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„Wirtschaftsweiser“ Bofinger will mächtigere Zentralbanken und schürt Klassenkampf im ZDF

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Ein Kommentar

Seher orakelten schon in der weit zurückreichenden Vergangenheit zielstrebig genau das, was ihre Umgebung hören wollte und was insbesondere die eigene Zunft und die Stammesführung förderte. Die Kunst, Offensichtliches wie Weissage klingen zu lassen und dermaßen schwammige und nichtssagende Voraussagen zu treffen dass die eigenen Prophezeiungen sich immer irgendwie als „zutreffend“ erweisen, will gelernt sein.

Fünf bestimmte Kristallkugelschauer und Aus-Eingeweide-Leser der Moderne nennt man im generellen Sprachgebrauch die „Wirtschaftsweisen“. Dies sind keine Mystiker aus dem Morgenland sondern der „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ in Deutschland. Diese glattgeschliffenen Pappkameraden des internationalen Bankensystems (beinahe so glattgeschliffen wie die Kristallkugeln selbst) beißen in bester Berufstradition nicht die Hand die sie füttert und sie können trotz ihrer bieder-akademischen Fassade mächtig zündeln.

Peter Bofinger sinnierte heute im ZDF-Morgenmagazin über die politische Kissenschlacht in den USA über die Anhebung der Schuldenobergrenze und über mögliche Auswirkungen auf Deutschland und Europa.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1396888/Wirtschaftsweiser-Spiel-mit-dem-Feuer#/beitrag/video/1396888/Wirtschaftsweiser-Spiel-mit-dem-Feuer

Er lobte explizit die „starke“ US-Notenbank Federal Reserve, die notfalls mit ihren riesigen „Interventionsvolumina“ quasi unbegrenzt alle amerikanischen Ramschpapiere aufkaufen könnte. Ja warum erfinden die Griechen dann nicht einfach ihren eigenen Goldesel möchte man denken. Aus dem Nichts mit einer Zentralbank Interventionsvolumina herbeizaubern klingt doch herrlich!

Weiß der „Weise“ Bofinger, dass die Fed selbst eigentlich keinen einzigen Cent hat und nichts Reales produziert? Die Fed baut kein einziges Auto, kein Haus, sie erfindet keine neuen Patente, sie wischt nicht einmal irgendwo den Boden oder betankt ein Fahrzeug. Das einzige Geld das sie hat, wurde den Bürgern per Zwang enteignet und zusätzlich über die Inflation und den Kaufkraftverlust des Dollars gestohlen. Es gibt eine natürliche Grenze dieses Umverteilungs-Diebstahls und das weiß auch Bofinger ganz genau. Die Fed hat seit 1913 zum Vorteil ihrer privaten Anteilseigner Märkte und Politik manipuliert und deren ungedeckter Schuldschein-Dollar („Federal Reserve Note“) hat inzwischen fast seinen kompletten Wert eingebüßt.

Schuld an dem exorbitanten Defizit sei aber laut dem Sachverständigen nicht etwa die Fed und ihre Anhängsel wie Goldman Sachs, sondern die Tatsache dass das amerikanische Volk einfach noch nicht genügend Steuern zahlt. Soll heißen: Die rückständigen Yankees wehren sich noch zu stark gegen den heiligen Sozialismus und den Umverteilungsapparat. Man müsse, so Bofinger, die Steuern massiv anheben um den Haushalt zu konsolidieren, was leider mathematisch auf Grund der Derivatenblasen schon längst gar nicht mehr möglich wäre, selbst wenn Bürger 90% ihrer Habseligkeiten und Einnahmen unter Zwang an den Staat abführen würden. Die finstere, konservative Tea Party-Bewegung der Republikaner verhindere allerdings die Steuererhöhungen und so bliebe Obama nichts anderes übrig als brutal an Bildung und Sozialem zu sparen.

Das ist der Klassenkampf meine Damen und Herren: In der einen Ecke stehen die rückständigen und geizigen Republikaner ohne Herz für hungernde Kinder, in der anderen Ecke die vor Mitgefühl (und Eigennutz) triefenden sozialistischen Demokraten! Wählen sie ihren Favoriten und fangen sie das Jubeln an! Als Ring-Kommentator des Kampfes dient Peeeeeteeeeeer Booooooooofingeeeeeeeerrr!

Eine Riesenshow, wäre da nicht das heikle Detail dass er leider genauso fake ist wie das per Greenscreen und Computer hinter ihm eingefügte Landschaftsbild. Was er dem ZDF-Publikum nicht erzählt ist, dass beide politischen Kämpfer im Ring für denselben Promoter arbeiten – die Fed – und dass die Kämpfe vorher abgesprochen sind. Besonders verheerend: Er weiß es besser.

Promoviert wurde er 1984 mit einer Arbeit über „Währungswettbewerb. Eine systematische Darstellung und kritische Würdigung von Friedrich August von Hayeks Plänen zu einer grundlegenden Neugestaltung unserer Währungsordnung“.
-Wikipedia

Hayek, der die Gedanken von Ludwig von Mises weiterentwickelte, war dimetral dem entgegengesetzt was Bofinger heute den Massen predigt:

Hayeks Konjunkturtheorie zufolge war die Weltwirtschaftskrise nicht, wie Keynes behauptete, Folge von geringer Nachfrage, sondern von Fehlinvestitionen der Unternehmen und Banken, die wiederum Folge verfehlter staatlicher Geld- und Wirtschaftspolitik gewesen seien. Staatliche Interventionen auf dem freien Markt, wie Keynes sie forderte, seien also nicht die Lösung, sondern die Ursache der Wirtschaftskrise. Die Inflationspolitik vor 1929 habe den Zusammenbruch erst heraufbeschworen.

Der späte Hayek macht für Abweichungen des Zinssatzes vor allem die Zentralbanken verantwortlich, denen es aus politischen Gründen nicht gelingen kann, den Geldwert in einem Maß stabil zu halten, mit dem sich Krisen vermeiden lassen. Aus diesem Grund befürwortet er, die Produktion von Zahlungsmitteln in private Hände zu legen.

Schon in den 1920er-Jahren argumentierte er, dass in einer arbeitsteiligen Gesellschaft auch das Wissen aufgeteilt sei und einzelne Planer das Gesamtsystem nicht bis ins Detail überblicken könnten, eine Zentralverwaltungswirtschaft also prinzipiell nicht funktionsfähig oder zumindest einer Marktwirtschaft weit unterlegen sei.

1944 erschien Hayeks The Road to Serfdom (dt. Der Weg zur Knechtschaft) in England. In diesem Werk legte er dar, dass der Nationalsozialismus in Deutschland und der Faschismus in Italien nicht – wie sozialistische Intellektuelle behaupteten – Formen der kapitalistischen Reaktion seien, sondern „Weiterentwicklungen des Sozialismus“.

-Wikipedia

Die vielgescholtene Tea Party war ursprünglich eine libertäre Bewegung die aus der Präsidentschaftskampagne des libertären Kandidaten Ron Paul (großer Hayek-Befürworter) entstanden war, bevor sie von den Establishment-Republikanern eiligst infiltriert und auf die gewohnten ausgetretenen Pfade umgelenkt wurde.

AlexBenesch
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