Kommentar
Der chinesische Staatschef Xi Jinping erklärte am Montag, dass im Prinzip die USA für alle großen Probleme Chinas verantwortlich seien und eine unablässige Kampagne der „Eindämmung, Einkreisung und Unterdrückung“ betreiben würden. Er gibt sich selbst die Steilvorlage, um später bei dramatischen militärischen Aktionen darauf aufbauen zu können: Seht her, wir verteidigen uns nur.
In seinen Statements verschweigt er, was die größten US-Medien aktuelle auch unter den Tisch fallen lassen; nämlich dass China überhaupt nur deshalb in der Lage ist, den Status einer Supermacht zu haben, weil der Westen über Jahrzehnte hinweg seine Märkte geöffnet und essentielle Technologien geliefert hat. Alle großen Leistungen Chinas kamen zustande dank der USA. Unter Mao waren die Kommunisten noch unfähig, genügend Reis anzubauen oder Stahlplatten zu produzieren. Mittlerweile diskutieren die NY Times und das WallStreetJournal, ob die USA militärisch überhaupt noch mithalten können in der Region dort. Und was ist, wenn Russland und China gemeinsam gegen die NATO vorgehen? Was eigentlich immer naheliegend war?
Warum wurde so viel westliche Technologie an den Ostblock verkauft? Warum bezog der Westen so viel Ware aus China von unterdrückten Arbeitern, die man selber hätte produzieren können? Wer war wirklich blöd genug zu glauben, der Ostblock würde nett und friedlich werden? Der Forscher Antony Sutton vermutete gar, dass die USA zwei Feinde aufbauen wollten, um diese dann vernichtend zu schlagen wie man einst die Nazis geschlagen hatte. Aber zwei große Feinde aufbauen im Atomzeitalter? Das macht keinen Sinn. Eher schon die These von Professor Carroll Quigley aus dem Kalten Krieg, dass wir es mit einer Art heimlichem Kartell der Supermächte zu tun haben, das die Welt in Angst und Schrecken versetzt. Wenn schon nicht der ganz große direkte Krieg kommt, dann zumindest immer wieder Stellvertreterkriege wie in Korea, Vietnam oder nun in der Ukraine oder bald um Taiwan.
Wenn politische Aktivisten im Westen bisher mit Putin aufs falsche Pferd gesetzt haben, wie werden sie dann reagieren auf Xi Jinpings neue Kriege und eine russisch-chinesische Allianz? Will man sich mit dem Teufe verbünden, in der dünnen Hoffnung, damit die NATO-Regierungen zu schwächen? Will man sich regelrecht mit dem Ostblock verschwören und alles riskieren? ist das nicht, was die NATO-Führung will? Dass die ganz Unzufriedenen auf den Ostblock hereinfallen?
Über das Thema Taiwan hinaus investiert China auch stark in die Ausweitung der regionalen und globalen Reichweite der Streitkräfte. Dazu gehört die Aufrüstung seiner See- und Luftstreitkräfte, um länger auf See und weiter von Chinas Küsten entfernt operieren zu können. Der dritte Flugzeugträger des Landes, die Fujian, soll im nächsten Jahr in Dienst gestellt werden. China hat sein Militär zunehmend dem Russlands angenähert.
Und nun gibt sich die westliche Presse und Politik überrascht. Ein geheimes Pentagon-Kriegsspiel simulierte einen chinesischen Vorstoß, die Kontrolle über das Südchinesische Meer zu übernehmen. Der Luftwaffenoffizier, der damit beauftragt war, erfuhr, dass Chinas gut ausgerüstete Raketenstreitkräfte die US-Stützpunkte und Häfen zerstört hatten, und amerikanische Kampfflugzeuge und Munition innerhalb weniger Tage in schwelende Ruinen verwandelten.
Trotz eines jährlichen US-Verteidigungsbudgets, das auf mehr als 800 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, seien die USA nicht wirklich de Ostblock klar überlegen. Man hätte sich verausgabt in Afghanistan und im Irak gegen primitive Gegner und dabei zuviel Geld verblasen. Diese Ausrede zieht aber nicht, da man auch nach 9/11 immer damit rechnen musste, dass der Ostblock hochrüsten wird. Niemand zwang die USA, Billionen zu verpulvern gegen Islamisten. Die US-Planer hätten mühelos Geld und Ressourcen sparen können für die mögliche Konfrontation gegen den Ostblock. Soll heißen: Amerika gab dem Ostblock bewusst die Möglichkeit, eine riesige Bedrohung spielen zu können. Deswegen wirkt die Gesamtsituation nun viel spannender als sie wirklich ist. Ohne die vielen Hilfen an China wären die Kommunisten keine nennenswerte Bedrohung und Russland ist ohnehin wirtschaftlich viel zu schwach.
Ohne große (scheinbare) Bedrohung durch den Ostblock gibt es kein großes Drama, keinen globalen Einschüchterungseffekt. Die NATO würde erschlaffen. Kleinere Mächte würden selbstbewusster werden und die Führung der Supermächte in Frage stellen.
Es heißt nun: Wenn ein Konflikt mit China Russland das Vertrauen gibt, weitere Maßnahmen in Osteuropa zu ergreifen, müssten die USA und ihre Verbündeten einen Zweifrontenkrieg führen. Die Europäische Union hätte längst ihre Verteidigungsausgaben auf 4% des BIP erhöhen können und somit wäre man Russland pro Jahr (!) um hunderte Milliarden voraus. Europa gab sich betont schwach, damit die Bedrohung durch den Ostblock nun überzeugender wirken kann.
Jedes der hochmodernen Waffensysteme, von denen das Pentagon glaubt, dass sie das Schlachtfeld zu seinen Gunsten beeinflussen werden, wird nicht vor den 2030er Jahren fertig sein, was das Risiko erhöht, dass China versucht sein könnte, zu handeln, bevor die Bemühungen der USA Früchte tragen, heißt es.
Durch den Einsatz von Langstreckenraketen, Antisatellitenwaffen und elektronischer Kriegsführung könnte Peking den Spieß gegen Washington umdrehen, indem es die Stützpunkte und Häfen angreift, auf die sich die USA im Westpazifik verlassen, um Macht zu projizieren, und die Amerikaner möglicherweise von dem Konflikt fernhalten.
Es wird also nicht unbedingt ein apokalyptischer Weltkrieg mit vielen Atomwaffen sein, sondern ein vielschichtiges militärisches Drama, das die Welt in Atem hält; auf Jahre oder Jahrzehnte hinweg.
Um sich auf die Zukunft vorzubereiten, hat das US Marine Corps seine Panzer abgeschafft und erfindet sich neu als Marineinfanterie, die chinesische Schiffe von kleinen Inseln im Westpazifik aus angreifen würde. Bis 2025 soll in Okinawa ein neues Küstenregiment der Marine stationiert werden, das küstennah operiert und mit Schiffsabwehrraketen ausgerüstet wird.
Bei einer Übung im Mai 2021 schleppten die Marines einen 30.000 Pfund schweren Himars-Raketenwerfer über eine unruhige See an die Küste Alaskas, luden ihn in ein C-130-Transportflugzeug und flogen ihn zu einer Basis in der Wildnis. Der Zweck bestand darin, die Art von Taktik zu proben, die die Marines auf Inseln im Westpazifik gegen die chinesische Marine anwenden würden.
Die US-Luftwaffe hat den ersten brandneuen B-21-Bomber eingeführt und strebt die Fähigkeit an, bemannte Kampfflugzeuge mit Drohnenflotten zu kombinieren. Es hat eine neue Hyperschallrakete getestet, die von Kampfflugzeugen abgefeuert wird, und Pläne entwickelt, um seine Flugzeuge auf eine breitere Palette von Basen im Pazifik zu verteilen.
William Burns, Direktor der Central Intelligence Agency, sagte, Xi Jinping habe Chinas Militär angewiesen, bis 2027 bereit zu sein, in Taiwan einzumarschieren. Taiwan ist jedoch nur einer von vielen Schauplätzen, den China bearbeiten kann.
Viele westliche Experten glauben, dass Chinas tatsächliche Militärausgaben die offiziellen Zahlen bei weitem übersteigen. China plant, seine Militärausgaben in diesem Jahr um 7,2 Prozent zu erhöhen, teilte die Regierung am Sonntag mit. Die gesamten offiziellen Militärausgaben werden in diesem Jahr den Gegenwert von etwa 224 Milliarden Dollar erreichen. Laut dem jüngsten Jahresbericht des Pentagon über die Entwicklung der PLA, der im November veröffentlicht wurde, unterhält China 2,2 Millionen Militärangehörige im aktiven Dienst und ist damit eines der größten stehenden Militärs der Welt. In den letzten Jahren wurde viel mehr in fortschrittliche Technologien investiert, die dazu beitragen, Chinas Macht über seine Küsten hinaus zu projizieren, einschließlich seiner Flotten- und Atomwaffenfähigkeiten.
2011 gab es eine Studie der Georgetown University, in der spekuliert wurde, dass China über eine dreistellige Zahl Atomwaffen verfügt, die in einem ausgeklügelten Tunnelnetzwerk von ein paar tausend Kilometern Länge versteckt sind.
Im April 2021 sagte der Kommandeur des U.S. Strategic Command (STRATCOM), Admiral Charles A. Richard, vor dem Kongress aus, dass „China seine strategischen nuklearen Fähigkeiten und Kapazitäten rasch verbessert. . . und [ist] dem Tempo weit voraus, das erforderlich ist, um [seinen] Atomwaffenvorrat bis zum Ende des Jahrzehnts zu verdoppeln.“
An anderer Stelle schrieb er, dass „Chinas Atomwaffenvorrat sich voraussichtlich verdoppeln (wenn nicht verdrei- oder vervierfachen) wird nächsten Jahrzehnt.“ Dies impliziert, dass der chinesische Nuklearvorrat bis 2030 auf bis zu (oder fast) 1.000 Sprengköpfe anwachsen könnte. Offensichtlich könnten sich sowohl die erwartete Größe des Inventars als auch die Zeitpläne für seine Realisierung je nach Tempo der Nuklearinvestitionen Pekings in diesem Jahrzehnt verschieben.
Ein angesehener Analyst, Hans Kristensen, kam bei seinen Versuchen, abzuschätzen, wie eine zunehmend größere chinesische Nuklearstreitmacht aussehen könnte, zu dem Schluss, dass eine solche Erweiterung zumindest eine erhöhte Produktionskapazität, neue Lagereinrichtungen und erhebliche Änderungen der Streitkräftestruktur erfordern würde. Die bisher verfügbaren Beweise deuten darauf hin, dass China in all diesen Punkten bereits erhebliche Fortschritte macht.