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Der Dunning-Kruger-Effekt kann JEDEN treffen und ausgerechnet bei den wichtigsten Themen

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Kommentar

Auf sozialen Medien wird der sogenannte „Dunning-Kruger“-Effekt häufiger zitiert, was im Prinzip beschreibt, dass sich jemand bei einem Thema überschätzt, in dem derjenige wenig eingearbeitet ist. Relativ viel Bildung kann hingegen dazu führen, dass jemand seinen Kompetenzgrad mittelprächtig einschätzt oder sogar unterschätzt.

Es geht nicht per se um Menschen mit niedrigem IQ, die sich als Genies fühlen, auch wenn so etwas durchaus auftreten kann. Der Bankräuber McArthur Wheeler hatte sich regelmäßig bei seinen Verbrechen Zitronensaft ins Gesicht geschmiert, weil er davon ausging, dass Überwachungskameras auf diese Weise sein Gesicht nicht akkurat aufzeichnen können. Bei seiner Verhaftung soll er erstaunt gesagt haben: „Aber ich hab‘ doch den Saft benutzt!?!“ Er gab an, Testaufnahmen mit einer Polaroid-Kamera gemacht zu haben, auf denen sein Gesicht schlecht zu erkennen war. Dieser Fall weckte das Interesse von David Dunning, ein Psychologieprofessor an der Cornell-Universität, und dem Studenten Justin Kruger.

Jemand mit einem durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen IQ, zusammen mit einem niedrigen Bildungsgrad, tendiert natürlich eher dazu, Fehler zu machen und sich selbst inkorrekt einzuschätzen. Aber der Dunning-Kruger-Effekt tritt auch auf bei Leuten mit höherem IQ und höherem Bildungsgrad.

In den letzten Jahren dominierten viele innenpolitische und außenpolitische Themen. Wie sollte man mit den Russen umgehen? Wie war die Performance von Donald Trump in solchen Angelegenheiten? War die Wahl 2020 völlig manipuliert? Ist die US-Oberschicht völlig gespalten in einen linken und einen rechten Block? Regieren die (wie ich sie sarkastisch nenne) „Windmühlen von Zion“ heimlich die Welt? Will das Putin-Regime die Welt retten vor der satanischen Verschwörung? Welche Gründe stecken wirklich hinter dem Überfall gegen die Ukraine? Wie war die Performance der westlichen Regierungen dahingehend vor 2022?

Sowohl im Mainstream als auch in „alternativen“ Medien wurde unglaublich viel Unsinn erzählt. Westliche „alternative“ Medien übernehmen für gewöhnlich Talking Points der US Republicans oder des russischen Mainstreams. Wirklich „alternativ“ ist daran nichts. Diese Talking Points werden oft erstellt von Marketing-Profis und speziellen Geheimdienstabteilungen, die das Zielpublikum sehr genau einschätzen können.

Westliche Bürger schauen sich ab, was ihnen gefällt, was ihnen plausibel erscheint, und vertreten dann ihre Meinung, als wären sie ausgebuffte Profis. Widerspruch ist für sie unglaublich irritierend. Das Gefühl, Recht zu haben, ist sehr stark ausgeprägt, egal wie falsch man liegt und wie der eigene Bildungsstand wirklich ist.

Bei einem unpolitischem Wissenschaftsgebiet, wie etwa Weltraumforschung oder der Konstruktion von Raketen und Satelliten würde ein Normalbürger kaum annehmen, genial zu sein, und den Profis reinreden. Geht es aber um (Geo-)Politik und Sicherheit, wachsen die Schein-Experten auf den Bäumen. Der entscheidende Grund ist nicht die Angst und die Hoffnung, die damit verbunden ist. Wunschdenken ist durchaus eine extreme Triebfeder und für gewöhnlich picken sich die allermeisten Menschen eine Sichtweise heraus, die zu ihren ideologischen Grundüberzeugungen passt, Ängste senkt und Hoffnungen weckt. Auch wenn die Realität selten so ist, wie man sie gerne hätte.

Aber bei politischen Sicherheitsthemen ist der entscheidende Faktor hinter dem Dunning-Kruger-Effekt die massive Geheimhaltung durch Regierungen und ihren Geheimdiensten. Es mag der Eindruck herrschen, wir hätten mehr Zugang zu Informationen denn je und Fragen können schnell beantwortet werden. Regierungen seien inkompetent und könnten keine ganz großen Geheimnisse wahren. Liest man den akademischen Bericht eines Think Tanks zu einem wichtigen Thema oder ein Buch wie das des Bundeswehr-Professors Carlo Masala zur Ukraine, dann ist kaum etwas von Relevanz enthalten. Alles wirkt oberflächlich. Das liegt daran, dass nichts angesprochen oder logisch erschlossen (!) werden darf, das der Geheimhaltung unterliegt. Die NATO-Seite will sich nicht in die Karten schauen lassen und es gibt viele unterschiedliche Grade der Geheimhaltung von Material, auf das die unterschiedliche Funktionäre Zugriff haben. Ein Land wie die USA will sich nicht in die Karten schauen lassen und muss koordinieren, wer wann welchen Informationsstand bekommt. Gerade in Amerika wird „Overclassification“ bemängelt, also das übermäßige Einstufen von Informationen als geheim. Man sperrt rigoros alles Mögliche und befreit hinterher nur sehr ungern Material von der Geheimhaltung; meistens in zensierter Form.

Wenn ein Akademiker nichts Geheimes nennen buw. erschließen darf/kann, dann bleibt in dessen Report kaum noch etwas von Relevanz übrig. Dies führte dazu, dass Texte, die eine akademische Qualität haben sollen, oberflächlich wirken und aus Allgemeinplätzen bestehen. In noch simplerer Form landen solche Einschätzungen dann in Zeitungsberichten oder TV-Berichten und den Nachrichten-Kurzmeldungen.

Wenn jemand aus dem Publikum dann solche Allgemeinplätze übernimmt, hält er sich für kompetent, auch wenn er es überhaupt nicht ist.

Es ist Wunschdenken, dass die USA und das NATO-Konstrukt wie Weltpolizei darstellt und man im Wesentlichen deren Entscheidungen hinterherlaufen sollte. Eine neue Studie der Brown-University schätze 4,5 Millionen direkte und indirekte Tote als Resultat der Kriege in Afghanistan und Irak. Es gibt viele unzufriedende und besorgte Menschen im Westen, die sich im Internet umsehen und sich einfangen lassen von russischer Propaganda und gängiger Verschwörungsideologie. Und dann trifft so jemand auf eine andere Person, die im Mainstream zu verorten ist und halten sich gegenseitig für inkompetent und böswillig. Beide Seiten sind aber ungebildet über Geheimdienste.

Die wachsende Aktivisten-Szene der Verschwörungsideologen und pro-russisch eingestellten Personen führte zu dem Wachstum der „Anti-Schwurbler“; meistens angeführt von Sozialwissenschaftlern, die sich mit Geheimdiensten überhaupt nicht auskennen und sich maßlos überschätzen. Selbst das Routledge-Handbook of Conspiracy Theories, was als wissenschaftliches Standardwerk betrachtet wird, reitet in fast allen Kapiteln darauf herum, dass „Verschwörungstheoretiker“ sich durch ihre Meinungen einfach besser fühlen möchten und das Gefühl von Kontrolle über die Zukunft suchen. In einem Podcast sprachen bekannte Anti-Schwurbler über Beispiele, bei denen tatsächlich „Verschwörungen“ aufgedeckt wurden. Einer nannte das Beispiel „M-KULTRA“, was eigentlich „MK-ULTRA“ ausgesprochen wird. Man sieht, dass derjenige nur oberflächlich online einen Blick auf die Angelegenheit geworfen hatte und dann auch noch die falschen Schlussfolgerungen daraus zieht. Solche „Verschwörungen“ seien eher klein, Fehlschläge, und waren nicht dauerhaft geheim zu halten. Je mehr Mitwisser, umso eher die Enttarnung. DEshalb könnte es per se gar keine größeren Verschwörungen geben. Von MKULTRA sind jedoch nur ein Bruchteil der Akten bekannt geworden. Es lässt sich, mit dem entsprechenden Fachwissen und viel Arbeit, rekonstruieren, wie groß das Projekt tatsächlich war und wie viele Universitäten sich an Teilaspekten beteiligt hatten. Diese Art von Forschung erwuchs aus der psychologischen Kriegsführung und betrifft die Top-Universitäten. Über Projekte wie MKDELTA und MKSEARCH sind noch viel weniger Akten bekannt. Bevor jemand MKULTRA als schräge Lappalie aus der paranoiden Stimmung des Kalten Kriegs abtut, sollte derjenige sich einlesen in die Standardliteratur zu dem Fall und sich dann darüber bewusst werden, was man weiterführend erschließen kann und was wir noch nicht wissen. So funktioniert Wissenschaft. Die Sozialwissenschaftler können vielleicht offensichtlichen Blödsinn von Verschwörungsaktivisten widerlegen, aber darüber hinaus trifft sie der Dunning-Kruger-Effekt. Sie wissen erschreckend wenig über Geheimdienste, aber halten sich für außerordentlich kompetent. Um zu verschleiern, dass ihr Studium nichts mit Geheimdiensten zu tun hat, benutzen sie die schwammig definierten Kunstbegriffe „Verschwörung“ und „Verschwörungstheorie“. Würde man stattdessen etablierte Begriffe verwenden wie „Geheimoperation“ oder „illegale Geheimoperation“, wäre sowohl bei Verschwörungs-Aktivisten wie auch Anti-Schwurblern die Frage da nach deren Kompetenz.

Wenn ein Aktivist einen Bericht vorlegt, der eine „illegale Geheimoperation“ unterstellt, dann kann man den Berichteschreiber an geheimdienstlichen Maßstäben messen. Der Bericht ist entweder schlecht, mittelmäßig, super oder irgendwo dazwischen. Auch der Kritiker des Berichts muss sich an professionellen Maßstäben messen lassen. Und das führt uns zum nächsten Problem: Wie wird man zum Experten? Man kann sich nicht selbst einschreiben an einer staatlichen Geheimdienst-Hochschule, weil man dafür auserwählt werden muss. Und man wird später nur in einem begrenzten Feld arbeiten dürfen und erst recht nicht der eigenen Regierung nachstellen dürfen. Man wird nicht ausgebildet, um die ganz großen Operationen zu verstehen.

Es gibt manche zivilen Professoren zu Geheimdienstthemen, aber an den typischen Universitäten gibt es dann nur selten Lichtblicke. Zu groß ist meistens die Nähe zu den Geheimdiensten oder die Arbeit ist oberflächlich.

Es führt kein Weg daran vorbei, die beste Literatur zu wälzen über verschiedene Geheimdienste aus verschiedenen Ländern und Zeiten. Dann muss man rekonstruieren, was sich logisch erschließen lässt und man muss identifizieren bzw. eingrenzen, was man man noch nicht weiß.

AlexBenesch
AlexBenesch
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