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Der Italian Job: So infiltrierten CIA und KGB Italien

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Italien kannte vor und nach der „Vereinigung“ nur traditionelle Herrschaftsverhältnisse, bis dann der Faschismus durchprobiert wurde unter Benito Mussolini, der mindestens in seiner Frühzeit ein britischer Agent war. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten plötzlich geordnete demokratische Verhältnisse her, ohne dass dafür die Voraussetzungen gegeben waren. Der Faschismus und das Königshaus hatten immer noch viele Anhänger und die Kommunistische Partei Italiens war gigantisch. Dass der sowjetische Geheimdienst versuchen würde, Politiker und Meinungs-Influencer heimlich zu bezahlen, war selbstredend. Dass die Amerikaner sich einmischen, auch.

Das rechtskonservative Spektrum sollte eingebunden werden in das Bollwerk gegen die UdSSR und die Rechtsextremisten gar als als Partisanen-Netzwerk auf Abruf für Notfälle. Der amerikanische National Security Act von 1947, der verdeckte Auslandsoperationen ermöglichte, legalisierte das Bezahlen italienischer Politiker aus dem christdemokratischen Spektrum.

„Wir hatten Geldsäcke, die wir an ausgewählte Politiker geliefert haben, um ihre politischen Ausgaben, ihre Wahlkampfausgaben, für Plakate, für Broschüren zu bestreiten“,

so der CIA-Agent F. Mark Wyatt. Die Mission bestand 1948 darin, den Wahlsieg der italienischen Christdemokraten über die Kommunistische Partei sicherzustellen. Die genauen Kosten der verdeckten Kampagne wurden nie verraten, die Einzelheiten der Operation jedoch schon. Die Christdemokraten gewannen die Wahlen mit einem komfortablen Vorsprung und bildeten eine Regierung, die die Kommunisten ausschloss. Die Praxis der CIA, politischen Einfluss zu kaufen, wurde in den nächsten 24 Jahren bei jeder italienischen Wahl wiederholt, und der politische Einfluss der CIA in Rom dauerte mindestens eine Generation, wie freigegebene Aufzeichnungen zeigen. Wie es danach aussah, ist immer noch geheim.

Insgesamt hatten die USA mindestens 10 bis 20 Millionen US-Dollar in das Land geschleust. Zusätzlich wurden Millionen von Dollar von der mit dem Marshall-Plan verbundenen Economic Cooperation Administration für antikommunistische „Informationsaktivitäten“ ausgegeben. Wyatt meinte:

„Die Kommunistische Partei Italiens wurde finanziert … durch schwarze Geldsäcke direkt aus dem sowjetischen Gelände in Rom; und die italienischen Dienste waren sich dessen bewusst. Als die Wahlen näher rückten, wuchsen die Beträge und die Schätzungen [sind] dass 8 bis 10 Millionen Dollar pro Monat tatsächlich in die Kassen des Kommunismus geflossen sind.“

Der Überläufer Mitrochin lieferte allerhand Akten über die KGB-Aktivitäten in Italien. Die Mitrochin-Kommission war eine italienische parlamentarische Kommission, die 2002 eingesetzt wurde, um angebliche KGB-Verbindungen einiger italienischer Politiker zu untersuchen. Sie wurde vom italienischen Parlament gegründet, dann von Silvio Berlusconis Mitte-Rechts-Koalition geführt. Berlusconi entsprang den Seilschaften um GLADIO und dem Logensystem P2.

Ende 1945 war die kommunistische Partei Italiens auf 1,76 Millionen Mitglieder angewachsen. Man hing in Fabriken Porträts von Stalin auf und warb immer neue Mitläufer an. Der vielleicht bedeutendste Sowjetagent in Italien war wohl Deckname DARIO; er wurde angeworben 1932, gab sich nach außen als Faschist und trat 1937 der Partito Nazionale Fascista bei. Im Außenministerium tätig warb er weitere Quellen dort an und lieferte 40 Jahre lang geheimes Material. Anfang der 60er Jahre traf LEDA, DARIOs Frau ihren Führungsoffizier vom Sowjetgeheimdienst in Rom einmal wöchentlich in Kinos oder an anderen Orten.

Der italienische Kommunistenführer Palmiro Togliatti holte bei den Wahlen 1948 gewaltige 31% der Stimmen. Er war beteiligt an dem Vorstoß des italienischen Autokonzerns FIAT (Agnelli-Familie), Fabriken in der Sowjetunion zu bauen. Das Ergebnis war AwtoWAS und die Automarke Lada. Als Dank für die Vermittlerrolle benannten die Sowjets die Stadt der wichtigen Fabrik an der Wolga nach ihm.

Agnelli ist eine der wichtigsten Figuren im italienischen Wirtschaftsleben der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war ein Symbol des Kapitalismus und wurde von vielen als „der wahre König Italiens“ betrachtet. Agnelli war einer der bekanntesten Italiener außerhalb des Landes, mit engen Beziehungen zum internationalen Finanzwesen und zu Politikern (einige von ihnen wurden enge Freunde, wie zum Beispiel der Bilderberg-Boss Henry Kissinger).

Der KGB infiltrierte mit und ohne Hilfe der italienischen kommunistischen Partei diverse Ministerien. Im Innenministerium stahl DEMID geheime Codes. Ein anderer Agent beschaffte Listen mit Personen, die unter Überwachung standen. Die technische Spionage war recht ergiebig. Der Großteil der Topagenten waren jedoch Journalisten, die gegen hohe Bezahlung die vorgegebenen Talking Points verbreiteten gegen die NATO und für eine Ostbindung.

Im Falle einer Machtergreifung durch Kommunisten stand das GLADIO-Netzwerk bereit, um einen Partisanenkampf zu führen. Anscheinend war dem KGB die Struktur allerdings wohlbekannt und man hatte seinen eigenen Geheimlager für Waffen in Westeuropa. Professor Christopher Andrew, ein Experte für die Geschichte der Geheimdienste, untersuchte dahingehend ein Geheimarchiv. Eine im Archiv enthaltene Karte zeigte drei Standorte mit den Namen Kollo, Fosso und Bor in der Umgebung von Rom. Und eine weitere Notiz enthielt Anweisungen zum Entschärfen einer explosiven Sprengfalle namens Molniya oder Lightning.

Die GLADIO-Struktur wurde anscheinend auch missbraucht für terroristische Zwecke, um kommunistische Politik zurückzudrängen. GLADIO hing zusammen mit der schrägen Freimaurerloge Propaganda Due 2 (P2) in die wiederum Silvio Berlusconi, der Sohn des letzten Königs und die Anführer der italienischen Geheimdienste verwickelt waren. 2008 wurde Giorgia Meloni zur Jugendministerin im Kabinett Berlusconi IV ernannt.

Berlusconi und Putin haben benachbarte Luxusvillen an der Emeraldküste Sardiniens, der russische Ex-KGB-Vorsitzender und Präsident ließ sogar seine Töchter in Berlusconis Villa wohnen. Man kann sich aber bei Putin-Verstehern nie sicher sein, ob sie nicht doch für den amerikanischen oder britischen Geheimdienst arbeiten.

AlexBenesch
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