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So ist Whitney Webbs Buch über die geheimen US-Netzwerke und Jeffrey Epstein

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Rezension

Nach Monaten an Wartezeit trudelte Whitney Webbs Buch „One Nation under Blackmail“ endlich bei uns mit der Post ein. Ich erwartete einen „Pageturner“ den man nicht mehr hinlegen kann. Stattdessen bekam ich eine Art Nachschlagewerk, das wohl die wenigsten tatsächlich durchlesen werden.

Man spart sich durchaus die Zeit, die sich Webb genommen hatte, um viele sehr interessante und in Vergessenheit geratene Quell-Literatur durchzulesen. Aber man erkennt irgendwie nicht Webb selbst. Es fehlt an ihren eigenen Interpretationen und an einem eigenen Stil.

So mancher Leser ist bereits vertraut mit dem Franklin-Skandal, Iran-Contra oder einigen weiteren Fällen, die hier geschildert werden. Es kristallisieren sich immerhin Zusammenhänge heraus, die einem zuvor noch nicht unbedingt bewusst waren.

Wie üblich findet sich bei ihr keinerlei Beachtung von der immensen Bedeutung des Ost-West-Konflikts. Weil die sowjetischen Geheimdienste alles in den USA zu infiltrieren versuchten, konnten US-Geheimdienste eben selbst zuhause alle möglichen Personen von Bedeutung anwerben. Und wer für die „nationale Sicherheit“ arbeitet, der genießt Privilegien, wie den Schutz vor Strafverfolgung, auch bei Sex-Verbrechen.

Falls jemand erwischt wird, kann dem Staatsanwalt erzählt werden, dass die Person wichtige Informationen beschafft. Im Ernstfall können Personen liquidiert werden aus Gründen der nationalen Sicherheit. Die CIA konnte reihenweise Doppelagenten schaffen, indem man Assets dazu aufforderte, in eine typische Falle der Russen hineinzulaufen.

Es geht auch nicht ständig nur um „Erpressung“, wie es Webbs Buchtitel suggeriert, sondern eher um ein Belohnungssystem. Man kann nicht kompromittierte Personen ohne Weiteres entlarven mit verdeckt aufgezeichneten, illegalen Sex-Eskapaden. Das würde das gesamte System gefährden. Das US-Empire erwartet von seinen Funktionären viel fokussierte Arbeit, muss aber gleichzeitig Geld und ungezügelten Sex bieten können, um die Funktionäre bei Laune zu halten. Es ist Drohmittel genug, dass jemand aus dem Club der Privilegierten ausgeschlossen wird und künftig das Leben eines Normalbürgers führen muss, der mühselig Geld verdient, die normalen Steuern zahlen muss und einer normalen Strafverfolgung ausgesetzt ist.

Diese klassische Technik eines Imperiums kommt insbesondere auch in Russland zum Einsatz. Webb sagt nicht, dass Russland besser wäre oder ein Partner für frustrierte West-Bürger. Aber so mancher Leser könnte ihre Recherche dementsprechend missverstehen. Der „linke satanische Deep State“ auf der einen Seite, und das vermeintlich christlich-konservative Russland auf der anderen Seite. So simpel ist die Welt aber beileibe nicht.

AlexBenesch
AlexBenesch
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