Ukrainischer Damm zerstört; folgt nun Retourkutsche gegen Russlands Stromnetz?

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Bild: Ralf1969 CC BY-SA 3.0

Am Dienstag wurden ein großer Staudamm in einem von Russland besetzten Teil der Ukraine zerstört. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, für den Vorfall verantwortlich zu sein, der schwere Überschwemmungen verursachte, Tausende von Häusern gefährdete und möglicherweise die Sicherheit des größten Kernkraftwerks Europas bedroht.

Ein Sprecher des staatlichen Atomenergieunternehmens der Ukraine sagte, der Wasserstand im Kachowka-Reservoir, der das Kraftwerk mit Wasser versorgt, sei rapide gesunken, der Pegel im Kühlbecken des Kraftwerks sei jedoch derzeit ausreichend.

Alle sechs Reaktoren der Anlage befinden sich seit Monaten im Kaltabschaltmodus und die Überschwemmung findet stromabwärts der Anlage statt. Reaktoren im Abschaltmodus benötigen immer noch geringe Mengen Wasser zur Kühlung. Für den Fall, dass die Wasserversorgung ganz ausfallen sollte, könne die Werksleitung immer noch Kühlwasser per LKW oder auf andere Weise anliefern, fügte er hinzu.

Russlands Bombardierungen betrafen immer wieder die Stromversorgung der Ukraine. Entsprechende Cyber-Attacken waren weitgehend gescheitert. Verschiedene Sabotage-Akte innerhalb Russlands trafen alle möglichen Einrichtungen, aber das russische Stromnetz blieb bislang verschont.

Russlands Stromnetz bezog drei Viertel seiner Hardware und 100% seiner Software aus dem Ausland von Firmen wie GE und Siemens.

Russlands PJSC betreibt 2,35 Millionen Kilometer Übertragungsleitungen und 507.000 Umspannwerke. Das Netz befindet es sich im Prozess einer digitalen Transformation. Der im letzten Jahr verabschiedete Digitalisierungsplan des staatlich kontrollierten Unternehmens soll bis 2030 zu erheblichen Reduktionen von Übertragungsverlusten und Ausfallzahlen führen. Der Plan sieht die Schaffung einer Cybersicherheitseinheit vor, die jedoch noch nicht abgeschlossen ist. Wie David Fickling betont hat, bietet ein „smart Grid“ neue Angriffsmöglichkeiten und erhöht die Risiken. Im Falle Russlands wird das Problem verschärft, weil drei Viertel der gesamten Ausrüstung und so ziemlich die gesamte Software aus dem Westen kommt.

Kaspersky Lab JSC, das Cybersicherheitsunternehmen, veranstaltet seit Jahren Hacking-Wettbewerbe. Im Jahr 2016 beschrieb eine Hacking-Gruppe aus Jekaterinburg in einem Blogbeitrag, wie sie im Wettbewerb Punkte gewann, indem sie mühelos ein Umspannwerk übernahm und einen Kurzschluss auf einer Stromübertragungsleitung verursachte, ohne vorher das spezifische industrielle System zu kennen oder auch nur allgemein zu verstehen darüber, wie Umspannwerke funktionieren.

Russische Forscher haben zahlreiche Schwachstellen in sogenannten Smart-Grid-Geräten identifiziert, die ständig Verbrauchsdaten analysieren und dabei helfen, Systeme flexibel und effizient zu verwalten. Viele Elemente von Stromnetzen sind über das Internet zugänglich.

Power Machines ist mit einem Anteil von über 50% der führende russische Gerätehersteller. Es vereint Produktion, Lieferung, Bau, Wartung und Modernisierung von Anlagen für thermische, nukleare, hydraulische und Gasturbinenkraftwerke. Die folgenden großen internationalen Energieausrüstungsbetriebe sind gut etabliert und haben Joint Ventures oder eigene Produktionsstätten in Russland: General Electric, Siemens, Alstom, ABB, Skoda Power, Mitsubishi Heavy Industries, Ansaldo Energia und Areva.

Die Zerstörung des Staudamms könnte Russland Zeit verschaffen, seine Verteidigung neu zu konfigurieren, und gleichzeitig der Ukraine einige Optionen für ihre erwartete Gegenoffensive nehmen. Die Überquerung des riesigen Flusses Dnipro entlang dieses Frontabschnitts sei nun unmöglich.

Russland könnte nun Ressourcen aus dem Südwesten verlagern, um andere Abschnitte der Front zu verstärken, sagte Lange, jetzt Mitglied der Münchner Sicherheitskonferenz, einem globalen Sicherheitsforum.

Längerfristig könnten die Überschwemmungen auch die von russischen Streitkräften in der Gegend errichteten Befestigungsanlagen wegspülen.

AlexBenesch
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