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Lenin: Auch 100 Jahre nach seinem Tod ist seine Frühgeschichte geheim

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Vor 100 Jahren verstarb Lenin unter mysteriösen Umständen. Er hatte vor Stalin gewarnt, aber jener inszenierte sich als neue Führungsfigur.

Alexander Uljanow ist der wenig bekannte Bruder von dem weltberühmten kommunistischen Revolutionär und Diktator Lenin (Wladimir Uljanow). Der Vater der beiden war im Zarenreich noch geadelt worden. Alexander Uljanow soll sich terroristischen Kreisen angeschlossen haben, um den Zaren Alexander III. aus den Adelslinien Hessen-Darmstadt und Schleswig-Holstein-Gottorf zu ermorden. Durch Zufall sei die Terror-Truppe rechtzeitig von der Polizei aus dem Verkehr gezogen worden, was für Uljanow die Hinrichtung bedeutete. Ein paar wenige Briefe von Mithäftlingen liegen uns vor, stenografische Aufzeichnungen aus dem Gerichtsprozess und ein paar Gefängnisakten. Per Boot hätte man ihn zu der abgelegenen und winzigen Schlüsselburg-Festung gebracht, um ihn dort mit seinen Mitverschwörern zu hängen. Persönlich dabei war sogar der russische Innenminister Dmitry Tolstoy, denn dieser hatte formell die Aufsicht über die Polizei und den Inlandsgeheimdienst. Falls die Terroristen von Spitzeln verraten worden waren, vielleicht sogar in den eigenen Reihen, hätte es sich um Tolstoys Spitzel gehandelt. Hinterher verfassten er selbst und der leitende Wachmann zu der Hinrichtung separate Berichte.

Auffällig ist, dass laut dem Wachmann alle zum Tode verurteilten Häftlinge vor dem Erhängen es ablehnten, das Christen-Kreuz zu küssen. In Tolstoys Bericht heißt es, nur einer hätte den Kuss verweigert. Wie kommt diese Diskrepanz zustande? Hatte einer der beiden sich falsch erinnert? Oder gar beide? War in einem der Berichte oder in beiden absichtlich gelogen worden, um den Eindruck zu erwecken, die Verurteilten hätten das Christentum bis zum Schluss abgelehnt oder im letzten Moment doch noch anerkannt? War vielleicht einer der Verurteilten ein Spitzel von Tolstoy und durfte überleben? Handelte es sich dabei um Alexander Uljanow? Alexander war immerhin derjenige gewesen, der die Terror-Gruppe überzeugen wollte, den Bombenanschlag gegen den Zaren hinauszuzögern. Shevyrev und die anderen wollten hingegen schneller loslegen. Es handelte sich bei der Gruppe um eine militante Fraktion der Narodnaya Volya. Die Geheimdienste des Zaren hätten bei der Überwachung des Postverkehrs den ersten Verdacht geschöpft und bei anschließenden Observationen eine Art Übungslauf des geplanten Anschlags beobachtet. Der Bombenbauer sei Uljanow gewesen, aber seine fabrizierten Sprengsätze detonierten nicht bei der Verhaftung eines Mitverschwörers, der damit versucht hatte, den Polizisten zu entfliehen. Um überhaupt eine Bombenwerkstatt einrichten zu können, griff man auf die Hilfe von mehreren Frauen zurück, die als weniger verdächtig galten und sich in Teufels Küche brachten. Uljanow benutzte die Deck-Adresse seiner Cousine Anna für ein geheimes Telegramm über den Fortschritt der Attentatsplanung und sie landete neben einer Reihe von anderen Beteiligten im Gefängnis. Die Narodnaya-Netzwerke wurden von den Behörden zielgerichtet verfolgt und zerstört. Ausgerechnet einer der Anführer namens Sergei Degaev stellte sich als Informant des Geheimdienstes Ochrana heraus. Lieutenant Colonel Georgy Sudeykin war Chef der Geheimpolizei in St. Petersburg und trug die Verantwortung für alle Agenten und Spitzel in der Hauptstadt. Später bekam er sogar einen noch höheren Posten, der eigens für ihn geschaffen wurde.

Er jagte die Narodnaya Volya und jene versuchte permanent, ihn umzubringen. Um sich zu schützen, wechselte er ständig die Räumlichkeiten und benutzte unterschiedliche Ausweisdokumente und Uniformen für seine Tarnidentitäten. Er legte einen Schwerpunkt auf Zersetzungsmethoden und Provokateure, um die Paranoia zu verstärken, dass jeder Terrorist ein heimlicher Spitzel sein könnte. Revoluzzer ließen sich laut seiner Expertise in zwei Kategorien einteilen: Die korrupten Schweine und die naiven Deppen. Jene konnte man dementsprechend beeinflussen durch entweder Geld und Drohungen, oder Apelle an irgendwelche Ideale. So habe Sergei Degaev aus finanziellen Gründen und wegen einer Drohung angefangen, dem Zarengeheimdienst Ochrana Informationen zu liefern. Laut dem Forscher Ovchenko hätte diese Informantentätigkeit 1882 begonnen, nach dem Degaevs Frau verhaftet worden war von Colonel Sudeykin. Die Informationen von Degaev führten zu der Verhaftung der Narodnaya-Anführerin Vera Figner und einigen weiteren Festnahmen. Colonel Sudeykin soll Degaev den Vorschlag unterbreitet haben, dass Degaev die Vorgesetzten von Colonel Sudeykin ermorden lässt, damit Sudeykin weiter aufsteigen kann im Staatsapparat. Als Gegenleistung würde der Geheimdienst Ochrana die Konkurrenten Degaevs in der Narodnaya umbringen. Ob dieser Vorschlag ernst gemeint war, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Die Narodnaya fand letztendlich heraus, dass Degaev ein Verräter war und stellte ihn vor die Wahl, entweder zu sterben, oder den Colonel umzubringen. Er entschied sich für letztere Option und flüchtete dann in die USA, wo er unter dem falschen Namen Alexander Pell zu einem prominenten Mathematiker wurde und eine Ingenierus-Einrichtung begründete an der University of South Dakota. Selbst kleinste Fehler einer einzelnen Person konnten zum Verhängnis werden. Der Revoluzzer German Lopatin wurde verhaftet mit einer Liste von Mitgliedern radikaler Aktivisten und es folgten hunderte Verhaftungen.

Alexander Uljanow tuschelte regelmäßig mit seinem Vater bei ausgedehnten Spaziergängen, wo niemand sie hören konnte, was der jüngste Sohn merkwürdig fand. Der Vater hatte beruflich mit der Verwaltung und Verbesserung von Schulen zu tun, die oft ein sehr schlechtes Niveau aufwiesen. Für seine Dienste bekam er sogar einen Adelstitel verliehen, was den Verdacht aufwirft, dass seine Arbeit auch mit einem Überwachungsprogramm zu tun hatte, um die Stimmungen bei den Schülern aufmerksam zu verfolgen. Der Preis für die verbesserte Bildung war wohl ein verstärktes Maß an Überwachung. Alexander Uljanow hätte sein Biologiestudium vollenden können und hinterher über die Beziehungen seines Vaters sicherlich eine privilegierte Anstellung gefunden. Es hätte seiner Karriere insgesamt auch nützen können, seine Mitstudenten auszuhorchen. Ausgerechnet aus dem Biologen-Studentenkreis wurde später eine Terrorzelle. Viele Studenten interessierten sich zwar schon für neuartige radikale Literatur und die Ideen für eine neue Gesellschaftsordnung, aber nur sehr wenige wollten das Risiko eingehen, Aktionen zu machen und sich mit Geheimdiensten und der Polizei anzulegen. Es gab Aktivisten, die besonders viel Getöse machten und sich herausstellten als psychisch gestört. Gutachter vor Gericht meinten, die Bomben der Gruppe um Uljanow seien von schlechter Qualität gewesen und hätten nicht funktioniert. Zwar stellt der Bombenbau eine gewisse Herausforderung dar, aber man hätte erwartet, dass Sprengsätze vorab getestet werden, um nicht die gesamte Operation zu verhunzen. War Uljanow ein Informant und baute er absichtlich Sprengsätze, die nicht funktionierten? Es gab Säuberungsaktionen an Militärakademien und generell Militärkreisen. Ein gewisser Osipanov durfte trotz Aktivisten-Vergangenheit an einer Uni studieren. Radikale Studentenzirkel machten regelmäßig provokante Aktionen (vor allem Demos), um die Behörden zu Repressalien zu animieren, damit wieder mehr Unzufriedenheit entsteht und man neue Leute als Aktivisten rekrutieren konnte. Die Polizei wiederum verfolgte Taktiken, die den Aktivisten mehr Zulauf verschafften. Bei einer Großdemo 1886 hielt sich die Polizei zunächst zurück und lockte dadurch mehr Studenten an, worauf dann eine ausgedehnte Erniedrigung der Demonstranten folgte: 1000 Leute mussten stundenlang im Regen stehen und wurden blockiert. Alexander Uljanow und die Mitglieder aus seiner Terrorzelle waren allesamt offensichtliche Zielscheiben für die Behörden und die Attentatsvorbereitungen gegen den Zaren ließen sich kaum verbergen. Sogar die Studenten wussten, dass eine größere Aktion in der Luft lag und schrieben später in ihren Memoiren von dem Getuschel. Die Behörden zogen eine Mauer des Schweigens um den Prozess gegen Uljanow und man fuhr die zum Tode Verurteilten extra zu einer kleinen Festung auf einer winzigen Insel, wo dann der leitende Polizist und der russische Innenminister hinterher abweichende Berichte ablieferten. Falls Uljanow ein Informant war, oder einer seiner Mitverschwörer, dann wäre dieser Informant auf der Inselfestung von den anderen Verurteilten getrennt und mit einer neuen Identität versehen worden. In einer Polizei-Uniform ließe er sich von der Inselfestung wieder ans Festland schmuggeln und mit neuen Ausweisdokumenten ausstatten. Ihn einfach zu hängen, wäre auch eine Option gewesen. Uljanows geadelter Vater war ein Jahr zuvor verstorben. Wie gründlich die Narodnaya Volya von den Geheimdiensten infiltriert war, werden wir wohl nie wirklich ganz herausfinden. Zu den Nachfolger-Gruppen zählte auch die Russische Sozialistische Revolutions-Partei (PSR). Die Narodnaya-Anführerin Sophia Perovskaya (1853–1881) war in St. Petersburg geboren und hatte eine familiäre Verbindung zur Zarin Elisabeth. Vera Figner (1852–1942) entstammte auch dem Adel und überlebte die Zeit des „Großen Terrors“ unter den Sowjets. Es gab schätzungsweise nur 500 Kern-Mitglieder und rund 1700 weitere Anhänger. Es gab ein geglücktes Attentat auf Zar Alexander II. im Jahr 1881. Die Ideen der Narodnaya basieren auf Alexander Herzen (1812–1870), Pyotr Lavrov (1823–1900) und Mikhail Bakunin (1814–1876).

Wladimir und die Amerikaner

Als Alexander Uljanow bereits hingerichtet war (oder man seinen Tod vortäuschte), arbeitete sein Bruder Wladimir (später weltbekannt als Sowjetführer Lenin) munter weiter an seinem Schulabschluss mit Auszeichnung für herausragende Leistungen und begann dann ein Jurastudium an der Universität von Kazan. Dort beteiligte er sich an einer Demonstration, wurde exmatrikuliert und nach Hause verbannt, wo er radikale Literatur las. Wegen dem Einfluss seiner Mutter durfte er nach Kazan zurückkehren, wo er sich prompt einer radikalen Gruppe anschloss und immer neue Kontakte suchte. Von ihm soll eine russische Übersetzung stammen von Marx‘ Kommunistischem Manifest. Irgendwie blieb Wladimir trotz seiner Aktivitäten unangetastet und machte seinen Abschluss mit Auszeichnung in Jura an der Universität von St. Petersburg, was es ihm ermöglichte, jahrelang in dem Feld zu arbeiten. Magischerweise sei es ihm gelungen, seine radikalen Aktivitäten auszuweiten und sogar nach Europa auszudehnen, ohne erwischt zu werden vom russischen Geheimdienst, oder von den Geheimdiensten in Berlin, Paris und Genf. Bei seiner Rückkehr nach Russland hatte er die Taschen und Koffer voll mit verbotener Literatur, die er in verschiedenen Städten verteilte. In St. Petersburg erfolgte seine erste Verhaftung, eine Anklage wegen Aufwiegelung und das Urteil über drei Jahre Exil in Sibirien unter milden Bedingungen. Für die sozialistischen Kreise war er nicht mehr als einer von vielen Aktivisten, aber das Exil verschaffte ihm etwas mehr Status und er konnte dort weiter netzwerken. Hinterher reiste er in die Schweiz, dann nach München und schließlich London. Auf dem Papier besaß er keinerlei relevante Fähigkeiten, abgesehen von zaristisch-russischem Recht, was für einen Revoluzzer höchstens noch den Nutzen gehabt hatte, genau zu wissen, was verboten ist und was nicht. Er hatte nie militärische Erfahrungen gesammelt, offiziell nie eine richtige Geheimdienstausbildung durchlaufen, nie in der Verwaltung von Bürgern und Staatsaffären gearbeitet und erst recht nie ein Unternehmen geführt. Er kehrte nach Russland zurück, dann ging es wieder nach Finnland, in die Schweiz und Paris. Man könnte denken, ein erfolgreicher Revoluzzer ist ein Mann, der einfach von einer Stadt zur nächsten reist, Pamphlete schreibt und sich an Parteiintrigen beteiligt. Dass seine rechte Hand, Roman Malinovsky, ein Spion des russischen Geheimdienstes Ochrana war, sei ihm eine sehr lange Zeit überhaupt nicht aufgefallen. Vielleicht hätte etwas Nachforschung ja rechtzeitig die Informationen geliefert, dass Malinovsky wegen mehrerer Raubüberfälle und einer Vergewaltigung im Gefängnis gesessen war und sich danach beim Militär einschrieb mit dem Pass eines Cousins. Als Soldat im Regiment wurde er ein Informant der Ochrana. Ob es sich auch bei Lenin, dessen Bruder und Vater um Agenten handelte, ist eine äußerst interessante Frage, der die gewöhnlichen Historiker aus dem Weg gehen. Die Zarenpolizei hatte Lenin von 1900 bis 1917 unter genauer Beobachtung (Edward Smith 61).

Weil die deutsche Regierung 32 russischen Staatsbürgern erlaubte, in einem Waggon durch ihr Territorium zu reisen, darunter Lenin und seine Frau, kam zeitweise der Verdacht auf, Lenin könnte ein Agent Deutschlands sein. Wirklich „versiegelt“ war der Waggon entgegen des Mythos nicht und auf deutschem Boden gab es eine unbekannte Anzahl an Geheimdiensten von unterschiedlichen Adelshäusern. Selbst wenn Lenin tatsächlich mit einem preußischen Geheimdienst der Hohenzollern eine geheime Abmachung hatte, kann er gleichzeitig primär für einen Geheimdienst der Welfen, Reginare und Wettiner gearbeitet haben, die das britische Kolonialreich beherrschten.

https://www.nytimes.com/2017/06/19/opinion/was-lenin-a-german-agent.html

Das Deutsche Reich, formell unter Kontrolle der preußischen Hohenzollern, finanzierte die Bolschewiken in der Hoffnung, Ruhe an der Ostfront zu bekommen. Bei der Ankunft in Russland scheiterte Lenin zunächst mit den Revolutionsplänen, machte sich nach Helsinki in Finnland auf und hielt sich versteckt in mehreren Safe Houses. Zur Oktoberrevolution reiste er wieder nach Russland und dort hatten die Bolschewiken das Militärische Revolutionskomitee geschaffen, eine Kampftruppe, die die neue sozialistische Regierung etablierte, den Rat der Volkskommissare (Sovnarkom). Trotzki hatte sich zuvor in New York aufgehalten und bekam dort 10.000$ in die Hände. Olof Aschberg, Gründer und Mehrheitseigentümer der schwedischen Genossenschaftsbank AB Nya Banken, half fleißig mit, die kommunistische Revolution zu finanzieren. Er hatte beste Beziehungen zu dem letzten Finanzminister des russischen Zarenreichs, Pjotr Lwowitsch Bark, der mit Hilfe von u.a. Großbritannien und den USA die militärischen Aktivitäten Russlands im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland finanziert hatte. Bark flüchtete nach London in eine Luxusvilla, änderte seinen Vornamen in Peter um und bekam prompt von der Barings Bank im Auftrag der britischen Zentralbank „Bank of England“ einen Betrag von 16.500 Pfund Sterling ausbezahlt. Die Historiker können sich dies bis heute nicht erklären. Die Baring-Familie stammte ursprünglich aus Hannover und zählte dort zu einer privilegierten bürgerlichen Schicht, die das Vertrauen des Adels genoss. Der Hannoveraner Zweig der Welfen besetzte ab 1714 den Britischen Thron. Die Bank of England war vom Adel hochgezogen worden und war mit dem neuen fraktionalen Reservebanking den Zentralbanken anderer Länder überlegen. Peter Bark wurde zum Berater der Bank of England und verdiente sich den Royal Victorian-Orden und den Titel eines Baronets. Bevor er nach London geflüchtet war, hielt er sich in Paris auf und stand unter Beobachtung des französischen Geheimdienstes. Dieser hielt in einem Dossier vom 25. Januar 1919 fest, dass Bark ein „bolschewistischer Agent“ sei, der seit 1917 in Verbindung mit Leo Trotzki gestanden und nach der Errichtung des Sowjetregimes den Kontakt fortgesetzt haben soll. Zugleich war Bark ein treuer Unterstützer der geflüchteten Romanows in England, Dänemark und anderswo. Die Romanows waren ein und dieselbe Familie wie der britische Thron. Beispielsweise verschaffte Bark über König George V., mit dem er schon während des Krieges in engem Kontakt stand, der Schwester des Zaren, Großfürstin Xenija, als neues Domizil Frogmore Cottage. Im Auftrag von Xenija und ihrer Schwester Olga brachte Bark nach dem Tod von Maria Fjodorowna aus ihrem Besitz Juwelen im Wert von 200.000 Pfund (inflationsbereinigt heute rund 6 Millionen Euro) von Kopenhagen nach London. Die Romanows, der britische Thron und in geringerem Umfang auch Peter Bark wussten, wohin das gewaltige Vermögen des letzten Zaren verschwunden war. Das ehemalige Nettovermögen von Zar Nikolaus II. wurde im Jahr 2010 inflationsbereinigt auf 214 bis 256 Milliarden Euro geschätzt. Der Großteil des Kapitals war angeblich in Aktien angelegt und auf ausländischen Bankkonten sei hingegen so gut wie nichts geparkt worden. Die privaten Konten bei der Bank of England sollen bereits während des Ersten Weltkrieges geschlossen und die Guthaben nach Russland zurücküberwiesen worden sein. Wirklich bestätigen lässt sich das nicht. Angesichts dessen, dass der Zar zu ein und derselben Familie gehörte wie der britische Thron, wäre es das Naheliegendste gewesen, frühzeitig das Vermögen nach Britannien und Dänemark zu schaffen. Der Hochadel konnte tun, was er wollte, und alle wesentlichen Aspekte verschleiern. Russland wickelte traditionell sämtliche Auslandsgeschäfte über die City of London ab und besaß mehrere Konten bei der Bank of England. Bevollmächtigter und Treuhänder dieser Konten war Pjotr Bark. Alles, aber auch wirklich alles, deutet sehr stark auf meine These hin, die ich bereits in Band I meiner Buchreihe dargelegt hatte: Die Revolution in Russland hatte lediglich einen kommunistischen Anstrich und war von Anfang an das Werk des Hochadels. Die Romanows wollten raus aus dem Rampenlicht und aus dem Schatten heraus regieren. Als Marionetten dienten Lenin, Trotzki und die anderen Bolschewiki. Endlich war es gelungen, den gewöhnlichen russischen Landadel zu vertreiben, der bis in alle Ewigkeit an dem veralteten System der Bauernleibeigenschaft festhalten wollte. Endlich war es möglich, eine zentral gesteuerte Diktatur über ganz Russland zu erschaffen. Die wichtigsten Kommunisten waren Agenten der Geheimdienste des Hochadels, die kommunistische Revolution wurde von Agenten des Hochadels bezahlt und hinterher halfen Agenten des Hochadels dabei, die Wirtschaft von Sowjetrussland schleunigst wieder aufzubauen. 1917 und 1918 war der amerikanische Staatsanwalt und spätere Richter Thomas D. Thacher beauftragt mit der Russland-Mission des Amerikanischen Roten Kreuzes, dessen Vorsitzender William Howard Taft war, der zuvor als US-Präsident gedient hatte. Das Rote Kreuz war offiziell eine Wohltätigkeitsorganisation, aber gleichzeitig ein Vehikel für (geheime) Außenpolitik. Bei der Rotkreuzmission war u.a. Frederick M. Corse dabei von dem Ableger der National City Bank in Petrograd. Sowohl Thacher als auch Taft waren Mitglieder der Geheimorganisation Skull & Bones, die auf das britische Kolonialreich und den Hochadel zurückgeht.

Lenin und seine Genossen waren durch einen brutalen militärischen Kampf im Laufe der Zeit formell die Herrscher über das russische Territorium geworden, aber die Industrie stand praktisch still, was bedeutete, dass der neue sozialistische Staat keine nennenswerten Einkünfte hatte und nur begrenzt diplomatisch anerkannt war vom Ausland. Woher sollte man neue Ausrüstung kaufen, um wieder in nennenswertem Umfang Öl und Mangan zu fördern? Zu Hilfe kamen eine Reihe an Amerikanern, deren Sitz das Equitable Building an der Nummer 120 der Straße Broadway im Bankenviertel von New York war. Das brandneue Hochhaus hatte im Laufe der Zeit als Mieter Top-Konzerne wie General Electric, DuPont, Aluminum Company of New York, Eisenbahnunternehmen, sowie Banken wie Barclays und die New Yorker Federal Reserve. Also genau das, was die Sowjets dringend brauchten. Der Schlüssel zum russischen Wiederaufbau waren die Ölfelder des Kaukasus in Baku. Amerikanische Firmen wie die International Barnsdall Corporation verkauften die notwendige Ausrüstung und kauften den Sowjets sogar gefördertes Öl ab.

https://www.jstor.org/stable/150798

https://history.state.gov/historicaldocuments/frus1923v02/d663

https://www.nytimes.com/1922/07/11/archives/american-obtains-baku-oil-concessions-hm-day-of-barnsdall.html

Bereits zwischen 1898 und 1903 investierten britische Ölfirmen 60 Millionen Rubel in die Ölfelder von Baku. Zwischen 1898 und 1901 produzierte Baku mehr Öl als die USA. Bis 1901 wurde die Hälfte des weltweiten Öls aus Bohrlöchern gefördert, die sich innerhalb von 6 Quadratmeilen befanden. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs hielten drei Unternehmen (Russian General Oil Company, Royal Dutch Shell und Partnership of Nobel Brothers) 86% des gesamten Aktienkapitals und kontrollierten 60% der Ölproduktion. 1912 erwarb Anglo-Dutch Shell 80% der Anteile an der Caspian-Black Sea Society „Mazut“, die den Rothschild Frères gehört hatte. Andere britische Firmen kauften Öloperationen von Hajji Zeynalabdin Taghiyev.

 Bild von Felix Lipov, Shutterstock.com

Die Sowjets erwarben auch moderne Bergbau- und Transportanlagen für ihre Manganvorkommen, erwarben Devisen und umgingen die offizielle amerikanische Außenpolitik in Bezug auf Kredite an die UdSSR in einer Reihe von Geschäftsvereinbarungen mit der W.A. Harriman Company und dem Guaranty Trust. Am 12. Juli 1925 wurde zwischen der W.A. Harriman Company of New York und der UdSSR ein Konzessionsvertrag für die Ausbeutung der Chiaturi-Manganvorkommen und die umfassende Einführung moderner Abbau- und Transportmethoden geschlossen. Immer wieder stoßen wir auf Mitglieder der Geheimorganisation Skull&Bones. Der Vorsitzende der Georgian Manganese Company war Bones-Mitglied C. Brush. Das Harriman-Guaranty-Syndikat informierte das US-Außenministerium nicht über seine Pläne. Averell Harriman hatte im Prinzip ein illegales Projekt an der US-Regierung vorbeigeschmuggelt. Die Anwaltskanzlei Simpson, Thacher & Bartlett war in den 1920er Jahren am Broadway 120 in New York ansässig und half den Interessen der Sowjetunion. Die Kanzlei wurde 1884 von Thomas Thacher (Skull and Bones 1871) gegründet. Sein Sohn Thomas Day Thacher (Bones-Jahrgang 1904) arbeitete für die Familienkanzlei, nachdem er Yale verlassen und in den Orden aufgenommen worden war. Der jüngere Thomas Thacher arbeitete für Henry L. Stimson (Bones 1888). Um diese Zeit freundete sich Thacher sowohl mit Felix Frankfurter als auch mit Raymond Robins an. Laut umfangreicher Dokumentation in den Akten des Lusk-Komitees war sowohl Frankfurter als auch Robins den Sowjets eine beträchtliche Hilfe. Frankfurter, der später im Supreme Court Richter wurde, leitete im November 1919 ein Treffen, um zu werben für die amerikanische Anerkennung der neu geschaffenen Sowjetunion. Die Russo-British Chamber of Commerce wirbt heute noch auf ihrer Webseite damit, dass sie seit 1916 die Brücke sei für Geschäfte zwischen Britannien und Russland.

https://www.rbcc.com/about/history

Das anglo-sowjetische Handelsabkommen war ein am 16. März 1921 unterzeichnetes Abkommen zur Erleichterung des Handels zwischen dem Vereinigten Königreich und der Russischen Sowjetrepublik. Es wurde von Robert Horne, dem britischen Schatzkanzler, und Leonid Krasin, dem russischen Kommissar für Außenhandel, unterzeichnet. Robert Stevenson Horne, 1st Viscount Horne of Slamannan, saß im Kronrat und war King’s Counsel.

AlexBenesch
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