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Die neue Welle an Maßnahmen gegen Aktivisten baut auf den eingebauten Fehlern im Aktivismus auf

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Kommentar

Der Aktivismus in Deutschland ist auf einem neuen Tiefpunkt angekommen. Querdenken-Gründer Ballweg sitzt in Haft, während andere Aktivisten sich entscheiden müssen, ihn entweder zum heiligen Märtyrer zu stilisieren oder sich von ihm zu distanzieren, bevor dessen kreative Buchführung vielleicht von der Staatsanwaltschaft öffentlich dokumentiert wird. Ohne Sektenmechanismen kann man anscheinend in diesem Land niemanden mobilisieren und deshalb weiß man bei den gefühlt dreitausend identischen Corona-Influencern im Netz nie, wer tatsächlich den Stuss glaubt, den derjenige erzählt. Geht es ausschließlich um Geld und Fame? Oder war das Thema hauptsächlich als Aufhänger übertrieben und benutzt worden, um große Umsturzfantasien zu träumen?

Warum vertrauten Menschen überhaupt einem Software-Unternehmer, diversen Musikanten, Esoterik-Händlern, Ärzten aus fremden Fachbereichen, Lebenskünstlern, Marketing-Geiern und selbsternannten Verschwörungsexperten? Was wissen die schon von Bio Defence und den komplexen Operationen der Supermächte? Warum vertraute man einem Donald Trump und weiten Teilen der Republican Party? Warum traute man einem Wladimir Putin und ignorierte geflissentlich die Coronamaßnahmen in Russland?

War es denn so schwer, sich vorab klarzumachen, dass fürs Einsammeln von Spenden eine gründliche Buchführung verlangt wird; so als führe man ein gewöhnliches Unternehmen? Die Spender bekamen für ihre Spenden Demos, die nichts anderes waren als Werbeveranstaltungen zum Generieren neuer Spenden. Es war die Gelegenheit schlechthin, mit Transparenz zu punkten und Effizienz, um damit die Regierung vorzuführen. Aber nein. Aus groß angekündigten gerichtlichen Klagen ist nichts geworden, es kamen nur ein paar zehntausend Leute zu den Berliner Großdemos. Millionen Euros sind wirkungslos verpufft. Manche riechen schon den nächsten Trend in Form von Gas-Engpässen und gesellschaftlichem Aufruhr. Aber was werden sie dann im Herbst machen, außer Standard-Aktivismus, Spendensammeln und AfD-Forderungen übernehmen nach mehr Russengas?

Das COMPACT-Magazin hat immer noch keine Tränen übrig für die Ukrainer und die Toten der Coronapandemie, die leider auf Corona-Aktivismus gehört hatten, aber dafür umso mehr für sich selbst: Jürgen Elsässer veröffentlichte seine Memoiren in einem Kleinverlag, dessen Name etwas ähnlich klingt wie ein bekannter Großverlag. So flatterte ein sehr aggressives Schreiben in die Redaktion von einer Riesen-Kanzlei, die den Großverlag vertritt wegen einer Markenrechtsstreitigkeit. Seltsam ist das schon. Aber es war immer nur eine Frage der Zeit, bis das Verhalten der COMPACT Konsequenzen hat. Catherine Belton und Harper Collins bekamen eine Barrage an Klagen von Russenoligarchen wegen einem investigativen Buch über das KGB-Netz. Es gab sicherlich keine Soldarisierung seitens Elsässer. Ähnlich war es Jürgen Roth ergangen, der über Ex-Kanzler Schröder und Gazprom schrieb. Russische Dissidenten landen gar im Knast oder im Grab.

Indem Elsässer alle möglichen Provokationen wagte, die den Deutschen überhaupt nichts nützen, sondern eigentlich nur den Russen, triggerte er womöglich die Geheimdienste der NATO-Länder, die alle möglichen Register ziehen können. Von verschiedenen Seiten kann künftig so viel Druck ausgeübt werden auf Elsässer, bis er nach Afrika geht, oder Montenegro oder gleich nach Russland. Es nützte seinen Lesern auch nichts, dass er durch altrechten und neurechten Standard-Content, den man seit Jahrzehnten nachgeschmissen bekommt an allen Ecken und Enden, vorgaukeln wollte, er sei besonders deutsch-patriotisch. Sein ganzes Leben lang wartet er schon vergeblich auf den großen Umbruch und auf den Sieg des Ostens.

In den USA läuft immer noch das TV-Tribunal zum Kapitolssturm. Die gemäßigteren Republican-Wähler hätten wissen müssen, dass das Gerede über eine gestohlene Wahl nur PR war. Die Konsumenten klassischer Verschwörungsmedien hätten wissen müssen, dass die Parteien Republicans und Democrats ein heimliches Kartell bilden und sich nicht wirklich bis aufs Messer bekämpfen. Warum trauten Leute auf das Geschrei eines Immobilien-Hais? Warum trauten alteingesessene Truther plötzlich Giuliani und den Republicans? Warum nennt Alex Jones (INFOWARS) inzwischen Ron DeSantis den „neuen Anführer“?

Gerade in der schwammig definierten „alternativen“ Sphäre stellt sich noch nicht einmal wirklich die Frage nach Spaltungen. Dazu fehlt es nämlich seit jeher an klaren Definitionen und Strukturen und Standards. Genauso könnte man darüber diskutieren, was die Folgen sind, wenn sich ein voller Mülleimer spaltet oder ein Kubikmeter heiße Luft. So wie manche Leute nicht einmal zu zweit oder zu dritt ein IKEA-Regal zusammenschrauben können, ohne sich zu streiten, so sieht es aus mit der Szene. Entweder man ist im Sekten-Modus und läuft blind einem Führer hinterher, oder alles ist völlig zersplittert und verkracht.

AlexBenesch
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