Von Alexander Benesch
Link: Schutzwesten im Recentr-SHOP
Was kann so ein Ding wirklich?
Die Westen können je nach ihrer Schutzklasse nicht nur ihre Eingeweide von verschiedenen Geschossen aus Handfeuerwaffen und Gewehren schützen und ihnen 3 Not-OPs und zehn Monate Reha ersparen, sondern je nach Situation auch fliegende Splitter, Explosionswirkungen, Brände und extreme Stoßeinwirkungen durch harte Gegenstände blocken. Was sagen die Wissenschaftler?
Die RAND Corporation bezeichnet die aktuelle Technologie als schwer, aber effektiv. Tom LaTourrette, PhD, leitender Physiker bei RAND, untersuchte 561 Fälle in denen Polizisten erschossen wurden. Mit Weste lag die Sterberate bei 20%, ohne bei 68%. Im Journal des American College of Surgeons ergab eine Studie, dass bei fehlendem Schutz im Durchschnitt doppelt so schwere Verletzungen auftreten, Patienten häufiger und länger auf der Intensivstation sind und doppelt so häufig während der Behandlung versterben. Verletzungen in Brust- und Bauchregionen waren wesentlich seltener mit Schutzwesten. Eine geheime Studie des Pentagons fand heraus, dass 80% der Marine Corps-Soldaten, die im Irak an Wunden am Oberkörper starben, überlebt hätten wenn sie größerformatige Schutzplatten gehabt hätten. Das Marine Corps testete 1995 und 1996 an Tierkadavern, menschlichen Leichen, lebenden Schweinen und ballistischer Gelatine, jeweils mit und ohne Schutzwesten.
Große Handfeuerkaliber wie .357 Magnum oder .44 Magnum penetrierten Westen der Schutzklasse IIA und III, genauso wie Gewehre ab .300 Winchester Magnum. Gegen dermaßen viel Geschossenergie hilft nur eine Platte Level IV.
Wer benutzt alles Schutzwesten?
Ihre freundliche Polizei, Soldaten beim Verbreiten von Demokratie, NGOs und Reporter in Ländern wie Dreckslochistan und natürlich auch (aber seltener) die Bevölkerung.
Was für Typen gibt es?
- Ihr Streifenpolizist oder Politiker trägt manchmal, aber längst nicht immer, eine Unterziehweste. Sie ist recht dünn, damit die normalen Klamotten drüberpassen, dafür halten sie aber auch nur normalen Pistolengeschossen stand.
- Für südamerikanische Drogenbosse und andere sympathische Gestalten gibt es ganze Anzüge, die nach gewöhnlichem Business Suit aussehen, aber überall Schutz bieten
- Ein Soldat oder Polizist eines Sonderkommandos, ein privater Security Contractor ein Prepper aus den Hillbilly-Staaten der USA trägt eine taktische Überziehschutzweste. Diese besteht aus einer Westenhülle mit Einschubfächern für ballistische Einlagen. Manche Hüllen sind nur für Weichballistik ausgelegt, in andere kann man auch zusätzliche Keramikplatten einfügen, um gegen Gewehrkaliber zu schützen. Wieder andere Westenhüllen haben nur Platz für Platten und heißen deshalb schlicht „Plattenträger“ oder „Plate Carrier“. Früher waren solche komplett konfigurierten Westen mindestens 20 Kilogramm schwer, heute dürfen es nicht mehr als 12 sein. Früher waren auch festgenähte Taschen und begrenzte zusätzliche Montagemöglichkeiten für weitere Ausrüstung normal. Heute ist es üblich, seine völlig eigene Konfiguration an Zusatztaschen anzubringen mit Hilfe genormter Schlaufensysteme wie MOLLE
Was kostet der Spaß?
Eine vollkonfigurierte taktische Weste mit brandneuen Einlagen und Platten kostet zwischen 1500 und 3000€. Viele kaufen deshalb gebrauchte Einlagen und neue Westenhüllen und kommen mit 250 bis 400€ davon.
Beschusstests in den USA und Deutschland haben mehrfach gezeigt, dass ordnungsgemäß gelagerte Ballistikeinlagen 25 Jahre und darüberhinaus ihre Schutzwirkung behalten. Behörden tauschen aus versicherungstechnischen Gründen alle 7 bis 10 Jahre die Ballistik aus und verkaufen sie an Großhändler ihres Vertrauens, die sie nochmals überprüfen und dann auf den zivilen Markt bringen.
Westen in den Untiefen des Netzes von Unbekannten zu kaufen, ist ein Glücksspiel das in die Hose gehen kann mit schrottigen, beschädigten Einlagen, die in irgendjemandes Keller herumgegammelt sind. Man findet auch immer noch Gebrauchtwesten mit Zylon, das bereits nach 3 Jahren ab Herstellungsdatum rapide an Schutzwirkung verliert.
Also auf ins Getümmel?
Der Sinn der Weste ist nicht, sich damit unnötig in Gefahr zu begeben, sondern seine Chancen bei einem überlegten Handeln dramatisch zu verbessern. Mit einem zusätzlich Tiefschutz sind alle diejenigen Körperstellen abgedeckt, die ein Angreifer am leichtesten treffen kann und wo gleichzeitig die größten Schäden auftreten würden. Eine Weste ist in wenigen Sekunden angezogen wenn die Haus-Alarmanlage losgeht oder man nachts von dem Geräusch aufwacht, wie ein potentiell bewaffneter Einbrecher die Tür aufbricht oder ein Fenster einschlägt.
Ein gefährlicher Drogensüchtiger oder mangels Nahrungsmittelversorgung Verzweifelter kann im Ernstfall mit ihrer professionellen Ausrüstung, ihrer höheren Konzentration, ihrem besseren Training und ihrem Heimvorteil nicht mithalten. Kriminelle suchen sich leichte Opfer, keine echten Kontrahenten, und sie sind notorisch unzuverlässige überhebliche Gestalten, die schon mal am Tag so viel Drogengeld brauchen, wie eine Weste kostet. Der Versuch, mit Psychopathen zu „kooperieren“ oder sich im Schrank zu verstecken während man auf die Polizei wartet, ist lebensgefährlich. Informieren sie sich als Legalwaffenbesitzer genau über die rechtliche Lage im Bezug auf Selbstschutz und das Verhalten gegenüber der Polizei, hier helfen ihnen diverse Verbände weiter.
Pflegeleicht?
Nicht knicken bei der Lagerung, stattdessen flach lagern. Viele Beamte stopfen am Dienstende ihr Weste feucht und verknüllt in ihren Spind. Vor Regen schützen, immer gründlich trocknen lassen, nicht die Ballistikeinlagen in die Waschmaschine geben oder in Wasser tauchen, keine Stärke, keine Bleiche verwenden. Nicht bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchte im Kofferraum liegen lassen.
Erlaubnis?
In vielen Ländern ist der Besitz von Schutzwesten nur Behörden erlaubt oder nach Anmeldung. Nicht so bei uns. Allerdings könnten auch hier in Zukunft Gesetzesänderungen eintreten. Wenn sie jetzt zuschlagen, verhindern sie, dass sie später vielleicht nicht ohne Weiteres eine kaufen können oder viel zu viel hinblättern müssen.