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Ukraine-Krieg ein „Versuchslabor“ für neue Waffen-Technologien

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Russland überfiel die Ukraine mit alten sowjetischen Panzern und einer genauso alten Schlachtfeld-Ordnung, die von den USA bis ins kleinste Detail untersucht wurde. Einiges, was von NATO-Staaten an die Ukraine geliefert wurde, und mit dem die Russen gewaltige Schwierigkeiten haben, wie etwa HIMARS-Raketen, gab es schon in den 1990er Jahren.

Und dann kamen noch dutzende neue Innovationen hinzu, weshalb schon davon gesprochen wird, der Ukraine-Krieg sei eine Art Versuchslabor.

Eine in der Ukraine hergestellte Software hat leicht verfügbare Tablet-Computer und Smartphones in ausgeklügelte Zielwerkzeuge verwandelt, die jetzt im gesamten ukrainischen Militär weit verbreitet sind.

Das Ergebnis ist eine mobile App, die Satelliten- und andere Geheimdienstbilder in einen Echtzeit-Zielalgorithmus einspeist, der Einheiten in der Nähe der Front hilft, auf bestimmte Ziele zu feuern.

Kleine Plastikdrohnen, die leise über ihnen summen, werfen Granaten und andere Waffen auf russische Truppen. 3D-Drucker stellen jetzt Ersatzteile her, damit Soldaten schweres Gerät im Feld reparieren können. Techniker haben gewöhnliche Pickup-Trucks in mobile Raketenwerfer umgebaut. Ingenieure haben herausgefunden, wie man hochentwickelte US-Raketen an ältere sowjetische Kampfflugzeuge wie die MiG-29 schnallt.

Alte Sowjetraketen wurden umfunktioniert und können russische Schiffe aus 200 Meilen Entfernung treffen.

In der Ukraine gibt es seit vielen Jahrzehnten eine Rüstungsindustrie, die bis 2014 auch Russland mit dringend benötigter Technik belieferte, von Raketen bis hin zu Ubooten und Helikoptermotoren. Dementsprechend standen die Ingenieure und Anlagen bereit, um zu improvisieren. Die USA halten sich bedeckt darüber, inwiefern sie selbst involviert sind, aber man kann sich einen größeren Einfluss vorstellen.

Die gelieferten Switchblade-Minidrohnen waren beispielsweise als kommerzielles Rüstungsprodukt gar nicht so effektiv, wie zuvor gedacht. Mobile Javelin-Raketen waren hingegen ein Hit; damit ließen sich russische Panzer vernichten, ohne dass man dafür mit vielen Soldaten anrücken musste.

Klassische Artillerie-Kanonen sind anscheinend passé.

Die Russen benutzen relativ erfolgreich iranische Kamikaze-Drohnen, die wiederum vollgepackt sind mit westlichen Bauteilen wie etwa Chips von Texas Instruments. Diese Bauteile müssen auf inoffiziellen Wegen und Umwegen beschafft oder aus anderen Gütern extrahiert werden.

Der westliche Rüstungskonzern BAE Systems hat diese Drohnen genau beobachtet und will gepanzerte Fahrzeuge entwickeln, die der Sprengkraft standhalten können. Die amerikanischen Militärs wollen selbst eine Einweg-Angriffsdrohne entwickeln für einen Preis von rund 10.000$ pro Stück.

Das letzte Mal, dass es in signifikantem Umfang gelungen war, neue Kriegsgeräte und Techniken auszutesten, war im Irak und in Afghanistan. Allerdings waren die Haupt-Kriegshandlungen sehr schnell beendet und es blieb nur noch die Abwehr von schlecht ausgestatteten und ausgebildeten Guerillas. Nicht unbedingt ein Garant für zukunftsweisende Daten. Im Ukraine-Krieg jedoch dauern die Haupt-Kampfhandlungen schon fast ein Jahr lang an und es wurden Unmengen an wertvollen Daten generiert, die von den Amerikanern abgeschöpft werden.

Aktuell geben die USA rund 5% ihres Rüstungsbudgets für die Ukraine aus und können durch die gewonnenen Daten damit erhebliche Summen für Forschung einsparen, verfehlte Rüstungsprojekte vermeiden und erhebliche russische Kriegskapazitäten damit neutralisieren.

Die NY Times enthüllte unter Verweis auf hochplatzierte Quellen, dass amerikanische Computer-Simulationen eine maßgebliche Rolle spielten bei dem Entwurf der Pläne für die ukrainische Gegenoffensive, die weit erfolgreicher war als die meisten öffentlichen Vorhersagen.

Russische Streitkräfte sind auf dem Rückzug in vielen Gebieten und selbst die Propagandafront im TV bröckelt erheblich. Teilweise trauen sich verschiedene Funktionäre, Putin selbst die Fehlentscheidung anzukreiden, mit nur 200.000 Mann und fast keinen Luftwaffenoperationen einen solchen Krieg zu beginnen.

Gleichzeitig beklagten Propagandisten die amerikanische Unterstützung der Ukraine und beanspruchen die Rolle des Opfers und des Underdogs. Es wurde allerdings aus NATO-Kreisen betont wenig schweres Gerät geliefert, um nicht den Eindruck zu erwecken, man sei dem Krieg gegen Russland in direkterer Form beigetreten. Deutschland zahlte laufend erhebliche Summen Geld für russisches Gas, ohne sich dadurch formell dem russischen Krieg anzuschließen.

Die USA sind Russland weit voraus auf dem Gebiet der Satellitenaufklärung und Computermodellierung und der aktuelle Krieg zeigt, was für eine entscheidende Bedeutung diese Kapazitäten haben, um die vorhandenen konventionellen Streitkräfte so effizient wie möglich einzusetzen. Die Details sind selbstverständlich geheim. Es existieren öffentliche Abhandlungen über Russlands Standard-Verhalten bei der Infanterie, den Panzertruppen usw. Diese Informationen machen Russlands Verhalten vorhersehbar und lassen sich übersetzen in Computercode, um verschiedene Simulationen durchlaufen zu lassen. Auch die Supercomputer und Satelliten, die für Wetter- und Klimamodellierung zuständig sind, lassen sich integrieren.

Es wurde in der Presse erklärt, dass die Amerikaner bis zum allerletzten Moment warteten, bis sie die Ukraine warnten vor einem russischen Überfall. Generell sei Kiew misstrauisch gewesen. Es ist kein Geheimnis, dass die Angloamerikaner mehrfach Osteuropa im Stich ließen bzw. an die Russen verschacherten. Außerdem ist die Geschichte bekannt von den unnötigen und künstlich in die Länge gezogenen Kriegen in Korea und Vietnam. Allerdings hatte Kiew irgendwann keine andere Option mehr, als den Plänen der Amerikaner zu lauschen. Die NY Times berichtet:

General Mark A. Milley, der Vorsitzende der Joint Chiefs of Staff, und hochrangige ukrainische Militärführer diskutierten regelmäßig über Geheimdienste und militärische Unterstützung. „Wir haben einige Modellierungen und einige Tischübungen gemacht“, sagte Colin Kahl, der politische Chef des Pentagon, in einem Telefoninterview. „Diese Reihe von Übungen deutete darauf hin, dass bestimmte Wege für eine Gegenoffensive wahrscheinlich erfolgreicher waren als andere. Wir haben diesen Rat gegeben, und dann haben die Ukrainer das verinnerlicht und ihre eigene Entscheidung getroffen.“

Die NY Times untertreibt das Gewicht der Computersimulationen. Für die russische Propaganda zählten bisher hauptsächlich schwere konventionelle Waffen und es wirft die Frage auf, ob Moskau auf dem Gebiet der Computermodellierung völlig hinterherhinkt, was nicht nur regionale Konflikte betrifft sondern das ganze Militär.

Den ganzen August über verstärkten US-Beamte auf Geheiß der Ukrainer die Informationsquellen über die Position der russischen Streitkräfte und wiesen auf Schwächen in den russischen Linien hin.

Laut einem Generalstabsoffizier in Kiew hing der Plan jedoch vollständig von Umfang und Tempo der zusätzlichen Militärhilfe der Vereinigten Staaten ab.

AlexBenesch
AlexBenesch
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