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Adam Weishaupt und der erleuchtete deutsch-britische Adel

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Die Hochzeit zwischen Catherine Elizabeth Middleton und Prince William of Wales fiel auf das gleiche Wochenende wie der 1. Mai, ein in europäischen Adelskreisen bedeutungsträchtiger Feiertag. Die deutsch-britischen Häuser von Hannover sowie Sachsen Coburg und Gotha – deren Vertreter aus dem britischen Empire den meisten nur unter dem Namen Windsor geläufig sind – beeinflussten die europäische und globale Geschichte mit ihren Partnern weitaus stärker durch Geheimpolitik und Geheimbünde als weithin bekannt. Nicht umsonst gilt das moderne Konzept des Geheimdienstes als „very british“.

Der zielstrebige Revoluzzer und Professor der Rechte und des Kirchenrechts an der Universität Ingolstadt namens Adam Weishaupt gründete am 1. Mai 1776 den Bund der Perfektibilisten, der später als die Illuminati von Bavaria bekannt wurde. Geschickt tarnte er die Organisation als idealistischen und humanistischen Männerbund für Freiheit vor den erdrückenden Monarchen und Geistlichen, rekrutierte aber gezielt unter Aristokraten und Okkultisten. Durch den Beitritt des Freiherrn Adolph Knigge 1780 (Ordensname: Philo) erfuhr der Illuminatenorden bald reichsweite Verbreitung, wobei Knigge neue Mitglieder besonders in den Reihen der Freimaurer anwarb. Nach Jahren der umstürzlerischen Arbeit im Verborgenen war Knigge weniger illuminiert, sondern eher desillusioniert. Er schied aus der Organisation aus und widmete den Geheimgesellschaften ein eigenes Kapitel in seinem berühmten Werk „Über den Umgang mit Menschen“:

Ich habe mich lange genug mit diesen Dingen beschäftigt, um aus Erfahrung reden und jeden jungen Mann, dem seine Zeit lieb ist, abraten zu können, sich in irgendeine geheime Gesellschaft, sie möge Namen haben, wie sie wolle, aufnehmen zu lassen. Sie sind alle, freilich nicht im gleichen Grade, aber doch alle ohne Unterschied zugleich unnütz und gefährlich.

Wohltätigkeit bedarf keiner mysteriösen Hülle; Freundschaft muß auf freier Wahl beruhn und Geselligkeit braucht nicht durch geheime Wege befördert zu werden.

Allein diese geheimen Verbindungen sind schädlich […], weil alles, was im Verborgnen geschieht, mit Recht in Verdacht gezogen werden kann; weil die Vorsteher der bürgerlichen Gesellschaft die Befugnis haben, von dem Zwecke jeder Tätigkeit, zu welcher sich mehrere vereinigen, sich unterrichten zu lassen; weil sonst unter dem Schleier der Verborgenheit ebensowohl gefährliche Pläne und schädliche Lehren als edle Absichten und weise Kenntnisse versteckt sein können; weil selbst nicht alle Mitglieder von solchen verderblichen Absichten, die man zuweilen hinter der schönsten Außenseite zu verhüllen pflegt, unterrichtet sind; weil nur mittelmäßige Genies sich in diesen Schraubstock einzwängen lassen, die bessern hingegen entweder bald zurücktreten oder zugrunde gehen, ausarten und eine schiefe Richtung bekommen oder auf Unkosten der andern herrschen; weil mehrenteils unbekannte Obern im Hinterhalte stehen und es eines verständigen Mannes unwert ist, nach einem Plane zu arbeiten, den er nicht übersieht, für dessen Wichtigkeit und Güte ihm Leute einstehen – die er nicht kennt, denen er sich verbindlich machen muß, ohne daß sie sich ihm verbindlich machen, ohne daß er weiß, an wen er sich zu halten hat, wenn man ihm dafür gar nichts leistet; weil schiefe Köpfe und Schurken sich dies zunutze machen, sich zu unbekannten Obern aufwerfen und die übrigen Mitglieder zu ihren Privatabsichten mißbrauchen; weil jeder Erdensohn Leidenschaften hat und diese Leidenschaften also mit in die Gesellschaft bringt, wo sie dann im Schatten unter der Maske der Verborgenheit freiern Spielraum haben als am Tageslichte; weil alle diese Verbindungen durch nach und nach einschleichende üble Wahl der Mitglieder dahin ausarten; weil sie Geld und Zeit kosten; weil sie von ernsthaften bürgerlichen Geschäften ab zum Müßiggange oder zu zweckloser Geschäftigkeit leiten; weil sie bald der Sammelplatz von Abenteurern und Tagedieben werden; weil sie allerlei Gattung von politischer, religiöser und philosophischer Schwärmerei begünstigen; weil mönchischer esprit de corps bei ihnen einreißt und viel Unheil stiftet; endlich weil sie Gelegenheit zu Kabalen, Zwist, Verfolgung, Intoleranz und Ungerechtigkeit gegen gute Männer geben, die keine Mitglieder eines solchen oder wenigstens nicht desselben Ordens sind.

Laß Dich nicht durch rätselhafte Vorspiegelungen, durch große Verheißungen, durch blendende Pläne zum Besten der Menscheit, durch den Anschein von Uneigennützigkeit, Heiligkeit und Reinigkeit der Absicht blenden, sondern fordre Beweise von raten und gänzlicher Übersicht. Wirft man Dir dann Deinen Mangel an Empfänglichkeit, Deine Unwürdigkeit vor, so laß Dir erzählen, welche Eigenschaften die hohen Obern fordern, und beleuchte sie, diese Obern, selber nach ihrem Maßstabe, um ihren Wert, alle Eitelkeit beiseite gesetzt, gegen den Deinigen zu halten. Laß Dich aber durchaus nicht darauf ein, unbekannten Obern zu huldigen, möchte man auch noch so einleuchtend scheinende Gründe dafür anführen. Sei vorsichtig in jedem Worte, das Du in Ordensgeschäften schreibst, und noch mehr in Übernehmung irgendeiner eidlichen oder andern Verbindlichkeit. Fordre Rechenschaft von Anwendung der Gelder, die man Dich bezahlen läßt. – Und wenn bei dieser vielfachen Vorsicht Du der Verbindlichkeit müde wirst oder die Verbindung Deiner überdrüssig wird, so trenne Dich ohne Geräusch und Zank von ihr und rede nachher nie wieder von der Sache, damit Du allen Verfolgungen ausweichst. Sollte man Dich aber dennoch nicht in Ruhe lassen, so tritt öffentlich auf und scheue Dich nicht, Betrug, Narrheit und Bosheit vor den Augen des ganzen Publikums andern zur Warnung bekanntzumachen!

Schnell fand man Anschluss an bestehende klandestine Gruppen, auf die der deutsch-britische Adel einen sehr großen Einfluss ausübte:

Weishaupt selbst wurde erst 1777 Freimaurer in der Loge „Zur Behutsamkeit“ in München und trug hier den Namen ‚Sanchoniaton‘. Diesen Ordensnamen änderte er jedoch nach der Aufdeckung des Illuminatenordens in Bayern in ‚Cocyrus‘ und er verwendete auch wahlweise den Namen ‚Scipio Aemilianus‘. Zusammen mit Franz Xaver von Zwack begann er darauf hinzuarbeiten, sein System des Illuminatenordens auf eine freimaurerische Grundlage zu stellen. Sie verschafften sich über den Marchese di Constantin Costanzo ein Patent der Berliner Großloge Royal York für die Münchner Loge Theodor zum guten Rat, erklärten diese daraufhin für unabhängig und überführten sie in den Illuminatenorden.

Sein Exil verbrachte er bei einem weiteren Illuminierten:

Nachdem die Gesellschaft 1784 von der bayerischen Regierung verboten worden war, verlor Weishaupt seine Anstellung an der Universität von Ingolstadt und floh zunächst nach Regensburg. Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (seit 1783 Mitglied der Illuminaten unter dem Ordensnamen ‚Quintus Severus‘, bzw. ‚Timoleon‘) gewährte ihm in Gotha Asyl, wo Weishaupt von 1786 (1787?) an mit dem Titel und der Pension eines Hofrates lebte. Hier schrieb er eine Serie von rechtfertigenden Arbeiten über den Orden.

Bei dem Herzog handelte es sich allem Anschein nach um einen begeisterten, typisch überheblichen Okkultisten:

Der an den Wissenschaften ebenso wie an der Freimaurerei und dem Illuminatentum interessierte Herzog galt bei seinen Untertanen als ein Mann mit magischen Fähigkeiten. Bis heute hat sich in Gotha die Sage erhalten, wonach Ernst II. das Feuer „bannen“ konnte. Bei einem Brand soll er auf einem Schimmel dreimal um die Feuerstelle geritten sein und geheime Beschwörungsformeln gemurmelt haben, um das Feuer am weiteren Ausbreiten zu hindern. Sofort nach dem „Bannen“ des Brandes habe er jedoch schnellstmöglich das jenseitige Ufer des nächstliegenden Gewässers erreichen müssen, damit ihm die Flammen nicht nachschlugen.

Entgegen der Propaganda über Freiheit und eine Revolution der durch Magie und Verschwörung perfekt gemachten Menschen, entwickelten sich die mächtigen Partner des Illuminatenordens zu den dominantesten Monarchen die der Kontinent je gesehen hatte:

1825 starb in […] dem Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg der letzte Herzog Friedrich IV. ohne männlichen Erben. Die dort herrschende ernestinische Nebenlinie war somit erloschen. Unter den noch bestehenden ernestinischen Linien brachen sofort Erbstreitigkeiten um das Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg aus, die schließlich 1826 durch einen Schiedsspruch des sächsischen Königs Friedrich August I., des Gerechten, gelöst wurde.

Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Saalfeld wurde so der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, und das bisherige Haus Sachsen-Saalfeld nannte sich in Sachsen-Coburg und Gotha um.

Ernst II. hatte zwar mehrere uneheliche Kinder, jedoch blieb seine Ehe mit Prinzessin Alexandrine von Baden (1820–1904) kinderlos. Nach seinem Tode fiel das Herzogtum somit an die britische Nebenlinie des Hauses, die sich inzwischen gebildet hatte. Da der nächste in der Erbfolge berufene Eduard, Prince of Wales, auch in der britischen Thronfolge an erster Stelle stand, und natürlich nicht bereit war, für das unbedeutende deutsche Herzogtum auf den Thron des britischen Empires zu verzichten, verzichtete er zugunsten seines jüngeren Bruders, Alfred, Duke of Edinburgh, auf das Herzogtum, der dort schließlich als Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha den Thron bestieg.

Alfreds Sohn (ebenfalls mit Namen Alfred) hatte 1899 Selbstmord begangen. Als Alfred 1900 starb, fiel der herzogliche Thron deshalb erneut an die britische Verwandtschaft; neuer Herzog wurde sein Neffe, der Duke of Albany, der älteste Sohn von Leopold Georg, Duke of Albany, jüngster Sohn von Königin Victoria. Er regierte als Herzog Carl Eduard bis 1918, dem Ende der Monarchie im Deutschen Reich und seinen Teilstaaten.
Wie bereits erwähnt, gelangten Mitglieder des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha durch Wahl (Belgien, Bulgarien) bzw. Heirat (Portugal, Großbritannien) auf verschiedene europäische Throne, wo sie zum Teil noch heute regieren

In Großbritannien herrschte seit 1714 das Haus Hannover, eine Seitenlinie des deutschen Adelsgeschlechts der Welfen. Ebenfalls seit 1714 war Großbritannien mit dem Kurfürstentum, seit 1814 Königreich, Hannover durch Personalunion verbunden. Diese endete, als 1837 in Großbritannien Königin Victoria den Thron bestieg. Da anders als in Großbritannien das in Hannover geltende salische Thronfolgerecht die weibliche Thronfolge nicht vorsah, trennten sich die beiden Länder wieder, in Hannover kam eine andere Linie der Welfen an die Macht.

Victoria heiratete 1840 ihren Cousin mütterlicherseits Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, einen jüngeren Sohn des Herzogs Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha. Nach der im Abschnitt über Portugal erläuterten Regel trat sie damit in das Haus Sachsen-Coburg-Gotha ein, ihre Kinder führten diesen Namen, nicht mehr „Hannover“. Sachsen-Coburg-Gotha wurde somit zum Namen der neuen in Großbritannien regierenden Dynastie. Formell regiert das Haus dort auch heute noch, allerdings sah sich König Georg V. während des Ersten Weltkrieges veranlasst, den allzu deutsch klingenden Namen in Haus Windsor zu ändern.

Wikipedia-Zitat unter der Creative Commons Attribution-ShareAlike License

AlexBenesch
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