Kommentar
Ich befinde mich gerade samt Familie in Südfrankreich. Am Meer wohnen dort die Super-Reichen umringt von einem Gewusel aus Normalbürgern. Hier gibt es kein Understatement wie in Deutschland, sondern Ferraris, Rolls Royces, Super-Yachten und Anwesen für jeweils mehrere zehn Millionen Euro.
Ab und an sieht man linke Aufkleber oder Graffiti; so als wäre der real existierende Sozialismus nicht ein harsches Klassensystem und abhängig von westlichen Megakonzernen (und Dynastien) gewesen. Fidel Castro schwelgte in einem ähnlichen Luxus, wie man ihn hier in Südfrankreich beobachten kann.
Es wäre auch dümmlich, das Korruptionsproblem gedanklich nur auf die Superreichen zu beschränken. Normalbürger haben in der Regel sehr schwache Familienbindungen und keine echten, tatsächlichen Freunde. Die Aussicht, hervorzustechen unter den Normalos mit zumindest überdurchschnittlichem Wohlstand ist zu verlockend.
Gerade die Unzufriedenen lassen sich spielend leicht einwickeln von Blendern auf Social Media, den Andrew Tates oder den Russen, deren Korruption nicht mehr steigerbar ist.
Olaf Scholz hat immer noch den Cum-Ex-Skandal an sich kleben. Angela Merkel will ihre Memoiren veröffentlichen nach gefühlt zwei Jahrzehnten Regentschaft, in der alle um sie herum wuseln mussten. Sahra Wagenknecht ist die typische Champagner-Salon-Bolschewistin. Krah von der AfD oder Bystron hätten mit ihrem Abgeordneten-Geld eigentlich auf Nummer sicher gehen können, aber stattdessen sind sie nun in Skandale verheddert.
Wie schnell ist jemand wie stark beeinflussbar durch Geld und Status? Mit wie viel wäre man selbst richtig zufrieden? Ich selbst bevorzuge Platz, Abgeschiedenheit und vor allem Personen, die ich wirklich gerne um mich habe. Fitness kommt noch dazu, die man nicht einfach an sich kaufen kann.
Einen Sportwagen kann man sich mal mieten, und dann die Erfahrung abhaken. Der Verkehr hier in Südfrankreich und die Straßen sind so schrecklich, dass selbst die meisten Reichen hier lieber ein kompakteres Fahrzeug verwenden. Jetzt begreife ich warum europäische Luxusfahrzeuge so klein sind im Vergleich zu den amerikanischen Fullsize-SUVs. Mit einem Escalade, Navigator oder Suburban bleibst du hier stecken.
Für wie viel verkaufen sich Leute? Mit den Stränden und der Sonne hier denke ich unweigerlich an eine Reihe von Influencern, die ihrem Publikum einen Haufen Lügen erzählen, nur um weiterhin in irgendeinem sonnigen Land leben zu können. Da braucht es noch lange keinen Ferrari, um diese Gestalten zu korrumpieren.
In den höheren Schichten herrscht die Furcht, verstoßen zu werden und das Leben eines Normalos führen zu müssen. Da wird bei jeder Schandtat mitgemacht, aber gerade bei den Russen spitzte sich die Lage zu: An und für sich wollten die Reichen einfach nur weiter die Normalos abzocken und den Wohlstand genießen; ihre Kinder an europäische oder amerikanische Unis zu schicken. Die meiste Zeit außerhalb Russlands verbringen. Aber die Invasion der Krim und dann der restlichen Ukraine sorgte schließlich für Panik, wegen den Sanktionen und Einreiseverboten. Es wurde in Luxus-Anwesen wie hier beim Champagner gemurmelt, dass es doch besser wäre, wenn Putin verschwindet und ein neuer Anführer wieder die Lage beruhigt, damit das schöne Leben weitergehen kann.
Aber der russische Geheimdienst hat wahrscheinlich jede Luxusbude hier gründlich verwanzt und sucht nach solchen „Verrätern“. Russen haben hier entweder keine relevanten Rechte oder holten sich andere Staatsbürgerschaften (wie Pavel Durov von Telegram) und fallen dann unter diese Gerichtsbarkeit. Durov ist auch so eine dumme Figur, mit Yoga-Fotos und Model-Girlfriends, der in der Gegend herumflog. Normalos glauben, er sei ihr Held. Er kämpfe für sie. In Wirklichkeit tendiert die Chance gegen null, dass er sich für die Belange der Normalos entscheidet, statt für seinen Status und Wohlstand.
Besonders auffällig und relevant war für mich der Mindset von George Washington und der anderen US-„Gründerväter“: Ganz nach römischem Muster waren sie zu vereinnahmt von Luxus und Status.
Ohne Sinn und Verstand für ein Empire geht es aber auch nicht. Bei der Durchfahrt durch Italien an der Küste sieht man, dass die Leute einen Sinn fürs Angenehme haben, aber nicht für ein Empire. Sobald man über die Grenze nach Frankreich gelangt, wirkt alles sofort deutlich ernster, aber immer noch savoir vivre. Jemand, der die Balance überraschend gut beherrschte, war Napoleon. Ihm fehlte es nur an dem Sinn für Technik und Geheimdienste.