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Russland hat 4,8 Millionen ukrainische Bürger erbeutet

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Russland habe mehr als 700.000 ukrainische Kinder „aufgenommen“, sagte der russische Präsidialbeauftragte für Kinderrechte in einem am Sonntag veröffentlichten Bericht.

„Seit Februar 2022 hat die Russische Föderation etwa 4,8 Millionen Einwohner der Ukraine und der Donbassrepubliken [Donezk und Luhansk] aufgenommen, davon mehr als 700.000 Kinder“,

heißt es in dem Bericht. Eine „überwältigende Mehrheit“ der 700.000 ukrainischen Kinder sei mit ihren Eltern oder Verwandten nach Russland gekommen, sagte die Kinderrechtsbeauftragte Maria Lvova-Belova, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Russland ist seit längerer Zeit ein Imperium im Verfall. Die ukrainische Industrie war für Russlands Rüstung unersetzlich und darüber hinaus benötigte man dringend die rund 40 Millionen frischen Bürger aus der Ukraine.

Ohne Eroberung der Ukraine hatte das russische Regime keine Zukunft als Supermacht. Von den hochtrabenden Zielen erreichte man bisher nur einen Bruchteil. 4,8 Millionen neue Untertanen sind ein Gewinn für die Demografie. Auch die Werften der Krim werden wohl in russischem Besitz bleiben.

Die Unabhängigkeit der Ukraine ab 1991 fühlte sich fast wie eine Amputation für Russland an, weil rund 40 Millionen slawische Bürger verlorengingen und die Geburtenraten kollabierten. Durch die Annexion der Krim konnten an einem einzigen Tag weitere 2,5 Millionen Menschen russische Staatsbürger dazugewonnen werden.

Bereits die Volkszählung von 1970 zeigte, dass die russische demografische Flut vorbei war und der russische Anteil an der sowjetischen Bevölkerung (damals 53 %) zu sinken begann. Nach den stalinistischen Säuberungen und en Gulags waren manche tatsächlich noch etwas verwundert, warum die Menschen nicht mehr Kinder auf die Welt brachten. Die Ukraine hatte im „Holodomor“, einer von Stalin orchestrierten Hungersnot Millionen Menschen verloren in den 1930; ein demografischer Knick von dem sich die Ukraine nie wieder erholen sollte.

1978 veröffentlichte eine junge französische Gelehrte namens Hélène Carrère d’Encausse einen Bericht mit dem Nmen L’Empire éclaté („The Shattered Empire“). Sie argumentierte, dass das Ungleichgewicht des Bevölkerungswachstums zwischen muslimischen und slawischen Republiken dazu führen würde, dass die Legitimität und Autorität der russischen Führung in Frage gestellt werden würde.

1990 machten „muslimische“ Republiken 20 % der sowjetischen Bevölkerung aus, verglichen mit 13 % im Jahr 1959. Das Bevölkerungswachstum in Zentralasien war deutlich höher als in Russland.
Russland beherbergt derzeit 15-20 Millionen Muslime, was 10-15% der Bevölkerung ausmacht. Die Fruchtbarkeit ist in mehrheitlich muslimischen Regionen nach wie vor viel höher (wobei Dagestan den nationalen Rekord hält). Laut dem Großmufti werden Muslime bis Mitte der 2030er Jahre bis zu 30% der russischen Bevölkerung ausmachen.

In den letzten zwei Jahren hat zudem Covid-19 einen erheblichen demografischen Tribut gefordert: Es gab eine hohe Übersterblichkeit in Russland, die Geburtenrate war die niedrigste seit zwei Jahrzehnten, und die Einwanderung konnte die Auswanderung nicht kompensieren. Das natürliche Gleichgewicht (Geburten/Todesfälle) verzeichnete 2021 einen beispiellosen Verlust von einer Million Menschen; Die natürliche Bevölkerung Russlands ist zwischen 1992 und 2010 um mehr als 12 Millionen zurückgegangen. So wird das Land im Jahr 2035 bei etwa 140 Millionen und 2050 bei 130 Millionen liegen.

Ukraine

Die Bevölkerung der Ukraine schrumpfte vor Kriegsbeginn pro Jahr um 0,59 %, eine Rate, die seit 2015 jedes Jahr zugenommen hat. Die Vereinten Nationen schätzen, dass die Ukraine bis 2050 fast ein Fünftel ihrer Bevölkerung verlieren könnte.

Die Hungersnöte der 1930er Jahre, gefolgt von den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs, schufen eine demografische Katastrophe. Die Lebenserwartung bei der Geburt fiel 1933 auf ein Niveau von nur zehn Jahren für Frauen und sieben für Männer und erreichte in der Zeit von 1941 bis 1944 ein Plateau von etwa 25 Jahren für Frauen und 15 Jahren für Männer. Laut The Oxford Companion to World War II wurden

„über 7 Millionen Einwohner der Ukraine, mehr als ein Sechstel der Vorkriegsbevölkerung, während des Zweiten Weltkriegs getötet.“

In den ersten Jahren der ukrainischen Unabhängigkeit fand eine bedeutende Migration statt. Mehr als eine Million Menschen zogen 1991/92 in die Ukraine, hauptsächlich aus den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. Insgesamt sind zwischen 1991 und 2004 2,2 Millionen in die Ukraine eingewandert (darunter 2 Millionen aus den anderen ehemaligen Sowjetstaaten) und 2,5 Millionen aus der Ukraine ausgewandert (darunter 1,9 Millionen in andere ehemalige Sowjetrepubliken).

Die Bevölkerung des Landes war seit den 1990er Jahren aufgrund einer hohen Auswanderungsrate, verbunden mit hohen Sterblichkeits- und niedrigen Geburtenraten, rückläufig. Seit 1993 schrumpfte die Bevölkerung jährlich um durchschnittlich über 300.000.

Caesar Putin lässt marschieren

Die Studie „Russia’s war with Ukraine is to acquire military industrial capability and human Resources“ von Jokull Johannesson (School of Business and Law, University of Agdar, Norway) aus dem Jahr 2017 stellt die wichtige These auf: Es gehe Russland darum, 42 Millionen neue Menschen in die Hand zu kriegen und die kriegswichtige Industrie.

Deutschlands Beute nach dem Einmarsch in die Tschechoslowakei war die Zunahme der Bevölkerung um 3,5 Millionen Sudetendeutsche, die Skoda-Munitionswerke (das zweitwichtigste Arsenal in Europa befand sich in ihren Händen), die tschechoslowakische Armee mit Personal und Ausrüstung von 35 Divisionen und insgesamt die tschechoslowakische Bevölkerung von zehn Millionen Werktätigen und Soldaten wurde zu Deutschlands Stärke hinzugefügt. Dies veränderte die strategischen Kräfteverhältnisse in Europa radikal.

Daher haben wir genügend Gründe anzunehmen, dass die Hinzufügung der 13,5 Millionen russischsprachigen Ukrainer zu Russland, der Erwerb des riesigen militärisch-industriellen Komplexes der Ukraine zusammen mit ihren riesigen Lagerbeständen an Waffen aus der Sowjetzeit, ein Militär von 1,3 Millionen – einschließlich der Reserven und der Gesamtbevölkerung von rund 42 Millionen möglicherweise einen sehr ähnlichen Effekt in Bezug auf Änderungen der strategischen Machtverhältnisse in Europa haben.

Die EU bekommt bis zu 10 Millionen ukrainische Flüchtlinge; hauptsächlich Frauen und Kinder. Man musste sie nicht entführen, sondern sie kamen freiwillig. Es kann sein, dass die meisten davon nie wieder in ihre Heimat zurückkehren werden, sondern ansässig bleiben in Polen, wie die Demografie bislang kollabiert, oder in Deutschland, wo die Geburtenrate niedrig ist.

https://www.jois.eu/files/4_407_Johannesson.pdf

https://www.institutmontaigne.org/en/blog/why-ukraine-matters-russia-demographic-factor

AlexBenesch
AlexBenesch
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