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Die tatsächliche Agenda hinter den Russland-Sanktionen ist noch viel perfider als gedacht

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Kommentar

Es scheint verrückt: Vor wenigen Jahren schauten die westlichen Regierungen noch weg, als die polnische Präsidentenmaschine auf russischem Boden zerschellte. Dieses Jahr war der Abschuss einer Passagiermaschine über der Ostukraine wochenlang der große Aufreger. Bis vor kurzem wollten die EU-Eliten gar eine eurasische Energie-Infrastruktur mit Russland, jetzt werden Gazprom und Rosneft boykottiert und das Projekt der Southstream-Pipeline ist in der Mülltonne gelandet.

Die EU-Politiker und die EU-Wirtschaft schwafelten bis vor kurzem noch munter über eine gemeinsame Freihandelszone mit den Russen, jetzt gibt es auf einmal Sanktionen en masse gegen Handel mit Russland. Bis vor kurzem halfen Westkonzerne dabei, Russlands Militär zu modernisieren, jetzt plötzlich werden nicht einmal längst bestellte Helikopterträger aus Frankreich geliefert und essentielle Rüstungsproduktion im Osten der Ukraine ist umkämpft. Vor kurzem wohnten und studierten die Söhne und Töchter der russischen Oligarchen noch in Europa und den USA, jetzt wurden sie auf Sanktionslisten gesetzt und müssen widerwillig nach Hause.

Wie ist einerseits der bizarre Liebes-Kurs und andererseits der plötzliche Wandel ins gegenteilige Extrem zu erklären? Allein durch Russlands militärische Reaktion auf den Machtwechsel in der Ukraine? Wohl kaum. Putin war vor dem Ukraine-Konflikt der gleiche, seine Gangster-Oligarchen waren die gleichen und deren Pläne waren die gleichen. Es wäre eigentlich nur eine Fingerübung für Moskau und Washington, die Ukraine untereinander aufzuteilen, sodass es nicht zu offensichtlich ist.

Die USA und NATO einigten sich mit der Sowjetführung in den 80er Jahren auf eine Abkühlung des alles andere als kalten Krieges und eine Umwandlung der Sowjetunion. Die USA handelten ein gewisses Maß an Kontrolle über Westeuropa aus, die Russkis bekamen allem Anschein nach die Kontrolle über weite Teile des alten Sowjet-Territoriums zugestanden. Beide Player versuchten allerdings weiterhin, sich gegenseitig zu destabilisieren. Gleichzeitig half der Westen Russland nach Kräften, um das Regime zusammenzuhalten und wieder zu stärken. Warum? Um zu verhindern, dass die UdSSR in viele einzelne Teile zerfällt und weiß Gott was mit dem Atomwaffenarsenal geschieht? Dann hätte man immer noch das Problem einer zentralistischen Gangster-Regierung, die alle Atomwaffen kontrolliert und neue Systeme entwickelt. Warum half man also auch nach den turbulenten 90er Jahren viel zu viel?

Der Westen stellte sich 20 Jahre recht dumm und ließ Russland so ziemlich alles durchgehen und gab Kredite, Rüstung, Technologie, Zugang zu Märkten etc. Es wurde immer wieder von Global Governance und einer Neuen Weltordnung erzählt, was konkret soviel bedeutete, dass die Großmächte sich den Planeten aufteilen würden. Was ist mit diesem Plan geschehen? Wäre dies nicht ideal für die Elite in Ost und West? Was kümmert es einen europäischen Aristokraten oder ein Mitglied des amerikanischen Geldadels, dass man nicht das Ödland und die leeren Wälder jenseits der Wolga kontrolliert? Es hätte nur ein, zwei Generationen gebraucht, in denen Eliten aus Ost und West untereinander heiraten und sich geschäftlich und politisch verzahnen, und ein globales Schreckensregime wäre wohl gesichert gewesen. Was lief schief? Die westlichen Eliten sind viel älter als die russischen Emporkömmlinge, die auch noch Geld und Güter aus dem Westen bitter benötigten, um überhaupt die Zaren vertreiben und ein Großreich aufmachen zu können. Wenn sich beide Seiten gegenseitig nicht trauen, dann wäre es Russlands effektivste Strategie gewesen, soviel Hilfe wie möglich abzugreifen und den Rest der Welt zu destabilisieren bis es kracht. Das angloamerikanische Establishment hingegen wird wohl kaum erst anlässlich der Ukrainekrise gemerkt haben, dass die Russkis machtgeile und völlig hintertriebene Strategen sind.

Es ist nicht schwer, in eine Region Geld zu pumpen (von dem die Angloamerikaner mit Abstand am meisten in Reserve haben) und dann plötzlich den Stöpsel zu ziehen. Die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland und über den künstlich niedrigen Ölpreis auch gegen den Iran, Venezuela und andere BRICS-Länder sind derart dramatisch, dass sich nicht nur zwangsläufig eine abgeschottete Ostblockwirtschaft herausbildet, sondern dass diese sich auch völlig von normalen Marktgesetzen verabschieden muss. Russland blutet nicht nur finanziell aus, sondern es laufen auch noch die verbleibenden gebildeten Köpfe weg, ergo wird der Druck immer größer, die Grenzen zu schließen und wie in den alten Tagen „Republikflucht“ zu unterbinden. Außerdem werden die Reste einer Marktwirtschaft liquidiert und zwangsläufig in eine Planwirtschaft überführt. Die teure Rüstung, um mit dem Westen irgendwie auch nur annähernd mithalten zu können, ließe sich dann aber nur finanzieren, indem man wie die Chinesen auf Sklavenarbeit zurückgreift.

Selbst dann würde der Westen aber mittelfristig den Ostblock wie schon im kalten Krieg finanziell und rüstungstechnisch weit hinter sich lassen. Die mächtigsten West-Oligarchen müssen nur ihren Geldbeutel aufmachen und etwas von ihrem ergaunerten Reichtum in die Wirtschaft pumpen (in Form von Krediten versteht sich) um einen Boom zu erzeugen, während im Osten die Menschen darben und an allem Mangel haben werden.

Deshalb scheint für die Russen die Phase nach dem Jahr 2020, wenn gewaltige Rüstungsprojekte abgeschlossen sind, als einmalige Gelegenheit, um mit gewaltigen Militäraktionen die globalen Machtverhältnisse zu verschieben. Zusammen mit China ist die Versuchung groß, zuzuschlagen bevor mittelfristig die NATO uneinholbar wird.

Falls die NATO diese ganze Situation seit geraumer Zeit geplant und anvisiert hat, bleiben nur noch wenige Jahre, um solche Eskalationen zu enthüllen und zu bremsen. Es hilft ganz und gar nicht, auf einem Sechstklässler-Michael-Moore-Niveau Russland als den heldenhaften Underdog darzustellen und Putins faschistoides Reich zu bewerben und sich dem Personenkult anzuschließen. Ganz im Gegenteil. Dies spielt vor allem dem West-Establishment in die Hände, das seine einheimische Opposition zu gerne auf dem Glatteis sehen möchte.

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AlexBenesch
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