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Chrupalla (AfD) beim Maischberger-Talk: Er versteht Deutschland und Russland nicht

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Kommentar

Chrupalla scheint die einfachst-mögliche Leitlinie im Kopf zu haben: Die USA hätten immerzu ein Bündnis zwischen Deutschland und Russland verhindern wollen, also bräuchte es genau dies. Die gewöhnliche Politik gibt sich seit 2022 antirussisch, also nimmt er die gegenteilige Position ein. Obwohl die SPD und CDU viele Jahre lang pro-russisch waren und schon die Bush-Administration vorgab, Russland zu helfen um dort den Kollaps zu verhindern.

Chrupalla hatte zuvor schon klargestellt, er betrachte es als Wahnsinn, Sanktionen gegen China zu verhängen im Falle einer Attacke gegen Taiwan. Wie genau stellt er sich die Situation vor, in der Deutschland sich von den USA löst, um dann in die Abhängigkeit von Russland und China zu geraten. Das wäre keine Partnerschaft auf Augenhöhe, weil wir ein militärischer und nachrichtendienstlicher Zwerg sind. Es ist auch kein gangbarer Weg, sich Hilfe aus dem Ostblock zu holen und dann dem Ostblock eine Abfuhr zu erteilen. Blöd ist der Ostblock nämlich nicht.

In der Talkrunde bei Maischberger meint er, wieder Russengas zu kaufen, denn „das hat Deutschland in den letzten Jahrzehnten genutzt.“

„Das war unser Standortvorteil. Jetzt kaufen wir dreckiges Frackinggas in Amerika!“

Warum fracken wir nicht einfach selbst? Die deutschen Vorkommen wurden von Experten als sehr groß geschätzt.

Beim Ukraine-Krieg vertrat Chrupalla eine „Mir egal“-Haltung.

„Auch im Irak und in Afghanistan wurden Menschen getötet“, ruft er und schlägt sich dramatisch die Hände auf die Oberschenkel. „Dann dürften wir auch von Amerika kein Öl kaufen!“

Er hat zwar recht, dass die USA groteske Kriege führten (die laut einer neuen Studie der Brown-Universität in 4,5 Millionen Toten resultierten), aber das macht erstens die Russen nicht besser und zweitens vergisst Chrupalla, dass Putin damals den Amerikanern bei den Kriegen half. Hoffnungen auf die Russen zu setzen, ist vollkommen absurd.

Maischberger einen Einspieler: Chrupalla am Tag des Sieges über Nazi-Deutschland in der russischen Botschaft.

„Ich habe nicht gefeiert, sondern es ist ein Gedenktag gewesen“, schwurbelt der AfD-Mann, „und ich habe diesen Tag genutzt wie in den letzten drei, vier Jahren auch.“

Selbst seine Parteigenossen bekamen Brechreiz von seiner Anbiederung an das russische Gedenken über den Sieg gegen die Deutschen.

Im Übrigen waren vor drei Jahren noch alle Partei dort vor Ort gewesen“, fügt Chrupalla hinzu, „also was hat sich denn geändert?“ „Ein Krieg?“, schlägt Maischberger als Antwort vor.

Für Chrupalla gilt das jedoch nicht, weil Deutschland sich nicht im Kriegszustand mit den Russen befände. Sein genialer Plan scheint zu sein, Hightech an die Russen zu liefern im Tausch gegen Gas, das wir selber fracken könnten.

„Es geht nicht um Kapitulation. Ich denke, eine Gesprächsbereitschaft, gesichtswahrend für beide Seiten, sollte das Ziel sein“.

Er weiß natürlich überhaupt nicht, welche Ansprüche die Russen tatsächlich haben und welche Koordinationen mit China und Nordkorea. Er befürwortet die Aufgabe von ukrainischen Gebieten.

Dürr wirft Chrupalla vor, dass jener so etwas wahrscheinlich auch für Deutschland empfiehlt, wenn wir künftig in einer ähnlichen Situation wären

„Kapitulation, das kann es natürlich nicht sein!“

Chrupalla versucht es mit einem Vergleich, der nicht funktioniert:

„Das haben wir 1945 auch gesagt!“

An dem Punkt käme nicht nur bei gewöhnlichen Bürgern der Brechreiz, sondern auch bei seinen Parteigenossen. Es ist bis heute nicht nachvollziehbar, dass Sowjetrussland Teile von Deutschland besetzen durfte, wie auch Polen oder die Ukraine nach dem Zweiten Weltkrieg.

Dass ausgerechnet Chrupalla einen absurden Vergleich zieht zwischen dem Unwillen der Nazi-Regierung, zu kapitulieren, und dem heutigen Unwillen der Regierung in Kiew, zeigt, dass er die Argumentationslinien von Russland übernommen hat. Ihm scheint unbekannt, dass für die Russen das Haupt-Feindbild („Nazi“) eine viel größere Dimension inklusive einer ethnischen Komponente hat. Schon zu Zeiten Alexander Newskis war der teuflische Feind der blonde Schwede und Deutsche. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Fokus auf den britisch-amerikanischen Eliten, die ja deutsche bzw. nordeuropäische Wurzeln haben. Auch diese Anglos fallen unter die russische Definition von Nazi. Jeder Deutsche fällt darunter. Aber was weiß Chrupalla schon.

AlexBenesch
AlexBenesch
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