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Die Bush-Kriege schufen die frustrierten Veteranen, die dann radikalisiert wurden

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Kommentar

Timothy McVeigh war ein Offizier im US-Militär, der mit seiner ungewöhnlich hohen Disziplin Chancen hatte auf eine große Karriere. Den Traum, zur Spezialeinheit zu gehen, verpasste er knapp, weil er nach seinem Einsatz im Irak-Krieg 1991 (Desert Storm) körperlich und mental ausgelaugt war. Ein Leben lang mit Schützenpanzern zubringen in Kasernen, wollte er auch nicht. Er verließ das Militär, arbeitete in miesen Jobs für wenig Gehalt und driftete immer stärker in die Szene der rechten Verschwörungsaktivisten ab. Schon vorher im Militär las er szenetypische Bücher über die „Neue Weltordnung“ die kurz vor einem Generalangriff gegen die amerikanischen Patrioten stünde. Es sind nun 30 Jahre vergangen ohne dass dieses Szenario eintraf, aber die heutigen frustrierten Veteranen konsumieren sogar noch stärkeren Panik-Porno. Aktuell heißt, es Patrioten würden bald in Corona-Internierungslager gesteckt. Je mehr McVeigh sich auf die Szene eingelassen hatte, umso größer wurden seine Probleme. Ähnlich wie bei uns die Reichsbürgerbewegung gibt es in Amerika stupide Rechtsauffassungen, mit denen Personen vor Gericht immun sein wollen gegen Anklagen. Je mehr Ärger sich McVeigh einhandelte, umso eher sah er nur noch den Ausweg, wie in dem Szene-Roman „Turner Diaries“ mit Terroranschlägen das Land zu destabilisieren, um einen Bürgerkrieg auszulösen.

Aktuell stehen mehrere Veteranen vor Gericht wegen dem Kapitolssturm. Mitglieder der „Proud Boys“ und „Oath Keepers“ haben die schwersten Anklagepunkte hinter sich. Ihnen wurde durch hohe Figuren aus dem Umfeld der Republican Party und dem Militär mindestens suggeriert, dass man die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen 2020, die als fake bezeichnet wurden, kippen könnte.

Das besonders Vertrackte an der Angelegenheit ist, dass die Republicans und hohe Figuren aus Wirtschaft und Militär seit Jahrzehnten ein erhebliches Maß an Kontrolle haben über die Narrative in den gängigen Verschwörungsmedien. Die „John Birch Society“ brachte Millionen-Bestseller unters Volk, die dann die nächsten Generationen an Influencern wie Alex Jones und Konsumenten beeinflussten.

Die Obrigkeit kann also bereits vor einem Krieg planen, wie man auf die unweigerlichen frustrierten Veteranen hinterher reagieren wird. Konsumenten von Verschwörungsmedien haben für gewöhnlich wenig Ahnung, wie Spionage funktioniert und sind dementsprechend auch leichte Beute für das FBI, BATFE oder das DHS.

Der Prozess wegen Verschwörung zum Aufruhr, der jetzt in Washington, D.C. stattfindet, umfasst fünf Angeklagte, die beschuldigt werden, am 6. Januar 2021 versucht zu haben, die Regierung zu stürzen, und vier davon sind Veteranen, darunter Stewart Rhodes, der die Miliz Oath Keepers gegründet hat. Im Dezember ist ein weiterer Prozess wegen Volksverhetzung gegen fünf Mitglieder der Proud Boys-Miliz angesetzt, von denen vier beim Militär dienten. Von 897 Personen, die nach dem Aufstand vom 6. Januar angeklagt wurden, haben laut dem Program on Extremism der George Washington University 118 einen militärischen Hintergrund.

Timothy McVeigh, der 1995 die Bombe in Oklahoma City zündete, tötete 168 Menschen. Dann gab es noch Eric Rudolph, ein Armeeveteran, der bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta Bomben gelegt hatte, sowie zwei Abtreibungskliniken und eine Schwulenbar attackierte. Ein Gründer der Neonazi-Gruppe „Atomwaffen-Division“ war Veteran, während der Gründer der „Base“, einer anderen Neonazi-Gruppe, Geheimdienstmitarbeiter für das US-Militär im Irak und in Afghanistan war. Und der Mann, der ein FBI-Büro in Cincinnati angriff, nachdem Bundesagenten im August das Haus des ehemaligen Präsidenten Donald Trump in Mar-a-Lago durchsucht hatten, war ein Veteran.

Der frühere General Michael Flynn hatte sich als hochkarätiger Förderer von QAnon-artigen Verschwörungstheorien sowie als Wahlleugner herausgestellt.

Die Kriege der Buch-Administration kosteten tausende Milliarden Dollars und stürzten den Irak und Afghanistan ins Chaos. Die Taliban regieren wieder und stahlen amerikanisches Equipment und Aufbau-Geld, während die heimkehrenden US-Soldaten in schlecht bezahlten Jobs arbeiteten und psychische Probleme hatten.

Und genau diese Klientel wird dann bearbeitet mit gängiger Verschwörungspropaganda.

Das FBI hatte bis zu acht Informanten innerhalb der rechtsextremen Gruppe „Proud Boys“, wie aus jüngsten Gerichtsakten hervorgeht. Es wird gestritten, wie viel von den geheimen Ermittlungsergebnissen vor Gericht enthüllt werden darf bzw. muss.

Die folgenden Proud Boys werden wegen Aufstachelung angeklagt: Enrique Tarrio, der ehemalige Anführer der Gruppe; Joseph Biggs; Ethan Nordean; Zachary Rehl; und Dominik Pezzola.

Es gibt auch Enthüllungen, dass das FBI auch eine gut platzierte Quelle im inneren Kreis von Stewart Rhodes hatte, dem Anführer der Oath Keepers-Miliz, einer weiteren rechtsextremen Gruppe, die an dem Angriff auf das Kapitol beteiligt war.

Letzte Woche planten die Anwälte von Mr. Rhodes und vier weiteren Oath Keepers, den Informanten (der ehemals Vizepräsident der Gruppe war) als Zeugen der Verteidigung anzurufen, da sie glaubten, dass seine Aussage ihren Fall stärken würde. Aber am Vorabend seines geplanten Auftritts erlitt Mr. McWhirter einen Herzinfarkt und die Verteidigung setzte andere Zeugen an seine Stelle.

Eine neue Geheimdienstdirektion des FBI wurde nach dem 11. September 2001 geschaffen, um Terrorismus und andere Bedrohungen zu vereiteln.

Frühere Gerichtsakten deuteten darauf hin, dass einige Proud Boys, einschließlich der ehemalige INFOWARS-angestellte Mr. Biggs, dem FBI Informationen über ihre Gegner von der Antifa lieferten.

Medien aus dem rechten Spektrum versuchen meistens, den Informanten und den Behörden die Hauptschuld anzulasten. Agenten gehen oft sehr aggressiv vor und bewegen sich manchmal in einer Grauzone.

AlexBenesch
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