Von Alexander Benesch
Es gibt viele brilliante Schreiber über die Wissenschaft der Freiheit, die ihre Ideen auch gelebt hatten wie Thomas Jefferson, Ludwig von Mises oder Roland Baader. Was liegt also näher, als eine SozPäd-Feministin aus der Sowjetunion, die sich deutlich gegen Libertarismus positioniert hatte und jenen als Parasiten ihrer Lehre namens Objektivismus betrachtete, zur Speerspitze der libertären/freiheitlichen Bewegung zu erklären?
Zu denjenigen Libertären, die sich irgendwann positiv über sie geäußert haben, zählen unter anderem Robert Ringer, Doug Casey, James Blanchard, Daniel Rosenthal, Harry Schultz, John Pugsley, Robert Kephart, Ron Paul, Neil Schulman, Wendy McElroy, George Smith, Karl Hess, Durk Pearson und Sandy Shaw.
Lob von den Objektivisten an die Libertären gab es hingegen kaum bis gar nicht. So nannte Ayn Rand die Libertären „Hippies der [politischen] Rechten“. In völliger Verdrehtheit unterstützte sie allerdings den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Nixon anstatt den Libertären Hospers. Sie ging sogar soweit dass sie erklärte, eher noch einen Kommunisten zu wählen als einen Libertären. Was genau sie an Libertären störte, schrieb sie nie. Sie ignorierte viel lieber passiv-aggressiv die Libertären, die zahlenmäßig ihre Objektivisten um ein Vielfaches übertrafen.
Ihr ursprünglicher Kult, in dem sie sich als unfehlbare Führerin feiern ließ, ist zwar an den eigenen persönlichen Defiziten gescheitert, lebt aber nach ihrem Tod heute fort mit Nachfolger-Gurus wie dem Kanadier Stefan Molyneux, dessen FreeDomain-Community beständig versucht, Leute aus dem libertären Lager abzufischen, ohne natürlich sofort den Rekruten die ganzen Hintergründe zu offenbaren.
Leben
Alisa Zinovievna Rosenbaum (bekannt als Ayn Rand) war in eine reiche bürgerliche Familie in Russland geboren. Nachdem die Kommunisten nach der Oktoberrevolution der Familie alles abgenommen hatten, studierte sie in der neuen Sowjetunion Sozialpädagogik und Filmkunst. Sie haben richtig gelesen.
1925 zog es sie in den USA nach Hollywood und sie begann das Schreiben. Später in New York traf sie eine Gruppe an Bewunderern, darunter den späteren Vorsitzenden der Federal Reserve Alan Greenspan. Sie heiratete den erfolglosen Schauspieler Frank O‘ Connor im Jahr 1929. Da sie eine machthungrige Kampf-Feministin und ihr Mann kein Gegengewicht war, nahm jener die Rolle des Masochisten in der Ehe ein. Schließlich schlief Ayn mit einem ihrer hörigen Fans namens Nathniel Branden, den sie prompt zum Führer ihrer Objektivisten-Bewegung machte. Dass beider Ehepartner dies gefälligst einfach so hinnehmen sollten, wurde damit begründet, dass es rational und deshalb moralisch sei.
Dummerweise vögelte später Branden hinter Aynds Rücken eine junge Schauspielerin, was dazu führte dass sie dieses Fremdgehen überhaupt nicht rational und moralisch fand, sondern wutentbrannt ihr Boy Toy hinauswarf und ihn von seinem Chefposten der Objektivistensekte enthob. Kinder produzierte sie keine.
Ihr Leben lang überzeugt davon, dass Kettenrauchen keinen Krebs verursacht, bekam sie im Alter natürlich Lungenkrebs. Ihre Bücher hatten nicht genug Geld eingebracht um selbst für ihre Therapie zu bezahlen, also ließ sie die Allgemeinheit für ihre Fehler bezahlen und holte sich unter ihrem Ehe-Namen Ann O‘ Connor ein Vielfaches an Geld vom Staat im Vergleich zu dem, was sie in Social Security und Medicare eingezahlt hatte.
Die Feinde Israels waren für Rand „total primitive Beinahe-Wilde“.
Europäische Kolonisten hätten laut ihr das Recht gehabt, das Land der Ureinwohner zu stehlen.
Bei der Fertigstellung ihres zweiten Romans (Fountainhead) begann sie, das verschreibungspflichtige Medikament Benzedrine (Amphetamin) zu nehmen, was die nächsten Jahrzehnte so weiterging. Viele spekulieren, dass dieser Einfluss von Speed der Grund war, weshalb ihre Werke immer länger und seltsamer wurden.
Das Standard-Werk zur Rekrutierung neuer Opfer für die Objektivisten-Sekte ist das Buch „Atlas Shrugged“ (deutsch: Atlas wirft die Welt ab oder Wer ist John Galt?, im Jahr 2012 unter dem Titel Der Streik neu aufgelegt) mit 1200 Seiten, dessen Höhepunkt eine 60-seitige Rede des Hauptcharakters ist, der erst auf Seite 600 auftaucht. Der Plot: Amerika in den 1950er Jahren wird regiert von Sozialisten die alles ruiniert haben, bis endlich John Galt auftaucht und dafür sorgt, dass doch noch Computer und große Fluglinien gebaut werden. Gleichzeitig ist eine Nymphomanin völlig heiß auf den Androiden und schließlich haben sie Sex in der U-Bahn. Das ist im Prinzip alles.
Die verbliebenen Schlauen und Produktiven entziehen dem System ihre Leistungskraft und flüchten in eine von einem magischen Feld geschützte Zivilisation namens Galt’s Gulch. Dies wurde 2007 in dem Computerspiel Bioshock aufs Korn genommen: Schauplatz der Handlung ist die fiktive, im Art-Déco-Stil gehaltene Unterwasserstadt Rapture, die im Sinne der Philosophien Ayn Rands als ein Ort der vollkommenen individuellen Freiheit für die libertär eingestellten Eliten konzipiert wurde. Die Spielerfigur gelangt nach Rapture, nachdem blutige Auseinandersetzungen zwischen den Bürgern bereits zuvor weite Teile der Stadt zerstört haben. Auf der Suche nach einem Fluchtweg erkundet der Spieler die Trümmer dieses gescheiterten Gesellschaftsmodells, wobei er sich mit Waffengewalt gegen die zumeist geistig verwirrten Bewohner zur Wehr setzen muss.
Sekte
Die von der SozPäd- und Filmkunst-Studierten Ayn Rand geschaffene Sekte namens „Objektivismus“ nahm die Versatzstücke früherer Autoren über Freiheit und Vernunft auf, behauptete dreist die Führerin hätte wichtige Prinzipien quasi selbst erfunden, und garnierte das Ganze mit einer heftigen Glorifizierung ihrer Person, ihrer fiktionalen Romanfiguren und intellektuellen Konformitätszwang.
1968 schrieb der Psychologe Albert Ellis nach einer Debatte mit Rands Boy Toy Nathaniel Branden ein Buch, in dem er argumentierte, dass Objektivismus eine Religion sei, zu deren Praktiken „sexueller Puritanismus“, Absolutismus, Verdammung und Verurteilung anderer sowie die Vergöttlichung von Rand zählen.
Selbst Branden erklärte später:
„es gab einen Kult-Aspekt in unserer Welt. […] Wir waren eine Gruppe die um einen charismatischen Führer organisiert war, deren Mitglieder sich gegenseitig hauptsächlich beurteilten nach deren Loyalität gegenüber dem Führer und dessen Ideen.“
1972 begann der libertäre Autor Murray Rothbard, privat einen Essay zu verbreiten mit dem Titel „The Sociology of the Ayn Rand Cult“:
„[Der Rand-Kult] bewarb sklavenhafte Abhängigkeit vom Guru im Namen der Unabhängigkeit; Bewunderung und Gehorsam gegenüber dem Führer im Namen der Individualität jeder Person; sowie blinde Emotion und Glauben an den Führer im Namen der Vernunft.“
Rothbard:
“The reason I didn’t see this crew more often is that I couldn’t stand these people. Any of them. Posturing, pretentious, humorles, robotic, nasty, simple-minded jackasses. I couldn’t very well say: ‘I don’t want to see more of you because I can’t stand you’. Not only would such a statement have been socially unacceptable, it would have been considered philosphicall erroneous and evil.”
Die Mitglieder der Objektivisten mussten glauben dass
- Ayn Rand der großartigste Mensch gewesen sei der jemals gelebt hat.
- das Buch Atlas Shrugged die größte Errungenschaft der Menschheitsgeschichte sei.
- Ayn Rand der oberste Richter sei in den Fragen was rational, moralisch oder angemessen ist.
- ihr eigener Wert sich bemessen lässt an der Position in der Rand-Sekte.
Fazit
Rand und die Objektivisten bewiesen erneut, dass man so ziemlich aus allem eine Sekte machen kann und dass die Psyche der Menschen immer bedeutungsvoller ist als die Ideologie die sich die Leute auf die Fahne schreiben. Wer meint, die eigene Psyche und die Psyche anderer nicht verstehen und verbessern zu müssen, der wird bald merken (oder auch nicht bemerken) dass die pathologischen Züge von einzelnen Menschen und die Sehnsucht anderer nach Führern einen neuen, unfreien Kult hervorbringen.
Nähere Informationen zu dem heutigen Guru Stefan Molyneux finden sie unter diesem Link und bald hier in einem weiteren Exposé.