Alexander Benesch
Ein realistischer Preis für eine Einheit der digitalen Währung Bitcoin liegt laut Berechnungen bei gerade einmal 4 US-Dollar. Wieso werden Bitcoins dann bei rund 140$ gehandelt? Die Antwort vom schwedischen Gründer der Piratenpartei und von einem führenden Kryptographen lautet: Hype und Kursmanipulationen durch eine Insider-Gruppe.
Die sogenannte „Haifisch-Truppe“ sitzt auf fast allen bisher erzeugten Bitcoins, schließlich konnte man diese vor Jahren noch mühelos generieren. Adi Shamir analysierte die Masse an anonymisierten, bisher stattgefundenen Transaktionen und kam zu interessanten Ergebnissen: Alle großen Transaktionen stammen von einer einzigen Mega-Transaktion ab. Durch weitere Zersplitterung und Verschachtelung sollte womöglich verschleiert werden, dass es sich um Fake-Trading einer einzelnen Person oder einer kleinen Gruppe handelte. Nach hunderten Zwischenkonten wurden die Geldströme wieder zu dem Ursprungsbetrag zusammengefügt. Es ergab sich folgende Besitzstruktur:
Eine einzige Person besaß im Jahr 2012 zwischen 200.000 und 400.000 Bitcoin, eine weitere Person besaß zwischen 100.000 und 200.000, fünf Personen besaßen zwischen 50.000 und 100.000.
97% aller Bitcoin-Besitzer hatten weniger als 10 Transaktionen, während geradeeinmal 75 Besitzer mit 5000 Transaktionen in Verbindung gebracht werden. Man geht von hunderttausenden Pseudo-Konten die eine Kursmanipulation verschleiern können.
Der Piraten-Gründer Falkvinge analysiert auf seiner Webseite seitsame Transaktionen: In Schritt 1 kauft die Haifisch-Truppe eine Menge Bitcoins, der Kurs schießt um 8% nach oben. Diejenigen Trader, die auf ein Fallen gesetzt haben, ziehen sich zurück. Ein Mitglied der Haifisch-Truppe kauft einfach direkt oder getarnt über Strohmann-Konten von einem anderen Insider.
In Schritt zwei senkt die Haifisch-Truppe den Kurs wieder stetig ab und sorgt für Panikverkäufe von gewöhnlichen Tradern. Automatisiert werden alle fünf Sekunden exakt ein Bitcoin verkauft. Der Eindruck entsteht, viele Trader würden aus Panik verkaufen. Dabei verkauft nur ein Mitglied der Haifisch-Truppe an ein anderes. Gewöhnliche Trader fürchten höhere Kurseinbrüche und verkaufen ihre Bitcoins – an die Insider. Ein wenig Absprache und schon wissen die 100 Insider theoretisch, wie der Kurs nächste Woche aussehen wird. Die anderen Bitcoin-User müssen raten und werden abgezockt. Das Muster wiederholt sich:
Würden die Insider ihre Millionen Bitcoins zu schnell auf den Markt werfen und gegen Dollars oder Euros tauschen, fiele der Kurs ins Bodenlose und die Party wäre vorbei. Vor wenigen Monaten gab es bereits einen massiven Kurseinbruch von rund 70% nachdem zuvor der „Wert“ auf über 250$ gestiegen und viele hoffnungsvolle Investoren sich eingekauft hatten. Falls jemand vorher genau wusste, wann der Einbruch geplant war, hätte derjenige traumhafte, aber wohl völlig illegale Gewinne einfahren können.
Weitere solche Kursstürze wurden bereits angekündigt; dies sei halt nun einmal zu erwarten heißt es. Am Ende könnte dies bedeuten, dass gewöhnliche Trader, die bei einem Kurs zwischen 100 und 140$ eingestiegen sind, über Nacht einen Großteil ihres Geldwertes verlieren. Pegelt sich der Kurs danach bei stabilen, realistischen 4$ ein, wird man sich erzählen, dass die frühe Goldgräber-Phase einfach vorbei sei. Die Insider säßen dann auf einem Reichtum, der den gewöhnlichen Investoren abgenommen worden ist. Das ganze teure Rechenequipment, mit dem derzeit noch Bitcoins erzeugt werden, gammelt dann wahrscheinlich irgendwo herum in der Hoffnung, bei einer neuen Hype-Währung zum Einsatz zu kommen.
Ein weiteres Element, das den Kurs verzerrt, ist der Hype. Investor und Medienfigur Max Keiser – bekannt für seine unterhaltenden Schimpf-Tiraden über das Bankensystem – ist einer der größten Beklatscher von Bitcoin. Bevor Silber auf 25$ fiel, verhieß er seinem Publikum noch, der Kurs werde exorbitant steigen und durch Silberkäufe werde man die fiesen Großbanken in die Knie zwingen. Die einzigen die durch diesen Hype verdienten, sind diejenigen die durch besseres Wissen rechtzeitig verkauft haben.
Nun preist er bei jeder sich bietenden Gelegenheit, auf dem weltweit empfangbaren Sender Russia Today (RT) oder in der extrem populären Alex Jones Show, Bitcoin, nennt es den „Geld-Messias“, die „zweite Ankunft von Jesus“ und natürlich das Mittel schlechthin um die fiesen Großbanken in die Knie zu zwingen. Wenn nur mehr Leute ihre Dollars und Euros in Bitcoins tauschen, dann seien Kurse von 100.000 oder einer Million pro Bitcoin möglich.
„Es fühlt sich großartig an, ein Bitcoin-Millionär zu sein!“
Alex Jones forderte ihn live in seiner Sendung mehrfach auf, zuzugeben dass er an dem Bitcoin-Projekt „involviert, beteiligt“ sei und praktisch künstlichen Hype zu seinem eigenen Vorteil erzeugt.
Bitcoin ist keine börsennotierte Firma und produziert nichts. Die meisten Bitcoin-Käufer sind schlicht Spekulanten die in den Hype hineingezogen und dann ausgenommen werden könnten.
Schlimmstenfalls, so der im Internet herumgereichte Verdacht, bezahlen Bitcoin-Insider verschiedene Medienleute mit gebunkerten, vor Jahren billigst erzeugten Bitcoins für eine übertrieben positive Darstellung des Schneeball-Projekts.
Nun zitiert CNBC Max Keiser dahingehend, dass er mit tatsächlich mit Bitcoin-Entwicklern eng kooperiert, um eine neue Wechselstube in London zu errichten:
„Ich bin jetzt der Berater eines Projekts in London mit exzellenten Leuten die, wie ich es ausdrücken würde, zu dem Kern der Bitcoin-Community von Entwicklern und Finanziers gehören und es scheint sehr spannend zu werden.“