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Der Spion gegen links: Victor, Baron Rothschild

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Gesundheitsminister Karl Lauterbach postete ein Foto auf X, wo er selbst neben einem Harvard-Professor und dessen Frau aus dem Rothschild-Clan zu sehen ist. Es folgte ein Meltdown im Netz, weil einige immer noch hereinfallen auf den gezielt gestreuten Mythos, der winzige jüdische Clan hätte in den 1800er Jahren de facto die Kontrolle über das britische Kolonialreich übernommen.

Die Dame auf dem Foto neben Lauterbach ist nur eine Wirtschaftshistorikerin. Ihr Vater war noch ein ausgewachsener Spion gewesen, der das linke Lager aushorchte: Baron Victor Rothschild.

Der Vater beging Selbstmord, als Victor 13 Jahre alt war. Er arbeitete in der Zoologie und erhielt 1935 ein Stipendium von Trinity Cambridge und zwei Jahre später einen Doktortitel. Er schloss sich den „Cambridge Apostles“ an, einem Geheimbund, der zu dieser Zeit überwiegend marxistisch war, obwohl er selbst erklärte, dass er „leicht links, aber nie ein Marxist“ war.

Er freundete sich mit Guy Burgess, Anthony Blunt und Kim Philby an; Mitglieder des ultra-gefährlichen Cambridge-Spionagerings der Sowjetunion. Trotz des Kalten Kriegs gab es eine Art Gleichgewicht zwischen der NATO und der UdSSR, das als stabil angesehen wurde. Die Wahrscheinlichkeit ist signifikant, dass die Aktivitäten der Cambridge-Spione frühzeitig bekannt waren, aber geduldet wurden.

Victor teilte seine Wohnung in London mit Burgess und Blunt. Dies erweckte später den Verdacht, dass er der sogenannte Fünfte Mann im Cambridge Spy Ring war. Rothschild erbte seinen Titel im Alter von 26 Jahren nach dem Tod seines Onkels. Er saß als Peer im House of Lords, sprach dort jedoch im Laufe seines Lebens nur zweimal.

Im November 1945 trat er der linken Labour Party bei. Er wurde während des Zweiten Weltkriegs angeworben, um für den MI5 zu arbeiten, unter anderem in den Bereichen Bombenentschärfung, Desinformation und Spionage, und gewann die George-Medaille für „gefährliche Arbeit unter gefährlichen Umständen“.

Mit seiner Assistentin Theresa Clay leitete er die Operation „Fünfte Kolonne“, bei der sich der MI5-Offizier Eric Roberts in London als Gestapo-Mann ausgab, um Hunderte von Nazi-Sympathisanten zu identifizieren.

In „Who paid the piper?“ (1999), einem Bericht über CIA-Propaganda während des Kalten Krieges, behauptet die Autorin Frances Stonor Saunders, dass Rothschild Gelder an Encounter weitergeleitet habe, eine 1953 gegründete intellektuelle Zeitschrift, die die „nichtstalinistische Linke“ bei der Förderung der außenpolitischen Ziele der USA unterstützen sollte. Es gab einige solche unterstützte Projekte, die eine (kontrollierte) Sozialdemokratie bewarben und sich scharf abgrenzten vom Sowjetkommunismus, darunter George Orwells 1984.

Von 1948 bis 1958 war Victor Vorsitzender des Agricultural Research Council und von 1963 bis 1970 weltweiter Forschungsleiter bei Royal Dutch/Shell, dem adeligen Ölkonzern.

Als Anthony Blunt 1964 als Mitglied des Cambridge Spy-Rings entlarvt wurde, wurde Rothschild von Special Branch befragt. Victor arbeitete weiter an Projekten für die britische Regierung. In den 1980er Jahren trat er der Familienbank bei, um die Fehden zwischen den Fraktionen unter der Führung von Evelyn Rothschild und Victors Sohn Jacob Rothschild zu unterdrücken.

Er taucht mehrmals in dem Buch Spycatcher auf, von dem er hoffte, dass es den Verdacht über seine Rolle während des Krieges und die Möglichkeit, dass er in den Spionagering von Cambridge verwickelt war, klären würde.

Als Edward Heath Premierminister war, besuchte Rothschild häufig Chequers, die Landresidenz des Premierministers. Während seines gesamten Lebens war Rothschild ein geschätzter Berater für Geheimdienste und Wissenschaft sowohl für konservative als auch für Labour-Regierungen.

In seinem 1994 erschienenen Buch „The Fifth Man“ behauptete der australische Autor Roland Perry, dass 1993, nach der Auflösung der Sowjetunion, sechs pensionierte KGB-Oberste, darunter Juri Modin, der Leiter des Spionagerings, behaupteten, Rothschild sei der sogenannte „Fünfte Mann“:

„Rothschild war der Schlüssel zum größten Teil der Durchdringung des britischen Geheimdienstes durch den Cambridge-Ring. Er hatte die Kontakte“,

bemerkte Modin.

„Er war in der Lage, Burgess, Blunt und andere mit wichtigen Persönlichkeiten des Geheimdienstes wie Stewart Menzies und Dick White bekannt zu machen und Robert Vansittart im Auswärtigen Amt … der den MI6 kontrollierte.“

Diese Vorstellung wird jedoch von anderen Forschern widerlegt. Christopher Andrew und Vasili Mitrokhin erwähnen in den Mitrokhin-Archiven Rothschild nicht als sowjetischen Agenten und identifizieren stattdessen John Cairncross als fünfter Mann. 1946 heiratete Victor Teresa Georgina Mayor (1915–1996), die als seine Assistentin beim MI5 gearbeitet hatte.

AlexBenesch
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