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Eurasien-Fantasien sind Beschäftigungstherapie für das rechte Spektrum

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Kommentar

Der deutsche Parteien-Mainstream, also die SPD und Merkelmuttis CDU, waren insbesondere vor 2014 schwer begeistert von der Idee, die EU und die Russische Föderation zunehmend zusammenzuschließen. Damals nahm keiner die fanatischen Eurasier-Zirkel um Alexander Dugin war.

Der Ex-Bundespräsident Köhler forderte im Prinzip genau das, was heute die extremeren rechten Kreise fordern:

„Ganz Europa soll so zusammenwachsen, dass unsere Grenzen uns nicht länger trennen, sondern verbinden. Hans-Dietrich Genschers Vorschlag, einen Raum der Sicherheit, der Freiheit und des Wohlstands von Vancouver bis Wladiwostok zu schaffen, bleibt zukunftsweisend und lässt sich erreichen, wenn die Europäische Union mit Russland und den anderen GUS-Staaten eine Partnerschaft für Gesamteuropa entwickelt, die auf intensivem Dialog, guter Nachbarschaft und weitsichtiger Zusammenarbeit gründet.

Der ehemalige Präsident des Europäischen Rates, Hermann van Rompuy, forderte im Dezember 2012 eine Anbindung der EU an Russland für „Global Governance“:

„Russland und die EU haben viel zu gewinnen durch eine Kooperation. Die Wirtschaft beider Seiten sind eng miteinander verbunden. Wir müssen weitere Fortschritte machen für ein neues Abkommen, um unsere zukünftige Zusammenarbeit auf eine solide rechtliche Basis zu stellen. Die EU und Russland können gemeinsam einen entschiedenen Beitrag leisten für Global Governance.“

Mit dieser Geisteshaltung im Kopf wurden die entscheidenden Weichen gestellt, damit Russland gestohlenes Volksvermögen in der City of London anlegen durfte. Wir kauften mehr Gas und verkauften High-Tech. Moskau betrachtete die Ukraine als Beute von entscheidender Bedeutung: 40 Millionen frische Bürger und die essentielle Rüstungsindustrie, ohne die man keine Zukunft hat.

Ab dem Angriffskrieg gegen die Ukraine reden hohe Politiker (und selbst Angele Merkel) immer noch hoffnungsvoll, dass nach einer Putin-Ära irgendwann wieder eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur mit den Russen möglich sei.

Während die westlichen Regierungen (zögerlich) Rüstungsgüter in die Ukraine entsandten, suchten rechte Kreise nach einer Haltung, einer Position. Man entschied sich dafür, Russland in der Opferrolle zu sehen. Die Forderungen nach eurasischer Integration sei ein rebellischer Plan, die Rettung vor der links-amerikanischen Weltverschwörung.

Ein neuer Verein wurde gegründet, der sich von Russland die „Befreiung“ von amerikanischer Kontrolle erhofft. Also genau dann, während Russland die Ukrainer einfangen will, verspricht man Befreiung durch Russland.

Dabei schreibt Dugin, dass es in seiner Vorstellung nicht so sein wird, dass in Europa Staaten wie Deutschland eigenständig werden.

„Die multipolare Welt betrachtet die Souveränität der existierenden Nationalstaaten nicht als heilige Kuh, weil diese Souveränität auf rein juristischer Grundlage basiert und durch kein ausreichend starkes militärisches und politisches Potential gestützt wird.“

Das Recht des Stärkeren würde automatisch die europäischen Staaten zu unterwürfigen Vasallen machen. Das was die Rechten in Deutschland wollen, nämlich Souveränität, sei keine „heilige Kuh“.

Wirkliche Souveränität könne „einzig und allein ein Block oder eine Koalition von Staaten beanspruchen“.

Auf die Idee, dass die Supermächte an der Spitze heimlich miteinander koordinieren könnten, kommt Dugin nicht.

Die COMPACT packte Sarah Wagenkbecht aufs neue Cover als „beste Kanzlerin“ für eine Querfront-Wählerschaft. Der Kurs hat einen Namen, und zwar „Nationalbolschewismus“. Man nimmt sozialistische Versatzstücke, aber man packt eben auch nationalistische Elemente mit rein, um die Bevölkerung damit zu umgarnen. Der russische Propagandist Alexander Dugin spricht sich seit langer Zeit für diese Linie aus, um Europa zu zerstückeln und letztendlich an Russland anzugliedern. Dem Zielpublikum wird versprochen, mit dem Kurs sei Befreiung und Selbstbestimmung möglich.

„Die Selbstgerechten“, das jüngste Buch von Sahra Wagenknecht, proklamiert eine „Gemeinschaft“, die sich abgrenzt von Migranten, und ein „Wir-Gefühl“ hat. Was sie nicht mag, sind vor allem moderne Mainstream-Linke, die sich im Prinzip an den USA orientieren und dem West-Imperium folgen. Als es ihr noch nützte, polemisierte sie gegen Traditionen und Nationalstaat, und nun nützt es ihr, mit diesen Buzz-Wörter Bauernfängerei zu betreiben.

Es ist im Prinzip so, dass die EU und die USA die Hand haben auf dem aufklärerischen und linken Spektrum. In die gleiche Kerbe zu schlagen, und sich konstant über das rechte Spektrum aufzuregen, bringt Wagenknecht und DIE LINKE längst nichts mehr.

Die AfD stagniert seit Jahren und das weiß die COMPACT nur zu genau. Also: Man nehme sich Alexander Dugins „Nationalbolschewismus“.

Alexander Dugin, dessen Tochter nun bei einem Bombenanschlag starb, inszenierte sich als russischen Vorbeter der neurechten, christlich-orthodoxen Bewegung. Nicht nur optisch erinnert er an Karl Marx; er benutzte immerzu eine schwammige philosophische Sprache, die alle möglichen Hintertüren offen ließ. Er will eine „vierte politische Theorie“ ergründet haben, obwohl er nie mehr geliefert hat als die Haltung: Hauptsache gegen Amerika, solange es natürlich nicht doch irgendwann mal ein Bündnis mit den Amerikanern braucht. Er poltert gegen Modernismus und Linksliberalismus, aber seit dem Krieg gegen die Ukraine singt er plötzlich das Lied, dass es ein Bündnis mit den kommunistischen Chinesen brauche. Es ist im Gespräch, hunderttausende nordkoreanische Soldaten in die Ukraine zu holen.

Russland und China, so heißt es, seien durch „schicksalhafte Bande verknüpft“ und müssten aus purer Notwendigkeit heraus „der westlichen Hegemonie die Stirn bieten.“ Weil die Amerikaner dieses russisch-chinesische Bündnis fürchten, sei es das Richtige.

Eine Analyse des Instituts für strategischen Dialog (ISD) stellte fest, der russische Angriff auf die Ukraine verschiebe viele Ansichten:

„In erstaunlich kurzer Zeit scheint Xi Jinping im QAnon-Verschwörungspantheon von einem Bösewicht zu einem Helden umgestaltet worden zu sein.“

Es werden idiotische Behauptungen verbreitet, Xi arbeite heimlich gegen die kommunistische Partei Chinas und gegen die „globalen Kabale“ zusammen mit den anderen Helden Trump und Putin. Wer sollen diese Kabale sein? Die Windmühlen von Zion? Die „internationalen Banker“ gemäß der Birch Society? Wir sollen uns auf einen Kommunistenführer einlassen, weil der anscheinend einen „Sturm“ vorhat gegen den internationalen Kommunismus. Im Endeffekt halten die Propagandaabteilungen der Russen, der Amerikaner und der Chinesen das Zielpublikum für ausgesprochen beeinflussbar und radikalisiert. Diese Leute würden sich mit dem Teufel verbünden, wenn man ihnen dafür ein paar hohle Versprechungen macht.

AlexBenesch
AlexBenesch
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