Ein ehemaliger Leiter eines Geheimdienstteams der US-Armee, der sich darüber beklagte, „einige wirklich schreckliche Dinge über die amerikanische Regierung“ erfahren zu haben, hortete jahrelang Geheimnisse und Technologien der Landesverteidigung, die er mit China teilen wollte, heißt es in einer kürzlich entsiegelten Bundesanklageschrift.
Joseph Daniel Schmidt, 29, lebte seit März 2020 hauptsächlich auf dem chinesischen Festland und in Hongkong. Er wurde am Freitag nach der Landung auf dem San Francisco International Airport festgenommen. Man geht davon aus, dass er das Material anbot im Tausch gegen Geld und eine Aufenthaltsgenehmigung. Zusätzlich gab er sich bereit, die Chinesen besser zu trainieren, um amerikanische Spionage abzuwehren.
Schmidts angebliche Annäherungsversuche an die Chinesen begannen mit einer E-Mail vom 24. Februar 2020:
„Ich bin US-Bürger und möchte nach China ziehen. Ich versuche, Informationen, die ich während meiner Karriere als Beamter gelernt habe, mit der chinesischen Regierung zu teilen.“
Die genauen Sicherheitsvorkehrungen, die er getroffen hatte, sind noch nicht bekannt geworden und es scheint, als habe er die Möglichkeiten der amerikanischen NSA deutlich unterschätzt.
Schmidt, der Mandarin lernte, wurde zuletzt dem 109. Bataillon des Militärgeheimdienstes auf der Joint Base Lewis-McChord (JBLM) in der Nähe von Tacoma, Washington, zugeteilt. Der eidesstattlichen Erklärung zufolge verfügte er über die Sicherheitsfreigabe „Top Secret“ und „SCI“ (Sensitive Compartmented Information).
Zwei Tage nach seiner ersten E-Mail erstellte Schmidt angeblich ein Word-Dokument mit dem Titel „Wichtige Informationen zur Weitergabe an die chinesische Regierung“. Eine spätere Überprüfung von Schmidts iCloud-Konto durch Ermittler der Armee „ergab, dass dieses Dokument eine Vielzahl geheimer Informationen enthält, die sich auf die Landesverteidigung beziehen“, heißt es in der eidesstattlichen Erklärung. Warum er dachte, ausgerechnet iCloud sei sicher genug dafür, ist unbekannt.
Er speicherte weitere geheime Informationen in einem weiteren Word-Dokument mit dem Titel „High Level Secrets“. Schmidt sagte, dass er vor seinem Ausscheiden aus der Armee an „einem Projekt mit Technologie gearbeitet habe, das so stark fragmentiert sei, dass die Mehrheit der Leute im Geheimdienstbereich sich ihrer Existenz nicht bewusst sei“.
Er habe auch angeboten, den Chinesen bei der Entwicklung von Trainingsprogrammen zu helfen, um chinesischen Agenten dabei zu helfen, „amerikanische Spionageführer effektiver zu identifizieren“. Anschließend kontaktierte er ein nicht identifiziertes chinesisches Staatsunternehmen und bot ihm einen „Secret Internet Protocol Routing PKI-Token“ an, eine Art Karte, mit der US-Geheimdienste auf SIPR zugreifen, das Geheimdienstnetzwerk mit streng geheimen Informationen.
Es ist unklar, ob es Schmidt, der am 7. August 2020 endlich eine chinesische Arbeitserlaubnis erhielt, gelang, eine Audienz bei chinesischen Spionagemeistern zu bekommen. Er blieb in Hongkong, während er sich auf seinen Umzug auf das Festland vorbereitete, und blieb für die US-Behörden geradezu unerreichbar – bis er am Freitag nach San Francisco flog und am Flughafen festgenommen wurde.