spot_img

Warum hat die Bundeswehr prinzipiell keine Munition? Oder gibt es geheime Bestände?

Datum:

Kommentar

Es war auch vor dem Ukrainekrieg bekannt, dass die Bundeswehr so gut wie keine Munitionsvorräte besitzt. Jetzt soll irgendwie in absehbarer Zeit die NATO-Vorgabe erfüllt werden, genügend Bestände anzuschaffen, um 30 Tage lang im großen Stil kämpfen zu können, aber die neue Munition darf von dem kürzlich beschlossenen Sondervermögen von 100 Milliarden € nicht beschafft werden und der Markt für Munition ist überdehnt.

Die Situation wirkt wie ein debiler Schildbürgerstreich, aber die offizielle Erklärung dafür lautet, dass nach dem Ende der Sowjetunion 1991 Deutschland keine richtigen Streitkräfte und keine Wehrpflicht mehr brauchte, sondern nur noch kleine einsatzbereite Verbände für begrenzte Missionen an Orten wie Afghanistan. Ein Blick in ein Geschichtsbuch hätte gezeigt, dass das russische Imperium sich seit weit über 1000 Jahren ausdehnt und kontrahiert, je nachdem wie erfolgreich es gerade ist. Auf eine signifikante Niederlage hin zieht sich das Empire jedes Mal zurück und sammelt Kräfte, um sich erneut gewaltsam ausdehnen zu können. Die Bundeswehr an halbwegs adäquater Größe beizubehalten, wäre wohl kaum als Signal aufgefasst worden dafür, dass die Bundesrepublik eine Invasion Russlands ins Auge gefasst hätte. Was sollte also der Blödsinn? So wie Ex-Kanzler Schröder kürzlich Reportern der NY Times erklärte, die Russen-Pipelines seien der Preis für die Wiedervereinigung gewesen, so bestätigten auch hohe Funktionäre aus dem Bundeskanzleramt aus den 1980er Jahren, dass bei den Geheimverhandlungen zwischen Washington und Moskau hart geschachert wurde. Die Regierungen von BRD und DDR mussten warten und bekamen dann die Ergebnisse von oben herab auferlegt: Wiedervereinigung, Beibehaltung der NATO-Mitgliedschaft und die Enttarnung der Stasi-Netzwerke. Die sowjetischen Panzer verließen Ostdeutschland und Osteuropa, die Russen bekamen neue Pipeline-Deals.

Und die deutsche Bundeswehr wurde ruiniert. War dies Teil der Verhandlungsmasse? Falls ja, welche geheimen Kapazitäten behielt sich die NATO für Deutschland vor, die sich schnell reaktivieren ließen?

2019 ordnete die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen an, dass insgesamt acht aufgegebene Logistikstandorte in vier Bundesländern wieder reaktiviert werden sollen. Gewöhnliche Munition ist vorhanden für ein oder zwei Tage. Bei der komplizierteren Munition sieht es noch schlechter aus. Irgendwoher bräuchte man 20 Milliarden € um das Problem zu lösen, zusätzlich zu dem Sondervermögen von 100 Milliarden. Aber der Markt für Munition ist überdehnt.

Selbst wenn die USA rüstungstechnisch nicht in Geld schwimmen würden, so wäre es dank des liberalen Waffenrechts nie ein Problem, im Verteidigungsfall genügend Kämpfer aufzustellen. Die Bürger besitzen nämlich privat eine Menge halbautomatischer Gewehre plus Munition.

Der russische Propagandist Solovjov empfahl, Deutschland jetzt anzugreifen, da die Bundeswehr derzeit so schwach sei.

Sag mir wo die Kalaschnikows sind

Die Volksarmee der DDR war betitelt als „Armee des Friedens“ aber es handelte sich natürlich um eine Invasions-Truppe. NAch der Wende kam es zu dem Befehl 31/90 über „Maßnahmen zum Verkauf von Material und Ausrüstungen aus den Beständen der NVA“. Es hieß:

Die NVA hinterließ eine Fülle von Material: über 2300 Kampfpanzer, knapp 9000 gepanzerte Kampf- und Spezialfahrzeuge, mehr als 5000 Artillerie-, Raketen- und Flugabwehrsysteme, etwa 700 Kampf- und Transportflugzeuge sowie Hubschrauber, 192 Kriegsschiffe …

Allerdings scheint man keine genauen Aufstellungen bzw. Inventurlisten zu finden, was genau wo gelandet ist. Wir erfahren nur, dass beispielsweise NATO-Bündnispartner wie die Türkei bedacht wurden mit Ausrüstung. Darunter die besten Kalaschnikows aus Suhl.

250 000 automatische Handfeuerwaffen vom Typ Kalaschnikow, 5000 Maschinengewehre nebst mehreren hundert Millionen Schuß Munition, dazu 5000 Panzerfäuste RPG 7 plus 250 000 Einheiten entsprechende Munition und weiteres Schießzeug.

https://www.zeit.de/1992/22/freunde-schaffen-mit-vielen-waffen

Es gab einige Skandale über verschiedene Lieferungen, die nicht unbedingt genehmigt waren vom Bundestag. Bei all der Geheimhaltung und Verschleierung muss man sich fragen, ob es sich zu einem gewissen Grad um einen Verschiebebahnhof gehandelt hatte. Soll heißen: Man fliegt palettenweise Waffen zu NATO-Bündnispartnern zur Einlagerung. Diese Waffen tauchen dann in der deutschen Bilanz nicht mehr auf, wären aber bei Bedarf schnell wieder nach Deutschland geflogen.

Der größte Posten neben der Türkei ging im Zusammenhang mit dem Golfkrieg an die Vereinigten Staaten im Umfang von 750 Millionen Mark, für unseren Hauptverbündeten selbstverständlich kostenlos.

Magischerweise landeten ehemalige NVA-Waffen am Balkan und wurden in den 1990er Jahren im Kosovokrieg benutzt.

Es gab rund 300.000 Tonnen Munition zu verteilen.

Es befinden sich in den Depots der Bundeswehr auch weiterhin mehrere hunderttausend (Angaben variieren) G3-Gewehre für den Fall der Landesverteidigung, die auch weiterhin gewartet werden, zum Beispiel durch das Nachrüsten des Hülsenabweisers. Außerdem sind auch in den Waffenkammern vieler Bundeswehreinheiten immer noch G3-Gewehre vorhanden und einsatzbereit.

Der Bundesrechnungshof hielt fest, dass auch gewaltige Mengen an Munition eingelagert sind für das G3-Gewehr. Ein Teil davon ist leider wegen unsachgemäßer Lagerung nicht mehr einsetzbar:

Anfang 2011 untersuchte der Bundesrechnungshof, ob das Bundesverteidigungsministerium seine Zusagen eingehalten hat. Dabei stellte er fest, dass die Bundeswehr einen Bevorratungsbedarf von 28 Millionen Patronen Gewehrmunition des Kalibers 7,62 x 51 mm hat. Tatsächlich lagerte sie 227 Millionen Patronen dieses Typs mit einem Buchwert von 116 Mio. Euro. Die Bundeswehr hat den überschüssigen Teil dieser Gewehrmunition nicht verwertet und lagert noch immer alte Bestände, deren Beschaffung bis auf die 1960er-Jahre zurückgeht. Seither hat sie nicht vorrangig die alten Bestände aufgebraucht, sondern auch inzwischen neu beschaffte Gewehrmunition verwendet.

Es könnte rund die Hälfte der Munition faul sein.

Wie zeitgemäß ist das G3 bzw. sind die Varianten davon heute noch? Der amerikanische Youtube-Kanal Sensible Prepper hat es getestet. Das G3 ist verhältnismäßig günstig und hochwertig verarbeitet, das Kaliber ist teuer aber hat große Vorteile gegenüber dem heute gängigen 556 NATO, es gibt viele Ersatzteile und Maschinen zur Herstellung von Teilen und die Genauigkeit der Waffe ist relativ hoch. Zubehör-Schienen müssten ans Gehäuse drangeschweißt werden.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Geheimdienste sollen verdeckte russische Finanzierung für Politiker in Europa aufgedeckt haben

Kommentar "Voice of Europe" schien wie eine typische, pro-russische Nachrichtenseite im Internet mit entsprechenden Beiträgen und Interviews mit europäischen...

Recentr LIVE (26.03.24) ab 19 Uhr: Dunkelfeld

Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Menschen die falschesten Vorstellungen von den drei Supermächten besitzen. https://youtu.be/Q87IgKxwsQo

Islamischer vs. westlicher Globalismus

Propaganda aus der muslimischen Welt enthält viele Elemente, die auch westliche Sozialisten verwenden, und solche, die bei westlichen...

ISIS-K ist Russlands nächstes Problem

Kommentar Russland unter den Zaren träumte davon, das ottomanisch-islamische Kalifat zu zerstören und zu übernehmen. In der sowjetischen Phase...