Supermächte

„Druschba“: Deutsche vermehrt nach Russland gelockt

Kommentar

Für westliche Geheimdienste war es nie schwierig, fanatisierte russlandbegeisterte Truther zu erkennen, aufzulisten und zu überwachen. Die meiste Arbeit läuft digital und vollautomatisiert ab. Den Rest erledigt ein Netz aus menschlichen Informanten und Agenten. So findet man heraus, wer einfach nur große Reden schwingt, um Dampf abzulassen, und wer sich hingegen an Sabotage und Spionage beteiligen will.

Was hingegen unmöglich ist für Geheimdienste, ist, einer Person die Staatsbürgerschaft abzuerkennen. Dies ist aber gar nicht mehr notwendig, denn die Russen versuchen seit geraumer Zeit, dieses Klientel in ihr gelobtes Land zu locken.

Je mehr dorthin gehen, umso weniger Arbeit haben westliche Dienste mit jenen; vor allem wenn es zum Krieg kommt. Die Bürde liegt dann bei den russischen Diensten, die herausfiltern müssen, wer von den Migranten vielleicht ein Agent ist und wer anderweitig unbequem wird. Die Migranten sind es ja gewohnt, öffentlichkeitswirksam zu meckern als Grundform ihres Aktivismus, was aber bei den Russen strikt verboten ist.

Vorfahren von mir waren ins russische Kaiserreich gelockt worden mit sehr ähnlichen Versprechungen wie sie heute gemacht werden: Christlich-konservative Lebensform, wirtschaftliche Gelegenheiten und Deutschfreundlichkeit. Damals waren die Zaren immerhin noch aus den Häusern Schleswig-Holstein und Hessen. Als die Kommunisten übernahmen, landete einer meiner Vorfahren im Gulag und der Rest flüchtete nach Bayern zurück.

Putin ist ein Urgestein des kommunistischen Geheimdienstes KGB, könnte von dem adeligen Clan Putiyatin abstammen und schwankt zwischen Glorifizierung der Zaren und einer Deutschfeindlichkeit seit Kindertagen wegen der Besatzung Leningrads.  

Der KGB und seine Vorläufer betrachteten jeden in Russland mit West-Migrationshintergrund und Auslandskontakten als Bedrohung. Zeitweise verfrachtete man sie einfach ins Gulag. Später behandelte man sie als Untertanen dritter Klasse.

Am Tag nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine soll Anatoli Bublik und seiner Frau der Geistesblitz gekommen sein, mit Sack, Pack und Kindern nach Russland zu migrieren. Dort wird er als Aushängeschild benutzt für ein Netzwerk, um andere herbeizulocken.  

Die depressiv wirkende Influencerin Alina Lipp ist auch fleißig dabei, die Werbetrommel zu rühren. Weiter oben in der Hierarchie steht die Duma-Abgeordnete Maria Butina, die als russische Spionin in den USA im Gefängnis saß.

„Welcome to Russia“ heißt eines der Projekte. Wie üblich bastelte man haufenweise Videos und Texte zusammen.

Russland hat bekanntermaßen sehr große demografische Probleme. In Russland ist schon die Rede von einer „speziellen demografischen Operation“, was im Prinzip heißt, dass man einen Krieg führen will gegen die Unwilligkeit der Bevölkerung, Kinder in die Welt zu setzen. Anreize zu bieten in Form von Geldzahlungen hat nicht wirklich die erhoffte Wende gebracht. Als nächstes müssen alle verbleibenden Frauenrechte dran glauben. Immer mehr russische Frauen verstanden, dass das Risiko zu groß ist, an einen Mann zu geraten, der dem Stress aus Arbeit und Kindererziehung nicht gewachsen ist und seine Freizeit primär mit Vodka verbringt. Wird der Mann dann wiederholt gewalttätig, hat die Frau kaum eine Chance, von den Behörden Hilfe zu bekommen. Diese desaströsen Zustände werden als christlich-konservativ vermarktet; als Gegenpol zum verkommenen Westen.

Sind die Frauen nicht willig, dieses Risiko einzugehen, so braucht es staatliche Gewalt: Frauen werden zunehmend verpflichtet werden, mehr als zwei Kinder in die Welt zu setzen. Das hört sich pompös an, wird aber für die Männer zur Dauerbelastung. Die markigen Sprüche treffen dann auf eine Realität, die sie nicht mehr managen können. Mitgehangen, mitgefangen.

Putin erließ im Sommer das Dekret Nummer 702: Ausländer müssen nun keine Kenntnisse der russischen Sprache oder Geschichte mehr nachweisen, um zunächst für drei Jahre in Russland leben zu können. Trotzdem müssen sie irgendwie durch den Bürokratie-Dschungel hindurchkommen. Typisch sind ständige Schmiergeldzahlungen, die man leisten muss, selbst wenn man nur längere Strecken mit dem Auto zurücklegen will.

In feinster KGB-Tradition will der Staat die Kinder kontrollieren und in die Neuauflage der Sowjet-Jugend hineinzwängen. Parallelen zur DDR sind nicht zufällig.

Der ehemalige EU-Abgeordnete Bela Kovacs aus Ungarn, rechtskräftig zu Haft verurteilt wegen Spionage für Russland, floh vor seinem Prozess nach Russland und machte einen auf Influencer. Die begehrten Plätze für solche Rollen sind aber sehr begrenzt.

Man erinnere sich an Lee Harvey Oswald, der als junger US-Kommunist in die UdSSR reiste und sich dort zu Tode langweilte mit einem schlecht bezahlten Job und kaum Warenangebot und Freizeitmöglichkeiten. Letztendlich reiste er in den Westen zurück und erschoss John F. Kennedy, woraufhin die Sowjetpropaganda ihn flugs umdeklarierte zu einem Handlanger des FBI und der CIA.

Bublik schwadroniert davon, „unser Volk nach Hause zu holen.“ Die sogenannten Russlanddeutschen stellen für manche Sicherheitsexperten ein erhebliches Risiko dar. Auch deshalb, weil Moskau dafür bekannt ist, den Schutz solcher Menschen im Westen als Vorwand zu benutzen für drastische Aktionen.

Die Organisation Put Domoj ist das „Zentrum zur Förderung der freiwilligen Umsiedlung von Landsleuten“. Mehr als 150.000 russischsprachige Familien und mehr als 4.500 Deutschsprachige hätten sich an die Kanäle seiner Organisation gewandt. Man kommt nach Russland hinein, aber nicht unbedingt wieder hinaus, wenn man einmal eine Staatsbürgerschaft erhalten hat. Parallelen zur DDR nach dem Mauerbau sind nicht zufällig.

Die Druschba-Organisation wurde vom heutigen AfD-Bundestagsabgeordneten Reiner Rothfuß gegründet und veranstaltet Fahrten nach Russland.

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