwortete dort mehrere Millionen an Toten. Wer als (Kinder-) Sklave nicht genug arbeitete, dem wurden zur Strafe Hände abgehackt.

Amschel war der einzige strikte Gläubige unter seinen Brüdern, der noch ausschließlich koscheres Essen zu sich nahm und den Look eines Rabbis bewahrte. Er blieb in Frankfurt, bearbeitete das Territorium von Preußen und stieg dort sogar zu einer Art Finanzminister auf mit Zugang zu brisanten Informationen, und er führte die Beziehungen fort zu Buderus und der Familie Hessen-Kassel.

Seine über siebzigjährige Mutter wagte es aus Aberglauben nicht, das Frankfurter Ghetto zu verlassen und von ihr ist eine Aussage überliefert, die in der Verschwörungsliteratur in ihrer Bedeutung maßlos übertrieben wurde: Auf die Befürchtung eines Nachbarn hin, es könnte wieder Krieg geben, winkte sie ab und meinte, dass sei Blödsinn, denn ihre Söhne würden dafür nicht die erforderlichen Kredite gewähren. In Verschwörungsbüchern klingt das so, als würden ihre Söhne Europa beherrschen, was aber überhaupt nicht der damaligen Realität entsprach.

Die Brüder waren eine Zielscheibe für die Animositäten vieler verschiedener Leute und dienten dadurch als Verschleierung der tatsächlichen Machtverhältnisse. Auch das berüchtigte Informationskuriersystem mit Brieftauben, Versorgungspunkten für Pferde und schnellen Booten hatte das Rad nicht neu erfunden. Dieses Netzwerk transportierte auch Mitteilungen von anderen Personen und war theoretisch in der Lage, diese fremden Korrespondenzen mitzulesen, aber selbstverständlich zirkulierte auch Desinformation und es wurden Codes benutzt, sodass wir nicht davon sprechen können, dass die Rothschilds dem Adel das Imperium streitig machen konnten.

Während Salomon Rothschild die Österreicher bearbeitete, war sein Bruder James zuständig für große Finanzoperationen in Frankreich um den neuen König Louis XVIII zu stützen, erlebte aber mehr als eine Beinahe-Katastrophe, weil eben doch mehr Haifische um die besten Deals konkurrierten und Tricks benutzten. Wegen den Unruhen in Frankreich verloren die Rothschilds 17 Millionen Gulden, sodass bereits Gerüchte zirkulierten über deren drohenden Bankrott. Das schnelle Kuriersystem der Familie verhinderte die Katastrophe und laut dem ehemaligen französischen Botschafter Talleyrand teilten die Rothschilds ihre Informationen immer brav mit den englischen Behörden. Man kann davon ausgehen, dass die britische Krone auch immerzu im Bilde darüber war, was die vielen Agenten der Rothschilds in Frankreich in Erfahrung bringen konnten über die Gefahr einer Revolution. Es gelang James, seinem Vertrauten Casimir Périer zum Posten des neuen französischen Finanzministers zu verhelfen, der Sohn von Claude-Nicolas Perier, in dessen Château de Vizille das berühmte Treffen der Estates of Dauphiné stattfand als Vorbereitung auf die Französische Revolution. Erinnern wir uns daran, dass die Britische Krone damals ein Interesse daran hatte, die alte Monarchie Frankreichs zu stürzen und im Geheimen die Revolution zu unterstützen. Zu diesem Zweck war ja auch Adam Weißhaupt aufgebaut worden, dessen Illuminatenorden dann wegen Schlamperei von der Polizei Bayerns aufgedeckt wurde.

Nathan war der Star, der Anführer, clever, kreativ und entschlossen. Aber wieviel von seinen Erfolgen kamen aus Eigenleistung zustande und wieviel durch mögliche Hintermänner der britischen Krone? Selbstverständlich ist es möglich, dass er dem britischen Empire neue Impulse und Ideen geben konnte, was das Bankenwesen anbetraf, aber es ist deutlich wahrscheinlicher, dass ihm wichtige Entscheidungen und Taktiken eingeflüstert wurden.

Im Gegensatz zu heute, wo nur Verschwörungstheoretiker über die Familie reden, waren Nathan und seine Brüder im Mittelpunkt der Berichterstattung der Massenmedien, Zielscheibe für Hass, Anlaufadresse für Bittsteller und Ultra-Promis der High Society. All die Exzesse, die früher dem Hochadel vorbehalten waren, wurden von den Rothschilds demonstrativ durchexerziert, genauso wie die Art zu heiraten: Von den 12 Söhnen der berühmten fünf Brüder heirateten neun innerhalb der eigenen Familie, obwohl die als außergewöhnlich hübsch beschriebenen Töchter das Interesse von verschiedenen Adelsfamilien weckten.  Wer einen Christen heiratete, wurde praktisch enterbt und nur vereinzelte Ehen mit anderen mächtigen jüdischen Familien galten im Laufe der Zeit als akzeptabel.

Hannah wurde nie verziehen und als ihr Sohn verunglückte, wurden dies als „Strafe Gottes“ gewertet. Aber auch Nathan erlebte trotz seiner Befolgung der Familientraditionen einen heftigen und finalen Schicksalsschlag in Form einer gewöhnlichen Eiterbeule mit dem Bakterium Staphylococcus Aureus. Während der etablierte Adel über tausende Mitglieder verfügte, war der Rothschild-Clan sehr klein und dementsprechend verwundbar. Nathans Sohn Lionel forderte für sich und seine Angehörigen, endlich die Titel eines Barons offiziell führen zu dürfen, was ihm von der neuen Königin Victoria auch gestattet wurde. Eine enge Freundschaft entstand zu dem Politiker und späteren Premierminister Benjamin Disraeli, der jüdische Wurzeln hatte, aber der anglikanischen Kirche angehörte. Die verbleibenden vier alten Brüder waren nach wie vor die Chefs und zogen in große Paläste um, mit James als Anführer.

Der Adel von Österreich, Italien und Preußen hielt die Rothschilds für heimatlose jüdische Emporkömmlinge, denen es nur um Profit ging und mit denen man eigenes Geld vermehren und den Staatshaushalt stabilisieren konnte. Die Möglichkeit, schnell Geld aufzutreiben, war wie eine Droge, von der man immer mehr brauchte und je mehr Zugang man den Rothschilds bei den Höfen gewährte, umso mehr erhielten jene den Zugang zu sensiblen Informationen. Auch die Partys waren weit mehr als nur Protzerei und Privatvergnügen, sondern wieder mehr Zugang zu Informationen und Gerüchten. Die Rothschild-Frauen, die vom Familiengeschäft ausgeschlossen waren, kultivierten Freundschaften zu einflussreichen Personen und werden wahrscheinlich auch so manche Sache zu Ohren bekommen haben.

James besaß schätzungsweise 50 Millionen britische Pfund an Vermögen; unerhört zur damaligen Zeit. Mit Salomon war er spät eingestiegen in das Eisenbahngeschäft in den 1840er Jahren. Zum Vergleich: Johann Jakob Astor, ein weiterer angeblicher „Self Made Man“ und möglicher Strohmann des britischen Imperiums, hinterließ in Amerika bei seinem Tod 1848 die Summe von 20 Millionen Dollar (heutiger Gegenwert etwa 100 Milliarden Dollar). Die Rothschild bearbeiteten das europäische Territorium und überließen Amerika anderen reichen Familien. Damals waren die Rothschilds noch beschäftigt, Kriege zu verhindern wie etwa zwischen Frankreich und Österreich, was ihnen den Ruf einbrachte, Profite über Ehre zu stellen und nur aus Eigennutz den Frieden zu fördern. Erst später bearbeiteten sie Kredite für Krieg und handelten sich den gegenteiligen Ruf ein, vom Krieg zu profitieren, obwohl es ohne Erlaubnis der britischen Krone unmöglich gewesen wäre, sich dermaßen in die politischen Belange Europas einzumischen.

Otto von Bismarck betrachtete die Situation nüchtern und bemühte sich um solide Beziehungen zu dem Bankhaus, was dem Deutschen Reich später zum Verhängnis wurde. In privaten Briefen unterhielten sich die Rothschilds darüber, dass sie koordinieren mit „Windsor und König Leopold“. Die Verbindung der Rothschilds zu den Briten wurde in der Öffentlichkeit generell nicht viel anders eingeschätzt als die Verbindung zu den Adelshäusern von Preußen, Österreich oder Italien. Ein schwerer Irrtum.

Die erneute Revolution in Frankreich 1848 vertrieb den König und führte zu der Ausrufung der Republik, was die Finanzen von James Rothschild in Gefahr brachte, wie etwa 82 Millionen Francs die er investiert hatte oder die Eisenbahn-Anteile, die im Wert fielen. Die Revolution war auch übergesprungen auf Deutschland, Österreich und Ungarn.

James freundete sich gleich in Paris an mit dem neuen Diktator Eugène Cavaignac, aber es war Louis Napoleon, Nachkomme des Bonaparte, der schließlich Präsident der neuen Republik wurde.

Von den Umwälzungen von 1848 blieben nur zwei Monarchien unberührt: Die miteinander verwandten Briten und Russen. Selbstverständlich muss näher untersucht werden, inwiefern diese beiden Reiche und die Rothschilds involviert waren in der Destabilisierung des europäischen Festlandes.

Auch organisierten die Rothschilds für den gewaltigen Krimkrieg 16 Millionen Pfund, der den Untergang des osmanischen Imperiums einleitete. Es ist nicht deutlich erkennbar, ob und inwiefern die Bankiers in die größeren geopolitischen Planungen eingeweiht waren. Es ist durchaus möglich, dass ihnen von der britischen Krone einfach nur eingeflüstert wurde, welche Kredite sie wann wo und für wen bereitstellen sollen.

Die neue Generation der Rothschilds war gönnerhaft in den jüdischen Communities und machte Druck für die Aufhebung judenfeindlicher Gesetze, was natürlich auch Eigennutz und Nutzen für die britische Krone bedeutete, denn Geld brachte Loyalität und mit Loyalität ließ sich wieder mehr Geld machen, man konnte Gefälligkeiten zurückfordern und Informationen abgreifen.

Mayer Rothschild ließ Mentmore Towers bauen, einen dekadenten Protzbau, der ablenken sollte von den etablierten Adeligen. Mentmore wurde übrigens als Kulisse verwendet in Stanley Kubricks letztem Film „Eyes Wide Shut“ für ein okkultes Sex-Ritual einflussreicher Figuren der US-Ostküste. Kubrick war als (atheistischer) Jude und Freund von Steven Spielberg alles andere als ein tumber Antisemit und eigentlich vorgesehen für den ersten großen Hollywood-Film über den Holocaust. In der betreffenden Szene sind die Teilnehmer vermummt mit Masken und Umhängen, während an den Wänden allerhand Portraits hängen und man sich ohnehin denken kann, dass nur eine sehr kleine Schicht an bekannten Familien sich solche Chateaus leisten kann. Da die Ostküste sowieso die Heimat ist von Oligarchen, die mit dem britischen Imperium zusammenhängen und da zu Beginn des Films auf einer weniger exklusiven, aber doch bedeutsamen Party die Namen Rockefeller und Windsor genannt werden, ist das Ganze ein Wink mit dem Zaunpfahl. Hätte er den Namen Rothschild erwähnt, wäre das dem Filmstudio wohl zu nahe gewesen an typischen Verschwörungstheorien, aber die Nutzung von Mentmore war bestimmt kein Zufall.

Bild: Mentmore, Swanker, CC BY-SA 3.0

Baron James de Rothschild ließ sich eine größere Version des Chateaus bauen mit dem Namen Ferrières. Dies diente ausgerechnet als Drehort für Roman Polańskis Okkult-Thriller „Die neun Pforten“, in dem reiche Satanisten den Teufel anrufen wollen.

Bild: Schloss Ferrières-en-Brie, Mulleimers, CC BY-SA 3.0

Lionel ging in die Politik und wurde sechs Mal in London gewählt, ohne den obligatorischen Schwur auf den christlichen Glauben abzugeben, sodass er jedes Mal geblockt wurde. Erst 1858 gelangte er ins Parlament, hielt dort aber nie eine einzige Rede.

Baron James versuchte eine Beziehung aufzubauen zu Louis Napoleon, dem Nachfahren von Bonaparte, gegen den die Rothschilds noch mit ihrem Finanz-Netzwerk gekämpft hatten, indem sie lautlos Geld der britischen Krone an Truppen auf dem Festland schleusten. Rothschilds Konkurrent Achille Fould von der Bank „Fould und Oppenheim“ wurde französischer Finanzminister und stahl den Rothschilds noch gleich deren Freunde, die jüdisch-portugiesischen Investoren von der Familie Pereires. Vielleicht war Émile Pereire auch nur zum Schein übergelaufen zu Fould, aber das ist nur blanke Spekulation. Die neue Idee des von den Rothschilds aufgebauten Pereires war eine Art halbsozialistische Volksbank namens „Crédit Mobilier“, die unzählige Kleinsparer bediente und Kapital ohne fremde Großbanken sammeln konnte. Letztendlich dominierten aber auch hier große internationale Shareholder.

James pflegte eine Beziehung zum General Changamier, Chef der Nationalgarde, der in der Lage gewesen wäre, Napoleon zu stürzen, aber es ist nicht überliefert, ob solche Pläne zwischen den beiden diskutiert wurden. Der General war zudem verliebt in James‘ Ehefrau, was natürlich noch verdächtiger war und so ließ Napoleon ihn absetzen und verhaften, die Nationalversammlung auflösen, er regierte fortan als Diktator und ließ sich im nächsten Schritt zum Kaiser machen. Weitere private Angelegenheiten rochen nach klassischer Spionage: Baron James‘ Frau gab die beliebtesten Partys und man kultivierte Eugénie de Montijo, die Napoleon unbedingt heiraten wollte.

Bei dem gewaltigen Krimkrieg mitten im 19. Jahrhundert, eine Art Vorläufer der kommenden Weltkriege, organisierten und garantierten die Rothschilds große Kredite für Frankreich und Britannien, was niemanden überraschte und auch kein Geheimnis war. Die Entscheidung über den Konflikt und die militärischen Ziele waren nicht unter der Kontrolle der Banker. Hinterher war das osmanische Imperium praktisch dem Untergang geweiht.

1855 verstarben drei der vier verbliebenen Brüder: Carl, Salomon und Amschel. Es ist ein sehr unwahrscheinlicher Zufall, der zusammen mit dem vorherigen verfrühten Tod von Nathan nahelegt, die Umstände der Todesfälle näher zu untersuchen auf mögliche Anzeichen von Mord. Es gab viele skrupellose Konkurrenten und die Familie verfügte nicht über einen riesigen Sicherheitsdienst zur Abschirmung vor Vergiftungen oder Ähnlichem.

Der Konkurrent Crédit Mobilier war zunächst außerordentlich erfolgreich, worauf in Österreich Salomon Rothschilds Sohn Anselm das sehr ähnliche Projekt namens „Kreditanstalt“ vorbereitete.

Die Anführer der dritten Generation waren die Cousins Alphonse, Anselm, Lionel und Mayer Carl. Die Familientradition bezüglich Eheschließungen wurde im Großen und Ganzen eingehalten, genau wie es die bedeutenden Adelsfamilien Europas bereits seit Jahrhunderten praktizierten.

Die Crédit Mobilier finanzierte den Krieg Napoleons gegen Österreich und geriet dadurch gewaltig ins Schlingern; die Shares fielen um die Hälfte und die Misswirtschaft riss alles in den Abgrund. Fould war inzwischen höchst misstrauisch geworden gegenüber den Pereires, die er angeworben hatte, und musste Napoleon empfehlen, sich wieder den Rothschilds anzunähern.

Lionel Rothschild wurde vorgeschlagen für eine „Peerage“, also einen ernstzunehmenden Adelstitel mitsamt Sitz im House of Lords, aber Queen Victoria lehnte ab mit der gekünstelten Begründung, dass die Rothschilds ja mit fremden Regierungen und mit Spekulationen am Aktienmarkt ihr Geld gemacht hätten und demnach nicht in Frage kämen für solch einen patriotischen Status. In Wirklichkeit hatten die Rothschilds zuerst nur wegen den Aufträgen des britischen Empires und dem Haus Hessen-Kassel zu bedeutenden Bankern aufsteigen können und der drängende Verdacht ist die Strohmann-Tätigkeit für die britische Krone. Die Queen legte anscheinend Wert darauf, jede allzu enge Verbindung der Bankiers zum Empire zu leugnen und so deutlich wie möglich den Eindruck zu erwecken, dass diese reichen Juden sich nur um ihr Geld kümmerten und nicht um Britannien. Ein klarer Schachzug. Andere Adelshäuser in Europa hätten kaum so bereitwillig die Dienste der Rothschilds in Anspruch genommen, wenn man davon ausgegangen wäre, dass die Bank nur eine Tarnorganisation des britischen Hochadels war.

Victorias Sohn, der Prinz von Wales, heiratete standesgemäß Alexandra von Dänemark und beschwerte sich bitterlich, dass ihm vom Parlament nur 100.000 Pfund pro Jahr zugestanden wurden (wobei die anderen Dukes maximal das Doppelte abstaubten), während die Rothschilds sich Paläste im Wert von Millionen bauten. Es scheint alles Teil der Strategie gewesen zu sein, dass die Adeligen in den Hintergrund treten und nicht mehr den Neid der Bevölkerung auf sich ziehen. Wir sprechen hier von einem der mächtigsten und gierigsten Imperien aller Zeiten, welches die Meere beherrschte, Länder wie China oder Indien unterwarf und Handel betrieb mit vorgehaltener Waffe. Es wäre von vorneherein sehr leicht gewesen, die Rothschilds nur als königliche Buchhalter zu verwenden, anstatt den Emporkömmlingen zu gestatten, Millionen anzuhäufen. Es wäre auch außerordentlich leicht gewesen, einen Großteil des Reichtums der Rothschilds unter einem Vorwand zu stehlen, wie beispielsweise der Verdacht auf Kollaboration mit Englands Gegnern. Mit Abstand am einfachsten und am effektivsten wäre es gewesen, die Rothschilds als Strohmänner zu benutzen.

In der öffentlichen Wahrnehmung war der Hochadel weder außergewöhnlich reich, noch bestimmte er maßgeblich die Politik, aber dieses aufwändige Täuschungsmanöver war von allergrößter Wichtigkeit.

Der Prinz von Wales hatte die Söhne von Lionel, Nathaniel, Alfred und Leo, kennengelernt an der Elite-Universität Cambridge, pflegte Beziehungen zu weiteren Rothschilds und zu weiteren jüdischen Familien wie den Sassoons (die auch vom britischen Empire aufgebaut worden waren). Die Rothschilds bezahlten die Schulden des Prinzen von Wales und investierten sein Geld.

Das Informationsnetz von Alphonse Rothschild erstreckte sich von Napoleon III, über Otto von Bismarck bis hin zu Kaiserin Eugenie. Auch Affären. Bismarck besuchte während seiner Zeit als Botschafter für Paris öfters das Chateau  Ferrières der Rothschilds. Später wurde Bismarck zum Ministerpräsidenten Preußens und verfügte über eine gewaltige kontinentale Landmacht, die die Briten doch sehr nervös machte. Er holte sich Schleswig und Holstein von Dänemark, wobei der dänische Adel natürlich eng verwandt war mit dem britischen Adel sowie mit deutschen Familien wie Hessen-Kassell, die wiederum eng verbunden waren mit den Rothschilds.

Es kam zum Krieg zwischen Preußen und Österreich, den Österreich sehr schnell verlor. Gerson von Bleichröder, der Vertraute der Rothschilds, war Bismarcks Bankier geworden und Bismarck benutzte das Informationsnetz der Rothschilds, anstatt einen eigenen Geheimdienst aufzubauen. Die Franzosen rechneten als nächstes mit einem Krieg gegen Preußen und schickten deshalb die französischen Rothschilds nach England, damit England beschwichtigend einwirkt auf Preußen. Dennoch brach der offene Konflikt aus und die Franzosen erlitten nach nur sechs Wochen bei Sedan eine entscheidende Niederlage.

Gerson Bleichröder und weitere Bankiers hatten bereits die Kredite zusammengesammelt für den Preußisch-Österreichischen Kriege und zudem war Bleichröder an den Verhandlungen und der Abwicklung der französischen Reparationszahlungen nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 maßgeblich beteiligt.

Bismarck und und Feldmarschall von Moltke machten prompt das Rothschild-Schloss Ferrières zu ihrem temporären Hauptquartier und zogen dann um nach Versailles.

Die Vertreter der neuen französischen Republik mussten kleinlaut verhandeln und suchten dafür den Rat von Alphonse Rothschild, worauf dann Reparationszahlungen im Umfang von 5 Milliarden Francs abgewickelt wurden von Alphonse und seinen Cousins mit der üblichen Effizienz und mit den üblichen Provisionen. Die deutschen Truppen räumten Frankreich, die alten französischen Machthaber waren zur Freude der britischen Krone aus dem Weg geräumt und die Freude der Deutschen sollte nicht allzu lange halten.

Die Rothschilds bauten mehr Paläste wie Waddesdon, kauften mehr Rennpferde und produzierten mehr teuren Wein. Hannah Rothschild heiratete Lord Rosebery, den späteren Premierminister und war damit erst die dritte Rothschild-Dame vom britischen Zweig, die einen Christen heiratete und mit ihrer Familientradition brach.

Lionels größter Deal kam 1875, vier Jahre vor seinem Tod, mit dem Suez-Kanal, der von großem strategischen Interesse für das Britisches Empire war. Vier Millionen Pfund flossen von den Rothschilds, abgesichert durch die britische Regierung, für Anteile an dem Kanal. Die Transaktionen verliefen wie üblich leise, über Umwege um die Märkte nicht aufzuscheuchen, und mit dickem Profit.

Der Verdacht drängt sich auf, dass die britische Krone sich, wenn sie Geld von den Rothschilds lieh, in Wirklichkeit sich selbst Kredite gab und damit den Eindruck weckte, notorisch knapp bei Kasse zu sein. Hätte der britische Hochadel diese Geschäfte selbst getätigt und diese Reichtümer selbst besessen, wäre das britische Volk auf die Barrikaden gegangen.

In den 1870er Jahren ging es für die Bankiers hoch her, denn neben dem Kerngeschäft des Bankwesens waren sie involviert in Eisenbahnen, Bodenschätzen und Diamanten, allerdings beschränkt auf Europa, den mittleren Osten und Teile von Russland. Die USA wurden von anderen, meist nichtjüdischen Familien bearbeitet. Ein Rothschild-Kredit ging an den russischen Zaren und im Gegenzug bekam man eine Erlaubnis für die Ölförderung in Baku. Damit war man ähnlich dick im Ölgeschäft wie die Rockefellers in Amerika mit Standard Oil, aber bevor diese Industrie richtig dominierte, verkauften die Rothschilds die B’nito Petroelum Company an das Royal Dutch Shell Combine vom holländischen Königshaus, das verwandt war mit dem britischen Hochadel.

Gerson Bleichröder vermittelte auch weiteres, dringend benötigtes Geld an die russischen Zaren, die ebenfalls mit dem britischen Empire verwandt waren.

Wenn Preußen bzw. das Deutsche Reich oder die Türken rechtzeitig geahnt hätten, was für ein globaler Koloss sich da formte, wären einige Entscheidungen wohl anders getroffen worden.

Nathaniel Mayer Rothschild bekam endlich seine Peerage und immer noch heiratete seine Familie untereinander mit vereinzelten Ausnahmen, wie etwa Leo, der eine Schwester aus der jüdischen Sassoon-Familie ehelichte, die vom britischen Empire aufgebaut worden war.

Der junge Winston Churchill war ein regelmäßiger Gast bei Rothschilds und formte eine lange anhaltende Beziehung zu den Bankiers. Nathaniel Rothschild reduzierte die Aktionen seiner Bank dramatisch und bevorzugte einfache, sichere Investments, während Konkurrenten wie Barings ihre Abenteuer an den Märkten bitter bereuten.

Alfred Rothschild diente eine Weile lang als Direktor der Zentralbank „Bank of England“, was von der Verschwörungsliteratur großzügig fehlinterpretiert wird als eine Übernahme der Zentralbank. Er verletzte schließlich den Datenschutz, um zu sehen, ob er bei dem Verkauf eines Gemäldes über den Tisch gezogen wurde und verlor deshalb seinen Posten.

Edmond, einer der wenigen stramm Religiösen der Familie, finanzierte jüdische Siedlungen in Palästina als Experiment, ob dies überhaupt nachhaltig durchführbar, mit der erheblichen Summe von sechs Millionen Pfund. Andere Rothschilds und andere einflussreiche Juden waren aber wenig begeistert von dem öden Fleck in der Wüste und bevorzugten eher Gebiete in den USA oder Westeuropa als neuen Heimatstaat der Juden. Später entstand dennoch der winzige Staat Israel, abgesichert durch Garantien der Briten und Amerikaner. Es ist nicht überliefert, welcher Rothschild den folgenden Ausspruch getätigt hat:

„Ein Zionist ist ein amerikanischer Jude, der einem englischen Juden Geld gibt, mit dem ein polnischer Jude nach Palästina gebracht werden soll.“

225.000 Juden aus Russland kamen nach Westeuropa geströmt wegen den antijüdischen Gesetzen unter den Zaren und längst nicht jeder jüdische Migrant hatte Interesse daran, in die Wüste zu gehen. In den Siedlungen herrschte Chaos und Undankbarkeit gegenüber Edmond, der wiederum lästerte, dass die Siedler größere Subventionen dafür nutzten, in Urlaub zu fahren und angeheuerte Muslime die Felder beackern zu lassen. Es gab auch Streit um das im Glauben vorgesehene Sabbatjahr, wo man die Äcker verwahrlosen wollte. Rothschild drohte, die Siedler wieder nach Russland zu schicken.

Nach dem Niedergang der Rothschild-Bank von Neapel wurde auch noch die Filiale in Frankfurt geschlossen, weil es dort keine Söhne gegeben hatte und niemand sonst dorthin ziehen wollte.

Die Spannungen zwischen Russland, England und Frankreich auf der einen, sowie Deutschland auf der anderen Seite, beschworen den kommenden Untergang der preußischen Landmacht. Nachdem bereits die alten Mächte von Frankreich aus dem Weg geräumt waren, waren nun das Deutsche Reich und Österreich an der Reihe.

Erneut beschäftigten sich die Rothschilds mit der Finanzierung des kommenden (Welt-)Kriegs, ohne dabei in irgendeiner erkennbaren Form in die militärischen und geopolitischen Entscheidungen involviert zu sein. Das britische Empire hatte die Rothschilds auf Banken und Industrie beschränkt und ihnen nie Zugang zu den hohen Ebenen des Adels und des Militärs gewährt. Die gängige Verschwörungsliteratur verbreitet den Mythos, die Rothschilds und weitere jüdische Banker hätten den Weltkrieg selbst organisiert und hätten sowohl Amerika als auch Großbritannien beherrscht. Was praktisch kaum ein Verschwörungstheoretiker weiß, ist dass die Rothschilds sogar höchstpersönlich an der Front im Krieg kämpften und starben. James de Rothschild, Sohn von Edmond, ging zu den Armeen von Frankreich, Kanada und Britannien. Eugene diente an der Front in Russland und wurde schwer am Bein verwundet. Evelyn starb beim Kampf gegen die Türken in Palästina. Lionel Walter und noch ein weiterer Rothschild starben ebenfalls im Kampf. All das passt überhaupt nicht zu dem Mythos, dass die Rothschilds als heimliche Könige aus sicherer Distanz den Krieg angezettelt und verwaltet hätten. Es ist höchst fraglich, ob sie sich für den Dienst an der Front wegen einem Gefühl des Pflichtbewusstseins entschieden hatten, oder wegen der Suche nach einem Abenteuer oder weil vielleicht die britische Krone darauf bestanden hatte. Schließlich hatten ja in der Vergangenheit immer wieder Mitglieder des britischen Adels persönlich mit ihren eigenen Händen für das Empire kämpfen müssen.

Österreich war nach dem Krieg keine echte Großmacht mehr, die Währung stürzte ab und die Bevölkerung war dramatisch geschrumpft, Frankreich war schwer angeschlagen, Deutschland fix und fertig. Die Rothschilds stabilisierten in der Folgezeit Frankreichs Währung mit Hilfe von J.P. Morgan aus New York. Nach dem Krieg beschäftigte sich der Rothschild-Clan verstärkt mit Ablenkungen und Vergnügen.

Drei führende Männer aus der Familie waren im Krieg gestorben und man musste sehr viel Geld an die britische Regierung zahlen in einer Sondersteuer (sogenannte „death duties“). Zudem brach Alfred mit der Familientradition und vermachte sein Geld an seine Tochter Almina Wombwell, die verheiratet war mit dem Earl of Carnarvon.

Die großen, dekadenten Häuser in London wurden verkauft oder abgerissen, die Chateaus auf dem Land ebenfalls zum Großteil verkauft. Man war immer noch High Society und eine Macht im Bankwesen, aber die Phase des demonstrativ zelebrierten Luxus war vorbei und mehr Familienmitglieder widmeten sich anderen Feldern wie der Medizin, Rennpferden, Expeditionen und dem Studium von Insekten. In den 1930er Jahren gab es mit Lionel und Anthony nur noch zwei aktive Banker in dem Clan und die Rothschild-Bank war „nur“ noch in den Top 10, nicht mehr die unangefochtene Nummer eins.

Victor Rothschild half einer Reihe von jüdischen Flüchtlingen, während das britische Establishment den Nazis abseits der offiziellen Kanäle Sympathien vortäuschte. Hitler spielte abwechselnd mit der Idee, Juden zu vernichten und Juden auszusiedeln und wärmte im Kern alte britische Propaganda auf gegen jüdische Banker, die angeblich alles kontrollierten in den USA und Europa. Hitlers, Heß‘ und Haushofers Sympathiebekundungen für England und die illusionären Erwartungen der Nazis, ein Abkommen mit den Briten schließen zu können, wurden vom britischen Hochadel bewusst genährt und dies brachten den Kontinent an den Abgrund. Baron Louis Rothschild aus Österreich landete sogar im Gefängnis wegen den Nazis; andere Rothschilds flüchteten in die Schweiz und Frankreich.

Erneut dienten drei Rothschilds an der Front, im Frühling 1940. Zwei gerieten in Gefangenschaft und hatten das Glück, als Offiziere behandelt zu werden. Guy Rothschild schlug sich durch bis nach Dünkirchen, wo er zusammen mit den britischen Truppen von der Expeditionary Force evakuiert werden musste und fast auf See gestorben wäre. Dies passt überhaupt nicht zu dem Mythos der allmächtigen Rothschilds.

Die zentralen Legenden der Verschwörungsliteratur halten keiner näheren Betrachtung stand und es wurden einfach im Laufe der Zeit immer neue gestrickt, um den Fokus auf jüdische Clans zu lenken. Sogar dem gesamten Hochadel Großbritanniens wurden ohne solide Belege im Internet jüdische Vorfahren angedichtet. Alle möglichen bedeutenden Figuren wurden bereits faktenwidrig als Juden bezeichnet. In einem Artikel der Zeitung London Times und von Moshe Kohn in einem Artikel der Jerusalem Post wurde behauptet, Churchill hätte mütterlicherseits jüdische Vorfahren, aber man findet keine Beweise dafür in den vielen verschiedenen biographischen Untersuchungen über die Churchills. Angeblich soll der Autor Shane Leslie eine Enthüllung geplant haben. Beweise? Fehlanzeige. Der Rechtsrevisionist David Irving wiederholte die Legende in seinem Buch „Churchill’s War“ und gibt als Quellenangabe nur den alten Artikel an von Moshe Kohn, der sich ironischerweise lustig macht über Revisionisten wie Irving und keinerlei Beleg liefert für Churchills angebliche jüdische Vorfahren. Auch Hitler wurde schon vielfach umgedichtet zum Juden und Nachfahre eines Rothschilds. Adam Weißhaupt vom Illuminatenorden wurde kurzerhand zum Juden und Rothschild-Agenten erklärt. Praktisch jeder, der den Verschwörungstheoretikern widerspricht, wird als Jude und zionistischer Agent gebrandmarkt.

Während mehrere Rothschilds beinahe im Krieg krepierten, hatte es die Familie Hessen-Kassel, die überhaupt erst den Aufstieg der Rothschilds ermöglicht hatte, wesentlich einfacher und war 1939 einer der reichsten Clans Europas. Prinz Philip musste nicht an die Front, sondern sich stattdessen an der Spionage beteiligen, indem er die Rolle eines Unterstützers von Hitler spielte und wegen seiner Ehe mit der Tochter des italienischen Königs Aufgaben eines Sonderbotschafters übernahm zwischen Nazideutschland und dem faschistischen Italien. Nach dem Krieg galt er als reichster Mann Deutschlands und reichster Prinz Europas.

Victor hingegen entschärfte Bomben und schrieb militärische Handbücher zu dem Thema. Nach dem Krieg zog er wieder in sein Haus in der 23 Avenue de Marigny mitten in Paris.

Die Familie war weiterhin involviert in große Geschäfte, aber die Zeit der großen Paläste war vorbei. Jacob heiratete Serena Dunn, die nichtjüdische Nachfahrin des Earl of Rosslyn und des kanadischen Ultrareichen Sir James Dunn.

Der Londoner Investment-Banker Nathaniel Rothschild verletzte vor wenigen Jahren die Familientradition und heiratete ein Nacktmodel, obwohl er der einzige Sohn von Lord Rothschild ist und man von ihm eine Heirat in den Geldadel erwartete. Die Zeitung Daily Mail berichtete, Nathaniel hätte das Model gefunden mit Hilfe der der Dating-App „Happn“.

Die BILD-Zeitung, die eine besondere Treue zu Israel hat und jede Form des Antisemitismus verpönt, zitierte Schätzungen zum Gesamtvermögen der Familie von 300 Milliarden bis zu 1 Billion Euro. „Genaue Zahlen rückt die Familie nicht heraus.“ Die Verschwörungs-Blogger im Internet reichen gerne absurde Zahlen herum wie etwa 500 Billionen.

Ein kaum gehörter, Marihuana rauchender Rapper namens Jay Electronica aus dem Ghetto von New Orleans wurde der Lebensgefährte von Kate Rothschild, deren vorherige Ehe mit dem wohlhabenden Ben Goldsmith gescheitert war. Experten gingen davon aus, dass sie nichts von dem Vermögen ihres Ex-Ehemanns erhalten hat. Jays bisherige Rapper-Karriere besteht aus wenig tiefgreifendem Gerede über die Bedeutung des Lebens und einem Plattendeal mit Jay Zs Label, ohne jedoch ein großes Album veröffentlicht zu haben. Er ist zudem Mitglied der bizarren Muslimsekte „5 Percent Nation“.

Ben, der Sohn des verstorbenen Milliardärs Sir James Goldsmith und Lady Annabel, heiratete Kate im Jahr 2003, Tochter des verstorbenen Amschel Rothschild und Anita Patience Guinness. Sie erklärte ominös, dass ihre Beziehung zu Jay „ihr Leben gerettet hätte auf viele Arten und Weisen“. Es gab auch den Verdacht, er sei dem Model Cara Delevigne zu nahe.

Amschel Rothschild war erst spät ins Bankengewerbe gekommen und interessierte sich Zeit seines Lebens eher fürs Rennfahren. Im Juli 1996 fand man ihn erhängt im Hotel Bristol in Paris. Die wichtigen Patriarchen wurden Baron Éric Alain Robert David de Rothschild und David René James de Rothschild. Letzterer ist verheiratet mit der italienischen Prinzessin Olimpia Anna Aldobrandini.

Zu den Banken, die am meisten auf die Dienste von panamesischen Konten und Briefkastenfirmen zurückgriffen (Panama Papers), zählt auch die Rothschild Trust Guernsey Limited. Guernsey, die zweitgrößte der britischen Kanalinseln, ist kein Teil des Vereinigten Königreiches, keine Kronkolonie, sondern als „Kronbesitz“ direkt der britischen Krone unterstellt. Die Rothschild Trust Guernsey Limited operiert als Tochtergesellschaft der Rothschild Bank AG mit Sitz in Zürich, die wiederum der Rothschild Holding AG in Zürich gehört, die wiederum zu mehr als zwei Dritteln der Rothschilds Continuation Holdings AG gehört im schweizerischen Zug, die wiederum mehrheitlich von der Rothschild & Co. und damit von Mitgliedern der Rothschild-Familien und deren Gesellschaften kontrolliert wird.

Marie-Hélène de Rothschild veranstaltete 1972 einen surrealistischen Ball im Château de Ferrières und Fotos davon sind inzwischen im Internet aufgetaucht und befeuerten die Mythen über satanische Aktivitäten, ohne natürlich einen soliden Beweis zu liefern. Auch die Filme „Eyes Wide Shut“ und „Die neun Pforten“ verwendeten ehemalige Anwesen der Rothschilds als Drehorte für Geschichten über organisierten Satanismus. Ohne eine Beweisführung vergrößern die Legenden eher das Informationschaos, anstatt Aufklärung zu liefern.

Die Verschwörungsliteratur erklärte die Rothschilds auch zu den heimlichen Herrschern Amerikas und der amerikanischen Zentralbank, obwohl historisch die USA von anderen (nichtjüdischen) Familien bearbeitet wurde. Gerry Rough dokumentierte Schwächen in G. Edward Griffins Buch über die Federal Reserve sowie in ähnlichen Werken.

http://www.publiceye.org/conspire/flaherty/flaherty1.html

Auch das in Verschwörungs-Medien immer wiederholte Zitat von US-Präsident Wilson darüber, wie unglücklich er darüber sei, sein Land durch die Federal Reserve einer kleinen Gruppe ab Männern ausgeliefert zu haben, ist eine Erfindung. Professor John M. Cooper von der University of Wisconsin, ein Experte über Wilson, erklärte dass der Präsident immerzu stolz gewesen sei über die Schaffung der Zentralbank.

https://www.salon.com/2007/12/21/woodrow_wilson_federal_reserve/

Die bekannten jüdischen Vorsitzenden der Fed wurden als Beweis hergenommen für die Behauptung, dass die jüdischen Privatbanken die Welt regieren. 1962 legte Omni Publications, die schon die erfundenen Protokolle von Zion veröffentlicht hatten, einen Text von 1931 wieder auf mit dem Titel „The Truth About the Slump“. In den 1950er Jahren kam von Wickliffe Vennard “The Federal Reserve Corporation” in der es auch wieder um jüdische Dominanz ging und wo Hitler gleich noch als Messias gefeiert wurde, der die jüdischen Geldwechsler aus dem Tempel jagen wollte. Dann kam Eustace Mullins mit dem Buch “The Federal Reserve Conspiracy” und schließlich Col. James „Bo“ Gritz, laut dem acht jüdische Banken die Fed kontrollieren würden: Rothschild, Lazard, Israel Moses Seif, Warburg, Lehman Bros., Chase Manhattank, Kuhn, Loeb und Goldman Sachs.

Sucht man genauer nach, findet man heraus, dass die Fed hauptsächlich wie ein großes Clearing House funktioniert und mit der Änderung des Leitzinses Blasen aufpumpen und mit Crashs zum Platzen bringen kann. Die Möglichkeiten für Insiderhandel, illegale Absprachen und traumhafte Profite für Privatbanken sind endlos, aber das System ist komplizierter als die platte Legende von den „Judenbanken“, denen die Fed „gehört“. Anteile an den regionalen Fed-Abteilungen zu besitzen bringt nur überschaubare Dividenden ein und verblasst im Gegensatz zu den anderen Möglichkeiten, um Bürger abzuzocken.

Die Geschichten von weiteren einflussreichen jüdischen Clans und Bankhäusern abseits von den Rothschilds drehen sich allesamt um Emporkömmlinge, die von dem angloamerikanischen Imperium mit Aufträgen und Beziehungen versorgt wurden. Die Sassoons wurden aufgebaut von den Briten. Kuhn, Loeb & Co. war eine amerikanische Investmentbank, deren Gründer Loeb aus einfachen Verhältnissen stammte und im amerikanischen Bürgerkrieg Aufträge bekam. Um die Unionsarmee zu beliefern. Jakob Heinrich Schiff aus Frankfurt am Main stieß dazu und brachte mehr Erfahrung mit, da in betuchte Kreise hineingeboren war. Schiff konnte nur deshalb eine große Investmentbank aufziehen, weil er die Verbindung hatte zu der Eisenbahnindustrie, die sich im Besitz nichtjüdischer Oligarchen befand wie den Vanderbilts oder den Harrimans.

Man kann festhalten, dass die gängigen Verschwörungsautoren nur alte Legenden wiederholten, die oftmals sogar vom britischen Establishment und natürlich den Nationalsozialisten gefördert worden waren. Zwar lässt sich mit den Legenden auch heute noch Stimmung machen, aber die ganzen falschen Überzeugungen und Halbwahrheiten beschädigen massiv die Glaubwürdigkeit und regen die politische Mitte und die Linke zum Kampf an gegen die „rechten“ Verschwörungstheorien.

AlexBenesch
AlexBenesch
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