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USA und ihre Partner haben Türkeis Währung und Wirtschaft abstürzen lassen

Datum:

Alexander Benesch

Der Nimbus des türkischen Präsidenten Erdogan als Mr. Wirtschaftswunder ist praktisch verschwunden. Der Baum brennt: In den letzten 12 Monaten fiel der Kurs der türkischen Lira gegenüber dem Euro und dem Dollar um ein Viertel. Nun wurde der Leitzins deshalb von 4,5 auf zehn Prozent mehr als verdoppelt. Vor sieben Monaten hatten türkische Staatsanleihen erst ein Investment-Grade-Rating bekommen und das Land war kurz vor einem Platz unter den erfolgreichsten 10 Ökonomien der Welt, nun fällt aber alles auseinander und es könnte durchaus mit Erdogans enorm gestiegener Unbeliebtheit bei den Amerikanern und den Russen zusammenhängen.

Die USA nehmen Erdogan unter anderem krumm, dass jener sich für das russische Pipeline-Projekt entschieden hat, um billigere Rohstoffe zu bekommen. Die Russen schäumen, weil Erdogan ernsthaft erwägt, Katar eine Pipeline bis in die Türkei bauen zu lassen. Die türkische Presse spricht davon, wie eventuell Katar-Gas über die Nabucco-Pipeline weiter nach Europa transportiert werden könnte, sehr zum Nachteil Russlands.

Russland und den USA ist eine säkulare Türkei ohne Erdogan immer noch lieber als eine eigensinnige homogene Türkei, die eine große Militärmacht mit einem dominanten Islam und Großreichsansprüchen eng verknüpft. Die USA und ihre Partner drehen weiter an der Stellschraube, um das Wachstum in der Türkei abzuwürgen: Der Chef der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve hatte vergangenen September erklärt, man wolle wohl den Stimulus der monatlichen Anleihekäufe zurückzufahren, mit dem auch das rapide Wachstum in den Schwellenländern finanziert worden war. Abu Dhabi ließ ein 12-Milliarden-Dollar-Projekt zum Ausbau eines Steinkohlekraftwerkes platzen. Die Aussicht auf eine US-Militäraktion in Syrien schreckt ebenfalls Investoren ab. Der US-dominierte Internationale Währungsfonds spekuliert öffentlich über eine Vollbremsung der türkischen Wirtschaft, die Bank Morgan Stanley nannte das Land enorm verwundbar bei einem Abfluss ausländischer Finanzmittel.

Bestrafungsaktionen der USA machen nur dann Sinn, solange Russland ebenfalls an einem Absägen Erdogans interessiert sind, ansonsten würde eine zu starke Annäherung der Türken an den Osten das ganze Gefüge im Mittleren Osten durcheinanderbringen.

Der Leitindex der Börse in Istanbul hat seit Mai letzten Jahres ein Drittel seines Wertes eingebüßt, die türkische Lira hat massiv abgewertet, die Anleiherenditen haben sich bis auf 10 Prozent verdoppelt. Die türkische Zentralbank ist machtlos gegen diesen Ansturm und verfügt nicht über genügend Devisenreserven um den Schaden auszugleichen. Rund 100 Milliarden Dollar ausländisches Kapital flossen in die Türkei in den letzten 10 Jahren und Erdogan konnte so für sich und seine „Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung“ mit 5% Wachstumsraten pro Jahr und einer Verdreifachung des Pro-Kopf-Einkommens der Bevölkerung prahlen.

Der Pump kommt jetzt teuer zu stehen, die Auslandsschulden der Türkei haben sich auf 350 Milliarden Dollar verdreifacht und mehr als die Hälfte davon muss nun in einem Jahr refinanziert werden.

Auf der Teilnehmerliste der letzten Bilderberg-Konferenz findet man unter der ungewöhnlich hohen Anzahl an sechs Türken auch Mustafa Koc V., den Vorsitzenden von Koç Holding A.S., einer türkischen Unternehmensgruppe mit weltweit 85.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 39,5 Milliarden US-Dollar. Sie ist das einzige türkische Unternehmen in der Liste der Fortune Global 500 und steht für zwölf Prozent des gesamten türkischen Exportvolumens. Sie zählt zu den 50 weltgrößten Familienunternehmen außerhalb der USA.

Am 25. September 2012 berichtete die Publikation Today’s Zaman, dass Mustafa am Tag zuvor den ehemaligen Chef der türkischen Bundespolizei und ehemaligen Innenminister Mehmet A?ar im Gefängnis in Ayd?n 40 Minuten lang besucht hatte und ohne irgendein Statement wieder gegangen war.

A?ar wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt wegen seiner Vermittlerrolle für einen berüchtigten Mafiaboss, ein Mitglied der Sicherheitskräfte und einen Politiker.

Mustafa Koc V., Bilderberg-Teilnehmer und Vorsitzende von Koç Holding A.S., der den inhaftierten Mehmet A?ar besucht hatte, ist bestens vernetzt. Zu seinen Geschäftsbereichen gehören neben der Tofa?-Automobilfabrik in Bursa auch Ford Otosan, die Automobile für Fiat/Peugeot und Ford herstellen, Haushaltsgeräte (Arçelik), Lebensmittel (Tat Konserve, auch Migros), Finanzdienstleistungen (Yapi Kredi Bankasi), Energie, Informationstechnik (Beko Elektronik), Tourismus und Bau. Ein Großteil der Unternehmen wird dabei in Kooperation mit ausländischen Unternehmen geführt wie Ford, Unicredit, Case New Holland und anderen.

AlexBenesch
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