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Nordkorea soll Entscheidung für Krieg getroffen haben

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Bild: kremlin.ru

Für Nordkorea war es das Standardvorgehen, großes Getöse zu veranstalten, um dadurch politische Zugeständnisse zu bekommen. Solange ein Regime auf Dauer fortbestehen kann, ist das tatsächliche Interesse an Krieg eher gering. Verändert sich die Kalkulation, und der Fortbestand scheint unmöglich, wird dadurch Krieg die einzige Alternative.

Zwei erfahrene Nordkorea-Analysten – der ehemalige Beamte des US-Außenministeriums Robert L. Carlin und der Nuklearwissenschaftler Siegfried S. Hecker – meinten letzte Woche in einem Artikel für die US-amerikanische Website 38 North Alarm, dass Kim fertig sei mit bloßen Drohungen.

„Kim Jong-un hat eine strategische Entscheidung getroffen, in den Krieg zu ziehen“,

schrieben sie. Die Provokationen Nordkoreas brachten immer den Nachteil mit sich, dass Japan und Südkorea ebenfalls aufrüsten. Südkorea möchten eigene Atomwaffen und Japan könnte diese dank der Atomstrom-Industrie sehr schnell improvisieren.

Der Großteil der auf die Ukraine abgefeuerten Raketen wird immer noch in Russland hergestellt. Aber wenn Nordkorea seine Lieferungen erhöht, könnte die Ukraine gezwungen sein, wertvolle Luftverteidigungsgeschosse abzufeuern, eine Entwicklung, die für die Ukraine verheerend sein könnte, wenn der US-Kongress keine zusätzlichen Militärfinanzierungen genehmigt, sagten amerikanische Beamte.

Laut staatlichen Medienberichten vom Dienstag hat Nordkorea die friedliche Wiedervereinigung offiziell als zentrales politisches Ziel aufgegeben. Als der Führer des Nordens, Kim Jong-un, den drastischen Wandel ankündigte, sagte er, der Norden betrachte den Süden nicht mehr als „Partner der Versöhnung und Wiedervereinigung“, sondern als Feind, der notfalls durch einen Atomkrieg unterworfen werden müsse.

In den vergangenen Jahrzehnten kaufte und stahl sich das kommunistische Regime im Norden die Komponenten für das Atomprogramm zusammen. Hilfe kam womöglich aus Deutschland.

In einer E-Mail aus der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang bestätigte Im Song Jin, ein Physiker und Experte für Laseroptik gegenüber der DeutschenWelle (DW), dass er zwischen 2008 und 2010 Gastwissenschaftler am Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzpulsspektroskopie (MBI) in Berlin war. Diese Art der Spektroskopie wird in der Kernphysik eingesetzt. Kurz gepulste Laser können zur Emission von Gammastrahlen zur Kernanregung und Fission verwendet werden.

Seine letzte gemeinsame Veröffentlichung mit einem MBI-Kollegen erschien im Sommer 2020 in einem etablierten Fachmagazin. Dies geschah fast vier Jahre, nachdem die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen aufgefordert wurden, jeglichen wissenschaftlichen Austausch mit Nordkorea einzustellen. Alle möglichen Technologien werden benötigt für die komplizierte Herstellung von hochangereichertem Uran und Plutonium.

Das MaxBorn-Institut ist aus Teilen des „Zentralinstituts für Optik und Spektroskopie“ (ZOS) der Akademie der Wissenschaften der DDR hervorgegangen.

Es gab eine Studie des James Martin Center for Nonproliferation Studies in den USA, die die internationalen Forschungskooperationen Nordkoreas von 1958 bis 2018 untersucht hat.
Deutschland liegt hinter China auf dem zweiten Platz mit 139 Veröffentlichungen. Das heißt auch, dass jede Kooperation Deutschlands mit China potenziell auch Nordkorea zugutekam.

Ein deutscher Name sticht hervor: Der MBI-Forscher Joachim Herrmann. Er war an mehreren Forschungskooperationen beteiligt, die die Autoren der amerikanischen Studie als Dual-Use-Risiken ansehen. Damit ist Technologie gemeint, die sowohl harmlose als auch militärische Einsatzzwecke hat.

Das MBI ist eine gemeinnützige Forschungseinrichtung. Die Finanzierung erfolgt je zur Hälfte durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zur Hälfte durch Zuschüsse der Bundesländer.

Der Physiker Herrmann forscht seit der Gründung des Instituts im Jahr 1992 und auch nach seiner Emeritierung weiter. Die DW kontaktierte ihn telefonisch, er lehnte jedoch eine offizielle Aussage ab.

Herrmann und der Physiker Im Song Jin lernten sich Ende 2008 in Berlin kennen, als der Nordkoreaner mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes kam. Wahrscheinlich gab es die Absicht der deutschen Geheimdienste, Jin zu rekrutieren oder auszuhorchen. Die Aussichten für solch ein Unterfangen sind jedoch sehr schlecht, da dessen Familie zuhause unter Druck gesetzt werden kann und die deutschen Dienste häufig unterwandert waren durch ausländische Spionage.

Wenige Monate später kam mit Kim Kwang Hyon ein zweiter Nordkoreaner mit einem Stipendium der Daimler-Benz-Stiftung ans MBI. Kim blieb bis 2012 und schloss sein Doktorat ab.
Als ich 2010 nach Hause zurückkehrte, pflegte er persönlichen Kontakt zu Herrmann. Die beiden Wissenschaftler arbeiteten weiterhin remote per E-Mail.

Zwischen 2017 und 2020 gab es insgesamt neun MBI-Publikationen von Herrmann in Zusammenarbeit mit nordkoreanischen Wissenschaftlern. Es ging um Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Lasertechnik.

Herrmanns letzte MBI-Publikation mit nordkoreanischen Wissenschaftlern erschien im Jahr 2020, fast vier Jahre nach der Verschärfung der UN-Sanktionen im November 2016. Gegenüber der DW erklärte das MBI, es habe diesen wissenschaftlichen Kontakt „aus eigenem Antrieb“ beendet. Es habe keine Aufforderung vom deutschen Staat gegeben, dies zu tun.

Im unterrichtet nun an der Kim-Il-Sung-Universität und Kim Kwang Hyon an der Staatlichen Akademie der Wissenschaften. Diese beiden Eliteinstitutionen sind für Nordkoreas Atom- und ballistische Waffenprogramme von entscheidender Bedeutung. Furukawa, der ehemalige UN-Beamte, bestätigte, dass die UN bereits gegen beide Institutionen wegen „mehrfacher Verstöße gegen UN-Sanktionen“ ermittelt habe.

Seit seiner Rückkehr nach Nordkorea hat Im außerdem zwei Forschungsarbeiten veröffentlicht, zuletzt im Sommer 2022, mit Kollegen der Chinese Academy of Engineering Physics (CAEP). Das CAEP betreibt zwar auch Grundlagenforschung, ist aber vor allem für die Erforschung, Entwicklung und Erprobung von Chinas Atomwaffen bekannt.

AlexBenesch
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