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Täuschten westliche Geheimdienste die Russen vorab über die Aussichten einer Invasion?

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Kommentar

Weshalb wagte Russland eine Invasion der Ukraine mit zu wenigen Truppen, fast keinen Luftwaffenoperationen, schlechter Logistik, veralteter Technik und fehlendem wirtschaftlichen Durchhaltevermögen für einen längeren Konflikt? Die Antwort auf diese entscheidende Frage, die ständig geliefert wird, lautet, dass die Russen sich verkalkuliert hatten und mit einem schnellen Erfolg rechneten. Das hieße aber, dass nicht nur ein geheimdienstliches Versagen vorgelegen haben müsste im Bezug auf die Ukraine, sondern auch auf Europa und die USA. Viele Indikatoren waren nicht einmal geheim: Mit Operation „Unifier“ trainierte die NATO ukrainische Kräfte in neuen Taktiken. Raketensysteme wie HIMARS standen längst bereit, die den Russen massive Probleme machen würden. Der Westen hat wirtschaftlich den längeren Atem. Sollen all diese negativen Indikatoren von der russischen Führung ignoriert worden sein, weil im wesentlichen ein Mann (Putin) zu optimistisch war und von seinen Geheimdiensten und Generälen nur noch positive Bestätigung hören wollte?

Die USA sind bekannt dafür, Passivität vorzutäuschen und dann schnell und vehement einzugreifen. Vor dem Eintritt in den Zweiten Weltkrieg gab es ein jahrelanges, aufwändiges Theater, das den Eindruck erweckte, man würde sich nicht erneut in Europa einmischen. Letztendlich produzierten die USA dann mehr Kriegsgerät als alle anderen Kriegsteilnehmer zusammengenommen und belieferte sogar Stalins Sowjetunion im Rahmen des Lend Lease-Programms.

Vor dem Koreakrieg äußerten US-Vertreter, keine Ansprüche zu haben in bestimmten Regionen. US-Geheimdienste sollen den Russen zusätzlich Falschinformationen untergejubelt haben, die den falschen Eindruck bestätigten. Stalin gab das grüne Licht für die Invasion Südkoreas die USA mischten sich ein und stießen zeitweise sogar bis zur chinesischen Grenze vor.

Vor dem Vietnamkrieg waren die US-Hilfen für Südvietnam betont lasch. Somit schien Südvietnam wie auf dem Präsentierteller, die russisch unterstützten Kommunisten griffen an, und die Amerikaner mischten sich ein mit einem riesigen Militärkomplex, der schnell errichtet wurde.

Das gleiche Spiel mit dem Irak. Man gab vor, sich nicht um das Schicksal Kuwaits zu kümmern. Sobald Saddam Hussein dort einmarschierte, brach die Hölle los.

Nicht nur die Ukrainer waren nach dem russischen Vorstoß 2014 höchst besorgt. Auch das militärisch schwache Polen und das Baltikum. Gemäß des Abkommens von 1997 gab es zwar eine NATO-Osterweiterung, aber die neuen Mitglieder durften keine signifikanten Streitkräfte aufbauen.

Europa spielte Passivität vor. Die neue Ampel-Regierung Deutschlands war voller (scheinbarer) Putin-Versteher der SPD. In den USA spielte einige Republicans ab 2008 die Putin-Versteher. Überall konnten theoretisch falsche Signale ausgesendet werden, laut denen die NATO-Länder keine große Reaktion zeigen würden auf eine russische Invasion der Ukraine. Viele Politiker würden einfach hoffen, dass der Krieg schnell gewonnen wird durch Moskau.

Dass kürzlich ein Spion beim deutschen Bundesnachrichtendienst enttarnt wurde, muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass die Russen einen realistischen Einblick gewonnen hatten vor dem Februar 2022. Es ist eher wahrscheinlich, dass man den Russen haufenweise Falschinformationen unterjubelte.

Hinterher ließe sich die Täuschungskampagne plausibel leugnen. SPD-ler, Republicans oder wer auch immer kann sich verstecken hinter pragmatischen Überlegungen und haufenweise Zögern und Warnungen vor einer Eskalation.

Aber war es nicht die kollektive Aufgabe der NATO, glaubhafte Abschreckung zu bieten im Vorfeld? Um klare Verhältnisse zu schaffen? Kam man dieser Aufgabe tatsächlich nach, oder griff man wieder einmal in die Trickkiste, und bot nur schlaffe Abschreckung, um den Eindruck zu erwecken, die Ukraine könne schnell besiegt werden?

Wie glaubwürdig ist die proklamierte Haltung von westlichen Politikern, Generälen und Akademikern, man hätte die Aufgabe der Abschreckung im Vorfeld zur Genüge erfüllt, aber es habe leider nicht ausgereicht, weil die russische Führung zu dämlich und größenwahnsinnig gewesen sei?

Falls es ein westliches Täuschungsmanöver gegeben hat, entbindet dies nicht Russland von der Verantwortung für den Überfall auf die Ukraine. Russland schien widersprüchliche Signale zu senden. Putin wirkte wie ein Taktiker-Schaf im Wolfspelz. Zig Beobachter dachten, es handle sich immer nur um Bluff.

AlexBenesch
AlexBenesch
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