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Ex-Hacker und Wikileaks-Informant Adrian Lamo arbeitete für den militärisch-industriellen Komplex

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Wie Forbes berichtet arbeitet der ehemalige Hacker Adrian Lamo, der den Unteroffizier Bradley Manning wegen der Weitergabe von geheimen Dokumenten der US-Armee an die Aktivistenplattform Wikileaks an die Behörden ausgeliefert hatte, als Analytiker für Project Vigilant, ein verschlossenes und für gewöhnlich sehr schweigsames „Sicherheitsunternehmen“, welches Verträge mit der US-Regierung unterhält. Vigilant zeigte sich am Sonntag ausgerechnet bei der Hackerkonferenz Defcon in der Öffentlichkeit, um neue Hacker zu rekrutieren für die Überwachung des Traffics von insgesamt 12 Internet Service Providern. Man möchte kriminelle Hackeraktivitäten und Terrorismus aufspüren; in Zusammenarbeit mit den Bundesbehörden werden relevante Informationen an die entsprechenden Stellen weitergeleitet. Laut einem Artikel im San Francisco Examiner vom vergangenen Monat, hätte man bereits den ehemaligen NSA-Beamten Ira Winkler im Team sowie  Suzanne Gorman, früherSicherheitschefin am New York Stock Exchange.

Der Vigilant-Direktor Chet Uber gab an, dass er im Juni dieses Jahres von Adrian Lamos Vater erfahren hätte, dass dessen Sohn sich online mit Bradley Manning angefreundet und jener ihm von der Weitergabe geheimen Materials erzählt hätte. Neben dem Video eines Helikopterangriffs, welches Wikileaks unter dem Titel „Collateral Murder“ veröffentlichte, soll der im Irak stationierte Unteroffizier auch 150.000 diplomatische Meldungen, über 100.000 armee-interne Berichte über den Afghanistanfeldzug sowie hunderttausende Berichte über den Irak-Krieg kopiert und weitergereicht haben.

„Ich bin derjenige der die US-Regierung angerufen hat,“

meinte Uber.

„Alle sagen dass er ein Spitzel wäre, aber er handelte patriotisch. Er beobachtet alle möglichen Hacks und er machte sich ernsthafte Sorgen dass Leute sterben könnten.“

Unter anderem die Bundespolizei FBI hätte Ermittler geschickt und Lamo eingehend befragt. Er hätte seine Entscheidung bereut, Manning den Behörden auszuliefern, wäre jedoch von allen Seiten eingehend bearbeitet worden. Uber meinte nach eigenen Angaben zu ihm:

„Die werden dich nicht ins Gefängnis stecken. Gib ihnen alles was du hast.“

Lamo lieferte ausführliche Chat-Logs und sogar seine persönliche Analyse über die Hintergründe von Mannings Aktion. So hieß es beispielsweise, Manning hätte selbst nicht die nötigen Fähigkeiten besessen und sei von Hackern der Plattform Wikileaks instruiert worden. Wieviel an der Darstellung von Uber stimmt, ist fraglich. Diese Version der Ereignisse nimmt Adrian Lamo aus dem Schussfeld, gegen den seit längerem Anschuldigungen existieren, bewusst als Informant gearbeitet und in der Hackerszene herumgeschnüffelt zu haben. Es hieß zum Beispiel, dass Lamo diverse Hacker anrief und die Geschichte erzählte, er arbeite an einem Buch über Hacking und würde gerne vertraulich wissen, was denn derzeit für Aktionen liefen. Uber beschrieb, dass man bei Vigilant auch klassiche Spionagetaktiken einsetzt:

„Wir gehen in Bars, suchen nach Listen von bösen Buben, wir bekommen Hinweise von Leuten…“

Der Hacker Eric Gorden Corley (Pseudonym “Emmanuel Goldstein”), der auch die Szenepublikation 2600 betreut, verkündete am 18. Juli 2010 bei der HOPE-Konferenz vor rund 3000 Kollegen, dass bis zu 25% der Hacker in irgendeiner Form als Informanten für die Behörden tätig seien. Dagegen könne man nichts tun und müsste mit dieser Situation leben, hieß es resigniert.

Terror

Project Vigilant ist ein klassisches Bindeglied im militärisch-industriellen Komplex; man profiliert sich wie üblich in der Öffentlichkeit mit hohlen PR-Phrasen darüber, dass man die amerikanische Öffentlichkeit beispielsweise vor chinesischen Hackern schütze, oder nach Beweisen für Wahlfälschungen im Iran suche.

Uber war Mitbegründer des Programms Infragard, das im Laufe der Zeit als verlängerter Arm des FBIs und des Heimatschutzministeriums zehntausende Leute aus verschiedensten Unternehmen rekrutierte. InfraGard sei „ein Kind des FBIs“, erklärte Michael Hershman, Vorsitzende des Beratergremiums der InfraGard National Members Alliance und gleichzeitig Geschäftsführer der internationalen Beraterfirma Fairfax Group. 2008 gab es bereits mehr als 23.000 Rekruten, aufgeteilt in regionale Gruppen, die frühzeitiger als die generelle Bevölkerung „Terrorwarnungen“ erhalten und bei der Umsetzung des Kriegsrechts und dem Schutz von Infrastruktur behilflich sein sollen. Ein Infragard-Mitglied erklärte einem Investigativreporter vom Progressive, dass er unter dem Kriegsrecht sogar Gebrauch von tödlicher Gewalt machen dürfe, ohne juristische Konsequenzen zu fürchten.

Aktuelles Unterrichtsmaterial des US-Verteidigungsministeriums für Kurse im Bereich Anti-Terror-Training impliziert, dass die Ausübung von Rechten, welche im ersten Verfassungszusatz gewährleistet sind, als terroristische Aktivität ausgelegt werden könnte. Die American Civil Liberties Union (ACLU) hat das Verteidigungsministerium im Bezug auf die jährlichen Auffrischungskurse für Terrorismusbekämpfung und Streitkräfteschutz angeschrieben, in welchen dem Personal vermittelt wird dass politische Demonstrationen Terrorismus auf niedrigem Niveau darstellen würden.

“Uns ist zu Ohren gekommen, dass das jährliche Level I Antiterror-Training (AT) des Verteidigungsministeriums für 2009 das Personal des Verteidigungsministeriums dahingehend falsch informiert, dass einige durch den ersten Verfassungszusatz gesicherte Aktivitäten ‚Terrorismus auf niedrigem Niveau‘ darstellen könnten,“

schrieb die ACLU.

„Wir schreiben sie an, damit unverzüglich Schritte unternommen werden, um diese Situation in Ordnung zu bringen,“

heißt es in dem Brief an Under-Secretary Gail McGinn. Ein PDF- Dokument des ACLU-Briefes beinhaltet auch Auszüge relevanter Passagen des Kursmaterials.

In der ersten Frage, bezogen auf terroristische Bedrohungsfaktoren, „Wissensüberprüfung 1“, steht geschrieben:

Welcher der nachfolgenden Punkte bezeichnet eine terroristische Aktivität auf niedrigem Niveau? Wähle die richtige Antwort und klicke dann auf „Überprüfe deine Antwort“

Das Pentagon angreifen

IEDs [improvisierte Sprengsätze, d.R.]

Hassverbrechen an ethnischen Gruppen

Demonstrationen

Um weiterzukommen müssen die Benutzer die Antwortmöglichkeit „Demonstrationen“ auswählen. Dem Dokument zu Folge müssen alle Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums diesen Kurs im jährlichen Takt absolvieren.

Die Überwachung und die präventive Festnahme von Demonstranten wegen Vorwürfen des inländischen Terrorismus letztes Jahr auf der Republican National Convention (RNC) durch das FBI wird ebenfalls von der ACLU zitiert. Neben anderen Präzedenzfällen, die die ACLU in ihrem Schreiben nicht erwähnte, spionierte beispielsweise kürzlich das FBI Demonstranten der sog. „Tea Parties“ landesweitaus. Eine Woche vor diesen Enthüllungen berichteten wir auch dass die Nationalgarde von Maryland in Erwartung von landesweiten Protesten in Alarmbereitschaft gesetzt wurde, während ein Sprecher des Heimatschutzes darauf verzichtete zu leugnen, dass Protestanten unter Überwachung des Heimatschutzes stehen. Die Nationalgarde Marylands gab am 11. April eine Anweisung an die Soldaten heraus in der es hieß, dass sie während den Demonstrationen in Alarmbereitschaft bleiben sollen, weil Gardisten und Garde-Einrichtungen „Gelegenheitsziele“ darstellen könnten. Die Kontaktperson für dieses Dokument war als der Antiterror-Planungskoordinator angegeben. Die Anweisung war fast die gleiche wie die Anweisung der Heeresreserve der Vereinigten Staaten (United States Army Reserve Command Force) die im letzten November vor den bundesweiten Anti-Federal-Reserve- Protesten herausgegeben wurde und davor warnte dass sich Demonstranten im ganzen Land versammeln um gegen die private Zentralbank zu demonstrieren.

Über die letzten Jahre hinweg haben wir viele Beispiele von Sicherheitsanalysen gesehen, u.a.  vom Verteidigungsministerium, vom Heimatschutzministerium, vom FBI, sowie Trainingshandbücher der Polizei, welche erklären dass Anti-Kriegs- Demonstranten, Waffenbesitzer, Veteranen, Ron-Paul-Unterstützer und jene welche nur die Verfassung zitieren mit Extremisten gleichgesetzt werden sollten. Die weitere Überwachung von Demonstranten, zusätzlich zu der aktuellen Agenda, Widerspruch mit Terrorismus gleichzusetzten, unterstreicht die Tatsache dass die Architektur des Polizeistaats, der unter George W. Bush extrem ausgeweitet worden ist, unter der Obama-Regierung weiter ausgebaut wird.

AlexBenesch
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