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Russlands Internet wird vom Rest der Welt abgetrennt

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Einer der weltweit größten Anbieter von Internetdatenverkehr teilte am Freitag einigen russischen Firmen mit, dass er ihnen den Zugang abgeschnitten habe. Cogent Communications Holdings Inc. teilte großen russischen Internetdienstanbietern, darunter Rostelecom, mit, dass sie ihren Dienst ab Freitagnachmittag einstellen würden.

„Angesichts der ungerechtfertigten und nicht provozierten Invasion der Ukraine beendet Cogent alle Ihre Dienste mit Wirkung zum 4. März 2022 um 17:00 Uhr GMT“,

sagte das Unternehmen. Cogent schätzt, dass es zeitweise bis zu einem Viertel der Daten durch das globale Internet transportiert. Die Trennung von Verbindungen zu russischen Netzbetreibern könnte datenintensive Videodienste beeinträchtigen. Etwas derartiges ist bislang noch nicht passiert. Folgen weitere Backbone-Konzerne, ist der Zugriff auf internationale Inhalte in Russland wie vor 20 Jahren.

Russische Behörden und große Internetanbieter übten bereits, das Land im Rahmen eines geplanten Experiments vom Internet zu trennen. Der Grund für das Experiment bestand darin, Erkenntnisse zu sammeln und Feedback und Änderungen zu einem im Dezember 2018 im russischen Parlament eingeführten Gesetzesvorschlag zu geben.

Ein erster Gesetzesentwurf sah vor, dass russische Internetanbieter die Unabhängigkeit des russischen Internetraums (Runet) im Falle einer ausländischen Aggression sicherstellen sollten, um das Land vom Rest des Internets zu trennen.

Darüber hinaus müssten russische Telekommunikationsunternehmen „technische Mittel“ installieren, um den gesamten russischen Internetverkehr zu Austauschpunkten umzuleiten, die von Roskomnazor, Russlands Telekommunikationswächter, genehmigt oder verwaltet werden.

Roskomnazor wird den Datenverkehr überprüfen, um verbotene Inhalte zu blockieren und sicherzustellen, dass der Datenverkehr zwischen russischen Benutzern im Land bleibt und nicht über Server im Ausland umgeleitet wird, wo er abgefangen werden könnte.

Auf der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichte Dokumente zeigen, wie Telekommunikationsanbieter mit dem Staat Hand in Hand arbeiten. Die 34 als „Russia Spy Files“ bezeichneten Dokumente beschreiben die Zusammenarbeit der russischen IT-Firma „Peter-Service“ mit dem Inlandsgeheimdienst FSB. „Peter-Service“ behauptet demnach, Zugang zum Großteil der Telefondaten und des Internetverkehrs in Russland zu haben und diene sich dem Geheimdienst förmlich als Partner bei der Überwachung an, so Wikileaks. Die Aktivitäten sollen über die von der strikten Überwachungsgesetzgebung in Russland vorgegebenen Maßnahmen deutlich hinausgehen.

Im Jahr 1995 wurde „SORM-1“ für die Telefonüberwachung eingeführt, in 1999 mit „SORM-2“ auf Internetverkehr ausgedehnt und das heute aktive „SORM-3“ umfasst auch soziale Medien. Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilte Russlands Überwachungsapparat 2015 nach der Klage des russischen Journalisten Roman Sacharow.

In der russischen Verfassung, die traditionsgemäß nur dafür taugt, leichtgläubige und ahnungslose ausländische Bürger über die schockierende Realität hinwegzutäuschen und der Regierung einen legalen Anstrich zu liefern, wird das Recht auf Privatsphäre, insbesondere der Kommunikationen garantiert, es sei denn natürlich ein Gericht stellt einen Durchsuchungsbeschluss aus.

Wie schnell das geht? Es reicht bereits wenn sie an einer Demonstration teilnehmen, in der gegen die Ausweitung der Befugnisse des Sicherheitsapparats protestiert wird. Oder wenn sie irgendwas anderes kritisieren. Oder wenn sie mit einer „verdächtigen“ Person kommuniziert haben.

Ein spezieller Regierungs-Router, nennen wir ihn einfach „KGB-Box“, kann sämtlichen Internetverkehr eines Providers über eine gesonderte, speziell geschützte unterirdische Hochgeschwindigkeitsleitung an den Geheimdienst übertragen. Benutzt der ausspionierte User irgendwelche halbwegs effektiven Verschlüsselungstechnologien, hat er bereits ein Gesetz gebrochen. Der Provider hat keinen Zugriff auf die KGB-Box, er muss nicht bei einer Abhöraktion informiert werden und er darf auch den Durchsuchungsbeschluss nicht sehen. Der oberste russische Gerichtshof verkündete, dass sich die Häufigkeit der „legalen“ Abhöraktionen in den vergangenen fünf Jahren schrittweise auf eine halbe Million p.a. vergrößert hat. Wieviele Wiretaps ohne Richter passieren, kann man nur schätzen.

Sind sie eine Privatfirma und wollen z.B. einen Konkurrenten ausspionieren, schmieren sie einfach einen Beamten wie General Alexander Bulbow mit umgerechnet 50.000 $ pro Opfer.

AlexBenesch
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