Kommentar
Der Milliardär und CEO der Messaging-App Telegram, Pavel Durov, wurde am Samstagabend in Paris festgenommen. Die französische Polizei ist der Ansicht, dass es bei seiner App nicht genügend Moderatoren gibt, um kriminelle Aktivitäten unter Kontrolle zu halten, berichtete TF1.
Telegram sei demnach mitschuldig am weltweiten Drogenhandel, an Pädophilie und Betrug. Der Durchsuchungsbefehl war nur gültig, sofern Durov französischen Boden betrat. Genau dies tat er auch, was doch sehr verwunderlich ist.
„Er hat heute Abend einen Fehler gemacht. Wir wissen nicht, warum … War dieser Flug nur ein Zwischenstopp? Auf jeden Fall ist er in Gewahrsam“,
sagte eine der Untersuchung nahestehende Quelle gegenüber TF1. Möglicherweise wurde er in eine Falle gelockt. Durov war an Bord seines Privatjets am Flughafen Paris-Le Bourget.
Pavel ist gebürtiger Russe, lebt aber jetzt in Dubai und besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft der Vereinigten Arabischen Emirate und Frankreichs. Telegram hat seinen Sitz in Dubai und prahlt damit, über 900 Millionen aktive Benutzer pro Monat zu haben.
Social Media-Plattformen locken meist User mit einem Minimum an Moderation und Verboten. Irgendwann müssen sie jedoch Regulierungspflichten nachkommen und werden sterbenslangweilig. Dann strömen die User zu irgendeiner neuen Plattform, die mit minimaler Moderation lockt. Facebook ist so gut wie tot, seitdem die Verschwörungsaktivisten und Rechtsextremisten dort hinausflogen. Twitter wurde nach der Übernahme durch Elon Musk die nächste Anlaufstelle für die Fanatiker, aber gleichzeitig suchten Werbepartner das Weite. Die EU meint, einiger Content auf Twitter (bzw. X) verletze die hiesigen Gesetze. Falls Musk härter durchgreift, wird auf Twitter wohl ebenfalls die Aktivität einbrechen.
Auf Youtube konnte man vor Jahren fast jeden komplett abgedrehten Content ansehen, bis dann die Zensur kam. User strömten zu TikTok, bis dort dann auch die Zensur so richtig begann.
Die Notwendigkeit einer Social Media-Plattform ist eigentlich von vorneherein nicht gegeben. Es ist nichts anderes als ein klassisches Online-Forum mit viel zu wenigen Moderatoren. Der Betrieb ist gelinde gesagt unmöglich: Zu viele Spinner und Kriminelle machen zu viele Moderatoren notwendig, die man nicht bezahlen kann, weil so gut wie niemand Geld bezahlen will für die Nutzung des Forums, aber je mehr radikaler Krempel gepostet wird, umso weniger kann man Werbepartner an Land ziehen.
User sind berüchtigt dafür, zu maulen und sich nicht an der Lösung des Problems zu beteiligen. Sie wollen einfach stur wie ein Kind ihren Eisbecher haben. Eine kostenlose Plattform, auf der man jeden geisteskranken Müll posten kann.
Das Internet kam bestens zurecht mit Webseiten, Download-Servern und Filesharing. Krumme Influencer wollen das jeweilige nationale Recht umgehen, indem sie anonym über Telegram publizieren.
In einem Interview mit Tucker Carlson im April sagte Durov, er sei aus Russland geflohen, weil er offenbar keine Befehle der russischen Regierung entgegennehmen wollte.
„Mir war klar, dass ich lieber frei sein wollte. Ich wollte von niemandem Befehle entgegennehmen und habe wahrscheinlich ein bequemes Leben hinter mir gelassen“,
sagte Durov. Erstens gilt er als steinreich, und zweitens wird auf Telegram jede Menge Russenstuss verbreitet.
2018 blockierte Russland Telegram, als die App sich weigerte, einer gerichtlichen Anordnung nachzukommen. Das Verbot wurde 2020 aufgehoben.
Laut TF1 soll er am Sonntag vor Gericht erscheinen. Ihm wird eine Mitverantwortung vorgeworfen bei Terrorismus, Drogenhandel, Betrug, Geldwäsche, Hehlerei und Kinderpornografie.
„Pavel Durov wird mit Sicherheit in Untersuchungshaft landen“,
sagte ein mit dem Fall vertrauter Ermittler gegenüber TF1.
„Auf seiner Plattform ließ er eine unkalkulierbare Zahl von Straftaten und Verbrechen zu, bei denen er weder etwas unternahm, um sie zu moderieren, noch zu kooperieren“, fügte die Quelle hinzu.
In einem Interview mit Tucker Carlson im April dieses Jahres schilderte Durov seine Erfahrungen mit staatlichem Druck, nicht nur aus Russland, sondern auch aus den USA.
Der Tech-Gründer behauptete, die US-Regierung habe versucht, eine „Hintertür“ in Telegram einzubauen, um möglicherweise seine Benutzer auszuspionieren.
Im Januar 2018 sammelte Durov 1,7 Milliarden US-Dollar von Investoren wie Kleiner Perkins, Sequoia Capital und Benchmark ein. Am 15. März 2021 führte Telegram eine fünfjährige öffentliche Anleiheplatzierung im Wert von 1 Milliarde US-Dollar durch. Die Finanzierung wurde benötigt, um die Schulden in Höhe von 625,7 Millionen US-Dollar zu decken, darunter 433 Millionen US-Dollar an Investoren, die 2018 Futures für Gram-Token kauften, darunter Käufer wie David Yakobashvili.
Dann verkaufte Telegram zusätzliche Anleihen im Wert von 150 Millionen US-Dollar an die Abu Dhabi Mubadala Investment Company und Abu Dhabi Catalyst Partners. Die Mubadala Investment Company gab an, dass der russische Staatsfonds über die gemeinsame Investitionsplattform Russland-VAE an ihrem nicht offengelegten Deal zum Kauf von Wandelanleihen beteiligt war.
Im Jahr 2023 berichtete das Global Center for Combating Extremist Ideology (Etidal) in Saudi-Arabien, dass in Zusammenarbeit mit Telegram seit 2022 über 59 Millionen extremistische Inhalte von der Plattform entfernt worden seien. Telegram wurde von einigen Regierungen, darunter dem Iran, China, Brasilien und Pakistan, vorübergehend oder dauerhaft blockiert.
Die Europäische Union (EU) hat den Digital Services Act umgesetzt, der großen Tech-Unternehmen neue Verpflichtungen auferlegt, illegale Inhalte auf ihren Plattformen zu überwachen.
Das Bundesamt für Justiz hat laut Justizministerium zwei Anhörungsschreiben an Telegram in den Vereinigten Arabischen Emiraten gesandt, wo das Unternehmen registriert ist. Dem Netzwerkdurchsuchungsgesetz würde nicht entsprochen, weil es bei Telegram keine direkte schnelle Möglichkeit gibt, Beiträge zu beanstanden, deren Löschung zu fordern und per Gerichtsbeschluss Nutzerdaten zu erhalten.
Wenn Telegram nicht die gewünschte Reaktion zeigt, wären die deutschen Behörden am Zug mit Sanktionsmaßnahmen. Aber welchen? Eine rigorose Sperre ist technisch machbar und einfacher als irgendwelche Zwischenlösungen.
Telegram hatte Dutzende öffentliche rechtsextreme Gruppen gelöscht und blockiert, in denen es Gewaltaufrufe gegeben haben soll. Ein Sprecher des Messengers hatte gegenüber TechCrunch bestätigt, dass viele der Gruppen dem rechtsradikalen und White-Surpremacy-Spektrum zugeordnet werden können.
Obwohl die Nutzungsbedingungen von Telegram die Förderung von Gewalt verbieten, blieben gewalttätige Videos erhalten wie von den Terroristen Brenton Tarrant (Christchurch, Neuseeland) und Stephan Balliet (Halle, Deutschland), während andere Social-Media-Plattformen sie entfernt hatten. Es gab auch den Kanal der RapeWaffen-Division, der offen für Vergewaltigung und Mord im Rahmen eines Rassenkrieges eintritt.
Die Telegram-Kanäle von Attila Hildmann wurden komplett gesperrt für deutsche Nutzer. Ausweichmethoden funktionieren meist nicht. Vor einer Weile bereits waren Kanäle wie etwa von Attila Hildmann und anderen Figuren nicht mehr erreichbar, wenn der Nutzer die App regulär aus dem Google Play Store oder dem Apple Store heruntergeladen hatte. Aus Ausweichmethode ließ sich die Telegram-Desktop-App verwenden oder eine andere Handy-Version der App von anderen Downloadquellen.
Dann schien die Ausweich-Methode fürs Handy futsch: Nutzer-Accounts sind an Handynummern gebunden und falls es sich um deutsche Nummern handelt, kann man Hildmanns Kanäle nicht mehr aufrufen. Es heißt:
Dieser Kanal kann nicht angezeigt werden, weil er gegen lokale Gesetze verstößt.