Mindestens 150.000 Russen sind westlichen Schätzungen zufolge auf den Schlachtfeldern in der Ukraine gestorben. Fast eine Million flohen nach Kriegsbeginn aus dem Land. Die Geburtenzahl ist auf dem niedrigsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten.
Die Angelegenheit ist längst eine Staatskrise. Die einzige Bevölkerungsgruppe, die Wachstum zu verzeichnen hatte, sind Muslime. Moskau hat die größte muslimische Bevölkerung aller Städte Europas. 2015 feierten rund 2 Millionen muslimische Moskauer die Eröffnung der größten Moschee des Kontinents. Ein Viertel der sowjetischen Bevölkerung war ethnisch muslimisch.
Der russische Präsident hat die Erhöhung der Geburtenrate zu einer nationalen Priorität erklärt. Er verabschiedete Subventionen für diejenigen mit drei oder mehr Kindern. In den nächsten sechs Jahren sollen bis zu 157 Milliarden Dollar für Maßnahmen zur Unterstützung von Familien und Kindern ausgegeben werden.
Als der Ukraine-Krieg begann war klar, dass die rund 40 Millionen Bürger dort eine erheblich Kriegsbeute darstellen. Für Putin handelt es sich bei den Menschen um Russen. Wäre die Eroberung erfolgreich gewesen, hätte sich die „russische“ Demografie auf einen Schlag erholt. auch ie Rüstungsindustrie der Ukraine wurde dringend benötigt.
Der größte Bevölkerungszuwachs in Russland in den letzten Jahren kam 2014, als das Land die Krim von der Ukraine annektierte und rund 2,4 Millionen Einwohner hinzukamen.
In den 1990er Jahren starben immer mehr Russen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Selbstmorden, Verkehrsunfällen und anderen Ursachen – oft im Zusammenhang mit starkem Alkoholkonsum – und Frauen bekamen weniger Kinder. Die Oligarchen und Politiker wie Putin vergrößerten währenddessen ihren Reichtum exorbitant.
Als die Covid-19-Pandemie ausbrach, war Russland eines der am stärksten betroffenen Länder der Welt. Zwischen April 2020 und März 2022 starben 1,12 Millionen Menschen an Covid und seinen gesundheitlichen Folgen, sagte Alexey Raksha, ein unabhängiger russischer Demograf, der 2020 aus seinem Regierungsamt entlassen wurde, nachdem er aufgedeckt hatte, dass Covid-Statistiken zu niedrig gemeldet wurden.
Bilder zeigten lange Schlangen vor den Notaufnahmen und viele Krankenhäuser sind ausgestattet wie in der Dritten Welt.
Russland hat heute laut offiziellen Statistiken rund 146 Millionen Einwohner und liegt damit weltweit auf Platz neun zwischen Bangladesch und Mexiko, so UN-Daten.
Die Folgen zeigen sich im Mangel an Arbeitskräften, um den Bedarf auf dem Schlachtfeld zu decken. Putin hat einen Großteil der Wirtschaft auf die Produktion von Panzern, Raketen und Mörsern umgestellt. Er sagte letztes Jahr, dass der Mangel an Fachkräften die Rüstungsproduktion behindert.
Die meisten Rüstungsbetriebe machen ohnehin Verluste und wegen dem Wegfall der Importe aus der Ukraine müssten eigentlich Überkapazitäten entstehen, um unzählige Produkte zu fertigen.
In Umfragen des russischen Gaidar-Instituts für Wirtschaftspolitik meldeten im Januar etwa 47 % der Fertigungsunternehmen Personalmangel, der höchste Prozentsatz seit 1996. Russland fehlen 4,8 Millionen Arbeitskräfte, schätzte die Russische Akademie der Wissenschaften im Dezember.
Ein Imperium kann so nicht funktionieren. Weitere Jahre konventioneller Krieg bedeuten, dass Russland weiter abfällt. China hat genügend Bürger, Russland den Platz und die Ressourcen. Auch wenn die beiden Staaten den Eindruck von Konkurrenten erwecken, so gehören sie zusammen.
Laut Regierungsstatistik wurden 2023 in Russland etwa 1,26 Millionen Kinder geboren, die niedrigste Zahl seit über zwei Jahrzehnten. Die russische Staatsduma erwägt ein landesweites Verbot von Abtreibungen in Privatkliniken. Putin hat Abtreibungen als „dringendes Problem“ bezeichnet.