Kommentar
Tucker Carlson macht falsch, was man falsch machen kann. In seinem Interview mit Putin verstand er nicht einmal, was der Diktator 30 Minuten lang am Stück erklärte: Was ein Land und einen Krieg angeblich legitim macht. Nach diesen Definitionen müssten Amerikaner wie Carlson heute eigentlich ihre US-Staatsangehörigkeit beenden und Treue schwören ggü. dem König von England.
Bei dem Trip ergab sich die Gelegenheit, auch noch Alexander Dugin zu interviewen, dessen Hintergrund er auch nicht zu kennen scheint:
Alexander Dugin ist ein 62-jähriger russischer akademischer Philosoph. Er verbrachte sein Leben in Moskau. Als junger Mann war er ein antisowjetischer Dissident und heute ist er in der englischsprachigen Presse weltweit berühmt.
Dugin ist ein eingefleischter Okkultist, Nationalbolschewist und Imperialist. Sein Vater war ein hochrangiger Geheimdienstoffizier. Schon in den 1920er Jahren musste die sowjetische Führung die Realität akzeptieren, dass der Sozialismus nicht funktionierte, und musste westliche Technologie importieren. Deshalb war es klar, dass der Sozialismus irgendwann öffentlich aufgegeben und durch eine hybride Ideologie ersetzt werden musste, die sogar westliche Rechte ansprechen würde.
Im August 2022 wurde seine einzige Tochter in Moskau ermordet, als sie durch eine Autobombe getötet wurde. Der US-Geheimdienst sagt, sie sei von der ukrainischen Regierung ermordet worden. Und wir nehmen das für bare Münze.
Die russische Regierung war in die Ukraine einmarschiert und hatte viele Menschen getötet, darunter auch Zivilisten. Weder Dugin noch seine Tochter haben Anspruch auf einen Sonderstatus. Dugin versucht es mit dem einfachst-möglichen Framing: Einen vage definierten Traditionalismus gegen den westlichen „Liberalismus“. In Amerika fahren einflussreich konservative Kreise wie der CNP einen ähnlich primitiven Kurs seit Jahrzehnten. Hauptsache in die Kirch gehen und Babys zeugen. Deshalb fällt es vielen Konservativen heute so schwer, dass russische Theater zu durchschauen.
Und dafür wurden seine Bücher von der Biden-Regierung in den Vereinigten Staaten verboten. Man kann sie nicht bei Amazon kaufen.
Der erste Zusatzartikel der Verfassung erlaubt sogar stalinistische und nationalsozialistische Literatur, aber große Unternehmen können entscheiden, sie nicht zu verkaufen.
Und nach dem Fall der Sowjetunion gab es den ganzen Liberalismus.
Die Amerikaner brachen mit dem britischen Kolonialreich und behielten eine kollektive Identität bei, während sie Freiheit zuließen. Niemand kann das verrückte Niveau der linken Ideologie heutzutage leugnen, aber der russische Geheimdienst war immer daran interessiert, dies zu unterstützen. Jetzt kann Russland sowohl die Linke als auch die Rechte im Westen verärgern.
Der klassische Liberalismus war also für Demokratie und wurde als die Macht der Mehrheit oder des Konsenses über die individuelle Freiheit verstanden, die irgendwie mit der Freiheit anderer kombiniert werden sollte.
Im klaren Rahmen der Verfassung. Auch eine Mehrheit kann grundlegende Strukturen nicht verändern.
Und jetzt haben wir die nächste Stufe oder die nächste Phase des neuen Liberalismus. Jetzt geht es nicht mehr um die Herrschaft der Mehrheit, sondern um die Rolle der Minderheiten.
Russische Geheimdienste lieben Minderheiten im Westen und die Konflikte, die sich damit schüren lassen.
Aber im Jahr 2000 wechselte die Führung dieses Landes und Russland wurde ihr Hauptfeind. Nachdem sie also 80 Jahre lang Russland verteidigt hatten, hassten sie es. Warum dieser Wandel? Ich denke, dass Putin zunächst einmal ein traditioneller Führer ist. Als Putin an die Macht kam, begann er von Anfang an, unser Land, Russland, dem globalen Einfluss zu entziehen.
Dies ist klassische Verschwörungslogik. Einige Amerikaner denken, die „Weisen von Zion“ machten Russland einst kommunistisch und Putin befreite dann sein Volk. Die USA seien immer noch ein von der jüdischen Verschwörung besetztes Land.
Er begann also, der globalen progressiven Agenda zu widersprechen. Und diese Leute, die die Sowjetunion unterstützten, protestierten und jetzt gibt es Progressive. Sie hatten also das Gefühl, dass sie es jetzt mit jemandem zu tun haben, der diese progressive Agenda nicht teilt und der sich bewährt hat, traditionelle Werte wie die Souveränität des Staates oder das Christentum wiederherzustellen.
Die orthodoxe Kirche in Russland war und ist unter der Kontrolle der Geheimdienste. Viele Russen sind ehr Fans von Schamanismus und Okkultismus. Trotz des konservativen Geredes will kaum ein Russe noch Kinder haben und die Demografie ist ein Desaster.
Er ist also eine Art Führer, ein politischer Führer, der traditionelle Werte verteidigt. Erst vor einem Jahr hat Putin ein Dekret zur politischen Verteidigung traditioneller Werte erlassen. Das war meiner Meinung nach ein Wendepunkt. Aber Beobachter aus dem progressiven Lager im Westen haben das, glaube ich, von Beginn seiner Herrschaft an verstanden.
Es ist eine lahme Werbeveranstaltung: Papa Putin soll den Amerikanern helfen, die große „liberale“ Verschwörung loszuwerden.