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Der Kreml fürchtet Drohnen mit ABC-Waffen

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Kommentar

Videoaufnahmen von zwei Explosionen am Dach des Kremls werden von den russischen Medien als „Attentatsversuch“ gegen Wladimir Putin gewertet. Im Westen ist eher die Rede von einer Blamage, angesichts der teuren Luftraumverteidigung Moskaus.

Kleine Mengen Sprengstoff sind weniger die Besorgnis bei den Russen, sondern eher die Botschaft, dass im Ernstfall ABC-Stoffe mitten ins Herz der Hauptstadt geflogen werden können.

Seit einigen Monaten poltern die Propagandisten im TV, dass man die nukleare Option erwäge. Allerdings sind die Lücken in der russischen Luftraumverteidigung so groß, dass man verwundbar ist für Vergeltungsschläge.

Präsident Wolodymyr Selenskyj stellte in seiner Rede am 19. Februar auf der Münchner Sicherheitskonferenz die Frage, ob die Ukraine verpflichtet sei, ihren nichtnuklearen Status beizubehalten. Denn schließlich hatte die Ukraine die alten sowjetischen Atomwaffen aufgegeben im Tausch gegen eine Sicherheitsgarantie durch die Amerikaner. In einem Referendum entschieden sich die ukrainischen Bürger eindeutig für Unabhängigkeit.

Vor der Äußerung von Präsident Zelenksy hatten auch andere ukrainische Politiker den Austritt der Ukraine aus dem Atomwaffensperrvertrag (NPT) und die Überprüfung ihres nichtnuklearen Status gefordert.

Das US-Verteidigungsministerium behauptet, die Ukraine verfüge über keine ABC-Waffen-Programme.

Russland hat gerade eben eine Teilmobilmachung von 300.000 weiteren Soldaten angekündigt, was bei Beobachtern auf Skepsis stößt, weil nicht zu erwarten ist, dass es die Entscheidung in dem Krieg erzwingen wird. Der Fokus liegt dementsprechend auf möglichen ABC-Waffen-Einsätzen Russlands, während zu den möglichen Kapazitäten der Ukraine geschwiegen wird.

Ein A-, B- oder C-Waffen-Programm kann weitestgehend legal vorbereitet werden durch einen Staat, sodass im Ernstfall auf Abruf nur noch die letzten Schritte einer Produktionskette ergänzt werden müssen. Die Ukraine verfügt über genügend Produktionsanlagen, in denen bekannte chemische Verfahren angewandt werden können. Bestimmte Verbindungen gelten beispielsweise als Schädlingsbekämpfungsmittel und daraus lassen sich Kampfstoffe herstellen. In Büchern wie „Biology of Doom“ erfährt man ehemals streng geheime Details über die frühen Biowaffenprogramme der Briten und Amerikaner. Mit großen Edelstahl-Milchkannen und einer Lagerhalle ließen sich Produktionsanlagen für Erreger improvisieren und bereits existierende Munitionsarten konnten mit den Bakterien befüllt werden. In Übungen beschaffte sich ein amerikanisches Team für 1,5 Millionen $ Ausrüstung aus dem Gebrauchtmarkt und aus Katalogen, und brachte sich damit in die Position, theoretisch mehrere Pfund Anthrax-Pulver herzustellen. Mit dem entsprechenden Zerstäuber und günstigen Windverhältnissen kann man damit erhebliche Mengen feindlicher Truppen schwer krank machen und töten.

Die übereinstimmende Sicht der führenden Experten war, dass praktisch jedes Land und auch nicht-staatliche Akteure in der Lage sind, biologische Kampfstoffe herzustellen. Also wäre es als Abschreckung für die Ukraine eine einfache Angelegenheit. Bei Atomwaffen verhält es sich so, dass der Bau einer Waffe an sich nicht mehr schwierig ist in der heutigen Zeit, sondern eher die Beschaffung von ausreichenden Mengen hochangereicherten Urans oder Plutoniums.

Experimente in den 1960er Jahren und ein Studentenprojekt in den 1970er Jahren zeigten, dass ein gut informierter Wissenschaftler der Konstruktion von Fat Man, der in Nagasaki eingesetzten Atombombe, nahe kommen könnte.

https://theconversation.com/debunking-myths-on-nuclear-power-its-not-for-making-bombs-20013

Um eine praktische Uranbombe herzustellen, werden etwa 60 kg 80% reines 235U benötigt. Es gibt mehrere Methoden, um 235U von 238U zu trennen. Plutonium macht es möglich, mit weniger Material auszukommen und kleinere Bomben zu bauen. In der Ukraine gibt es mehrere Atomkraftwerke und somit sind Spezialisten und Material verfügbar. Es ist denkbar, dass im Laufe der Jahre hier und da kleine Mengen abgezweigt wurden, die ausreichen für mehrere kleinere Sprengköpfe. Die staatliche Nuklearaufsichtsbehörde der Ukraine bestritt im Mai das Vorhandensein von erheblichen Lagerbeständen an Plutonium und angereichertem Uran beim Kernkraftwerk Saporischschja, die zur Herstellung von Atomwaffen im Land im Allgemeinen und im Kernkraftwerk im Besonderen verwendet werden könnten.

Zuvor behauptete der Generaldirektor der IAEO, dass etwa 30 Tonnen Plutonium und 40 Tonnen angereichertes Uran im Kernkraftwerk Zaporozhye gelagert werden.

https://tass.com/world/1457131

Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, sagte, die Inspektoren müssten den Standort besuchen, „um zu verhindern, dass es entweder ein Problem gibt oder wir am Ende herausfinden, dass ein paar hundert Kilogramm atomwaffenfähiges Material verschwunden sind“.

Früher bezog die Ukraine ihren Kernbrennstoff ausschließlich aus Russland von der russischen Firma TVEL. Seit 2008 bezieht das Land auch Kernbrennstoff von Westinghouse aus den USA. Im Jahr 2005 befanden sich 17 Uranlagerstätten auf dem staatlichen Bilanzkonto der Ukraine. In Novokostiantyniv wurde eine Fabrik zur Urananreicherung gebraut. Es gibt auch mehrere Forschungsreaktoren in der Ukraine.

Die Verbindungen zwischen Atomkraft und Atomwaffen waren schon immer sehr eng und werden weitgehend geheim gehalten. Die meisten Regierungen geben sich große Mühe, ihre Verbindungen gut zu verbergen. Die zivile Kernkraftindustrie ist in den 1940er und 1950er Jahren aus dem Atombombenprogramm hervorgegangen. In Großbritannien wurde das zivile Atomkraftprogramm bewusst als Deckmantel für militärische Aktivitäten benutzt.

https://cnduk.org/resources/links-nuclear-power-nuclear-weapons/

AlexBenesch
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