spot_img

Die Sicherheit in der Privatrechtsgesellschaft nach Hoppe unter realen Bedingungen (Teil 3)

Datum:

Bild: Die Zerstörung des Leviathans

Von Alexander Benesch

Die Diskussion ist vehement, aber notwendig. Die eine Seite erklärt, ein Minimalstaat könne durchaus neben privaten Sicherheitsfirmen und dem tatkräftigen Bürger für Sicherheit und die Wahrung der Rechte sorgen. Die andere Seite ist überzeugt, jeder noch so geringfügige Minimalstaat öffne die Büchse der Pandora und wird unweigerlich wachsen und zum großen Rechtsbrecher werden. Es handelt sich nicht nur um eine Theoriediskussion, denn von diesen Gedanken ist abhängig, ob sich freiheitlich gesinnte Menschen nun entweder politisch organisieren oder das Feld den Sozialisten und anderen Freiheitsgegnern überlassen. Außerdem ist das Thema Sicherheit überlebensnotwenig und nicht gerade das Spezialgebiet der ganzen Sozial- und Wirtschaftstheoretiker.

Francis Bacon überlieferte die amüsante Geschichte (wahr oder erfunden) von mehreren Akademikern die lange miteinander stritten, wieviele Zähne ein Pferd wohl habe, bevor jemand auf die Idee kam, einfach einem Gaul ins Maul zu schauen und nachzuzählen.

Wenn Wirtschaftstheoretiker wie Rothbard oder Hoppe über das Thema Sicherheit in Gesellschaften sprechen (i.e. Verbrechensbekämpfung, Krieg, Geheimdienste etc.), dabei den wirtschaftstheoretischen Rahmen nie wirklich verlassen, aber meinen, auf dem Papier funktionierende private Sicherheitslösungen innerhalb einer Privatrechtsgesellschaft für Verbrechensbekämpfung und Krieg konstruiert zu haben, dann ist das ungefähr so, als würde der Wirtschaftstheoretiker behaupten, fähig zu sein, nur mit marktwirtschaftlichen Sätzchen auf dem Papier ein funktionierendes Auto konstruieren zu können.

Da wäre die Rede davon wie doch der Wettbewerb der Zulieferer die günstigsten und besten Teile ermöglichen würde, wie effektiver es doch ist wenn die Privatfirma das Auto baut und nicht der Staat usw.

Wenn aber jemand einwenden würde, dass all diese Sätze zwar für sich volkswirtschaftlich korrekt seien, aber deswegen der Volkswirtschaftler trotzdem nicht im Ansatz ein funktionierendes Ingenieursdesign für einen PKW zu Papier gebracht hat, würde der erboste Volkswirtschaftler erwidern, er habe doch prima aufgezeigt, wie ein Auto marktwirtschaftlich zustande käme.

Die vehementen Gegner jedweder noch so geringer Staatlichkeit könnten vielleicht sogar behaupten, dass die Frage danach, wie konkret funktionstauglich das Auto ist, „irrelevant“ sei, denn die marktwirtschaftlichen Sätzchen seien ja absolut wahr, und jedes Herumreiten auf der Frage, ob da jetzt ein fahrendes Auto rauskommt, würde die reine Lehre und die heiligen Prinzipien beschmutzen und zu allerhand Unheil führen.

Peter Boehringer schrieb Folgendes auf einen Artikel von Stefan Blankertz über die Hoppe-Diskussion:

Es wird hier ja offensichtlich langsam regelmäßige Übung, jeden, der es wagt, nicht etwa den totalen, sondern auch nur den Minimalstaat zu propagieren, ausführlich und schon in der Überschrift namentlich (und damit gut googlebar) und kritisch zu analysieren. Nun denn – dann muss eben (obwohl ich in vielen Dingen nicht mit Alex B übereinstimme) im Sinne der Sache auch hier mal wieder richtiggestellt werden:

“Die These, der gegenwärtige Maximalstaat basiere auf »Kriminellen«, die das System »mit schmutzigen Tricks manipulierten«, während ein von diesen kriminellen Manipulierern gereinigtes System als Minimalstaat weiterexistieren könne, halte ich für theoretisch falsch und praktisch desaströs. Die These lässt es so erscheinen, als könne der Staat auch anders, wenn wir nur andere Politiker hätten. Aber warum haben wir nicht andere Politiker? Weil das System des Staates notwendig diese Art Politiker hervorbringt.”

=> Das ist mal wieder das ewige “Argument” von den dummen oder “systemisch-opportunistischen”, “nur individuell-rationalen” Menschen, die nicht über ihren Tellerrand und ihr Portemonnaie hinausschauen – und die sich zu allem und jedem kollektiv korrumpieren lassen. Klingt theoretisch richtig doll. Besteht aber zumindest hierzulande seit Jahrzehnten keinen Praxistest. Keine einzige der wirklich fatalen Entscheidungen (v.a. der finanziellen EUR-Entscheidungen, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Megabedeutung eben auch den ganzen gesellschaftlichen Wahnsinn seit etwa 1990 bedungen haben), wurde seit mindestens 1990 hierzulande direktdemokratisch bestätigt. Und es hätte dazu auch (wäre das Volk gefragt worden) keinerlei Mehrheiten gegeben. Weder bei der Personenfreizügigkeit für fast alle, noch bei Maastricht, noch beim EUR, noch bei der üblen EU-Verfassung, noch bei ESM und anderen EUR-”Rettungen”.

=> Der Stammtisch ist nicht so dumm wie hier elitärerweise immer wieder getan wird. Das ist angesichts der Fakten einfach unbillig. Man kann nicht sagen “das tumbe Volk [oder verschämter: ‚das Staatssystem‘] wählt immer die Falschen, weil … das System sie eben kollektiv korrumpierbar macht”, wenn

a) es bei Wahlen keine echte Wahl gibt (schon mal versucht, eine bürgernahe Partei zu gründen? Die selektiv korrupten Eliten verhindern dies fast immer.)
b) die (nicht oder nur aus Zwang) gewählten Politiker bei den eigenen “Wählern” in wichtigen Fragen regelmäßig keine Mehrheit haben!

=> Wir erleben hierzulande und weltweit seit Jahren SELEKTIVE Korruption der Eliten und ihrer Helfer. Das sind zugegebenermaßen verdammt viele. Einige Zehntausend. Aber es bleibt eine winzige Minderheit. DIESE Korrupten treiben den Wahnsinn zugunsten ihrer Clique voran. Wie viele Belege à la NSA dafür braucht es noch, damit man dies eben NICHT als pöhse VT, sondern als Verschwörungs-REALITÄT erkennt? Allerhöchstens nützen die Eliten das System und die Hilflosigkeit der Bürger aus – es ändert aber nichts an der Ursache in IHRER, SELEKTIVEN Korruption. Und DEREN Ursache wiederum ist das Falschgeldsystem, ohne das der Leviathan längst verhungert wäre! DAS ist die Kausalkette – auch wenn hier immer wieder was anderes behauptet wird. Ohne Falschgeld ist ein Gewaltmonopol nichts wert, denn es mündete sofort in der offenen Diktatur – die dann per Revolution beseitigt werden kann. Die Eliten seit 1913 sind schlauer als die offenen Diktatoren zuvor. Heimlich und über Schmiergeld läuft der Betrug ab – selektiv korrupt. Hartz IV und andere scheinbar “kollektiv korrumpierende” Werkzeuge sind nur Brosamen angesichts der Billionen-Beträge, die sich die selektiv Korrupten über die illegitime Falschgeld-Seigniorage einschieben.

=> Der denkende Minimalstaatler lehnt darum ZUERST das Falschgeldsystem ab. Aber ebenso Parlamente und Parteien. All das gehört rigoros abgeschafft. Es ist eine GANZ ANDERE Frage bzw. Aussage, das Gewaltmonopol AN SICH anzugreifen (wie es hier ja regelmäßig geschieht). Oder auch die (Direkt!)Demokratie, der nie eine Chance gegeben wurde und die darum auch nicht permanent verantwortlich für alles gemacht werden kann!

=> Es ist “theoretisch und praktisch desaströs”, immer und immer wieder mit nicht belegten, in EURopa geradezu faktenwidrigen Behauptungen “Das Volk ist selbst schuld!” diese neue Kollektivschuld-These aufzustellen, die in anderer Form schon vor 80 Jahren falsch war. Das Volk hatte und hat in wichtigen Fragen nichts zu melden. Und seine Meinung wird nicht einmal im Parlament repräsentiert – im hier so oft (zurecht) beklagten pervertierten Staat erst recht nicht. Darum kann das Volk auch nicht schuld sein. Kämpfen wir lieber gemeinsam darum, DASS das Individuum wieder was zu melden hat – das wäre doch mal eine echte libertäre Aufgabe. Der Weg dahin führt (in dieser Reihenfolge) über

a) die Abschaffung der Monopolgeldgesetze und des fractional banking
b) das daraus folgende Aushungern überflüssiger nannyhafter Staats- und NGO-Institutionen
c) die Abschaffung der Parteien
d) die Abschaffung auch der Parlamente
e) [wichtig]: Innehalten, sehen, wie sich dieser direktdemokratisch regierte Minimalstaat mit winzigen Kompetenzen und ohne Falschgeld und ohne Besteuerung jenseits 10% so anfühlt – mithin die 90%ige Privatrechtsgesellschaft!
f) Schauen, ob wirklich jemand DANN noch das Gewaltmonopol des Staates abschaffen und in die 0%-Nichtstaats-Utopie weiterziehen will.

Wir haben erst bei f) ernsthaften intern-libertären Diskussionsbedarf zwischen ACs und Minimalstaatlern. Eigentlich nicht mal dann, denn auch zu f) muss das Volk entscheiden. Es könnte sein, dass die 150%igen ACs dann enttäuscht über ihre Abstimmungsniederlage sein werden. Aber die 10% Freiheitsverlust sollte man verschmerzen können; das macht die ACs [Anarchokapitalisten] dann nicht zur verfolgten und unterdrückten Minderheit… Immer daran denken, wir kommen von 70% Unfreiheit – und 100% Freiheit gab es immer nur in philosophischen Büchern und wäre mE auch mit Kollateralfolgen verbunden, zu deren Vermeidung man lieber einen 10%igen Preis bezahlt. Die Natur kennt den Zustand der totalen Freiheit nicht oder nur für die Allerstärksten / -reichsten.

Auf diesem Meta-Niveau argumentierend kannst Du auch zur Genesis zurückgehen. Gott war da, hatte das Gewaltmonopol und “zweckentfremdete” alles – bis es heute alles schlecht ist. Na und? Klar ist das Gewaltmonopol irgendwie immer da. Zuallererst im Urzustand – dem Dschungel mit dem “Gewaltmonopol” beim Stärksten. Hatten wir doch eben erst ausführlich.

Die Debatte dreht sich aber doch darum, wie man das Gewaltmonopol wenigstens zähmt/einschränkt , wenn man es schon nicht wegbekommt (wie auch?)! M.E. am besten, indem man ihm erst mal die Macht über das Falschgeld nimmt und so den Staat und damit die Macht ganz massiv verschlankt (50-90%ige Teilentmachtung). Über Goldgeld geht es am einfachsten (da hier physikalische Gründe der Vermehrung und damit der massenhaften Enteignung durch Inflationierung entgegenstehen) – aber man kann den freien Geldwettbewerb vielleicht auch anders durchsetzen.

Wenn ihr argumentiert, das geht grundsätzlich und gar nicht, weil die Macht sich jedes Werkzeug (in diesem Fall das mächtige des Geldes) aneignen kann; und wenn ihr AUCH noch (zurecht) sagt “Die Gewalt war vor dem Staat da”): Woher um Gottes Willen kommt dann eure Hoffnung, jemals diese Macht (Staat, Clan, Fürst, Diktator, Parlament, Psychopathen; einer hat sie immer) entmachten zu können?

Alles was ich sage ist, die beste Chance hierfür ist es, offensiv arguementierend gutes, nicht frei vermehrbares Geld durchzusetzen. Aber ja, selbst das kann mit Gewalt monopolisiert werden – siehe Roosevelt 1933 u.v.a. Goldraubzüge der Geschichte. Ohne anhaltenden Freiheits-Kampf der Menschen wird es nicht gehen. Aber ihr habt doch selbst keine Idee, wie ihr (ausgehend von der heute machtmonopolisierten Situation) dieses Monopol ohne Kampf loswerdet. Die Kraft der Reinen Vernunft wird es nicht richten.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]

31 Kommentare

  1. Doppelposts, Trippelposts, sinnlose Anekdoten und Gequassel. Aggression funktioniert nicht mehr, also verwendet man jetzt Zermürbungstaktik. Gut gemacht DerLangi, GUT….gemacht!

  2. Langi – Du hast bestimmt nen ganz kurzen.

    @ Alex – warum tolerierst Du diese anarchistischen Störungen des Langi?? Einfach nicht freischalten. Die Störungen einer interessanten Debatte nerven.

    • Ich diskreditiere weder Herrn Benesch noch Herrn Boehringer oder sonst wen. Deren Ausführungen sind ehrliche, wohl durchdachte Meinungen, Erfahrungswerte; mit Sicherheit nicht ohne her. Ich nehme mir nicht heraus, auf deren Level zu argumentieren, da haben jene schlicht die Kompetenz.

      Aber auf ein paar ‚übersehene Aspekte‘ darf ich wohlschon hinweisen,oder?

      Ich formuliere Kritik und Zustimmung eben auf meine Art. Das sollte einen Libertären (und andere auch) nicht aus der Fassung bringen.

      http://www.youtube.com/watch?v=3TwTpajPGng

  3. @Grindbastard138 und @ApeL1 [warum eigentlich SOLCHE anarchistisch-unmerkbaren Nicks? „Lieschen Müller“ wäre doch anonym genug…]:

    „Abschliessen glaube ich nicht, dass man ihn für das Verhalten von sektiererischen Anhängern à la Molyneux verantwortlich machen kann! “

    „Bei Ihrem Kommentar kommt es mir so vor als würden Sie AC und Molyneux-Anhänger als eine gemeinsame geschlossene “Bewegung” ansehen. Das enstpricht jedoch nicht der Realität.“

    => Nun denn, wenn das so ist – und Molyneux KEIN Guru der Szene ist (sich aber so geriert und immerhin xfach auch zB im hoch-kontemplativen FWF-Forum verlinkt ist) – WER spricht denn dann eigentlich mit welcher Lehre für die ACs? Für oder gegen welche Personen (die meisten eh anonym) und vor allem gegen welche angeblichen AC-Lehren soll man dann argumentieren? Anarchie schon in der Begriffswelt macht alles mühsam – das habe ich schon in diesem http://www.freiwilligfrei.info/archives/4679 mühsamen Faden mehrfach feststellen müssen.

    => Halten wir fest: Stefan Blankertz erklärt sich -obwohl Privatstaatler- explizit nur eingeschränkt zum Hoppe-Anhänger. Und Molineux ist mit seinen totalitären Erziehungsforderungen nun auch nicht repräsentativ für die AC-Szene, obwohl er dort ständig als Guru hochstilisiert wird und sich wie Hoppe eindeutig auch dafür hält. Hoppe selbst übrigens hat eben erst wieder in einem Video erklärt, dass der Begriff „Anarchie“ für ihn deckungsgleich ist zur „Privatrechtsgesellschaft“ – dass er aber ersteren Begriff aus taktischen Gründen nicht gerne benutze.

    => Ich schlage dringend der AC-Szene vor, im Interesse der hochreinen erkenntnistheoretischen Debatte und der reinen (Begriffs)Logik und reinen Vernunft (was alles dort extrem hoch gehalten wird) – die Hauptvertreter jenseits des wohl akzeptierten Rothbard und die unumstößlichen Inhalte der AC-Lehre einmal eineindeutig und vollständig vorzulegen (bitte unter 10 Seiten, danke). Dann kann man sich damit besser auseinandersetzen. Ich will nicht ständig in der Diskussion hören „Das war aber eine andere Schule der AC“. Bei einer 0,01%-Bewegung sollte die Zersplitterung irgendwo mal eine Grenze finden…

  4. @Alex – nochmals: wirf den langen Troll raus, der NICHTS zum Thema beiträgt und nur den relevanten Faden stört, dh stören und die Diskutanten diskreditieren WILL. Danke! Solche BS-Postings gehören ohne Debatte gelöscht bzw. gar nicht erst freigeschaltet. Egal, ob es gegen Juden, Christen, Pädophile oder Heilige geht. BS und Blog-Irrelevantes bleibt irrelevanter BS.

  5. @alex und troll-experte

    was war an der anekdote so ‚recentr-incorrect‘, auf dass sie kassiert wurde… war eindeutig contra aipac und pro billiglöhner…

    naja, bisschen überspannt einige hier, oder?

    • PS: Billiglöhner

      erst kürzlich ist hier ein DHL-(ist super)-Artikel geposted worden.

      Ich war bei Hermes/DHL/Amazon und weis, wie es dort zugeht.
      Ja, Alex, deine Kunden sind zufrieden. Aber deine Kampfpreise haben ihren Preis! Und der wird an anderen Fronten gezahlt!

      Und genau so, wie die ‚Großen‘ ihr Geschäft auf dem Rücken der Kleinen machen, wird es in dem kassierten Witz kolportiert.

      Nix mehr und nix weniger…

  6. @Alex, nutze bitte Deine Modrechte und wirf die bewusst störenden, ablenkende Trolle hier raus zugunsten derer, die das durchaus relevante Artikelthema hier diskutieren wollen. Danke.

    • Das glaube ich nicht; denn die Demontage der US-Verfassung und das Unwissen über Sicherheit gehen da tiefer als ich dachte.

      • Warum Minimalstaat? Warum 10%? Wer Politische Ponerologie gelesen hat weiss das es in jeder Bevölkerung 4-6% Psychopaten und 15%Mitläufer. Man braucht etwas um diese Menschen in Schach zu halten. Wenn sich diese Elemente des Minimalstaates bedienen wollen hat er zu wenig Macht, und wenn man diese auszubauen versucht fällt das auf und die normalen Menschen können sich wehren.

  7. „Francis Bacon überlieferte die amüsante Geschichte (wahr oder erfunden) von mehreren Akademikern die lange miteinander stritten, wieviele Zähne ein Pferd wohl habe, bevor jemand auf die Idee kam, einfach einem Gaul ins Maul zu schauen und nachzuzählen.“

    Genau das habe ich jetzt mal zu dem Thema „Hoppe und Politik“ versucht. Und siehe da, Hoppe äußert sich recht positiv zum Ron Paul Movement: http://www.youtube.com/watch?v=rDqLrZ1L_dY

    Des Weiteren entnehme ich jetzt dem Rückendeckel von Das Kapitalismus Komplott: „Furios. Janich sagt seinen Lesern: ´Wacht auf, ihr Lämmer! Dies hier – ich führe sie euch vor – ist die Machtelite, die euch auf die Schlachtbank führen will.´ Das Buch ist ein unverzichtbarer Beitrag zur glorreichen intellektuellen Tradition libertärer Klassenanalyse.“

    Und das obwohl Oliver Janich in diesem Buch noch ganz klar den Minimalstaat vertritt. Darüber hinaus hat er (Hoppe) sich so weit ich weiß auch schon positiv zur PDV geäußert, ich habe allerdings dafür keine Quelle.

    Des Weiteren scheint sich Hoppe auch im Gegensatz zu seinen Anhängern, den aktuellen Verstrickungen von Big Government und Big Business durchaus bewusst zu sein, wie man diesem ef Artikel entnehmen kann: http://ef-magazin.de/2013/06/21/4300-mises-juenger-sind-keine-miesepeter-200-staatsfeinde-in-anzug-und-krawatte

    Ich denke der Verweis auf diese einfachen Tatsachen, könnte politisch Libertären (wozu ich mich auch selbst zähle) in Diskussion eine Menge Arbeit ersparen.

    Inhaltlich bin ich auch selbst bei Hoppe nicht mit allem einverstanden, aber meiner Meinung nach hat er mit seiner Feststellung zur territorialen Größe eines Staates einen wichtigen Gedanken aufgeworfen. Hoppes These, dass territorial stark begrenzte Staaten freiheitlicher organisiert sein müssen, da ihnen sonst die Leute weglaufen, halte ich für recht realistisch da sie doch grob der kantonalen und kommunalen Selbstverwaltung der Schweiz entspricht.

    Abschliessen glaube ich nicht, dass man ihn für das Verhalten von sektiererischen Anhängern à la Molyneux verantwortlich machen kann! Nach allem was ich bisher über solche Leute weiß, würden sie sich eben ein anderes Betätigungsfeld suchen, wenn Hoppe nicht gerade verfügbar wäre.

    • Hoppe nennt die US-Verfassung einen Fehler, der beseitigt gehört. Auch der Wandel vom mittelalterlicher Monarchie zum modernen Republik-Staat sei ein schwerer Fehler gewesen. Das geht noch tiefer. Teil 4 über Hoppe kommt heute Abend.

  8. Ich bin der Ansicht dass Hoppe, Blankertz und Co. ein Theoretisches Fundament beschreiben, welches in seiner Theorie-Form rein und geschlossen ist, und auch als solches behandelt werden sollte.

    Dass die Praxis von der Theorie abweicht können wir in allen Wissenschaftsbereichen beobachten, in der Ausnahmen die Regel sind.

    Ich denke die Sichtweise auf deren Schriften sollte eben die der Theoretischen Natur sein. Wer beim Lesen die praktische Umsetzung (inkl. menschlicher Komponente als Schlüsselelement) nicht berücksichtigt, schnallt sich die ideologischen Handschellen „freiwillig“ um.

    Daher finde ich, die Herren Hoppe, Blankertz und Co. sollten weiter bei ihren theoretischen Konstrukten bleiben, und die Leser dieser Konstrukte ebendiese mit ihrem praktischen Wissen, der Kenntnis über die Menschen und der Welt abgleichen und eben als wichtiges Wissen in betracht ziehen.

    Ich meine so macht man es doch auch mit anderen Themen oder nicht!? Wen in der Medizin eine bestimmte Lebensweise als Krebsfördernd propagiert wird, beispielweise Acrylamid in erhitzten Fetten, würde doch niemand auf die Idee kommen nie wieder die Bratpfanne zu schwingen weil es praktisch gegen viele Bedürfnisse der Ernährung konträr ist.

    Ich meine auch zu denken, dass der Markt wir alle sind und nach und nach die „praktischste“ Lösung findet. Diese wird mit sicherheit nicht immer die Lösung sein, welche von den Anarchokapitalisten als solche propagiert wird.

    Würden die Theorien stimmen, hätten sich die Feudalherrschaften nicht in Staatengebilde sondern Staatenlose Privatkommunen mit den beschriebenen Abläufen entwickelt. Den Staat dabei als Übergangskonstrukt zu beschreiben ist somit auch paradox zur beschrienen Marktdynamik. Würde automatisch die beste Lösung herauskristallisiert werden, dürfte es das als Übergangslösung deklarierte ja gar nicht geben. Es müsste ja sogleich die als perfekt deklarierte Lösung eintreten, welches ja eben nicht der Fall war.

  9. @Valthiel, @all
    „Der Grund warum die anarchokapitalistische Sicht für viele so interessant ist: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es die Konsequenz ist. Es liegt ja in der Natur der Sache, dass man als philosophisch interessierter Mensch versucht die “absolute Wahrheit” zu finden und ein perfektes, in sich zu 100 % geschlossenes Weltbild zu schaffen; wirklich erreichen kann man dieses Ziel nach allem was wir wissen aber nicht, und das ist natürlich frustrierend.“

    => Absolute Konsequenz; wohl wahr. Eben schrieb mir ein Anarcho-Capitalist (AC) ohne jede Ironie und in vollem Ernst:
    „Für uns gibt in Bezug auf Moral nur 0 oder 1, schwarz oder weiß. Entweder ist eine Handlung zu rechtfertigen oder nicht. Uns geht es vorrangig um eben diese Begründungen, die logisch widerspruchsfrei sein müssen.“

    Soweit ich die Philo-sophie studiert habe (autodidaktisch, ohne Magister…), ist festzustellen, dass die „Liebe zur Weisheit“ KEINESWEGS (!) immer die „absolute Wahrheit“ finden will oder auch nur an deren Existenz glaubt! Die mE klügsten Philosophen waren durchaus geerdete Persönlichkeiten, die die realen, irdischen Restriktionen und die aus der menschlichen Natur herrührenden Widersprüche, Egoismen, logischen Inkonsistenzen , die Inkonsequenzen/Relativismen, manchmal sogar den menschlichen Drang zur UNfreiheit/zum Geführtwerden – und damit die Welt, wie sie eben ist – einfach AKZEPTIERT haben.

    => Zwar BEHAUPTEN die ACs von sich, sie wollten nur absolute Wahrheit und „absolute Erkenntnisse“ gewinnen. Und ansonsten in Ruhe gelassen werden bzw. ihr Recht auf Sezession haben. Aber wenn man sich die Vehemenz und absolute Überzeugungstäterschaft dieser Szene so ansieht, dann muss man an diesem „Minimalziel“ ein wenig zweifeln. Hier sprechen Leute, die überzeugen wollen – und zwar nicht nur sich selbst, sondern eine Mehrheit. DAS kann zwar NIE gelingen (nicht einmal 5% der Leute wären überhaupt bereit, sich die Thesen ernsthaft anzuhören, geschweige denn sie zu akzeptieren) – aber man versucht es. Und einer der AC-Gurus (Molyneux) erklärt diese externe, massenhafte Überzeugungsarbeit denn auch ganz explizit zur „gesellschaftlichen Erziehungsaufgabe“ (zur gewaltlosen, TOTAL freien und privatrechtlich voluntaristischen Gesellschaft mit entsprechend passenden Menschen).

    => Das Wort Umerziehung vermeidet er dabei. Aber es schwingt ständig drohend mit. Einfach mal seine Videos anhören. Molyneux selbst spricht zwar von einer „Langzeitaufgabe“ – aber letztlich ist jede Pflicht-Erziehung der Massen zu einem vorgegebenen Ziel (noch dazu dem unrealistischen des totalen Pazifismus und totalen Individualismus) ein KOLLEKTIVISTISCHER, TOTALITÄRER Akt – also just das GEGENTEIL dessen, was man angeblich vertritt. Man KANN 7Mrd Menschen nicht „voluntaristisch“ mit der Kraft der Reinen Vernunft auf EIN gemeinsames Ziel einschwören. Dafür ist der Mensch viel zu egoistisch – schon aus reinem Überlebenstrieb heraus. Archaisch und vielleicht (?) unvernünftig – aber doch real.

    Ephraim Kishon packte diese Haltung mal in folgendes Bonmot:
    „Ich verehre Menschen, die eine ideale Gesellschaftsordnung suchen, und fürchte diejenigen, die sie gefunden haben.“

    Adam Smith (kommend aus der Moralphilosophie) und auch fast alle Schreiber der Österr. Schule gingen dagegen vom REALEN, unveränderten Menschen aus. Der AC ist beim Thema „Umerziehung des (aller!) Menschen“ gefährlich nah an sozialistischen Methoden von Rousseau bis Stalin – auch wenn er das natürlich bestreiten würde. Baader dazu:

    „Was am Kapitalismus ‚kalt‘ und ‚unmenschlich‘ sein soll, das ist die Tatsache, daß sie den Menschen keine Illusionen vorgaukelt von einem irdischen Paradies der Edlen, der ‚solidarischen‘ und ‚neuen‘ Menschen, sondern daß er sie so akzeptiert wie sie sind: Egoistisch und
    hilfsbereit, verschlagen und offen, dumm und gescheit, faul und fleißig, nüchtern und verträumt. Was am Sozialismus ‚menschlich‘ sein soll, das ist in Wirklichkeit nur die Illusion, der Irrtum und der Wahn.“

    => Bitte beachten: Ich sage NICHT (!), dass die ACs irgendwie sozialistisch oder kollektivistisch sind. Das wäre lächerlich. Aber der Mensch, den sie zur Umsetzung ihrer Lehren bräuchten, ist nun einmal nicht der natürlich-existente, plurale mit all seinen Schwächen. Mithin ist Umerziehung (auch getarnt als „rationaler AC-Diskurs“, der aber niemals die für die Privatrechtsgesellschaft erforderlichen 7 Mrd Menschen überzeugen wird) zum anarchistisch-toleranten Einheitsmenschen ein inhärenter Bestandteil der Lehre von Molineux! Wir sprechen von Makroklempnerei und Gottspielerei – hoch gefährlich in dem Moment, in dem die AC-Philosophen raus aus ihrer erkenntnistheoretisierenden Ecke in die Realität treten.

    • Hoppe und Blankertz argumentieren, ein Staat, und sei dieser noch so minimal, könne nicht unter Kontrolle gehalten werden. Nichtsdestotrotz empfiehlt man ultra-riesige Sicherheitskonzerne mit stehenden Heeren, die irgendwie magisch wegen Absenz des Staates NICHT zwangsläufig außer Kontrolle geraten würden. Der Konzern dürfe ja niemanden willkürlich zwingen, heißt es, weil er keine staatliche Legitimität dazu hat. Real kann ein solcher internationaler Mega-Leviathan natürlich durchaus anfangen, das Recht zu brechen.

      Hier, so Hoppe und Blankertz und Co., würde der Konzern aber den Boden der idealistischen Privatrechtsgesellschaft verlassen, also sei die reine Lehre weiterhin unbefleckt. Das erinnert mich an religiöse Argumentationen die in ihrem Absolutheitsanspruch nur schwarz und weiß kennen. Jeder noch so kleine Verstoß müsse bestraft werden, weil ansonsten die Büchse der Pandora geöffnet werden würde. Deutet jemand auf die harsche Realität der religiösen Führer und ihrer Verfehlung der eigenen Ansprüche, heißt es auch, die Lehre an sich sei ja rein und perfekt.

      Nicht nur Regierungsbeamte haben den Moral Hazard, Krisen heimlich zu schüren und verdeckte Anschläge zu begehen um die Nachfrage nach mehr Staat zu generieren! Auch die privaten Sicherheitsunternehmen, insbesondere die von Hoppe herbeigewünschten Leviathane, haben den Moral Hazard, Chaos zu schüren um die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen zu erhöhen. Da gibt es schnell geheime Partnerschaften zwischen dem privaten Sicherheitsdienstleister und terroristischen Gruppen. Und die Sicherheitsgiganten würden sich genauso aufblähen wie es immer heißt, dass sich die Staaten aufblähen und in nullkommanichts beherrscht der neue Quasi-Staat die Menschen.

      • Also angeblich Monopolbildung unter Sicherheitsanbietern.

        Aus welchem Grund soll es dazu kommen, wenn ich fragen darf?

        Und was wäre selbst dann der Nachteil zum Staat? Was gäbe es zu verlieren?

      • Warum Konzentration von Sicherheitsanbietern? Nun, darum eben, weswegen IMMER geballte Macht entsteht. Weil sie es KANN. Und weil (wie jeder Psychologe weiß) der Machttrieb der Menschen neben dem Sexualtrieb der Mächtigste schlechthin ist. Unausrottbar ebenso wie zB die ethnische Zugehörigkeit zu einem natürlichen Kollektiv (deren Existenz die ACs ignorieren). Und Kollektive sind eben immer Machtansammlungen. Nicht vorwerfbar. Die Natur hat solche kleinen Schicksalsgemeinschaften von der Familie über den Stamm bis hin zu kleinen Staaten als Schutzgemeinschaften entworfen und das hat sich darwinistisch bewährt.

        => Leider nicht nur als Schutzgemeinschaft, sondern im Bösen auch als Aggressionsgemeinschaft. Übrigens sind gar STAATEN ursprünglich in allen (Vor)Kulturen als Schutz von stammesübergreifenden Gemeinschaften gegen solche externen bösartigen Clans entstanden. Auch das übersehen ACs immer. Staaten sind bei ihnen irgendwie das vom Himmel gefallene Böse – ohne Analyse deren ganz anderer und durchaus rational-positiver Entstehungsgeschichte als Schutzgemeinschaft. Jedenfalls bei MINIMALstaaten mit den beiden einzigen natürlichen Aufgaben der Verteidigung nach außen und (später dann) der Durchsetzung des Rechts nach innen.

        => Sowohl („gute“) Schutzgemeinschaften als auch („böse“) Mafia- oder Hunnen-Clans sind …. nun eben … „Machtkonzentrationen von Sicherheitsanbietern“. Keine Monopole zwar (das sagte Alex auch gar nicht) – wohl aber mit der Zeit Oligopole. Wer etwas anderes als deren Überlegenheit ggü. der anarchistisch-amateurhaften Individualverteidigung behauptet, der schreibt ohne es zu erkennen 5000 Jahre Militärgeschichte um, denn die erfolgreichsten Armeen waren natürlich fast immer die größten, „monopolisiertesten“. David siegte nur verdammt selten gegen Goliath. Schon zu biblischen Zeiten gab es neben dieser einen Ausnahme eigentlich nur Beispiele für oligopolisierte, überlegene, siegreiche „alliierte“ Koalitions-Horden. Von Massada bis zu den Alliierten im 2. WK.

      • Das ist einfach Quatsch. Ich halte mich an die gängigen Staatsentstehungstheorien und systematischen Beschreibungen a la Oppenheimer und Martin van Creveld, wenn es recht ist.
        Und danach sind Gesellschaften viel zu verschieden, um sie über einen Kamm zu scheren. Auf allen Kontinenten waren neben Kriegsmächten (die natürlich den sofortigen Einzug in die Geschichtsbücher erfahren) auch segmentäre Gruppen verbreitet (natürlich für Historiker und Aufzeichner unspektakulär), die keine ausgeprägte Machtkonzentration erfahren haben.
        Genau genommen ist die Monopolisierung der Gewalt in dieser Form erst 200-300 Jahre alt. Der moderne Staat ist in Europa entstanden und hat sich von dort über die ganze Welt ausgedehnt. Also eine evolutionär völlig plötzliche Entwicklung, die ebenso schnell vorüber gehen kann. Nämlich dann, wenn Gruppen gelernt haben, ihr Territoruim vor staatlichen Angriffen zu verteidigen, auch weil sie es können und weil moderne Staaten in ähnlicherweise zerfallen wie der Warschauer Pakt. Es spricht angesichts der wirtschaftlichen Systematik überhaupt nichts dafür, dass die EU oder die USA usw. auf Dauer ihren Einfluss behalten können.

    • „Hier sprechen Leute, die überzeugen wollen – und zwar nicht nur sich selbst, sondern eine Mehrheit. DAS kann zwar NIE gelingen (nicht einmal 5% der Leute wären überhaupt bereit, sich die Thesen ernsthaft anzuhören, geschweige denn sie zu akzeptieren) – aber man versucht es.“

      -> Genau diese Behauptung / These trifft jedoch exakt auch auf alle politischen Parteien zu, die nämlich innerhalb des staatlichen Konstruktes an die Leute herantreten und diese von ihren politischen Ansichten überzeugen wollen.
      Natürlich wollen Voluntaristen andere Menschen von ihren Theorien erreichen, mithin überzeugen. Das gleiche gilt aber auch für Sozialisten, Liberale und Minimalstaatler.
      Der unterschied zwischen Voluntaristen und Etatisten besteht darin, dass den politischen Weg zur Veränderung der Gesellschaft nicht als zielführend betrachten und daher ablehnen.

      -> Wenn nun Sie nun behauptet, dass dieser „non-politische“ Ansatz niemals gelingen kann, so kann man sicherlich die berechtigte Frage stellen, warum dann gerade im Gegenzug der politische Weg gelingen sollte?

      Die Aussage „…kann zwar NIE gelingen (nicht einmal 5% der Leute wären überhaupt bereit, sich die Thesen ernsthaft anzuhören, geschweige denn sie zu akzeptieren) – aber man versucht es.“ kann man deshalb genauso den Verfechtern eines Minimalstaates vorwerfen und fragen, warum es sich beim Minimalstaat anders verhalten würde…

      Ps.:
      Bei Ihrem Kommentar kommt es mir so vor als würden Sie AC und Molyneux-Anhänger als eine gemeinsame geschlossene „Bewegung“ ansehen. Das enstpricht jedoch nicht der Realität und deshalb kann man ac und Molyneux-Anhänger auch nicht über einen gemeinsammen „Kamm“ scheren.

    • @ Peter Boehringer:

      Zum Thema Wahrheit: (hier wirds vielleicht ein bischen off-topic)
      Ich glaube schon, dass JEDER Philosoph die absolute Wahrheit finden WILL, sie unterscheiden sich nur in ihrer Erwartung ob das auch geht. Eine bessere Definition wäre vielleicht, dass ein Philosoph so viel wissen und begreifen will wie eben möglich.
      Ich halte es da auch eher mit Sokrates „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Ich seh das aber nicht als Aufgabe zu versuchen überhaupt irgend etwas zu begreifen, sondern eher als eine Warnung nichts kategorisch auszuschließen. Gerade weil ich aber nichts mit absoluter Gewissheit weiß, kann ich auch nicht ausschließen irgendwann doch alles zu wissen, so unwahrscheinlich das auch sein mag. Ironischweise können wir eben nie sicher wissen ob die Realität als ganzes begreifbar ist oder nicht, ohne sie zu begreifen. Somit ist doch das Ziel jedes Philosophen zwangsläufig die absolute Wahrheit, unabhängig davon ob deren Erlangung auch möglich ist.

      Zum Thema Umerziehung:
      Wie von aPeLl schon erwähnt, trifft das doch im Grunde auf alle Menschen zu. Und das liegt ja auch wieder in der Natur der Sache, weil ein ACler nur dann in der Lage ist in Ruhe gelassen zu werden, wenn er von genügend Gleichgesinnten unterstützt wird. Daran ist ja auch nichts verwerflich, problematisch wird das erst wenn die Umerziehung mit Gewalt erfolgt. Das ist allerdings ein moralisches Dilemma, auch für Minimalstaatler oder z.B. nicht-Muslime in Deutschland: Wir schätzen unsere Meinungsfreiheit, gleichzeitig aber steigt die Rate an radikalen Islamisten die die Meinungsfreiheit einschränken und die Sharia durchsetzen wollen. Nach unserer freiheitlichen Auffassung dürfen die denken und fordern was sie wollen (so lange sie nichts illegales TUN), aber gleichzeitig liegt darin die Gefahr unseres Untergangs, denn wenn sie ihre Gedanken ungehindert verbreiten können, sind sie irgendwann vielleicht genug um ihre Interessen doch mit Gewalt durchzusetzen. (Nur als Beispiel, ich will da jetzt nicht über die Wahrscheinlichkeit speziell dieses Szenarios diskutieren). Selbst Alex hat in seinem Artikel ja erwähnt, dass die offene Forderung von Kommunismus verboten sein sollte. Das wäre aber auch „Umerziehung mit Gewalt“. Und genau diese Inkonsequenz ist für „Perfektionisten“ halt ein Problem. Ich tu mir da eben auch schwer, ab wann darf man die Meinungsfreiheit nun mit welchen Mitteln einschränken? Das ist leider alles sehr subjektiv.
      Aber ich seh natürlich die (möglichen) Fehler des AC auch, es wäre konsequent, aber wenns unterm Strich mehr Probleme macht als es löst, dann wärs mir die Konsequenz auch nicht wert. Das sind dann wieder persönliche Prioritäten, ist es einem ein komfortables Leben mit der ständigen „Schere im Kopf“ lieber, oder ein potenziell sehr unbequemes Leben mit „reinem Gewissen“.

    • Laut http://de.wiktionary.org/wiki/totalitär ist liberal das Gegenwort zu totalitär. Was das Verbreiten und Erklären von Rationalität anbetrifft geht es um etwas Grundlegendes bzw. Radikales. Wenn es um die Freiheit in den Köpfen der Menschen geht, ist es ja gerade wichtig Umerziehung bzw. Manipulation zu erkennen, um dann nach seinen eigenen, frei gewählten und hoffentlich möglichst rationalen Prioritäten leben zu können. Dass wir eine anarcho-kapitalistische Gesellschaft heute und in naher Zukunft nicht erleben werden, sollte Konsens sein. Es ist völlig richtig dass ohne ausreichend viele gleichgesinnte Menschen, eine derartige Gesellschaft eher unwahrscheinlich ist. Beim Umgang mit den vielen grundlegenden Widersprüchen im Denken der Menschen ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, denn der Umgang mit Irrationalität ist beinahe unmöglich. Denn selbst wenn Anarcho-Kapitalisten grundlegend für die Gesellschaft eine rationale Basis entwerfen, sind sie bzw. wir uns darüber im klaren wie wichtig es ist, zu wissen wenn man etwas nicht weiß! Ein empirisch rationales Weltbild dient heute vor allem als Inspiration dazu, mit den eigenen Initiativen in die friedlichste und möglichst erfolgreichste Richtung zu gehen.

      Wie gerne würde ich es sehen, wenn „unsere Gesellschaft“ sagt: Wir fangen jetzt erst mal mit der Liberalisierung der Bildung an, damit sich die zukünftigen Generationen möglichst flexibel auf die kommenden Herausforderungen vorbereiten können. Das ist nach allem Wissen meine persönliche Priorität, gerade auch wegen meiner eigenen Erfahrungen im Schulsystem.

  10. Ein Goldverbot wird niemanden schrecken — so wenig wie die Prohibition den Alkohol ausmerzerzen konnte — im Gegenteil. Nichts ist so robust wie Metalle, die einer Supernova und einem Meteoriteneinschlag entspringen, zuvor aus der Erde gesprengt und gegraben wurden, raffiniert und in Form gegossen. LoTek eben! — Danke Alex!!

  11. Diese Argumentation finde ich viel besser (als die aus den ersten beiden Teilen) und spiegelt auch meine Meinung wieder.

    Ich denke aber, dass ein wichtiger Aspekt bei der ganzen Diskussion fehlt und zwar der Grund warum die anarchokapitalistische Sicht für viele so interessant ist:
    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es die Konsequenz ist. Es liegt ja in der Natur der Sache, dass man als philosophisch interessierter Mensch versucht die „absolute Wahrheit“ zu finden und ein perfektes, in sich zu 100 % geschlossenes Weltbild zu schaffen; wirklich erreichen kann man dieses Ziel nach allem was wir wissen aber nicht, und das ist natürlich frustrierend. Dieses Problem lässt sich dann vermeintlich dadurch lösen, indem man sich einfach auf einen Blickwinkel versteift und alle anderen Blickwinkel und die Probleme die sich dadurch offenbaren der einen (im Grunde willkürlich bevorzugten) Erkenntnis unterordnet.

    In diesem Fall ist das der ethische Aspekt der Freiheit, also die Erkenntnis, dass jedes Handeln gegen das Selbsteigentumsprinzip immer unethisch ist. Diebstahl ist immer unethisch, ob selber ausgeführt oder durch eine dritte Person, ob heimlich oder offen über eine demokratische Entscheidung. Also ist Diebstahl folgerichtig auch in einem Minimalstaat unethisch. Zu sagen „Ob der Anarchokapitalismus auch praktisch funktioniert ist völlig irrelevant“ ist also nicht unlogisch, sondern nur konsequent, denn für die rein ethische Sichtweise spielt es wirklich keine Rolle.

    Hier sieht man auch die Gemeinsamkeit zu den Sozialisten und Kommunisten, die machen es nämlich genau gleich, nur anstatt über die Ethik argumentieren sie stur über die Funktion: „Der Zweck heiligt alle Mittel“, also das genau entgegengesetzte Extrem. Auch das ist nicht unlogisch sondern nur konsequent. (Falsch ist es nur deswegen, weil ihr zu Grunde liegendes Menschenbild nicht reaslistisch ist, aber das ist ein anderes Thema).

    Wenn man beide Blickwinkel gleichzeitig betrachtet wird man versuchen einen Kompromiss zu finden, der einigermaßen funktioniert und auch möglichst ethisch ist. Allerdings muss man dann auch mit der Erkenntnis leben, dass nichts jemals perfekt funktionieren wird, und dass auch nichts jemals zu 100 % ethisch korrekt ablaufen wird.

    Das ist der Unterschied zwischen Realismus und Idealismus. Und beide Gruppen von Idealisten einfach als verkorkste Menschen abzutun, damit macht man sichs ein bischen zu einfach (auch wenn es in Einzelfällen wirklich zutreffen mag). Wenn man die Sichtweise seiner Gegner aber wirklich versteht und auch nachvollziehen kann, dann kann man auch viel besser und gezielter argumentieren und findet leichter einen gemeinsamen Konsens.

    Übrigens wurde vor kurzem auf Eigentümlich Frei ein sehr guter dreiteiliger Artikel genau zu diesem Thema veröffentlicht:
    http://ef-magazin.de/2013/03/22/4113-ethik-letztbegruendung-logik-und-intersubjektivitaet
    http://ef-magazin.de/2013/03/25/4120-ethik-der-naturrechtsliberalismus-auf-dem-holodeck
    http://ef-magazin.de/2013/03/27/4126-geschichtsphilosophie-wie-kommt-die-ethik-in-die-geschichte

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Unser englischer Youtube-Kanal wächst

Unser englischer Youtube-Kanal wächst: Täglich neuer Content und eine regelmäßige Sendung mit Jeff Nyquist. Ein älteres Video über Russlands...

Genau dann wird Nordkorea Atomwaffen einsetzen

Kommentar Nur in Koordination mit Russland und China ist es strategisch sinnvoll für Nordkorea, Atomwaffen einzusetzen. Und in dem...

Recentr NEWS (04.12.23) Beinahe Gas-Katastrophe

Russland wollte Deutschland ins Gas-Chaos stürzen. Zwei Überläufer verrieten laut Handelsblatt den Plan. Viele wichtige Fragen dazu sind...

Das bedeutet Künstliche Intelligenz für die Kriegsführung

Kommentar Anfang November versammelten sich führende Persönlichkeiten der Welt zum ersten globalen Sicherheitsgipfel für künstliche Intelligenz (KI) in Bletchley...