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Der Hybrid-Kult aus neurechts, Russland und Truther-Desinformation

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Kommentar

Regime benötigen Kulte. Aktivisten benötigen Kulte. Und anstatt etwas Neues zu erschaffen, verwurstet man einfach Altbekanntes. Verschiedene Elemente lassen sich mit einem neuen roten Faden miteinander verbinden.

Seit 2008 wird ein Hybrid-Kult aufgebaut aus Versatzstücken des Konservatismus, Rechtsextremismus, Russland-Staatskult und altbackener Verschwörungsideologie. Nichts davon passt wirklich zusammen, aber das Gesamt-Konstrukt wirkt auf das Zielpublikum harmonisch und perfekt.

Wer wirklich konservativ und patriotisch sein will, muss echte Tugenden und Fähigkeiten konkret benennen und möglichst viel davon selbst leben. Hohles Gelaber über „Traditionen“ und „Familienwerte“ reicht genausowenig wie die Ablehnung von Sozialismus.

Russland schminkt und kostümiert sich mit konservativen Versatzstücken; erfüllt aber keine echten Standards. Die Demografie ist eine Katastrophe, weil in dem Regime kaum jemand noch Kinder haben möchte. Staatliche Subventionen für junge Paare mit Kindern bedeuten nicht viel. Militärparaden auch nicht. Welche Traditionen gibt es heute noch in Russland, abgesehen von der staatlich kontrollierten Pseudokirche, die Obrigkeitshörigkeit predigt, Vodka und irgendwelche Feste und Trachten? Was bringt den Leuten die Erinnerung an psychopathische Zaren und Großfürsten? Was stellen die Russen her, was die Welt braucht? Wer besitzt etwas, das „made in Russia“ ist? Was zeichnet einen „Russen“ heute de facto aus? Entweder Asozialität oder angepasstes Spießertum. Hauptsache nicht negativ auffallen und sich dem Regime nicht zum Feind machen.

Aktivisten würden nun einwerfen, dass Russland streng die Gender-Transformationen von Kindern einschränkt. Das ändert aber nichts daran, dass es ein völlig kaputtes Regime ist. Ansonsten schießt der Staat weit übers Ziel hinaus und kriminalisiert LGBT. Konservative im Westen hätten längst schnallen müssen, dass es immer LGBTs geben wird und es keinen vernünftigen Grund gibt, diese Leute in die Hände von Kommunisten zu treiben.

In Russland grassieren AIDS, durch Alkohol geschädigte Babys, Missbrauch. Wie ist das patriotisch? Was wird hier Tolles „bewahrt“? Was soll hier die große Verheißung sein über die Zukunft? Was um alles in der Welt sollen wir Deutschen uns Tolles abschauen von den Russen? Was sollen wir profitieren von einer Annäherung? Die meisten, die auf den Hybrid-Kult reingefallen sind, sind getrieben durch Furch und Wunschdenken. Die Befürchtungen zu Verarmung, Überfremdung und Entrechtung sind im Kern realistisch. Das Wunschdenken allerdings überhaupt nicht.

Putin und die anderen Ex-KGB-Leute hätten ihr Regime auch zeitweise als gemäßigteren Sozialismus vermarkten können. Die Funktionäre hätten sich öffentlich etwas zurückhalten müssen mit Palästen. Ansonsten wäre es exakt das gleiche Regime wie das, das uns jetzt als konservativ angedreht wird.

Russland-Kult war früher Zaren-Imperialismus. Und das war ganz beliebiger Imperialismus, der gegen andere Reiche gerichtet war. Also auch gegen die Deutschen. Dann war Russland-Kult Kommunismus. Und jetzt ist der Kult zum Teil Putin-Personenkult wie in einer bescheuerten Sekte, teils Fake-Konservatismus und zum Teil sind noch Elemente aus dem Kommunismus mit drin.

Ein weiteres Kernelement des Hybrid-Kults ist die altbackene Verschwörungs-Ideologie, die eigentlich vom britischen Geheimdienst erfunden worden war. Winzige jüdische Banker-Familien hätten einfach so das britische Kolonialreich übernommen und die USA. Diese Geheimloge hätte in der Französischen Revolution das Königshaus gestürzt und in Russland das Zarenhaus. Es überrascht nicht, dass die Russen heute diesen Quatsch benutzen, denn für die Briten hatte das ja auch bestens funktioniert in der Vergangenheit. Wenn Deutsche drauf reinfallen, denken sie, sie hätten bedeutende Verbündete in Britannien und Russland.

Wenn Politiker und Aktivisten hochtrabende Pläne schmieden über Bündnisse mit den Russen, zeigen sie dazu keine oder keine angemessene Risikoabschätzung. Was ist, wenn der Plan schiefgeht? Und vor allem: Was ist, wenn es längst ein Kartell der Supermächte gibt, oder sich gerade eines formt oder sich eines künftig formen wird? Dann rennt man ja genau in die Falle hinein.

Man sollte den folgenden Spruch verinnerlichen: Niemand kommt, um dich zu retten. Denke und agiere nie so, als rechnest du mit substanzieller Hilfe von mächtigen Kreisen.

Die Imperien wissen, dass Leute lieber den Helden spielen, anstatt wirklich einer sein zu wollen. Man weiß, dass Leute lieber mitlaufen, als anführen. Dass sie ihr eigenes Denken lieber ausschalten und Ideen abkopieren.

AlexBenesch
AlexBenesch
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