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Der „Maulwurfhügel“: So leicht wurde Deutschlands Geheimdienst infiltriert

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Der beste Weg, sich vor „Maulwürfen“ in den eigenen Reihen zu schützen, also vor Verrätern im Dienste des Gegners, ist es, selbst hochrangige Quellen beim Gegner zu haben.

Russland konnte über Kim Philby, Robert Hanssen oder Aldrich Ames relativ schnell herausfinden, wer innerhalb des Sowjetblocks wertvolle Informationen an die USA durchreichte. So gut wie alle CIA-Quellen im Osten wurden enttarnt, gefoltert und hingerichtet.

Es beginn nun Mitte Dezember der Gerichtsprozess gegen Carsten L. der beim deutschen Auslandsnachrichtendienst BND gearbeitet hatte. Für hunderttausende Euros und aus ideologischen Motiven heraus soll er der Anklage zufolge Infos an die Russen übergeben haben. Es scheint, als hätten die Amerikaner ihn enttarnt.

Aktuell berichtet das Handelsblatt von einem russischen Plan, der beinahe die Gasversorgung Deutschlands zum Zusammenbruch führte. Zwei russische Überläufer verrieten die Sache und so konnte in einer Blitzaktion per Verstaatlichung die Lage gerettet werden. Auch hier stellt sich die Frage, ob die Amerikaner früher und mehr Bescheid wussten als die Deutschen.

Gabriele Gast

Gast war von 1973 an bis zu ihrer Enttarnung und Verhaftung 1990 Mitarbeiterin des BND; zuletzt im Rang einer Regierungsdirektorin. Von 1968 bis 1989 spionierte sie für die Stasi. Bei einer Studienreise in die DDR warb ein Romeo-Agent sie an.

Karl-Christoph Großmann wurde bei der Stasi 1987 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt und lief bald über zum westdeutschen Verfassungsschutz, wo er Gabriele Gast verriet, Karl Gebauer, Klaus Kuron, Hansjoachim Tiedge sowie Alfred und Ludwig Spuhler.

Gast wurde zu Haft verurteilt, darunter 15 Monate verschärfte Einzelhaft. Sie blieb Kommunistin.

Für mich war jeder Mitarbeiter der HVA, der sich in diesen Tagen des Zerfalls der DDR-Nachrichtendienste dem BND, BfV oder den Strafverfolgungsbehörden der Bundesrepublik anbot, ein Verräter übelster Sorte, ein Judas, der andere Menschen der Haft und dem existentiellen Ruin auslieferte, um selbst materiell gut gebettet zu bleiben.

Sie beklagt die Haftbedingungen und die Entfremdung von ihrem Adoptivsohn. Allerdings arbeitete sie einem kommunistischen Regime zu, welches keine Hemmungen hatte, simplen politischen Aktivismus gnadenlos zu verfolgen und Familien dabei zu vernichten.

In ihrem Buch erzählt sie von den erheblichen Schwächen des BND und dem Mangel an tatsächlicher Agententätigkeit im Ausland.

Heinz Felfe

Er machte Karriere im Nazi-Regime, zunächst als V-Mann des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS, dann beim RSHA. In der Kriegsgefangenschaft verpflichtete er sich dann, für den britischen Geheimdienst zu arbeiten.

Felfe erhielt den Auftrag, kommunistische Studenten zu beobachten, wozu er sich mit Hilfe des SIS an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn im Studiengang Rechtswissenschaft immatrikulierte und auftragsgemäß zur Tarnung Mitglied der KPD wurde.

Als Agent provocateur war Felfe Mitgründer des „Marxistischen Studentenzirkels“, wurde dessen dritter Vorsitzender sowie Schriftführer und Kassenwart.

Als freier Journalist einer kommunistischen Zeitung getarnt, forschte Felfe die KPD im Parlamentarischen Rat aus, lieferte unter anderem Berichte über die KPD-Fraktion sowie über Max Reimann und Heinz Renner.

Um nach den ersten Bundestagswahlen die KPD-Fraktion im Deutschen Bundestag ausforschen zu können, erhielt Felfe auf sein Drängen mit britischer Unterstützung am 20. Oktober 1949 seine Entnazifizierungs-Papiere.

Im zweiten Halbjahr 1950 bewarb sich Felfe beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), erhielt jedoch am 22. Februar 1951 eine Absage des BKA und des BfV, das auf Nachfrage vom britischen Geheimdienst negative Beurteilungen zu Felfe erhalten hatte.

In seiner finanziellen und beruflichen Notsituation bat Felfe seinen Freund Johannes Clemens, der schon über ein Jahr für die Sowjets arbeitete, um einen Kontakt zu diesen. Am 2. September 1950 unterzeichnete Felfe in der KGB-Zentrale in Berlin-Karlshorst seine schriftliche Erklärung zur Zusammenarbeit, erhielt den Tarnnamen „Paul“ und 300 D-Mark.

Felfe schaffte es in den BND. Michał Goleniewski, ein polnischer Doppelagent und Überläufer mit dem CIA-Decknamen „Sniper“, berichtete der CIA, dass zwei BND-Mitarbeiter KGB-Spione seien. Dies war der erste konkrete Hinweis auf Felfes Spionagetätigkeit. Vorher gab es nur vage und unbestätigte Vermutungen. Im Folgenden wurde dem BND immer klarer, dass eigene Operationen verraten worden waren.

Felfe war durch das vom KGB und GRU gelieferte Spielmaterial zum engen Vertrauten von Gehlen geworden. Felfe erhielt zuletzt die Funktion eines Leiters des Referats Gegenspionage Sowjetunion.

Laut einem Schadens-Memorandum des US-amerikanischen Nachrichtendienstes CIA, das nach seiner Enttarnung erstellt wurde, verriet er über 15.000 „recorded individual items“ (Geheimsachen) und „verbrannte“ (enttarnte) allein an die 100 CIA-Agenten.

Der Schadensbericht des BND muss noch viel umfangreicher gewesen sein; es wurden 300 Minox-Mikrofilme mit 15.660 Fotos und 20 Tonbänder in seiner Wohnung gefunden. Unter anderem verriet Felfe die für das Kanzleramt vom BND erstellten geheimen Lageberichte. Weltweit 94 V-Männer des BND wurden von ihm verraten, unter anderem der BND-Resident in Bangkok.

Nach Felfes Enttarnung ging im BND weiter die Angst nach einem „zweiten Felfe“ um, nach dem ständig gesucht wurde und wodurch die eigentlichen Aufgaben behindert wurden.

AlexBenesch
AlexBenesch
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