Alexander Benesch
Das russische Verteidigungsministerium hat eingestanden, was die BILD-Zeitung vermutlich anhand von BND-Informationen am Wochenende berichtet hatte: Kurzstrecken-Atomraketen mit Stealth-Tarnung wurden innerhalb der letzten 12 Monate bis an die Grenze zur Europäischen Union stationiert und haben eine Reichweite bis Berlin.
Die „Iskander M“ ist eine taktische ballistische Boden-Boden-Rakete aus russischer Produktion und gehört zur Klasse der Kurzstreckenraketen (SRBM). Sie repräsentiert den aktuellen technischen Stand und erreicht damit eine deutlich höhere Zielgenauigkeit als ihre Vorgänger. Das System ist auf einem geländegängigen LKW untergebracht und kann dadurch sehr schnell bewegt werden.
Die Iskander-Rakete verfügt über eine ganze Reihe von Systemen zur Überwindung gegnerischer Abwehrmaßnahmen. Als erstes verfügt die Rakete über eine äußerst flache semi-ballistische Flugbahn. Bei der maximalen Einsatzreichweite der Iskander-E (rund 280 Kilometer) beträgt das Apogäum lediglich 50 km. Eine solch flache Flugbahn erschwert die Zielerfassung durch Suchradare.
Während des Zielanfluges führt die Rakete nach dem Zufallsprinzip mehrere abrupte Ausweichmanöver mit einer Belastung von 25 bis 30 g durch. Ebenso werden beim Zielanflug mehrere Täuschkörper ausgestoßen. Auch befindet sich ein etwa 30 Kilogramm schwerer Störsender an Bord, der das Feuerleitradar von Raketenabwehrsystemen stören soll. Zusätzlich ist die Raketenoberfläche mit einer radarabsorbierenden Schutzschicht versehen.
Die BILD berichtet:
Geheime Nato-Satellitenbilder, in die BILD Einblick nehmen konnte, dokumentieren die Stationierung einer „zweistelligen Zahl“ von mobilen SS-26-Rakten sowohl in Kaliningrad als auch entlang der russischen Westgrenze zum Baltikum (Estland, Lettland und Litauen).
Die NATO bastelt unterdessen an dem Europa-Raketenschirm, mit dem Atomraketen beispielsweise aus dem Iran in der Luft abgefangen werden sollen. Die Wirksamkeit des Systems ist umstritten und fertiggestellt werden soll es erst 2020.