Ein Kommentar von Peter Boehringer
Leicht verspätet ein Hinweis auf eine weitere sehr relevante Entscheidungen der EZB vom 6. September 2012, die inmitten der Hammermeldung zur uferlosen Staatenfinanzierung vom gleichen Tag praktisch untergegangen ist. Doch immerhin Frank Schäffler & Team ist auch die untenstehende Passage aufgefallen, die mindestens ebenso folgenreich wie die absurde Zinsobergrenze und die grenzenlose Dauerbazooka für die PIGS ist:
„ECB PRESS RELEASE 6 September 2012 – Measures to preserve collateral availability
The Governing Council of the ECB has decided to suspend the application of the minimum credit rating threshold in the collateral eligibility requirements for the purposes of the Eurosystem’s credit operations in the case of marketable debt instruments issued or guaranteed by the central government, and credit claims granted to or guaranteed by the central government, of countries that are eligible for Outright Monetary Transactions or are under an EU-IMF programme and comply with the attached conditionality as assessed by the Governing Council.“
Quelle: http://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2012/html/pr120906_2.en.html?utm_source=Frank+Sch%C3%A4ffler+Newsletter+%22Frank+und+Frei%22&utm_campaign=3af73dced2-RSS_EMAIL_CAMPAIGN&utm_medium=email
Kommentar Frank Schäffler http://www.frank-schaeffler.de/weblog (Auszug aus „Murmeltiertag“):
Die EZB erklärt ungeachtet ihrer Ratings alle Schuldinstrumente für zentralbankfähig, die von Eurostaaten im OMT emittiert oder garantiert werden … Damit reagiert die EZB auf das eigentliche und so gut wie nie angesprochene Problem der Eurozone: Der Eurozone gehen die guten Sicherheiten aus.
Mit dem Verfall der Ratings für Eurostaaten verfällt auch die Qualität der von ihnen als Wertpapier verbrieften oder garantierten Schulden. Diese Schuldtitel dienen allerdings im mit Papiergeld befeuerten Zentralbanksystem als Grundlage der Kredit- und Geldschöpfung. Bricht die Qualität der Sicherheiten weg, müsste folgerichtig die Geld- und Kreditmenge schrumpfen. Dadurch würde der durch künstliches Zentralbankgeld geschaffene Kredit- und Konjunkturboom beendet.
Eine Bereinigungsrezession wäre die Folge. Das verhindert die EZB, indem sie die Anforderungen an die Qualität der zentralbankfähigen Sicherheiten herunterschraubt. Ich habe vor gut einem Jahr im August 2011 gesagt, die EZB kaufe bald alte Fahrräder und gebe dafür neues Papiergeld heraus. Nun ist es soweit. Die EZB nimmt echten Schrott entgegen“
PS: Erstmals hatte die EZB die Collateral-Qualitätsanforderungen am 3. Mai 2010 im Zuge der ersten GR-„Rettung“ für (zunächst nur) griechische Bonds aufgeweicht – damals von mir hier kommentiert
http://www.goldseitenblog.com/peter_boehringer/index.php/2010/05/03/du-bist-griechenland-und-portugal-und :
=> DAS ist die EIGENTLICH wichtige Entscheidung des EU-Gipfels vom Wochenende, bei dem ganz „unauffällig“ auch die EZB mit am Tisch saß: Ich behaupte, dass die unausweichlichen künftigen Bailouts der PIIGS in der neuen Haftungsgemeinschaft EU in VIEL höheren Größenordnungen als die 100 Mrd. EUR Griechenlandhilfe über die EZB bzw. über mit der EZB kooperierende Geschäftsbanken laufen werden! Ein klarer Tatbestand zur Umgehung von direkten Monetarisierungen von Staatsanleihen durch die EZB. Bei der EU kann eben DOCH sein, was nicht sein darf…“
PPS: Die FED betreibt dieses Spiel übrigens seit 2007 – von uns im GS-Forum schon im April 2008 intensiv beleuchtet (Pauli = PB): http://www.goldseiten-forum.de/index.php?page=Thread&postID=264382#post264382 :
=> Was lernen wir hier? In der REALITÄT (nicht in den Elli´schen Theoriewelten) wird derzeit Geld zwar JURISTISCH nicht aus dem Nichts geschöpft (es wird noch immer ein Sicherungspfand verlangt) – IN DER PRAXIS aber sehr wohl! Die Fed nimmt seit etwa Dezember 07 PRAKTISCH JEDES TOILETTENPAPIER als Collateral an! Und an dieser Stelle spielt dann der von Elli ständig zitierte „Verschuldungswille“ KEINE ROLLE mehr!
=> Wenn ich eine Bank bin, die faule oder gar (jedenfalls derzeit) nicht marktfähige Sicherheiten auf den Büchern hat, die ich entweder gar nicht oder nur mit 80%igem Abschlag liquidieren (= zu Geld machen) könnte, dann nehme ich DANKEND JEDES Angebot der Fed an, diese Papiere ohne Abschlag zu NOMINAL (!!!) zu monetarisieren! Was soll das Geblubber über „Verschuldungswillen“?! In einer solchen existenziell gefährlichen Situation nehme ich ein solches Angebot der Fed natürlich an!
=> Ich gehe sogar noch weiter: Wenn die Fed JEDES Toilettenpapier als Collateral annimmt, dann würde JEDER, der irgendwie Geschäfte mit der Fed tätigen darf, solche Verpfändungen so hoch wie irgendwie möglich annehmen und sein aus Toilettenpapier generiertes Geld irgendwo anders sinnhaft anlegen. Und wenn es nur zum Goldkauf wäre (was die Fed den Lehmans natürlich nicht erlauben wird). Solche Geschenke würden auch NICHT existenziell Gefährdete annehmen! Würdet IHR das nicht tun? Geld gegen Schei… ! Wie dumm müsste man sein, das nicht zu tun? Fehlender Verschuldenswille?? Dumm ist einzig und alleine, dass wir leider keine Primary Dealers mit der Fed sind und derart (fast) AUS DEM NICHTS (!!) geschaffenes Geld nicht erhalten werden…“