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Die Operation CHAOS der CIA und die Manson-Morde

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Die CIA hatte in ihrer Frühzeit per Gesetz nur eine wesentliche Einschränkung: Sie war als Auslandsgeheimdienst konzipiert und durfte nicht im Inland die Tätigkeiten einer klassischen Geheimpolizei übernehmen. Da aber der inländische politische Aktivismus in den USA im Kalten Krieg oftmals große Sympathien hegte für die UdSSR und die sozialistische Ideologie, konnte man bei der CIA Operationen wie CHAOS als Spionageabwehr verbuchen und somit die gesetzlichen Beschränkungen elegant umgehen. Dabei half der Umstand, dass die Partei der Democrats links ausgerichtet war und reiche Kreise linken Aktivismus bezahlten. 

In den 1960er Jahren war die Gesellschaft im Umbruch und Bürger wurden geködert mit der Hippie-Bewegung und Rockmusik. Die CIA forschte auf wissenschaftlichem Niveau mit aggressiven Methoden zu Themen wie Fanatismus, Aussteiger aus der Gesellschaft, Gewalt und neuen subversiven Gruppen. Das FBI und die NSA waren beteiligt an der Überwachung von Sekten, Antikriegs-Aktivisten, Bürgerrechtsgruppen, den Black Panthers, Ku-Klux-Klan-Gruppen usw.

Eine kleine Sekte von Charles Manson ermordete 1969 die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate und weitere Personen in in einem Luxusanwesen in Los Angeles. Alles an Manson symbolisierte die wilden 1960er Jahre: Die Rockmusik, die Drogen, der Kommunen-Lifestyle, die Opposition zur christlich-konservativen Gesellschaft und vor allem die Ablehnung der Obrigkeit. Und darüber hinaus sollte laut der Staatsanwaltschaft hinter der bestialischen Tötung von Tate und deren Freunden die Absicht bestanden haben, Unruhen im Land auszulösen, die sich immer weiter hochschaukeln bis hin zu einem apokalyptischen Bürgerkrieg mit dem Namen „Helter Skelter“. Die Sekte würde dann in der Abgeschiedenheit warten, bis die Luft wieder rein ist.

Die Vorstellung, mit Anschlägen eine Spirale aus Gewalt und Gegengewalt loszutreten, um ein ganzes Land zu destabilisieren, findet sich auch bei gängigen Links- und Rechtsterroristen.

Manson hatte die Morde angeblich als Aktion „unter falscher Flagge“ geplant und seine Untergebenen hinterließen irreführende Schmierereien am Tatort mit dem Blut der Opfer, damit es so aussah, als seien wütende Afroamerikaner aus den verarmten Ghettos mitten in der Nacht in eine der reichsten Gegenden von Los Angeles geschlichen, um eine berühmte weiße Frau zu massakrieren.

Die US-Regierung war besonders besorgt über mögliche Aufstände von Afroamerikanern und radikalen afroamerikanischen Organisationen wie den Black Panthers, die sich an der gewalttätigen Revolution von Mao und den Kommunisten in China orientieren wollten. Was würde geschehen, wenn die UdSSR über ihre Geheimdienste solche Gruppen verdeckt fördert? Oder terroristische Sekten wie die von Manson? Die CIA wusste, dass 1966 im kubanischen Havanna eine Konferenz mit über 500 Delegierten stattgefunden hatte, in der die Sowjets ihr Programm für eine internationale Kampagne des Terrorismus abstimmten.

Manson war es sogar gelungen, im Vorfeld die Kreise der Schauspieler und Musiker zu infiltrieren, in denen sich die Opfer bewegten. Die Sektenmitglieder übten wiederholt nächtliche Observationstechniken und Erkundungsmissionen, um herauszufinden, wo man am besten in ein Gebäude eindringt und wo die Telefonleitungen verlegt sind, die man durchschneiden kann. Die Gruppe hatte auch bereits mehrere ähnliche Morde begangen. Wäre sie nicht gefasst worden, hätte sie es vielleicht zu einer ernsthaften Terrororganisation gebracht.

Der Staatsanwalt Bugliosi ließ es im Prozess so aussehen, als hätte der ungebildete Manson auf eigene Faust seine meist weiblichen Kult-Mitglieder mit Hilfe der Droge LSD und seiner ausschweifenden Philosophien zu Killern programmiert.

Letztendlich starb mit Sharon Tate die Ära der 1960er Jahre. In Los Angeles und dem Rest des Landes machte sich eine neue Paranoia breit: Wer war nur ein exzentrischer Anhänger „alternativer Lebensweisen“ und wer ein brandgefährlicher Irrer?

Der Vorfall sorgte jahrelang für Schlagzeilen und machte den Staatsanwalt Vincent Bugliosi über dessen Bücher reich und berühmt. Immer wieder wurde die Geschichte aufs neue erzählt. Noch im Jahr 2019 wurde die Sache verwurstet in Quentin Tarantinos Film „Once Upon a Time in Hollywood“.

Die aufmerksamen Leser fragten sich, warum Manson nicht einfach im Gefängnis landete, bevor er überhaupt eine Killer-Sekte formen konnte. In seiner frühen Zeit wurde er ständig aus purer Dummheit zu langen Haftstrafen verurteilt, weil er beispielsweise ein gestohlenes Fahrzeug von Kalifornien nach Utah fuhr und damit der viel drastischere Straftatbestand eines „Bundesverbrechens“ erfüllt war. In seiner späteren Phase hingegen konnte er seltsamerweise immer wieder Bewährungsauflagen verletzen, ohne gleich wieder in den Knast zu wandern. Die Polizei griff ihn regelmäßig auf mit Drogen und minderjährigen Mädchen. Es drängte sich förmlich die Frage auf, ob er eine Art Informant für die Behörden war und deshalb unter besonderem Schutz stand.

Tom O’Neill veröffentlichte nach 20 Jahren Arbeit an dem Fall sein Buch „Chaos: Charles Manson, the CIA, and the Secret History of the Sixties“. Manson lieferte tatsächlich wertvolle Erkenntnisse an die Behörden, allerdings handelte es sich dabei nicht um gewöhnliche Hinweise über kriminelle Verstrickungen von Aktivisten oder Hippies, und er lieferte auch nicht an die gewöhnliche Polizei oder das FBI.

Die CIA hatte im Rahmen der Forschung zum menschlichen Bewusstsein neben dem Projekt MKULTRA auch die Operation CHAOS und benutzte Manson wie eine Art Experiment und Versuchskaninchen, weil er bestimmte Vorraussetzungen erfüllte wie zum Beispiel narzisstische und psychopathische Tendenzen, eine traumatisierende Kindheit, ein ausladendes Vorstrafenregister und eine leicht überdurchschnittliche Intelligenz. Es gibt Hinweise darauf, dass er bereits während einer längeren Inhaftierung rekrutiert wurde für ein Forschungsprogramm, hinter dem sich CHAOS verbarg. Auf Bewährung draußen, machte er sich auf nach San Franciso, also in die Hochburg der Hippies, Drogen und Sekten, wo er unter der Aufsicht stand von dem Kriminologie-Forscher und Bewährungshelfer Roger Smith, der dort in der Haight Ashbury-Klinik arbeitete, wo kostenlose Gesundheitsleistungen geboten wurden. Sowohl Manson, als auch seine Mädchen, die er im Laufe der Zeit in seine Sekte holte, gingen dort ein und aus. Roger Smith und der Klinik-Begründer David Smith führten offiziell für das staatliche, nationale Gesundheitsinsitut Studien durch, wie sich die unterschiedlichen Drogen (vor allem LSD und Methamphetamin) auf die neuen kulturellen Bewegungen und Strömungen auswirkten.

Das „Amphetamine Research Project“ beobachtete, wie viele Hippies von LSD umstiegen auf Aufputschmittel und in der Folgezeit gewalttätig wurden. Neben Menschen gab es auch Versuche an Ratten. Die Tiere drehten regelrecht durch, weil die die räumliche Enge und die Überpopulation die destruktive Wirkung der Amphetamine um den Faktor vier verstärkten. Eine Art Chef-Ratte hält sich dann unterwürfige Männchen als Zuarbeiter und Weibchen als Harem. Sogenannte „Probers“ waren hypersexualisierte psychopathische Ratten, die sich vor der Chef-Ratte fürchteten.

David Smith schrieb, dass die Veränderung in Mansons Persönlichkeit während dieser Zeit durch LSD „die abrupteste war, die er in seiner gesamten beruflichen Laufbahn beobachtet hatte“. Manson las auf Anraten den Roman „Stranger in a Strange Land“ von Robert Heinlein, eine Science Fiction-Geschichte über eine Art Christus-Figur, die einen Kult leitet, der eine Rehe an Gegnern tötet. Aus Versatzstücken des Romans, der Bibel, Scientology und der Texte der Band „The Beatles“ bastelte er sich eine schizophrene Philosophie, die er seinen Sektenmitgliedern einflößte; selbstverständlich mit Hilfe von LSD. Eigentlich hätte Manson in Los Angeles unter strengen Bewährungsauflagen leben müssen und es war so gut wie garantiert, dass er erneut straffälig wird und zurück ins Gefängnis geht, wo er ohnehin die Hälfte seines bisherigen Lebens verbrachte hatte. Es war wie ein Zuhause für ihn und er erwog sogar, lieber dort zu bleiben. Stattdessen schickte man ihn nach San Franciso und ließ ihn LSD nehmen.   

Bis zum Ende seines Aufenthalts in Haight im April 1968 hatte Manson etwa 20 Anhänger gefunden; alles unter der Aufsicht seines Bewährungshelfers Roger Smith und vieler Mitarbeiter der Haight-Klinik. Jedes Mal, wenn er von der gewöhnlichen Polizei aufgegriffen wurde wegen einer Straftat, sorgte der Bewährungshelfer dafür, dass er auf freiem Fuß blieb.

Die Sekte lebte auf der Spahn Ranch und finanzierte sich durch Prostitution und Autodiebstähle, was vor der Polizei nicht verborgen blieb, und im Nachhinein war klar, dass viele Morde hätten verhindert werden können durch ein frühes Eingreifen. Die Sektenmitglieder übten nächtliche Überfälle auf Häuser und es ist nie völlig klargeworden, wie viele Morde der Gruppe letztendlich zuzurechnen waren.

Während dem Eindringen in das Haus von Sharon Tate waren Mansons Leute offenbar unter der Wirkung von Amphetaminen; ähnlich wie Soldaten die damit ihre Hemmungen abbauen und eine euphorische Wirkung anstreben.

Staatsanwalt Vincent Bugliosi bastelte seine Anklage zusammen und verschleierte systematisch die Forschungsarbeiten der CIA an Manson. Diverse Personen mussten unter Eid lügen und bestimmte Informationen unter den Tisch fallen lassen, damit das vereinfachte Narrativ von Bugliosi zur allgemein anerkannten Darstellung wurde. Eigentlich hätte Bugliosi die zwei Ärzte mit dem Nachnamen Smith als Zeugen laden müssen, denn die beiden hätten bestätigen können, dass Manson seine Mädchen regelrecht programmierte.

Der Buchautor Tom O’Neill fand in 200 Kisten eine geheime Korrespondenz zwischen Dr. Louis Jolyon West, der in San Franciso geforscht hatte in der Hippw-Szene, und dem MKULTRA-Leiter Sidney Gottlieb. Immerzu hatte West eine Teilnahme an MKULTRA bestritten. Zu den vorgeschlagenen Projekten gehörten das Implantieren von falschen Erinnerungen mit Hilfe von Drogen und Hypnose, das Auslösen von psychischen Störungen und das Verändern der Überzeugungen und Moralvorstellungen einer Person. Der Hypnotiseur William Deanyer hatte womöglich Manson Hypnose-Techniken beigebracht. Deanyer hatte es wiederum bei der Marine gelernt.

Dr. West bearbeitete auch Jack Ruby, der Lee Harvey Oswald tötete, den angeblichen Einzeltäter beim JFK-Attentat. Ruby wurde verrückt, nachdem West begonnen hatte, sich um ihn zu kümmern.

AlexBenesch
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